Rügen

Insel vor der Ostseeküste Vorpommerns in Deutschland
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Rügen ist die größte deutsche Insel, nahe der pommerschen Küste und gehört zu Mecklenburg-Vorpommern. Das "Tor" zur Insel Rügen ist die Hansestadt Stralsund. Die Insel, durch den Rügendamm über den 2 km breiten Strelasund mit dem Festland verbunden, hat eine maximale Länge von 52 km (von Süd nach Nord), eine maximale Breite im Süden von 41 km und eine Fläche von 926 km². Die Gesamtlänge der Küste Rügens beträgt 574 km. Ihre Gestalt ist durch zahlreiche Meeresbuchten (Bodden oder Wieke) sowie vorspringende Halbinseln und Landzungen äußerst zerrissen.

Lage Rügens

Die Insel Rügen bildet zusammen mit der Insel Hiddensee verwaltungsmäßig den Landkreis Rügen mit der Kreisstadt Bergen auf Rügen. Weitere Städte sind Putbus, Sassnitz und Garz/Rügen. Hinzu kommen die Ostseebäder Binz, Sellin und Göhren. Rügen wird wegen seiner landschaftlichen Schönheiten und Badestrände von vielen Urlaubern besucht.

Geografie

 
Satellitenbild von Rügen

Der Kern der Insel hat die Form eines Dreiecks. Im Süden wird die Insel durch den Rügischen Bodden - dem Nordteil des Greifswalder Boddens - ausgebuchtet. Der Küste vorgelagert ist hier die Insel Vilm. Am Westende der Bucht erstreckt sich die Halbinsel Zudar mit dem südlichsten Punkt Rügens (Palmer Ort); am Ostende ragt die wiederum vielgegliederte Halbinsel Mönchgut in das Meer. Diese Halbinsel endet im Osten am Kap Nordperd bei Göhren und im Süden am Kap Südperd bei Thiessow. Im Westen der Halbinsel Mönchgut teilt eine 5 km lange, schmale Landzunge die beiden Buchten Having und Hagensche Wiek.

 
Boddenlandschaft Mönchgut

Der Nordosten der Insel Rügen wird von der Halbinsel Jasmund bestimmt, die mit der Insel durch die Schmale Heide und einen Bahn- und Strassendamm bei Lietzow verbunden ist. Die Schmale Heide trennt die Außenbucht des Prorer Wieks vom Kleinen Jasmunder Bodden. Auf der Halbinsel Jasmund befinden sich die höchsten Erhebungen (Piekberg 161 m ü. NN) und die markanten Kreidefelsen der Stubbenkammer. Eine weitere Landzunge, die Schaabe verbindet Jasmund mit der Halbinsel Wittow im Norden der Insel Rügen, die der Nordspitze des Dreiecks gegenüberliegt. Die Schaabe trennt wiederum die Außenbucht des Tromper Wieks vom Großen Jasmunder Bodden. Die Halbinsel Wittow und die westlich anschliessende lange und schmale Halbinsel Bug wird vom Hauptteil Rügens durch den Rassower Strom, den Breetzer Bodden und den Breeger Bodden abgetrennt. Die Halbinsel Wittow schliesst nach Norden mit dem Kap Arkona ab. Knapp einen Kilometer nordwestlich befindet sich auf 54° 41' n. Br. der nördlichste Punkt Mecklenburg-Vorpommerns (ein Findling namens Siebenschneiderstein vor dem Kap Gellort).

Die Nordwest- und Westseite der Insel Rügen ist ebenfalls stark gegliedert, aber etwas flacher. Ihr vorgelagert sind die Inseln Hiddensee und Ummanz sowie die kleineren Inseln Öhe, Liebitz und Heuwiese. Durch Sandabtragung und Sandanlagerung der Ostsee müssen die Fahrrinnen nördlich und südlich der Insel Hiddensee ständig ausgebaggert werden, anderenfalls würde Hiddensee mit Rügen binnen weniger Jahre "zusammenwachsen".

Die Mitte Rügens ist nur leicht hügelig, das Gebiet wird vornehmlich von der Landwirtschaft geprägt. Östlich der Stadt Bergen auf Rügen werden 90 m ü. NN erreicht (Rugard mit Aussichtsturm) und im südöstlichen Hügelland der Granitz 107 m ü. NN. Die Böden auf Rügen sind sehr fruchtbar und ergiebig, besonders auf Wittow, der Kornkammer der Insel. Daneben gibt es grössere Kohl-Anbaugebiete. Rügen ist mit unzähligen Findlingen übersät.

Jasmund

Die Halbinsel Jasmund besteht auf der Nord- und Nordostseite aus Kreidebergen, die von horizontal liegenden Feuersteinlagern durchzogen sind. An den Abbruchkanten zur See haben sich viele kleine Kaps wie die berühmte Stubbenkammer gebildet. Die sogenannte Große Stubbenkammer (man leitet den Namen vom slaw. stopien, "Stufen", und kamen, "Fels", ab) mit der höchsten Spitze, dem Königsstuhl, 119 m ü. NN., ist gegen das Meer hin fast senkrecht abgeschnitten und gewährt eine unvergleichliche Aussicht. Am 24. Februar 2005 rutschte die berühmte Felsformation Wissower Klinken ins Meer und existiert seither nicht mehr.

 
Blick von Norden auf den Großen Jasmunder Bodden

Ein anderer Einschnitt des Kreidegebirges, die Kleine Stubbenkammer, liegt ostwärts vom Königsstuhl, ist nicht so hoch, aber fast noch steiler und lässt von seinem mit Bäumen und Gebüsch bewachsenen Rand fast senkrecht in die Tiefe zum Meer blicken. Im Rücken der Großen Stubbenkammer liegt die Stubnitz (Stubbenitz), ein sechs Kilometer langer und vier Kilometer breiter Buchenwald. An dessen Südende liegt die Stadt Sassnitz und in dessen Inneren der sogenannte Herthasee (Borg- oder Schwarzer See), der einen Durchmesser von 52 m hat und 16 m tief ist.

Westwärts stößt an den See ein Wall (Burgwall), der einen ovalen Platz einschließt und einen Umfang von 300 m hat und westlich fast in einem Viertelkreis von einem zweiten, aber unregelmäßigen Wall eingefasst wird. Man hat diesen Wall, der 159 m ü. M. liegt, für die Reste der Herthaburg gehalten und dahin den Schauplatz der Hertha oder Nerthus verlegt - ohne triftigen Grund - der betreffende Wall ist viel wahrscheinlicher ein slawischer Burg- und Tempelwall aus heidnischer Zeit, der vielleicht den Tempel des Triglav umschloss. Auch an anderen Denkmälern der Vorzeit, namentlich Hünengräbern, ist Rügen reich.

Geschichte

 
Rügen

Die Insel wurde in ältester Zeit von Germanen (Rugiern) bewohnt, in der Völkerwanderung von den slawischen Ranen (Rujanen) besetzt und stand unter besonderen Fürsten.

Der dänische König Waldemar I. unterwarf die Insel und zerstörte 1168 auf Kap Arkona das letzte Asyl des Svantevit-Kultes. Unter dem Fürsten Jaromar I. (†1218) wurden die Inselbewohner völlig christianisiert. Die Insel füllte sich mit deutschen Ansiedlern aus dem westelbischen Raum. Jaromars Nachfolger eroberten einen Teil der pommerschen Küste bis zum Ryckfluss, gründeten 1234 Stralsund und warfen das dänische Joch ab. Wizlaw II. nahm 1282 die Insel vom deutschen König Rudolf zum Lehen und erhielt das Amt eines Reichsjägermeisters.

1304 und 1317 verwüsteten Sturmfluten die Insel und rissen einen Teil, Ruden genannt, davon ab.

Nach dem Tod von Wizlaw III. von Rügen 1325 kam das Land infolge der 1321 geschlossenen Erbverbrüderung an Pommern-Wolgast und war eine Zeitlang das Besitztum einer abgezweigten Linie (Bart), bis es 1478 auf immer mit Pommern vereinigt wurde. Mit diesem Land kam es dann 1648 durch den Westfälischen Frieden an Schweden. Vom 23.- 24. September 1678 und am 15. November 1715 wurde Rügen von den Brandenburgern, 1807 von den Franzosen genommen und von diesen bis 1813 besetzt gehalten. Im Frieden von Kiel von 1814 ging es zunächst von Schweden an Dänemark. 1815 fiel es dann mit Neuvorpommern an Preußen.

Die Halbinsel Jasmund war nach dem Dreißigjährigen Krieg eine Zeitlang im Besitz des schwedischen Generals Carl Gustav Wrangel, dann der Grafen de la Gardie, von denen sie Fürst Putbus erwarb.

Während der Naziherschaft wurde auf Rügen ein großes Bad gebaut: Prora. Die Arbeiten wurden aber nicht beendet.

Tourismus und Verkehr

 
Kreidefelsen auf der Insel Rügen, 2003

Rügen ist eine der touristischen Hochburgen Deutschlands. Etwa ein Viertel aller Übernachtungen Mecklenburg-Vorpommerns finden auf Rügen statt. Die wichtigsten Ferienorte sind Binz, Sellin und Göhren. Im Vordergrund stehen dabei der Bade- und Kurtourismus. Neben den klassischen Sehenswürdigkeiten wie Kap Arkona, den Kreidefelsen, Prora, Jagdschloss Granitz oder den klassizistischen Bauwerken von Putbus erfreuen sich seit einigen Jahren die Störtebeker-Festspiele von Ralswiek großer Beliebtheit.

Der Autoverkehr auf die Insel läuft neben einer Autofähre von der Halbinsel Zudar nach Stahlbrode bei Greifswald fast ausschließlich über den nur zweispurigen Rügendamm zwischen Altefähr und Stralsund. Am 31. August 2004 wurde der Grundstein für eine neue, parallel zum Rügendamm verlaufende Brücke gelegt. Um die Stadt Stralsund zu entlasten, wurden in den letzten Jahren Umgehungsstraßen aus südlicher und westlicher Richtung gebaut. Die Bundesstraße 96 zwischen Stralsund und Greifswald ist außerdem über einen Zubringer mit der in Bau befindlichen Autobahn A20 verbunden.

Das Eisenbahnstreckennetz besteht aus den elektrifizierten Normalspurstrecken der Deutschen Bahn AG Stralsund — (Rügendamm) — Bergen — Sassnitz (Kursbuchstrecke (KBS) 195), Lietzow — Binz (KBS 197), der nicht elektrifizierten Strecken Bergen — Putbus — Lauterbach Mole (KBS 198), die von der Karsdorfer Eisenbahngesellschaft (KEG) befahren wird, sowie den Schmalspurstrecken (750 mm) der Rügenschen Kleinbahn GmbH (Rasender Roland): Lauterbach Mole — Pubus — Binz — Göhren (KBS 199). Neben Regionalzügen gibt es von Binz über Bergen und Stralsund auch Intercityverbindungen nach Berlin, Hamburg, München und ins Ruhrgebiet.

Vom Fährhafen Neu Mukran bei Sassnitz gehen die Fährverbindungen ins schwedische Trelleborg und ins Baltikum nach Klaipėda ab.

Der Regionalflugplatz in Güttin liegt rund acht Kilometer südwestlich von Bergen auf Rügen unweit der B96.

Bedeutende Rüganer

Literatur

  • Insula Rugia e. V.: Rügen-Jahrbuch
  • FOXX Medienkontor: "best of rügen"

antiquarisch

  • Boll, Die Insel Rügen (Schwerin 1858)
  • Baier, Die Insel Rügen nach ihrer archäologischen Bedeutung (Stralsund 1886)
  • Reisehandbücher von Edwin Müller (12. Aufl., Berl. 1884), Dunker (Bergen 1887), Gust. Müller (Greifswald 1887):
  • Karte von G. Müller (1:75,000, Greifswald 1887)
  • Fabricius, Urkunden zur Geschichte des Fürstentums Rügen (Stralsund und Berlin 1841 bis 1869, 4 Bde.)
  • Barthold, Geschichte von Rügen und Pommern (Hamburg 1839-45, 5 Bde.)
  • Fock, Rügenschpommersche Geschichten (Leipzig 1861-72, 6 Bde.).

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