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Das Amulett

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Das Amulett ist der Titel einer Novelle von Conrad Ferdinand Meyer. Erstmals erschien sie 1873 bei Hessel in Leipzig.

Inhalt

Im Jahre 1611 reitet Schadau von Bern, der Erzähler der Geschichte, zum Vater seines Jugendfreundes Wilhelm Boccard, um von diesem ein Stück Wald zu kaufen. In einer Schublade sieht Schadau einen durchlöcherten Filzhut und ein Medaillon mit der Muttergottes von Einsiedeln. Anhand dieser beiden Gegenstände erinnert er sich an seine Jugend und will, um sein Gemüt zu erleichtern, die ganze Geschichte niederschreiben.

Zunächst schildert er seine Jugend, in der er wegen des Tods seiner Eltern bei einem Oheim aufwuchs. Als Protestant wurde er nach calvinistischer Lehre erzogen. Eines Tages kommt ein Böhme, den sein Oheim als Fechtmeister anheuert und der ihm das Fechten lernt. Der Böhme muss flüchten, da er ein gesuchter Mörder ist.

Nach einer Schlägerei auf einer Hochzeit hält es Schadau nicht länger aus und zieht gen Paris, um dort auf den Ausbruch eines bereits länger erwarteten Krieges zur Befreiung der von den Spaniern besetzten Niederlande zu warten. Wie sein Vater möchte er unter Admiral Coligny dienen, der er abgöttisch verehrt. Unterwegs kehrt er, von einem Gewitter überrascht, in einer Gaststätte ein und lernt dort Wilhelm Boccard, einen Freiburger, sowie den Parlamentrat Chatillon mit seiner Nichte Gasparde kennen. Im Gespräch dreht sich alles um die unterschiedlichen Religionsansichten, und Boccard erzählt nach einer beleidigenden Bemerkung von Seiten Schadaus, wie er von der Muttergottes von Einsiedeln von der Kinderlähmung geheilt wurde. Deswegen trägt er ein Amulett mit sich. In Paris angekommen sucht er den Admiral Coligny auf, der ihn zwar nicht als Soldat, wohl aber als Schreiber brauchen kann. Anscheinend hat Chatillon bereits ein gutes Wort für Schadau eingelegt.

Diesen besucht er anschließend in seinem Haus auf der Isle St. Louis. Im Gespräch stellt sich heraus, dass Gasparde die Tochter des verstorbenen Bruders des Admiral Coligny ist und deswegen die gleichen Augen besitzt. Als er später mit ihr am Fenster steht und der Hetzpredigt des katholischen Pfarrers lauscht, geht unten Graf Guiche,der Herzog von Anjou vorbei, der Gasparde bereits länger nachstellt. Sie stellt Schadau als ihren Beschützer hin. Am nächsten Tag trifft Schadau auf der Straße auf Boccard, der ihn herumführt. Sie stoßen mit Graf Guiche zusammen, aus einem kleinen Rempler wird ein Duell, dass Schadau am nächsten Morgen nur gewinnt, weil Boccard ihm das Amulett der Muttergottes in den Wams geschoben hat und das somit den tödlichen Stoß verhindert.

Als er abends Gasparde wieder trifft, bekennt sie sich mitschuldig und sie erklären sich ihre Liebe.

Einen Monat später: Admiral Coligny wurde bei einem Mordanschlag schwer verwundet und liegt im Sterben. Chatillon ringt mit dem Gedanken, aufs Land zu flüchten, um vor der gefährlichen Stimmung gegen die Protestanten in Paris sicher zu sein. Schadau und Gesparde werden zum Admiral gerufen, der sie in aller Eile trauen lässt. In seinem Zimmer angekommen, wird Schadau von Boccard überredet, mit in den Louvre (damals das Königsschloss) zu kommen, wo er dann gefangen genommen wird und in Boccards Zimmer eingesperrt wird. In dieser Nacht werden in Paris sämtliche Protestanten auf Befehl des Königs umgebracht (Bartholomäusnacht). Auf Schadaus Drängen hin lässt Boccard ihn frei und hilft ihm, in der Kleidung eines Schweizergardisten getarnt, seine Frau zu retten. Als sie diese aus der Bedrägung durch den Pöbel befreien können, wird Boccard auf offener Straße erschossen. Noch im letzten Atemzug küsst er das Amulett.

Schadau und Gasparde fliehen aus Paris Richtung Bern, um dort bei Schadaus Ohm unterzukommen. Unterwegs ließt er einen Brief seines Oheims, den er bereits bekommen hatte, aber erst jetzt die Zeit hat, zu lesen. Darin findet sich der letzte Gruß des Oheims, sowie die Nachricht, dass er ihm alles vererbe.

Entstehung und Rezeption

Inspiriert durch das Studium der französischen Geschichte, insbesondere der Person Katharina von Medici, der Bartholomäusnacht und der Religionskriege unter Karl IX., machte sich C. F. Meyer im Winter 1872/73 daran, die Novelle seiner Schwester zu diktieren. Auch der Roman "Chronique du règne de Charles IX"(1829) von Prosper Mérimée gab ihm Anregungen, wie er 1873 selbst schreibt. Einen Entwurf fertigte er bereits in den sechziger Jahren an, legte ihn aber beiseite, da er ihm noch zu wenig durchdacht schien.

Als erste Prosanovelle Meyers hatte das Werk trotz häufiger Besprechung eher geringen Erfolg. Dennoch gelobt wurden wie auch bei seinen anderen Novellen die korrekte Darstellung des historischen Hintergrundes, die klaren Charaktere, die einfache Sprache und die meisterhafte Komposition.


Inhaltszusammenfassung

Text im Gutenberg-Projekt