Das Geisterhaus

Roman von Isabel Allende
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Das Geisterhaus ist der Debütroman der chilenischen Schriftstellerin Isabel Allende. Das 1982 veröffentlichte Werk mit dem Originaltitel La casa de los espíritus (deutsche Veröffentlichung: 1984) erzählt die Geschichte einer Familie im Chile der 1920er Jahre bis zu den Jahren der Militärdiktatur in den 1970ern. Es trägt starke autobiographische Züge und ist für seinen starken geschichtlichen Bezug bekannt.

Inhaltsangabe

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Estebán Trueba. Er verliebt sich als junger Mann aus verarmtem Bürgertum in die schöne Rosa del Valle, die zu seiner Überraschung in die Heirat einwilligt. Estebán begibt sich in den Norden Chiles, um dort in Goldminen sein Glück und das notwendige Geld zur Heirat zu finden. Er schreibt feurige Liebesbriefe an Rosa, die in der Hauptstadt Santiago zurückbleibt. Während Rosa durch ihre Erscheinung denken macht, sie sei von einer anderen Welt, besitzt ihre kleine Schwester Clara hellseherische und andere übernatürliche Fähigkeiten. Sie sieht Katastrophen vorher und kann Gegenstände bewegen, ohne sie zu berühren.

Rosa stirbt während Estebáns Abwesenheit an den Folgen einer Vergiftung durch Rattengift. Dieses Gift war für ihren Vater, der zu den Senatswahlen kandidiert hatte, vorgesehen und in Alkohol versteckt, den ihr Vater Severo geschenkt bekommen hatte. Rosas Schwester Clara, hatte einen Todesfall in ihrer Familie vorhergesehen. Clara sieht in der Folge heimlich bei der Öffnung von Rosas Körper zu, was auf dem Küchentisch der Familie geschieht, um die Todesursache festzustellen. Auf den gesamten Vorfall reagiert das Mädchem mit neunjährigem Schweigen. Weder die Ärzte mit Medikamenten noch die Haushälterin durch Erschrecken schaffen es, sie wieder zum Sprechen zu bringen.

Estebán Trueba geht auf das Land, wo seine Familie das Gut Drei Marien hochzuwirtschaften beginnt. Er tut dies, um vor der Trauer um Rosa, aber auch vor der Verantwortung um seine schwerkranke Mutter zu fliehen. Er macht aus den vom Verfall bedrohten Drei Marien ein Mustergut und schafft es sogar, Nachbargüter aufzukaufen. Bekannt ist er jedoch für seinen Jähzorn und dafür, dass er alle Töchter seiner Arbeiter vergewaltigt und zahllose uneheliche Nachkommen zeugt.

Das erste, was Clara nach neunjährigem Schweigen sagt, ist, dass sie heiraten werde. In der Tat kommt Estebán Trueba kurz danach in ihr Elternhaus und hält um ihre Hand an. Kurz zuvor war seine Mutter verstorben und er hatte ihr versprochen, zu heiraten und für sie Enkel großzuziehen. Clara und Estebán heiraten in großem Pomp und Estebán baut ein riesiges Haus für Clara und seine Schwester Férula, die sich bis dahin um die Mutter gekümmert hatte und unverheiratet war. Während Estebán zurück aufs Land geht, bleibt Clara in diesem Haus, wo sie sich übernatürlichen Aktivitäten widmet.

Clara bekommt in der Folge drei Kinder: eine Tochter Blanca und die Zwillinge, Jaime und Nicolas. Die Familie verbringt jeden Sommer auf den Drei Marien und überwintert in der Hauptstadt. Die Ehe zwischen Clara und Estebán ist nach außen glücklich, wird jedoch durch Estebáns Abneigung gegen Claras Okkultismus und durch die Eifersüchteleien Férulas erschwert.

Blanca lernt schon als kleines Kind den Sohn des Verwalters der Drei Marien, Pedro Tercero García, kennen. Als Halbwüchsige verliebt sich das Paar, diese Beziehung wird vom Vater Estebán nicht akzeptiert, da Blanca eines viel höheren Standes als Pedro ist. Er droht mehrmals, Pedro umzubringen, tut es jedoch nicht, weil Pedros Vater ein treuer Verwalter des Gutes ist und weil Pedros Großvater Estebáns Leben rettet, als er mit zahllosen Knochenbrüchen aus den Trümmern des vom Erdbeben eingestürzten Hauses gerettet wird.

Als Blanca ins heiratsfähige Alter kommt, wird sie von Pedro schwanger. Estebán, rasend vor Zorn, schlägt seiner Frau einige Zähne aus; sie trennt sich von ihm und spricht mit Estebán nicht mehr. Pedro, der sich zu Estabáns größtem Verdruss den Kommunisten angeschlossen hatte, war schon längere Zeit aus dem Gut vertrieben, wird nun aber von Estebán verfolgt und verliert in durch Estabáns Angriff mit einer Axt drei Finger. Die schwangere Blanca wird gegen ihren Willen mit dem Franzosen Jean de Satigny verheiratet, der schon längere Zeit als Gast auf dem Gut gelebt hatte. Sie zieht mit ihm in den Norden Chiles, entdeckt dort aber, dass er mit den teils männlichen Hausbediensteten sexuell eindeutige Fotoaufnahmen macht und flieht daraufhin in ihr Familienhaus zurück.

Blanca bringt eine Tochter zur Welt, die Alba genannt wird. Sie ist die einzige, die es schafft, zu allen Familienmitgliedern eine vernünftige Beziehung aufzubauen: Mit ihrem Onkel Nicolas, der wirtschaftliche Abenteuer unternimmt, die in der Regel in großen Verlusten enden, später einer asiatischen Sekte beitritt und der letzten Endes von seinem Vater nach Nordamerika geschickt wird, weil er eine Gefahr für seine politischen Ambitionen darstellte.

Ihr zweiter Onkel Jaime wird Arzt arbeitet unter großen Entbehrungen in einem Armenkrankenhaus in der Hauptstadt.

Ihr Großvater, Estebán Trueba, geht in die Politik und wird mehrmals zum Senator für die Konservative Partei gewählt. Er hat gegen die Linken eine große Abneigung und sieht seine Kinder, die sich der Nächstenliebe verschrieben haben und sich teils in der Linken engagieren, als Nichtsnutze. Trueba investiert große Summen in die Politik, während er etwa seiner verstoßenen Tochter Blanca nur das aller notwendigste lässt.

Nach Claras Tod zerfällt die Familie und das große Haus beginnt zu verrotten. Zwar leben noch einige Familienmitglieder im gemeinsamen Haus, haben sich jedoch so auseinandergelebt, dass sie nicht einmal mehr miteinander essen.

Alba beginnt an der Universität Musik und Philosophie zu studieren. Ihr Studium fällt ein eine Zeit, als das Land politisch tief gespalten ist. Sie verliebt sich in den Sozialisten Miguel, der auch bereit ist, sich der Guerilla anzuschließen, um für seine Ideale zu kämpfen. Mehr aus Liebe zu ihm denn aus Begeisterung für die Sache macht Alba bei einer Universitätsbesetzung mit.

Schließlich tritt das ein, woran Estebán Trueba nie zu denken gewagt hatte – seine Partei verliert die Wahlen und die Linke übernimmt die Macht. Trueba gehört zu denen, deren Gut enteignet wird und die in der Folge Pläne zum gewaltsamen Umsturz vorbereiten. Die Wirtschaft des Landes wird systematisch destabilisiert. Estebán Truebas Feind Pedro Tercero García, der sich seit der Verstümmelung durch Estebán zu einem populären Sänger hinaufgearbeitet hatte, wird Minister.

Wenig später kommt es zum Militärputsch. Estebáns Sohn Jaime, der ein Freund des Präsidenten (Salvador Allende) ist, ist bei der Bombardierung des Präsidentenpalastes zugegen und wird später von den Militärs verhaftet, gefoltert und ermordet. Estebán hatte erwartet, dass das Militär die Ordnung wiederherstellen und Neuwahlen ausrufen würde. Das geschieht jedoch nicht, und auch seine frühren einflussreichen Freunde nützen ihm nichts mehr. Er fühlt sich betrogen, die plötzlich noch viel stärker grassierende Armut und die Berichte von Folterungen und Konzentrationslagern hält er für Propaganda der Kommunisten.

Trotzdem versöhnt er sich mit Blanca und Pedro Tercero; er hilft ihnen, das Land zu verlassen und ins Exil zu gehen.

Erst als Alba mitten in der Nacht verhaftet, in ein Konzentrationslager gebracht, gefoltert und mißbraucht wird, erkennt er seinen Irrtum. Die einzige, die ihm noch helfen kann, Alba zu befreien, ist Tránsito Soto, die Chefin des Edelbordells der Stadt, die Estebán noch einen Gefallen aus ihren Jugendjahren schuldete.

Alba und Esteban beginnen, die Geschichte ihrer Familie anhand der Aufzeichnungen Claras aufzuschreiben. Estebán stirbt einige Tage darauf über neunzigjährig in den Armen seiner Enkelin.

Siehe auch: Geschichte Chiles