Elsass

historische und kulturelle Region und Gebietskörperschaft Frankreichs
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Das Elsass oder Elsaß (frz. Alsace, Aussprache [al'zas]) ist eine Region im Nordosten von Frankreich. Das Elsass grenzt im Osten an das südwestdeutsche Bundesland Baden-Württemberg. Die Hauptstadt des Elsass ist Straßburg (frz. Strasbourg).

Region Elsass
Wappen Elsass
Basisdaten
Präfektur (Region): Straßburg
Präfekturen: Colmar
Strasbourg
Einwohner:
(Rang in Frankreich)

 - insgesamt (2002):
 - Dichte:

Rang 14


1.768 079 Einw.
214 Einw./km²

Fläche: 8.280 km²
Départements: 2
Arrondissements: 13
Kantone: 75
Kommunen: 903
Geografische Lage
Übersichtskarte
Übersichtskarte

Die Region umfasst zwei Départements: das Unterelsass (Bas-Rhin) mit Sitz der Präfektur in Straßburg sowie das Oberelsass (Haut-Rhin) mit Sitz der Präfektur in Colmar.

Geografie

Das Elsass hat eine Größe von 8.280 km², was 1,5% des Staatsgebiet Frankreichs entspricht. Damit ist es die kleinste französische Region. Es hat eine Nord-Süd-Ausdehnung von 190 km, während die West-Ost-Ausdehnung nur 50 km beträgt. Im Osten wird das Elsass durch den Rhein begrenzt, im Westen durch den Hauptkamm der Vogesen.

Die Region grenzt im Norden und Osten an Deutschland, im Süden an die Schweiz, im Südwesten an die Region Franche-Comté und im Westen an die Region Lothringen.

 
Landschaftsbild aus den Vogesen im Elsass

Im Elsass finden sich drei unterschiedliche Landschaftstypen:

  • Im Osten liegt die Elsässische Ebene, die mit Baden den südlichen Teil des Oberrheingrabens bildet. Sie wird von der Ill durchflossen und ist von Getreideanbau geprägt. Es gibt noch große Waldgebiete wie den Hagenauer Wald im Norden und den Hardter Wald im Süden.
  • Im Westen wird das Landschaftsbild von den Vogesen dominiert, die von den breiten Tälern der Illzuflüsse durchzogen sind. Hier findet man Hochweiden (Hautes Chaumes), die sich mit Wäldern abwechslen. Der Große Belchen (frz. Grand Ballon) ist der höchste Berg im Elsass.
  • Die Hügel der Untervogesen verbinden die oben genannten Landschaftstypen. Typisch für dieses Piemont der Vogesen sind die elsässischen Weinberge.

Wirtschaft

Mit einem Anteil von 3% am französischen Bruttoinlandsprodukt (BIP), steht das Elsaß an zweiter Stelle aller französischen Regionen mit einem BIP von 20.750 Euro pro Einwohner.

Das Elsaß ist eine Region, in der viele Wirtschaftszweige ansässig sind:

Das Elsaß ist stark international ausgerichtet, 35% der Unternehmen haben internationale Beteiligungen, hauptsächlich aus Deutschland, der Schweiz, den Vereinigten Staaten, Japan und Skandinavien.

38,5% der elsässischen Importe kamen 2002 aus Deutschland. Die dortige Krise hat sich auch auf das Elsaß übertragen. Nachdem das Elsass lange keine hohen Arbeitlosenzahlen hatte, sind diese stark gestiegen (+20% zwischen März 2002 und März 2003 auf 6,8%). Dies wurde durch die in die Krise geratenen Industriebetriebe verursacht, in denen 26% der Beschäftigten arbeiten. Die elsässische Wirtschaft hat nun begonnen sich stärker auf den Dienstleistungssektor und die Forschung auszurichten.

Der Bergbau, der ein Jahrhundert lang 560 Millionen Tonnen Kalisalz hervorgebracht hat, gab noch im Jahr 1950 13.000 Arbeitern Beschäftigung. Heute ist er Thema eines Museums bei Wittelsheim.

Das Elsass ist eines der größten Anbaugebiete Europas für Weißkraut, das zu Sauerkraut weiter verarbeitet wird.

Geschichte

Siehe Hauptartikel Geschichte des Elsass für die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg

Seit 1945 gilt Französisch als alleinige Amts- und Schulsprache auch im Elsaß; damit begann die erneute Französisierung bzw. Unterdrückung der Sprache der Elsässer und Lothringer. Der Gebrauch der deutschen Muttersprache (elsässischer Dialekt) geht inzwischen weit zurück, insbesondere in den Städten, während in den ländlichen Regionen nach wie vor Elsässisch im Umgang miteinander gesprochen wird. Die Französisierung des Elsaß und Lothringens bezeichnet den Versuch der französischen Regierung, das Elsass dem Zentralstaat anzugliedern, indem sie den Menschen ihre sprachlich-kulturelle Identität entzieht bzw. diese auswechselt. 1972 wurde an elsässischen Schulen offiziell eine bedingte Zweisprachigkeit eingeführt. Es herrschte jedoch lange Zeit Unklarheit, welche Form der deutschen Sprache unterrichtet werden soll. Da deutsche Lehrbücher mit elsässischem Dialekt fehlen, wird die hochdeutsche Schriftsprache gelehrt, allerdings als einzelnes „Fremdsprachenfach”. 1973 wurde die „Région Alsace” neu geschaffen. 1976 erhielt das Elsass seine kulturelle Autonomie, die sich aber nicht auf die Amts- und Schulsprache bezieht.

Städte

Die größten Städte der Region (mehr als 20.000 Einwohner im Jahr 1999) sind:

Verkehr

Straßennetz

Die wichtigste Straßenverbindung im Elsaß ist die mautfreie Autobahn A 35, sie ist die Nord-Süd-Verbindung von Lauterburg (frz. Lauterbourg) bis St. Ludwig (frz. St. Louis) bei Basel. Südlich von Straßburg verläuft die A 35 auf einer kurzen Strecke als Nationalstraße, wobei geplant ist, diese Lücke zu schließen.

Die vielbefahrene A 4 führt von Straßburg nach Zabern und weiter bis Paris. Sie ist ab der Mautstelle bei Hochfelden (20 km nordöstlich von Straßburg) mautpflichtig. Die A 36 führt von der deutschen A 5 vom Autobahndreieck Neuenburg aus nach Westen in Richtung Paris/Lyon und wird ab der Mautstelle bei Burnhaupt mautpflichtig.

In den 1970er und 1980er Jahren wurden die Autobahnen in Transitstrecken und in Ausfallstraßen für die großen Ballungsgebiete umgewandelt. Seitdem fließt der Durchgangsverkehr in 2 bis 3 Fahrspuren in 1 km Entfernung um Straßburg und in 1,5 km Entfernung um Mülhausen herum. Die hohe Verkehrsdichte verursacht starke Umweltbelastungen, das gilt vor allem auf der A 35 bei Straßburg mit 170.000 Fahrzeugen pro Tag (Stand: 2002). Auch der starke Stadtverkehr auf der A 36 bei Mülhausen hat regelmäßig Verkehrsbehinderungen zur Folge. Dies konnte nur vorübergehend durch den Ausbau auf drei Fahrspuren pro Richtung vermindert werden.

Um den Nord-Süd-Durchgangsverkehr aufzunehmen und Straßburg zu entlasten, plant man eine neue Autobahntrasse westlich von Straßburg. Diese Trasse soll das Autobahndreieck bei Hördt im Norden mit Innenheim im Süden verbinden. Die Eröffnung ist auf Ende 2011 angesetzt. Man erwartet dann ein Verkehrsaufkommen von 41.000 Fahrzeugen pro Tag. Der Nutzen ist jedoch umstritten, nach einigen Schätzungen wird die neue Trasse nur 10% des Verkehrsaufkommens der A 35 bei Straßburg aufnehmen.

Hinzu kommt wegen der Einführung der Lkw-Maut in Deutschland 2005 eine erhebliche Zunahme des zuvor über die deutsche A 5 gefahrenen Lastverkehrs auf die parallel verlaufende und mautfreie elsässische Autobahn. Daher forderte Anfang 2005 Adrien Zeller, der Präsident der »Région Alsace«, die Ausweitung des deutschen Mautsystems Toll Collect auf die elsässische Strecke.

Eisenbahnnetz

Da die Vogesen nur über die Zaberner Steige (frz. Col de Saverne), die Burgundische Pforte (frz. Trouée de Belfort) und einige weniger zugängliche Pässe überwindbar sind, gibt es verschiedene Projekte, das Elsaß besser an den Rest Frankreichs anzuschließen:

Der Vogesentunnel von Markirch (frz. Sainte-Marie-aux-Mines) nach Saint-Dié-des-Vosges war bis 1973 ein Eisenbahntunnel. Seit 1976 ist er als Mautstrecke dem Straßenverkehr vorbehalten. Der Tunnel ist von 2004 bis 2007 zur Erweiterung der Sicherheitsvorrichtungen gesperrt.

Wasserstraßen

An den elsässischen Häfen werden über 15 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen. Drei Viertel davon entfallen auf Straßburg, das den zweitgrößten Binnenhafen Frankreichs hat. Die Erweiterung des Rhein-Rhône-Kanals, der die Rhône und damit das Mittelmeer mit dem mitteleuropäischen Flußnetz (Rhein, Donau) und damit der Nordsee und der Ostsee verbindet, wurde 1998 wegen der Kosten und der Zerstörung der Landschaft, vor allem im Tal der Doubs, eingestellt.

Flugverkehr

Es gibt im Elsaß zwei internationale Flughäfen:

Beide Flughäfen hatten zusammen 1998 ein Aufkommen von 5.155.380 Passagieren.

Sprache

Seit der alemannischen und fränkischen Besiedelung im frühen Mittelalter wurde im Elsass mehrheitlich Deutsch in Form von Elsässisch gesprochen, einem oberdeutschen alemannischen Dialekt, der – wie jeder deutsche Dialekt – große regionale Unterschiede aufweist, besonders zwischen Nord (Straßburg) und Süd (Mülhausen).

Auch nach der Eroberung des Elsass durch französische Truppen im Jahr 1639 blieb die Umgangssprache lange Zeit deutsch. Da im Elsass jedoch allein die französische Sprache als Amts- und Schulsprache gilt, wird der Dialekt zunehmend verdrängt und ist daher vom Aussterben bedroht. In den Schulen wird Hochdeutsch (Schriftsprache) nur als eine Fremdsprache unterrichtet, ansonsten Französisch. Die Mehrheit der älteren deutschen Generation spricht umgangssprachlich weiterhin ihre elsässische Mundart; die jüngeren Generationen sprechen in den größeren Städten überwiegend Französisch, was auch auf eine stärkere Durchmischung der Bevölkerung und intensiveren Kontakten zu anderen französischen Zentren zurückzuführen sein dürfte.

Nach Angaben des in Straßburg ansässigen „Amts für Sprache und Kultur im Elsass“ (Office pour la Langue et Culture d'Alsace - OLCA) sprechen noch 600.000 Menschen ihren heimatlichen Dialekt. Vor allem im ländlichen Raum, in Dörfern und kleineren Städten, leistet die regionale Sprachkultur noch relativ erfolgreich Widerstand gegen das Verschwinden des Dialekts. Unter dem Motto „E Friehjohr fer unseri Sproch“ („Ein Frühling für unsere Sprache“) finden sich seit 2001 Theater- und Musikgruppen, Mundartdichter, Heimatvereine und Sprachpfleger zusammen, um Werbung für den Erhalt des Elsässischen zu machen.

Kulinarische Spezialitäten

  • Flammekueche (Flammkuchen)
  • Kougelhopf (schwerer Hefe-Napfkuchen)
  • Apfeltarte (Apfelkuchen)
  • Bretele (Butterplätzchen mit Zimt und Nüssen), Mignardises (süße Törtchen)
  • Friands (süße Teigpasteten)
  • Crémant (elsässischer Sekt)
  • Baeckeoffe (= "Bäckerofen", Eintopf, das elsässische Hauptgericht)
  • Grumbeerekiechle (kleine Kartoffelpfannkuchen)
  • Choucroute (Sauerkraut)

Siehe auch

Literatur

  • Haeberlin, Marc (2004): Elsass, meine grosse Liebe. Orselina: La Tavola, 279 S., zahlr. Farbfotos ISBN 3909909086
    - Rezension über das "Schlaraffia" Elsass
  • Ungerer, Tomi (2004): Elsass. Das offene Herz Europas. Straßburg: Édition La Nuée Bleue / DNA, 48 S., 40 farb. Abb. ISBN 2-7165-0618-3
  • (2001): Das Elsass. Ein literarischer Reisebegleiter. Frankfurt a.M.: Insel Verlag, 251 S., mehr. Abb. ISBN 3-458-34446-2
    - Impressionen von fünfzig Schriftsteller/innen aus fünf Jahrhunderten über das Elsaß
  • Vogler, Bernard und Lersch, Hermann (2000): Das Elsass. Morstadt: Éditions Ouest-France, 127 S., 240 meist farb. Abb. ISBN 3885712601
    - Rezension
  • Schreiber, Hermann (1996): Das Elsaß und seine Geschichte, eine Kulturlandschaft im Spannungsfeld zweier Völker. Augsburg: Weltbild, 358 S., Ill. (vergriffen)
  • Faber, Gustav (1989): Elsass. München: Artemis-Cicerone Kunst- und Reiseführer (vergriffen)
  • Mehling, Marianne (Hrsg.): Knaurs Kulturführer in Farbe Elsass. München: Droemer Knaur, 1984, 259 S., überw. Ill. (vergriffen)