Cheb

Stadt in Tschechien
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Dieser Artikel befasst sich mit der Stadt Cheb, andere Bedeutungen unter Cheb (Begriffsklärung).


Cheb (deutsch Eger) ist eine tschechische Stadt und liegt dicht vor der deutschen Grenze. Vor 1945 war die Stadt das Zentrum des damals deutschsprachigen Egerlandes. Mundartlich gehörte Eger zum nordbayerischen Sprachgebiet.

Der Name der Stadt war 1179 Egra, ab 1322 Eger und ab dem 14.Jahrhundert auch Cheb oder Chba. Ab 1850 hieß sie Eger und Cheb und ab 1945 Cheb.

Spalicek (Egerer Stöckl)

Geschichte

Cheb wurde am 13. Februar 1061 das erste mal urkundlich als Egire genannt. Die Stadterhebung war vor 1179. Im 12. Jahrhundert kam eine Burg hinzu, im 13. Jahrhundert wurde Eger eine Reichsstadt. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde hier Wallenstein ermordet. 1723 wurde Eger freie königliche Stadt.

1809 ereilte den Nordteil der Stadt ein großer Brand. Dadurch wurden größere mittelalterliche Bauten vernichtet, die nie wieder aufgebaut wurden. Bis 1851 gehörte das bekannte Franzensbad zum Magistrat der Stadt Eger. Das Mineralwasser der Franzensbader Quellen, die ursprünglich als Egerer Sauerbrunnen bezeichnet wurden, lieferte man an die Kurgäste, die sich damals in Eger aufhielten.

In den 1920er Jahren kam es in Cheb zu Unruhen von Sudetendeutschen gegen die tschechoslowakische Zentralregierung, die von dieser gewaltsam niedergeschlagen wurde.

In jüngerer Zeit ist Cheb oft wegen Menschenhandels und Rotlicht-Kriminalität in den Negativ-Schlagzeilen.

Cheb ist von Deutschland aus über die beiden Grenzübergänge Waldsassen / Hundsbach- Svaty Kriz sowie Schirnding - Pomezi in wenigen Kilometern zu erreichen. Auch die drei Weltbekannten Bäder des Böhmischen Bäderdreiecks: Karlovy Vary (Karlsbad), Marianske Lazne (Marienbad) und Frantiskovy Lazne (Franzensbad) sind von Cheb aus in wenigen Kilometern zu erreichen.

Bevölkerung

  • 1930 hatte Eger (Cheb) 31.406 Einwohner, davon waren 3.493, also 11% Tschechen.
  • 1945 hatte Eger (Cheb) 45.000 Einwohner
  • 1947, zwei Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs und nach der Vertreibung und Aussiedlung der deutschen Bevölkerung, waren es nur noch 14.533 Einwohner.
  • 1990 hatte die Stadt wieder 29.962 Einwohner und 1837 Häuser.
  • 2004 lebt in Cheb auch eine große Bevölkerungsgruppe von Vietnamesen, deren Familien in der kommunistischen Ära hier als Gastarbeiter lebten, sowie Roma, die nach dem 2. Weltkrieg angesiedelt wurden.

Sehenswürdigkeiten

Bei der Burg ist eine romanische Doppelkapelle aus den Jahren 1179-1188 erhalten. Eine 8-eckige Öffnung stellt die Verbindung zwischen den Geschossen her. Das Obergeschoss weist ein Kreuzrippengewölbe über 4 polygonalen Säulen auf. Viele Bauteile sind mit bauplastischem Schmuck ausgezeichnet.

Die ehmemalige Klarakirche wurde 1708-1711 nach einem Plan von Christoph Dientzenhofer errichtet.

 
Hl. Nikolauskirche

Auf dem sehenswerten Marktplatz, der aus dem 13. Jahrhundert stammt, steht neben vielen geschichtsträchtigen Gebäuden auch eine Gruppe von Häusern, die im Kern in spätgotische Zeit zurückgehen. Es ist das Spalicek (Egerer Stöckl). Dieses Wahrzeichen des Marktplatzes ist ein bizarrer Komplex von 11 Häusern. Nach der ältesten Darstellung aus dem Jahr 1472 blieb der Grundriß der 2 Blöcke bis zur heutigen Zeit erhalten.

Das Grüner-Haus am Marktplatz gehörte dem bekannten Geschlecht der Wrendls. Deren Familienwappen ist über dem Portal angebracht. In diesem Haus verweilte Johann Wolfgang von Goethe des öfteren.

Die Kirche Hl. Nikolaus wurde im 13. Jahrhunderts als dreischiffige Basilika errichtet. Davon blieben das Westportal und der untere Teil des Turms erhalten. Das dreischiffige Langhaus sowie das Presbyterium und die Sakristei stammen aus der gotischen Zeit. Nach dem Brand 1742 wurden die Türme mit Barockkuppeln nach einem Entwurf des einheimischen Baumeisters Balthasar Neumann neu errichtet.

Die Franziskanerkirche gehört zu den schönsten Baudenkmälern des historischen Stadtkerns.

Umgebung

Sehenswert ist auch die frühbarocke Wallfahrtskirche Maria Loreto in Stary Hroznatov, (Altkinsberg), die 5 km von Cheb entfernt ist. Die Anlage, die sich noch 1990 in einem ruinösem Zustand befand, wurde durch die Initiative eines Bürgers aus der deutschen Nachbarstadt Waldsassen wieder vollkommen renoviert und hergestellt.

Bemerkenswert in der Umgebung von Cheb sind die zahlreichen Fachwerkhäuser in den zum Teil menschenleeren Grenzdörfern. Vor allem das Dorf Doubrava (deutsch: Taubrath) ist sehenswert.

8 Kilometer nordöstlich der Stadt ist das Naturschutzgebiet Soos bei der Ortschaft Novy Drahov (Rohr) eine vielbesuchte Natur-Attraktion. Es handelt sich um ein Torf- und Mineralwiesenmoor mit ausströmenden Gas aus Mofetten das in Europa einzigartig ist.

Eine weitere Sehenswürdigkeit ist der nordöstlich der Stadt zu findende Komorni Hurka (Kammerbühl). Es ist der Rest des jüngsten böhmischen Vulkans der auch als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist. Auch Goethe hatte hier schon geforscht.

Für Wassersportler sind die beiden Stausseen der Stadt von Interesse. Nordöstlich von Cheb befindet sich der von der Ohre (deutsch: Eger) gespeiste Skalka und südöslich der von der Odrava (deutsch: Wondreb) durchflossene Jesenice.

Berühmte Leute der Stadt

Literatur

  • Eger (tschech. Cheb), in: Meyers Konversationslexikon, 4.Aufl. 1888-90, Bd.5, S.328.
  • Emanuel Poche: Böhmen und Mähren, München/Berlin 1986 (Kunstdenkmäler in derTschecheslowakai, hg. v. Reinhardt Hootz)
  • Cheb (Eger) im Spiegel der Zeit, Cheb 2003 (Veröffentlichung in deutsch, englisch u. tschechisch)