Inkakakadu

Art der Gattung Lophochroa
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Der Inka-Kakadu (Cacatua leadbeateri) gehört zur Familie der Kakadus. Er kommt mit zwei Unterarten in Australien vor. Sein Verbreitungsschwerpunkt liegt in Neusüdwales und Viktoria beheimatet. Wegen seiner auffällig quergebänderten Federhaube und dem rosafarbenen Körpergefiedern gilt er vielen Papageienliebhabern als der schönste der Kakadus und als einer der schönsten Papageien überhaupt.

Inka-Kakadu

Inka-Kakadu (Cacatua leadbeateri)

Systematik
Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Papageien (Psittaciformes)
Familie: Kakadus (Cacatuidae)
Art: Inka-Kakadu
Wissenschaftlicher Name
Cacatua leadbeateri
(Vigors, 1831)

Anders als Rosa- und Nacktaugenkakadu hat der Inka-Kakadu nicht von der zunehmenden Zahl an Viehtranken der australischen Weidewirtschaft profitiert. Inka-Kakadus reagieren empfindlich auf Abholzungen und sind in vielen landwirtschaftlich genutzten Zonen verschwunden, auch wenn die verbliebenen Waldinseln anderen Kakaduarten noch hinreichend Lebensraum bieten. Der Inkakakadu ist wegen seiner rückläufigen Bestandszahlen in allen australischen Bundesstaaten vollständig geschützt.

Erscheinungsbild

Inkakakdus erreichen eine Körpergröße von 35 Zentimeter und wiegen zwischen 365 und 425 Gramm.[1] Es sind damit verhältnismäßig kleine Kakadus. Ihr charakteristischstes Merkmal ist die mehrfarbige Haube, die nach vorne gebogen ist. Sie wird durch verlängerte Stirnfedern begrenzt. Die Flügel sind breit und rund. Der hornfarbene Schnabel ist für einen Kakadu proportional gesehen klein.

Der Scheitel und die verlängerten Stirnfedern sind weiß. Die verlängerten Haubenfedern sind an ihrer Federbasis lachsfarben bis rosa, werden zur Mitte hin dunkler und sind fast scharlachrot. Sie sind von einem schmalen gelblichen Band unterbrochen und enden in einer breiten weißen Spitze. Der Kopf, die Körperunterseite und die Unterflügeldecken sind überwiegend altrosa. Die kleinen Unterflügeldecken, der Unterbauch, die Körperoberseite und die inneren Steuerfedern sind weiß. Die äußeren Schwungfedern und die Steuerfedern sind überwiegend weiß. Sie sind allerdings zur Federbasis hin sowie auf der Unterseite der Innenfarben ebenfalls blass altrosa. Die Iris ist dunkelbraun.

Inka-Kakadus haben einen langsamen, bedächtig wirkenden Flug mit flachen, flatternden Flügelschlägen. Der Flug wird immer wieder durch kurze Gleitphasen unterbrochen. Sie fliegen nur selten in großer Höhe. Selbst längere Strecken werden gewöhnlich mit kurzen Flügen von Baum zu Baum durchgeführt.[2] Der Kontaktruf, der von fliegenden Inka-Kakadus zu hören ist, ist ein dreisilbiges, zitterndes kriiiek-kri-kriiiee. Sie rufen diesen Laut mit einem Abstand von etwa einer Minute. Sind Inka-Kakadus beunruhigt, verkürzt sich der Abstand zwischen den Rufen.

Verbreitungsgebiet

 
Verbreitungskarte des Inka-Kakadus

Inkakakadus sind im ariden und semiariden Landesinneren von Australien verbreitet. Die Nominatform Cacatua leadbeateri leadbeateri kommt vom Südwesten Queenlands und dem Westen von New South Wales bis in den Nordwesten des australischen Bundesstaates Victoria und dem mittleren Osten von South Australia vor.[3] Die Unterart Cacatua leadbeateri molli, die sich von der Nominatform vor allem dadurch unterscheidet, dass das gelbe Band der Federhaube schmaler ist oder sogar ganz fehlt, kommt im westlichen und zentralen Landesinneren von Australien vor.

Abhängig von der Verfügbarkeit von Nahrung und Wasser zeigen Inkakakadu-Schwärme Wanderbewegungen. Besonders ausgeprägt sind diese bei Schwärmen, die sich aus noch nicht geschlechtsreifen Jungvögeln sowie nichtbrütenden Adulten zusammensetzen. Sie ziehen durchschnittlich über eine Fläche von 300 Quadratkilometer. Bei langanhaltenden Dürreperioden dehnen sich diese Wanderbewegungen aus. Die Schwärme werden tendenziell größer. In dieser Zeit dringen sie gelegentlich auch in Regionen vor, in denen sie normalerweise nicht vorkommen.[4]

Lebensraum

Inkakakadus nutzen eine große Bandbreite baumbestandener Lebensräume in ariden und semiariden Zonen. Sie präferieren dabei Lebensräume, die entweder mit Callitris und Eukalyptus bestanden sind oder solche mit einem Bestand an Allocasuarina und Eukalyptus. Sie finden sich aber außerdem in Regionen mit Akazien-Buschland sowie Grasland mit nur geringem Baumbewuchs. Limitierender Faktor ihrer Verbreitung ist in vielen Regionen der Zugang zu Süßwasser.[5]

Inkakakadus haben anfänglich von der Besiedelung des australischen Kontinents durch europäische Siedler profitiert. Die Anlage von Viehtränken, in denen ganzjährig Süßwasser zu finden waren, hat zunächst dazu geführt, dass ihre Zahl steigen konnte. Die mit der Besiedelung aber auch einhergehende Abholzung des Baumbestandes hat diesen Effekt jedoch aufgehoben und vielerorts dazu geführt, dass die Populationszahlen an Inkakakadus rückläufig sind. Dies unterscheidet sie von anderen australischen Kakaduarten wie etwa dem Rosakakadu und dem Nacktaugenkakadu. Diese beiden Arten können auf kleinflächig zerstreuten Waldinseln inmitten von landwirtschaftlichen Anbauflächen gut überleben. Während Rosakakadus aber halbkolonial brüten und einen geringen Nisthöhlenabstand hinnehmen, brüten Inkakakadus nicht in unmittelbarer Nähe zueinander. Sie begeben sich jedoch in Sozialverbänden auf Nahrungssuche. Sie ziehen sich daher aus weitgehend flurbereinigten Regionen zurück.[6] Einige Ornithologen vermuten außerdem, dass Inka-Kakadus, die gewöhnlich selbst längere Strecken durch kurze Flüge zwischen Baumgruppen überwinden, auch wegen ihrer Vermeidung von Flügen über offenes, baumlosen Land aus stark agrarisch genutzten Regionen verschwunden sind.[7]

Verhalten

 
Inkakakadu im Flug

Die kleinste soziale Einheit der Inkakakadus ist ein Paar. Inkakakdus sind wie viele andere Kakaduarten monogam. Eine einmal eingegangene Paarbindung endet in der Regel erst mit dem Tod eines der Partners. Inka-Kakadus gehen jedoch darüber hinaus eine soziale Bindung mit anderen Artgenossen ein. Bei Inka-Kakadus ist diese ohne Frage loser als beispielsweise bei Rosakakadus, die halbkolonial brüten und bei denen der Abstand der Nisthöhlen im Durchschnitt ca. 50 Meter beträgt. Bei den Inkakadus ist dieser Abstand deutlich größer. Trotzdem begeben sich Inkakakadus bevorzugt in Schwärmen auf Nahrungssuche. Sie ignorieren dabei sogar manchmal geeignete Nahrungsgründe in der Nähe ihrer Nisthöhle und fliegen mehrere Kilometer weit, um sich mit anderen Inkakakadus zusammenzuschließen.[8] Untersuchungen an der Peripherie der Wheatbelt Region in Western Australia haben gezeignet, dass Schwärme, die sich aus etablierten Brutpaaren zusammensetzt, verhältnismäßig ortstreu sind und über Jahre immer wieder die selben Nahrungsgründe aufsuchen.[9]. Schwärme, die sich aus jungen, noch nicht geschlechtsreifen Inkakakadus sowie nichtbrütenden adulten Kakadus zusammensetzen, sind mobiler. Beide Schwärme schließen sich gelegentlich auch zusammen und führen dann zu den mehreren hundert Individuen umfassenden Schwärmen, die gelegentlich beobachtet werden. Der größte, belegte Schwarm an Inkakakadus umfasste 530 Inkakakadus. Er wurde am 15. Juli 1978 in der Nähe des Pink Lake State Parks im Nordwesten des australischen Bundesstaates Victoria beobachtet. Die Kakadus fanden sich dort gemeinsam mit Rosakakadus ein, um Cucumis myriocarpus, einer in Australien eingeführten Melonenart, zu fressen. In der Regel gelten aber bereits Schwärme, die mehr als vierzig oder fünfzig Tiere umfassen, als ungewöhnlich groß.[10]

Inka-Kakadus sind tagaktive Vögel. Sie verbringen außerhalb der Brutzeit die Nacht gemeinsam in ihrem Schwarm in der Nähe der Futterstellen. Ihre Nahrungsaufnahme hat einen ersten Höhepunkt in den ersten Stunden nach Sonnenaufgang. Sie verbringen die heißesten Stunden des Tages in Baumkronen, wo sie im Schatten des Blätterwerks Schutz vor der Sonne suchen. Verpaarte Inka-Kakadus sitzen dabei häufig sehr dicht beieinander und beknabbern gegenseitig das Gefieder. Unverpaarte Vögel halten einen Abstand von etwa 20 bis 30 Zentimeter vom nächsten Artgenossen ein.[11]

Inkakakadus gelten zwar als nicht ganz so verspielt wie Rosakakadus. Sie zeigen aber auch spielerisches Verhalten wie beispielsweise schnelle Flüge durch Braumkronen oder zwischen Bäumen hindurch.[12] Sie haben ein Wachsystem. In einem Schwarm von Vögeln beobachtet mindestens ein Vogel die Umgebung.[13] Das Aufstellen der Haube drückt häufig die Stimmung aus. Sie wird gesträubt, wenn sich beide Partner begräßen, wenn er den Besitzanspruch auf eine Höhle verdeutlichen möchte oder wenn der Vogel beunruhigt ist. Wie viele andere Kakadus spreizen Inka-Kakadus die haube aber auch dann, wenn sie an ihrem Zielort landen.[14]

Nahrung

Zum Nahrungsspektrum der Inkakakadus zählen Grassamen und Samen krautiger Pflanzen, Nüsse, Früchte, Berren, Blüten, Wurzeln, Blattknospen sowie Insekten und deren Larven. Der Anteil der Nahrung, die Inkakakadus auf Bäumen finden, ist größer als beim Rosa- und Nacktaugenkakadu. Inkakakadus suchen auch gerne nach Weizenkörnern auf abgeernteten Früchten. Sie suchen aber auch gerne reife Weizenfelder auf, die noch nicht abgeerntet sind und können dann beträchtlichen Schaden anrichten.

Systematik

Die Einordnung des Inka-Kakadus in die Gattung der Eigentlichen Kakadus ist umstritten. Sie weisen eine Reihe von Charakteristika auf, die sie von den übrigen Arten der eigentlichen Kakadus unterscheidet. So sind die Nestlinge wesentlich weniger mit Primärdunen bedeckt wie bei den übrigen Arten. Die Dunen sind außerdem entlang von zwei Rückenstreifen angeordnet. Auch die Bettelbewegung der Nestlinge unterscheidet sich von denen der übrigen Arten. Bei ihnen ist die Bettelbewegung nach vorne und nicht nach der Seite gerichtet. Inka-Kakadus werden deshalb gelegentlich in die Untergattung Lophocroa gestellt.[15] Es wird aber auch diskutiert, dass man sie wie die nahe mit ihnen verwandten Rosakakadus in eine eigene Gattung einordnet.

Belege

Einzelnachweise

  1. Forshaw, S. 181
  2. Forshaw, S. 188
  3. Forshaw, S. 182
  4. Forshaw, S. 188
  5. Forshaw, S. 183
  6. Forshaw, S. 184
  7. Forshaw, S. 188
  8. Forshaw, S. 187
  9. Forshaw, S. 186 und S. 187
  10. Forshaw, S. 187
  11. Forshaw, S. 187
  12. Forshaw, S. 187
  13. Forshaw, S. 187
  14. Forshaw, S. 187
  15. Forshaw, S. 181

Literatur

  • Joseph M. Forshaw: Australische Papageien - Band 1. Bretten 1. deutschsprachige Auflage (2003)