Geschichte Kubas

Entwicklungen auf dem Gebiet der Republik Kuba von der Urgeschichte bis zur Gegenwart
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Indios auf Kuba um 1558

Das Präkolumbianische Kuba

Bis 1492 lebten auf Kuba lediglich die Indianerkulturen der Kariben. Am 27.Oktober 1492 entdeckte der Genuese und in Diensten Spaniens stehende Christoph Kolumbus (Cristóbal Colón) die Insel Kuba, die er auf der Suche nach einem Seeweg nach Indien für eine indische Insel hielt und die Ureinwohner deshalb Indianer taufte.

Die Eroberung Kubas

Ab dem 16. Jahrhundert begannen die Spanier die Insel Kuba zu kolonisieren und vernichteten die meisten der dort lebenden Ureinwohner.

Kolonialzeit

1762 eroberten britische Truppen Havanna. Die kurze Zeit des Freihandels brachte das kreolische Bürgertum in Kuba auf den Geschmack, wieviel es verdienen konnte ohne die kolonialen Fesseln Spaniens. Ein Jahr später wurde Kuba im Frieden zu Paris im Tausch gegen Florida wieder Spanien zugeschlagen.

Im Zuge des Sklavenaufstandes auf Haiti 1791 flohen viele französische Großgrundbesitzer, die dort Zucker- und Kaffeeplantagen besessen hatten, nach Kuba. Unter ihrem Einfluss und ihren technischen Kenntnissen wurde nun Kuba für Spanien zu dem, was Haiti vorher für Frankreich gewesen war: Die Insel des Zucker und des Kaffees. Ein enormer wirtschaftlicher Aufschwung und der industrielle Einsatz von Sklaven war die Folge.

Nach den Unabhängigkeitskämpfen in Süd- und Mittelamerika im 19. Jahrhundert wurde Kuba die wichtigste Kolonie Spaniens. Aber auch in Kuba nahm die Unzufriedenheit der Kreolen mit der spanischen Herrschaft zu, und der Gedanke an Unabhängigkeit oder des Anschlusses an die USA gewann wachsenden Zuspruch, so dass ab 1825 die Unterdrückung durch die spanische Verwaltung stärker wurde.

Im 19. Jahrhundert gab es sowohl auf kubanischer wie auf US-amerikanischer Seite Überlegungen Kuba an die USA anzuschliessen.

  • auf kubanischer Seite ging dieses Interesse besonders von den Zuckerplantagen-Besitzern des Westens aus, die sich einerseits durch die Kolonialherrschaft Spaniens in ihren wirtschaftlichen Interessen eingeschränkt fühlten, andererseits aber Angst hatten, dass ihnen ohne eine militärische starke Schutzmacht (Spanien oder USA) das gleiche Schicksal blühen konnte wie einst den Plantagenbesitzern auf Haiti: die Machtübernahme durch die zahlenmäßig überlegenen Sklaven.
  • auf US-amerikanischer Seite waren es zunächst die Plantagenbesitzer der Südstaaten, die sich durch einen neuen Bundesstaat Kuba eine Stärkung ihrer Position innerhalb der USA erhofften. Nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg stieg zunehmend das Interesse der USA an der strategischen Bedeutung Kubas im Golf von Mexiko.

Der Kampf um die Unabhängigkeit

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Die Karibik am Ende des 19. Jahrhunderts

Kuba war die letzte große spanische Kolonie, die, nach einem 30-jährigen Guerillakrieg, ihre Unabhängigkeit gewann. Der Krieg der so genannten Mambises gegen Spanien begann 1868, nachdem alle Versuche des kubanischen Bürgertums, von Spanien größere Freiheiten, besonders im Außenhandel, zu erhalten, fehlgeschlagen waren. Der Unabhängigkeitskrieg lässt sich in drei Phasen einteilen:

Der lange Krieg (Guerra Larga) 1868-1878

Am 10. Oktober 1868 rief Carlos Manuel de Céspedes im Kriegsruf von Yara (Grito de Yara) das kubanische Volk zum Krieg gegen die spanische Kolonialmacht auf. Er ließ seine Sklaven frei und besetzte mit einer kleinen Armee die Stadt Bayamo. Als die spanischen Truppen Bayamo zurückerobern wollten, zündeten die Einwohner der Stadt ihre eigenen Häuser an und schlossen sich den Aufständischen an. Ein Gedicht, das dieses Ereignis feiert, wurde zur kubanischen Nationalhymne La Bayamesa. Die "Republik in Waffen", wie sich die kubanische Untergrundbewegung nannte, bestand in ihrer politischen Führung zum größten Teil aus Großgrundbesitzern, die sich von einer Unabhängigkeit Kubas freien Handel mit den Ausland, besonders den USA, versprachen. Sie widersetzten sich stets der Forderung, den Krieg auch auf den kubanischen Westen auszudehnen, wo sich die großen Zuckerrohrfelder befanden, aus denen Spanien die notwendigen finanziellen Mittel für den Kampf gegen die Aufstandsbewegung schöpfte. Nach vielen Misserfolgen gelang es dem spanischen General Martinez Campos, in einer politisch-militärischen Offensive die Aufstandsbewegung zu schwächen. 1878 kam es zum Frieden von Zanjón. Er gewährte den KubanerInnen eine Vertretung in den spanischen Cortes und legte eine schrittweise Sklavenbefreiung fest, Kuba blieb jedoch ohne echte Autonomie.

Der kleine Krieg (Guerra Chiquita) 1878-1879

Der stellvertretende Oberbefehlshaber der Revolutionsstreitkräfte Antonio Maceo weigerte sich, die Kapitulation anzuerkennen und erklärte bei einem Treffen mit Martinez Campos die Fortsetzung des Kampfes um die Unabhängigkeit Kubas (Protesta de Baragua). 1879 musste jedoch auch er den Kampf einstellen und ging ins Exil nach Mexiko.

Der Unabhängigkeitskrieg (Guerra de Independencia) 1895-1898

 
Mambi-Kämpfer 1896

Zwischen 1879 und 1895 bereiteten sich kubanische Exilgruppen in den USA und Mexiko auf eine Rückkehr nach Kuba vor. Besonders aktiv bei der Organisierung war der Dichter, Journalist und Revolutionär José Martí, dem es schließlich gelang, die beiden ehemaligen Oberbefehlshaber der Revolutionsstreitkräfte, Máximo Gómez und Antonio Maceo, wieder an einen Tisch zu bringen. Im Manifest von Montechristi (Manifesto de Montechristi) wurden die Bedingungen für eine Wiederaufnahme des Kampfes festgelegt. 1895 landeten die Revolutionäre mit einem Schiff im Osten Kubas. José Martí, der keine militärische Erfahrung besaß, fiel in einer der ersten Schlachten mit der spanischen Kolonialarmee. Der spanische Ministerpräsident A. Cánovas del Castillo entsandte eine Armee von 200.000 Soldaten unter dem Generalkapitän Valeriano Weyler auf die Insel. Seine drakonischen Methoden hatten zwar militärischen Erfolg, lösten aber weltweit Entrüstung aus, sodass Weyler 1897 zurückgerufen wurde, ein eigenes Ministerium für Kuba entstand und die Insel weitgehende Autonomie erhielt. Die Kubaner forderten jedoch vollständige Unabhängigkeit. Spanien gelang es diesmal nicht, die Aufstandsbewegung aufzuhalten, zumal der Kampf von Anfang an über ganz Kuba, also auch den für Spanien wirtschaftlich besonders wichtigen Westen der Insel, ausgedehnt wurde. Als in Spanien bereits öffentlich über einen Rückzug aus Kuba gesprochen wurde, griffen die USA 1895 ein und provozierten den Spanisch-Amerikanischen Krieg. Historisch markiert dieses Datum den Eintritt der USA in den Kreis der imperialistischen Weltmächte. Statt seine Unabhängigkeit zu gewinnen, kam Kuba nun nach den Friedensverhandlungen zwischen Spanien und den USA in Paris, an denen die kubanische Unabhängigkeitsbewegung nicht teilnehmen durfte, unter die Herrschaft der USA, die erst 1902 eine Scheinrepublik erlaubten.

Das Platt-Amendment

Hauptartikel Platt Amendment

Die Verfassung Kubas von 1902 enthielt auf Druck der USA das sogenannte Platt-Amendment, das den USA jederzeit ein militärisches Eingreifen zusicherte, falls sie ihre Interessen oder ihr Eigentum auf Kuba in Gefahr sehen. Damit war eine Souveränität des neuen Staates nicht gegeben. Tomás Estrada Palma wurde erster Präsident der Republik.

Im Platt Amendment mit der noch jungen Republik sicherten sich die USA 1903 zwei Militärstützpunkte auf der Insel: Bahía Honda, das 1912 zurückgegeben wurde, und Guantánamo Bay, das bis heute von US-amerikanischem Militär besetzt gehalten und seit dem Afghanistan-Krieg zur völkerrechtswidrigen Inhaftierung von Kriegsgefangenen verwendet wird.

Kuba im 20. Jahrhundert

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Kubanische Karikatur von 1921

Zwischen 1906 und 1919 intervenierten die USA mehrfach militärisch auf Kuba (Kanonenbootpolitik).

1933 wurde die Regierung von General Gerardo Machado Morales, der seit 1925 im Amt war, gestürzt. Neuer Machtinhaber wurde der Sergeant Fulgencio Batista Zaldívar, der als »Führer der Revolution« von 1933 bis 1939 zum Oberbefehlshaber der Armee wurde.

Von 1940 bis 1944 war Fulgencio Batista Präsident Kubas. 1944 wurde er von Carlos Prío Socarrás abgelöst, der im Amt blieb, bis Fulgencio Batista ihn 1952 stürzen ließ; dieser wurde zum Diktator von Kuba und errichtet ein diktatorisches und korruptes Regime, unter dem es zur Abschaffung der Verfassung und zur Unterdrückung der Opposition kam. Kuba geriet in die völlige Abhängigkeit von den USA.

Die Kubanische Revolution 1953-1959

Hauptartikel Kubanische Revolution

 
Hotel Habana Libre ehemals Hilton Havana, während der Revolution vorübergehender Regierungssitz

Am 26. Juli 1953 verübte eine Guerillatruppe unter der Führung des Rechtsanwalts Fidel Castro Ruz (*1926) einen Angriff auf die Moncada-Kaserne von Santiago, der allerdings fehlschlug. Dies war der Beginn der Revolution unter Führung der Bewegung des 26. Juli (M-26-7). Die Ziele der Bewegung waren Sozialreformen, Demokratie und die Wiederherstellung der Verfassung von 1940.

Am 1. Januar 1959 eroberten Castros Revolutionäre die Hauptstadt Havanna, woraufhin Fulgencio Batista ins Exil floh. Fidel Castro übernahm am 16. Februar das Amt des Ministerpräsidenten.

Kuba nach der Revolution

Hauptartikel Kubanische Revolution

Am 17. Mai 1959 kam es zur Einführung einer Land- und Agrarreform, die unter anderem die Beseitigung des privaten Großgrundbesitzes, Bildung von Kooperativen und staatlichen Betrieben und das Verbot von Landbesitz für Ausländer vorsah. Am 17. Juli 1959 wurde Osvaldo Dórticos Torrado (*1919, † 1983) Präsident der Republik. Castro blieb Regierungschef.

Im Juli 1960 verhängten die USA über Kuba ein partielles Handelsembargo.

Schweinebucht-Invasion

Hauptartikel Invasion in der Schweinebucht

Am 17. April 1961 scheiterten von den USA eindringende Exilkubaner bei einem Angriff in der »Schweinebucht«. Am 2. Dezember 1961 fand die Proklamation der Sozialistischen Republik auf der Grundlage des Marxismus-Leninismus statt. Im Februar des darauf folgenden Jahres verhängten die USA ein totales Embargo auf alle Einfuhren aus Kuba.

Kuba-Krise (Oktober-Krise)

Hauptartikel Kuba-Krise

Nach dem Scheitern der Schweinebucht-Invasion gab es in den Präsidenten-Beratungen unter Kennedy, die inzwischen nicht mehr der Geheimhaltung unterliegen, Überlegungen, Kuba noch einmal anzugreifen, diesmal aber unter direktem Einsatz von US-Truppen. Was fehlte, war ein brauchbarer Vorwand um den völkerrechtswidrigen Angriff auf Kuba zu rechtfertigen. Nach der Schweinebucht-Invasion hatte Kuba die Sowjetunion um Atomraketen gebeten, welche die USA vor einem weiteren Angriff auf Kuba abschrecken sollten. Da die USA an der türkisch-sowjetischen Grenze ebenfalls Atomraketen stationiert hatte, sah die Sowjetunion in diesem Schritt ein "Gleichziehen" im Sinne der Abschreckungsdoktrin des Kalten Krieges. Die Entdeckung sowjetischer Raketenbasen auf Kuba im September 1962 schien nach langer Überlegung Kuba-Krise der Präsidentenberater der gesuchte Anlass für einen Angriff auf Kuba zu sein. Im Oktober 1962 errichteten die USA eine totale Blockade über Kuba und bedrohten auf dem freien Meer sowjetische Handelsschiffe mit Warnschüssen. Der Atomkrieg zwischen den USA und der Sowjetunion schien greifbar nahe. Nach Geheimverhandlungen zum Abbau amerikanischer Atomraketen in der Türkei stimmten die Sowjets zu, auch die Raketenbasen auf Kuba zu eliminieren. Außerdem mussten die USA zusichern, keine weiteren Angriffe auf Kuba vorzubereiten. In der Öffentlichkeit war von diesem Geheimabkommen jedoch nichts bekannt, so dass die US-Regierung unter Kennedy als Sieger gestärkt aus der Oktober-Krise hervorging.

Das sozialistische Kuba

  • Im Juli 1964 wird Kuba auf Druck der USA aus der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) ausgeschlossen. Alle lateinamerikanischen Staaten, mit Ausnahme Mexikos, brechen ihre diplomatischen Beziehungen zu Kuba ab.
  • Im Juli 1972 tritt Kuba dem »Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe« (COMECON), der Wirtschaftsorganisation der Ostblockstaaten, bei.
  • 1973 unterstützen kubanische Truppen in kleinem Umfang die arabischen Armeen von Ägypten und Syrien bei ihrem Angriff auf Israel im Jom-Kippur-Krieg.
  • Am 30. Juli 1975 beendet die OAS die Sanktionen gegen Kuba.
  • Kubanische Truppen unterstützen ab dem 15. November in Angola die kommunistische MPLA-Regierung gegen den Einmarsch von Truppen des südafrikanischen Apartheid-Regimes und im Kampf gegen die FNLA- und UNITA-Rebellen.
  • Am 16. Februar 1976 wird in Kuba eine neue Verfassung in Kraft gesetzt.
  • Am 2. Dezember übernimmt Fidel Castro neben seinem Amt als Ministerpräsidenten auch das des Präsidenten der Republik.
  • 1978 unterstützt Kuba Äthiopiens im Kampf gegen Somalia um das Ogaden-Gebiet.
  • Am 25. Oktober 1983 besetzen US-amerikanische Streitkräfte sechs Tage nach dem Mord am grenadischen Premierminister die Karibik-Insel Grenada, ein britisches Übersee-Dominion, und nehmen nach der Invasion die meist im Flughafenbau tätigen Kubaner gefangen.
  • 1989 beendet Kuba sein Militärengagement in Angola (50.000 Soldaten) in einer trilateralen Verhandlungslösung zusammen mit Angola und Südafrika.

Kuba nach Ende des Kalten Krieges

  • Am 30. Juni 1993 verlassen die letzten Truppen der ehemaligen Sowjetunion Kuba.
  • Am 5. August 1994 kommt es in Havanna zu den schwersten regierungsfeindlichen Unruhen seit der Machtübernahme von Fidel Castro im Jahr 1959. Als Folge wies Castro am 7. August die Aufhebung der Küstenüberwachung an und löste damit die größte Massenflucht aus Kuba aus.
  • Am 25. März 1995 tritt Kuba dem Vertrag von Tlatelolco bei, der die Verbreitung von Atomwaffen in Lateinamerika untersagt.
  • Während die Wirtschaftskrise, von der vor allem Landwirtschaft und Industrie betroffen sind, weiter anhält, erlebt der Tourismus einen großen Aufschwung.
  • Vom 21. bis zum 25. Januar 1998 besuchte Papst Johannes Paul II. Kuba.
  • Mai 2005 gründen Kuba und Venezuela die ALBA, die "Bolivarianische Alternative" zur ALCA, der US-dominierten Wirtschaftsgemeinschaft. Während Venezuela von Kuba Unterstützung beim Aufbau seines Gesundheits- und Erziehungswesens unterhält, beteiligt sich Venezuela beim Aufbau der kubanischen Wirtschaft.

Literatur zum Thema Kuba

  • Jürgen Hell: Kurze Geschichte des kubanischen Volkes, Berlin 1966, vergriffen