Als Mikrofon bezeichnet man einen Sensor (Messfühler) im Schallfeld, der mit seiner Membran akustische Schwingungen als Schalldruck (Schallwechseldruck) oder Schalldruckdifferenz (Schallschnelle) aufnimmt und je nach der Schalleinfallrichtung in Abhängigkeit von der Mikrofonrichtcharakteristik in elektrische Spannungs-Signale umwandelt.

Geschichte des Mikrofons
Es scheint keine genaue Klarheit darüber zu bestehen, wann genau und von wem das Mikrofon erfunden wurde. Je nach Quelle werden verschiedene Daten und Personen genannt.
Die Entwicklung des Mikrofons ging Hand in Hand mit der Entwicklung des Telefons. Emile Berliner erfand eines der ersten Mikrofone am 4. März 1877, doch das erste brauchbare Gerät wurde 1876 von Alexander Graham Bell als "Telefon" entwickelt.
Anderen Quellen ist zu entnehmen, dass bereits im Jahre 1861 Philipp Reis vor der "Physikalischen Gesellschaft" ein funktionstüchtiges Telefon vorgestellt hat, welches zum Senden eine Membran aus Schweinsdünndarm benutzte, die über Platinkontakte die Signale überträgt (Kontaktwandler).
Weitere Namen, die in der Entwicklung des Mikrofons auftauchen, sind: Thomas Alva Edison, David Edward Hughes und Georg Neumann.
Die Erkenntnis, dass Kohlekörner die Schwingung der Membran besonders gut in elektrische Impulse umsetzen können, führte zur Entwicklung des Kohlemikrofons. Das Prinzip des Kohlemikrofons ist ein druckabhängiger Übergangswiderstand oder klarer ausgedrückt: "Prinzip Wackelkontakt". Das führte zu einer Steigerung der Übertragungsqualität, so dass am 1. April 1881 das erste öffentliche Fernsprechamt in Berlin eröffnet werden kann.
Im Jahr 1923 entwickelt Neumann das Kohlemikrofon bedeutend weiter. Dadurch wurde die Klangqualität besonders bei tiefen Frequenzen stark verbessert.
Georg Neumann gründet im Jahr 1928 eine Firma, die auch noch heute zu den führenden Mikrofonherstellern gehört.
Mikrofonrichtcharakteristik (Richtcharakteristik)
Die richtige Reihenfolge: Kugel - Breite Niere - Niere - (Superniere, Bild fehlt) - Hyperniere - Acht - Keule.
Allein die Kugel wird mit Druckmikrofon bezeichnet, während alle anderen Mikrofone Druckgradientenmikrofone genannt werden, obwohl nur die Acht ein reiner Druckgradientenempfänger ist.
Mikrofone können in unterschiedliche Kategorien eingeteilt werden:
- Nach dem Wandlerprinzip:
- Nach der Bauform der Mikrofonkapsel:
Zwei Mikrofone zusammen bilden ein Mikrofonsystem für Stereoaufnahmen, die damit einen ganz bestimmten Aufnahmebereich für die volle Stereo-Lautsprecherabbildungsbreite einfangen. Mikrofone sollten innerhalb des Hallradius aufgestellt werden. Siehe: Laufzeitstereofonie, Intensitätsstereofonie, Äquivalenzstereofonie, ORTF-Stereosystem, Decca Tree.
Ist der Klang der Mikrofonaufnahme zu trocken, so muss mit hinzugemischten Raummikrofonen oder mit digitalem Nachhall geholfen werden.
Anmerkung
Im Gegensatz zu Lautsprechern spielt die Membrangröße bei Mikrofonen bezüglich deren Tiefenwiedergabe wirklich keine Rolle, da Mikrofone wie die menschlichen Ohren lediglich als Sensoren wirken, und nicht wie Lautsprecher Luft im tieffrequenten Bereich zu verdichten haben.
Unter den Ton-Amateuren ist eine Redensart im Umlauf, bei der ein Mikrofon nicht den Schall anständig aufnimmt, sondern man nimmt mit dem Mikrofon den Schall ab. Ein Mikrofon ist jedoch ein Schallaufnehmer, denn es steht im Schallfeld und nimmt dort den einwirkenden Schall als empfindlicher Sensor auf. Darum sollte man den falschen Begriff der Schallabnahme eines Flügels oder eines Chores vermeiden, weil das zu unklaren Vorstellungen bei der akustischen Tonaufnahme im Raum führt. Siehe dagegen: Tonabnehmer für nicht akustische Musikinstrumente.
Weiterführende Informationen
Zu Messzwecken und manchmal auch bei Audioaufnahmen werden Mikrofone in einem Kunstkopf benutzt. Der Kunstkopf bildet die menschliche Anatomie nach und zeichnet ein binaurales Klangbild auf, das über Kopfhörer abzuhören ist. Siehe auch: Binaural.
Siehe auch
Empfindlichkeit (Technik), Übertragungsfaktor, Ton, Klang, Stereofonie, Laufzeitstereofonie, Intensitätsstereofonie, Knüppelstereofonie, ORTF-Stereosystem, Äquivalenzstereofonie, Interchannel-Signale, Schalldruck, Schalldruckpegel, Schallpegel, Nahbesprechungseffekt, Schallschnelle, Abstandsgesetz, Musik, Nachhall, Hall, Echo, Hallradius, Decca Tree, 5.1 Mikrofonrichtcharakteristik, Phasenverschiebung, Lokalisation (Akustik), Druckmikrofon, Druckgradientenmikrofon, Aufnahmebereich, Hallradius, Grenzflächenmikrofon
Weblinks
- "Mikrofonaufsätze", Jörg Wuttke (Schoeps)
- "Mikrofone", Gerhart Boré und Stephan Peus (Neumann)
- Forum für Mikrofonaufnahme und Tonstudiotechnik
- Ein Stereo-Mikrofonaufnahmesystem: Decca-Tree
- Alle Mikrofonrichtcharakteristiken und weitere Mikrofonparameter
- Unterschied zwischen Hyperniere und Superniere