Charisma

Schaffung einer eigenen von einer bestimmten Gruppe anerkannten numinosen Autorität
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Der Ausdruck Charisma (v. griech.: chárisma Gnadengabe) bezeichnet eigentlich in der Religion einerseits die Begabung oder Befähigung zum Empfang von Offenbarungen, Inspirationen oder Erleuchtungen, anderseits - verbunden mit religiöser Devianz und Innovation - die Schaffung einer eigenen von einer bestimmten Gruppe anerkannten numinosen Autorität.

Als religiöser Begriff

Im Neuen Testament und älteren Christentum bezeichnet Charisma die Gaben des Heiligen Geistes an die Christen. Dazu zählen Weisheit, Erkenntnis, Glaube, Prophetie, Krankenheilungen, Wundertaten, Geisterunterscheidung, Zungenrede und Auslegung der Zungenrede. Unter besonderer Betonung einiger dieser Charismen (auch: Charísmata) entstanden in der Neuzeit geistliche Aufbruchsbewegungen, wie die charismatische Bewegung, oder die Pfingstbewegung.

In der Soziologie nutzte Max Weber den Begriff "Charisma", um eine der von ihm unterschiedenen drei Formen der Herrschaft zu bezeichnen (neben "traditionaler" und "rationaler" Herrschaft). (Vgl. auch den Noah-Effekt). In der Wirtschaftspsychologie findet sich ein Ansatz, der Charismaaffinität und die Wahrnehmung von Charisma in die Nähe des Narzissmus' stellt. Wichtig dabei ist, wie sich "Stigma" und "Charisma" zueinander stellen (vgl. auch Lipp), und die Möglichkeit der sozialen Reversion bzw. Dramatisierung prototypischer Attribute. Dieses Wechselspiel lässt sich sozial-kognitiv und psychodynamisch-interaktiv erklären (dazu Steyrer (1995): Charisma in Organisationen).

Umgangssprachlich

Im weiteren Sinne versteht man heute (bis in die Sprache der Werbung hinein) unter "Charisma" die besondere Ausstrahlungskraft eines Menschen.

Literatur

Michael Günther (2005), Masse und Charisma. Soziale Ursachen des politischen und religiösen Fanatismus. Frankfurt a.M. u.a. (Peter Lang). ISBN 3-631-53536-8