Donatien-Alphonse-François de Sade

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Portrait des Marquis de Sade
Portrait de Sades
von Van Loo (~1761)

Marquis de Sade (eigentlich Donatien Alphonse Francois Marquis de Sade, * 2. Juni 1740, Paris; † 2. Dezember 1814, Charenton bei Paris) war ein französischer Adliger und Autor einer Reihe zum Teil pornografischer Bücher. Von seinem Namen leitet sich der Begriff Sadismus ab.

Sade wurde im Condé-Palast in Paris geboren. Ursprünglich verfolgte er eine militärische Karriere und nahm am Siebenjährigen Krieg teil. Aus seiner 1763 geschlossenen Ehe gingen vermutlich drei Kinder hervor.

Kurz nach seiner Heirat begann er, ein skandalöses, freiheitliches Leben zu führen und missbrauchte wiederholt junge Prostituierte und Hausangestellte beiderlei Geschlechts, später auch zusammen mit seiner Frau.

Nach Bekanntwerden einer Serie von Skandalen wurde er mehrmals inhaftiert und 1772 zum Tode verurteilt, kurz darauf aber begnadigt. 1777 wurde er wieder inhaftiert und in die Kerker von Vincennes verbracht. Nach einem Fluchtversuch 1784 verlegte man ihn in die Pariser Bastille.

Einige Tage vor dem Sturm auf die Bastille im Revolutionsjahr 1789 gelang es ihm durch Rufe auf sich aufmerksam zu machen. Er schrie der Menge vor seiner Zelle zu "Sie töten die Gefangenen hier drinnen!" und wurde sofort danach in das Schwachsinnigenasyl in Charenton verlegt. 1790 wurde er entlassen und kurz darauf erreichte seine Frau die Scheidung von ihm.

Im Gefängnis hatte er begonnen zu schreiben und 1782 komplettierte den Band Gespräch zwischen einem Priester und einem Sterbenden, mit dem er seinen Atheismus zum Ausdruck brachte, indem er den sterbenden Freigeist den Priester von den Fehlern eines gottesfürchtigen Lebens überzeugen lässt. In seiner Novelle Die 120 Tage von Sodom, die er 1785 schrieb, beschreibt er die breite Palette sexueller Spielarten einer Gruppe versklavter Jugendlicher. 1791 veröffentlichte er Les Infortunes de la vertu, eine frühe Version des ebenfalls 1791 erschienen Buches Justine. Darin schildert de Sade die Unglücke eines Mädchens, das trotz der Offensichtlichkeit des Gegenteils an die Güte Gottes glaubt.

Weitere Werke waren Aline und Valcour (1795), Philosophie im Schlafzimmer (1795), Juliette (1798), sowie Verbrechen der Liebe (1800) und eine Reihe von Theaterstücken.

Die Arbeiten von de Sade schildern in aller Ausführlichkeit und oft wiederholt Vergewaltigung und eine Vielzahl sexueller Spielarten und Perversionen. Oft sind diese sehr gewalttätig und überschreiten die Grenzen des Möglichen. Er machte die Kirche lächerlich und stritt für den Atheismus, sowie die Aufgabe jeglicher Moral und ethischer Regeln zugunsten des Lustprinzips als höchste Instanz.

Während seiner Zeit in Freiheit arrangierte er sich zuerst mit der neuen politischen Situation in Folge der französischen Revolution und es gelang ihm, trotz seiner aristokratischen Herkunft mehrere offizielle Posten zu erlangen. Er wurde Mitglied der Jakobiner und vertrat eine utopische Variante des Sozialismus, verweigerte dabei allerdings die Aufgabe seines Familienschlosses und -vermögens. Während der Herrschaft des Terrors 1793 gab er seine Posten auf und wurde des Moderatismus angeklagt. Er verbrachte mehr als ein Jahr im Gefängnis und entkam nur knapp der Guillotine.

Nachdem 1801 Napoléon Bonaparte an die Macht kam, wurde er wieder eingesperrt, dieses Mal für die Veröffentlichung seiner Bücher Justine und Juliette. Man kerkerte ihn ohne Verhandlung ein. 1803 wurde er für verrückt erklärt und zum zweiten Mal in Charenton eingeliefert, wo er mehrere Theaterstücke aufführte, bei denen die geistesschwachen Insassen spielten. 1814 starb er im Irrenhaus in Charenton.

Das Schauspiel von Peter Weiss Die Verhaftung und Ermordung des Jean-Paul Marat, aufgeführt von den Insassen des Asyls von Charenton unter der Regie des Marquis de Sade, oder kurz Marat/Sade handelt von dieser letzten Lebensspanne des Marquis.

Simone de Beauvoir und auch andere Autoren haben später versucht, in seinen Schriften die Spuren einer radikalen Freiheitsphilosophie zu finden, die dem Existenzialismus vorausging. Die Surrealisten bewunderten ihn als ihren Vorreiter und Guillaume Apollinaire nannte ihn den freiesten Geist, der je existierte.