Der Lousberg ist mit 264 Metern Höhe eine markante Erhebung im Norden der Stadt Aachen. Die Herkunft des Namens ist nicht völlig geklärt. Er könnte von „lusen“ (lugen, schauen) stammen, da der Berg einen hervorragenden Rundumblick bietet, oder auf Ludwig den Frommen (Louis), den Sohn Karls des Großen zurück gehen.
Geologie, Entstehung
Der Lousberg ist geologisch gesehen, der nördlichste Ausläufer des Limburger Mergellandes und entstand während der Kreidezeit. Seinerzeit drang von den heutigen Niederlanden das Meer immer weiter vor und hinterließ Ablagerungen, vor allem Sand.
Der Lousberg ist aus mehreren Schichten aufgebaut:
Zuunterst liegen die sog. Hergenrather Schichten, ein Gemisch aus Sanden und Tonen, die sich in einem sumpfigen Flussdelta bildeten. Diese Schichten enthalten viele Fossilien. Das Delta wurde später vom Meer überflutet, wobei sich in dem flachen Wasser zahlreiche Sandbänke ausbildeten. Diese Quarzsand-Schichten werden als Aachener Sande bezeichnet. Nach mehreren tausend Jahren stieg der Meeresspiegel um ca. 200 m an. Am Grund setzte sich Sand in einer Mächtigkeit von ca. 40 m ab. Diese Schicht heißt heute „Vaalser Grünsand“. In der Folgezeit stieg der Meeresspiegel weiter an. Abgestorbene Kleinstlebewesen bildeten eine Kalkschicht, den Vetschauer Kalk, der die oberste Schicht des Lousberges repräsentiert. In dieser Schicht finden sich Einlagerungen von Feuerstein.
Geschichte
Während der Jungsteinzeit (dem Neolithikum), vor 6.500 bis 4.500 Jahren, wurde auf dem Lousberg intensiv Feuerstein abgebaut. Gegenstände, die aus diesem Feuerstein gefertigt wurden (Pfeilspitzen, Steinbeile, Messer), wurden in Frankreich und Skandinavien gefunden – ein Hinweis, dass bereits in der Steinzeit über weite Strecken Handel getrieben wurde.
Während der Zeit der römischen Besiedlung wurde der Kalkstein zum Bau der Aachener Thermen benutzt, im Mittelalter zum Bau der Barbarossa-Mauer.
Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der Lousberg von dem napoleonischen Ingenieur Tranchot zur Landvermessung genutzt. Daran erinnert heute ein Obelisk aus Blaustein.
Zu dieser Zeit entstand auf dem Lousberg der erste, von Bürgern (und nicht von Fürsten) gegründete Park Europas. Die Pläne dazu lieferte der Düsseldorfer Hofgärtner Maximilian Weyhe. Ein 1807 gegründetes "Komitee für Embellissements" hatte dies initiiert. Vorher war der Lousberg mehr oder weniger kahl und wurde als Schafweide benutzt.
Zur Aufrechterhaltung der Wasserversorgung wurde der Wasserturm Belvedere errichtet.
1906 baute die Stadt Aachen den Kersten-Pavillon, ein vom Aachener Architekten Johann Josef Couven errichteter Barock-Bau, am Lousberg wieder auf. Der Pavillon, der rund 100 Jahre älter als der Lousberg-Park ist, befand sich vormals in der Stadt Aachen am Annuntiatenbach 22-28 und war Teil des Stadtpalais des wohlhabenden Färbereibesitzers Nicolaus Mantels. Um das Gebäude vor dem Abriss zu retten, kaufte die Stadt es auf und ließ es am Lousberg neu erstehen.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gesellschaftshauses Belvedere zerstört. Die Säulenüberreste sind heute noch zu sehen und werden scherzhaft „AachenerAkropolis“ genannt.
Heute ist der Lousberg zum großen Teil bewaldet und dient als Naherholungsgebiet.
Sage
Über die Entstehung des Lousberges existiert folgende Sage:
Die Aachener hatten den Teufel beim Bau des Aachener Doms hereingelegt. Als ihnen das Geld für den Dom ausging, schlossen sie einen Pakt mit dem Teufel. Gegen eine ansehnliche Menge Gold versprachen sie ihm die Seele des ersten Lebewesens, das den Dom betrat. Anstelle einer vom Teufel erhofften menschlichen Seele jagten die Aachener einen Wolf in den Dom, den sie in den Ardennen gefangen hatten.
Der Teufel sann auf Rache und wollte den Dom für immer verschütten. Hierfür sammelte er an der Nordseeküste tonnenweise Sand ein, den er in riesige Säcke füllte und Richtung Aachen trug. Als er mit seiner Rast verschnaufen musste, da der Tag sehr heiß war, kam ihm eine ältere, ärmlich gekleidete Frau entgegen. Der Teufel fragte sie, wie weit er denn noch zu schleppen habe. Die Frau aber war "lous", was im Aachener Dialekt "schlau" bedeutet. An seinem Pferdefuß und dem Schwanz hatte sie erkannt, wer da vor ihr saß. So sagte sie, dass sie vom Aachener Markt komme, der allerdings furchtbar weit weg sei. Dabei zeigte sie auf ein steinhartes Brot, das sie in einem Korb trug und auf ihre verschlissenen Schuhe. Beides hätte sie auf dem Markt neu erstanden. Der Teufel war über die Aussicht, seine Last noch so weit schleppen zu müssen, derart verärgert, dass er sie an Ort und Stelle liegen ließ. In einer anderen Variante hält die Bauersfrau dem Teufel, als er auf ihre Schuhe starrt, ein Kreuz entgegen, worauf dieser vor Schmerz den Sandsack fallenlässt. So entstand der Berg, der nach der schlauen Marktfrau benannt wurde.
An die Begebenheit erinnern heute zwei Bronzestatuen, die 1985 von der Aachener Künstlerin Christa Löneke-Kemmerling geschaffen wurden.
Darüber hinaus hat sich das Aachener Sprichwort erhalten: „De Oecher send der Düvel ze lous“ (Die Aachener sind dem Teufel zu schlau).