Erythrozyt

rotes Blutkörperchen für den Sauerstofftransport
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Die roten Blutkörperchen (Erythrozyten, Singular der Erythrozyt) sind runde, scheibenförmige Zellen im Blut. Sie erscheinen unter dem Mikroskop als ungefähr gleich große, blasse, runde Scheiben, die in der Mitte von beiden Seiten leicht eingedellt sind (bikonkave Form).). Sie bestehen zu 90% der trockenmasse aus dem Protein Hämoglobin, welches wiederum ein Tetramer ist (2 alpha, 2beta) und jeweils ein Häm besitzt. Häm ist ein Porphyrinring bestehned aus einem Pyrroltetramer und zentral liegt das Fe2+. Hier kann das O2 anbinden, ausserdem hängt hier das Häm am Histidin des Hämoglobins. Der Durchmesser eines roten Blutkörperchens beträgt etwa acht Mikrometer. Reife menschliche Erythrozyten besitzen - im Unterschied zu den roten Blutkörperchen von Vögeln und Reptilien - keinen Zellkern. Dieser ist in den aktiven Vorstufen, den Retikulozyten, jedoch noch vorhanden. Auch junge Erythrozyten können noch Reste von Kernmaterial, Chromatin, enthalten, das im Verlauf des Alterungsprozesses verschwindet. Bevor sie in den Blutkreislauf eintreten, verwerfen Erythrozyten neben dem Zellkern auch alle ihre Organellen. Das Fehlen von Zellkern und Organellen bei den reifen roten Blutkörperchen der Säugetiere (Mammalia) ist einzigartig im Tierreich.

Die im Knochenmark stattfindende Reifung der Erythrozyten wird von Makrophagen, einer Gruppe der weißen Blutkörperchen (Leukozyten), unterstützt. Hierbei ordnen sich die unfreifen roten Blutkörperchen in sogenannten "Inseln" (engl.: islands) um einen einzelnen Makrophagen an, der die Zellen versorgt und außerdem die ausgeschieden Zellorgane aufnimmt und verdaut. Dieser schon in den frühen 1940ern beobachtete Vorgang benötigt auf noch nicht näher bekannte Weise das Retinoblastom-(Rb)-Protein.

Die Aufgabe der roten Blutkörperchen ist der Sauerstofftransport im Blutgefäßsystem. Sie nehmen in den Lungenkapillaren Sauerstoff auf und transportieren ihn über den arteriellen Kreislauf bis in die arteriellen Kapillaren der Gewebe und Organe, von wo der Sauerstoff an die Zellen wieder abgegeben wird. Für die Bindung und den Transport des Sauerstoffs ist das Hämoglobin im Inneren der Erythrozyten verantwortlich, das dem Blut seine rote Farbe verleiht.

Sehr wichtig für die Funktion der Erythrozyten ist ihre starke Verformbarkeit, die es ihnen erlaubt, auch kleinste Kapillaren zu durchqueren. Ihre bikonkave Form ermöglicht es ihnen, eine größere Menge an Sauerstoff aufzunehmen. Durch den engen Kontakt zwischen Erythrozyten und Endothel der Gefäße ist der Gasaustausch in den Kapillaren besonders effektiv.

Unter speziellen Bedingungen können Erythrozyten in vitro auch zwei andere Formen annehmen: die Becherform und die Stechapfelform. Becherförmige Erythrozyten werden als Stomatozyten und stechapfelförmige als Echinozyten bezeichnet.

Da die menschlichen Erythrozyten keinen Zellkern besitzen, können sie sich auch nicht mehr teilen. Ihre durchschnittliche Lebensdauer beträgt 120 Tage oder 4 Monate. Nach dem Verbrauch ihrer Reserveenergie gehen sie zu Grunde, vor allem durch Abbau in Leber und Milz. Sie werden aber immer wieder neu gebildet, weil teilungsfähige Stammzellen im Knochenmark existieren, die zunächst kernhaltige Erythroblasten produzieren, aus denen dann zunächst die Retikulozyten und dann, unter Ausstoßung des Zellkerns, die eigentlichen Erythrozyten hervorgehen. In einem gesunden, erwachsenen Menschen befinden sich etwa 25 Billionen rote Blutkörperchen, mit einer Gesamtoberfläche von 4000 m². Der Körper erneuert davon täglich ca. ein Prozent (200 Milliarden), was 2.000.000 in jeder Sekunde entspricht.

Bei der Anämie oder Blutarmut ist die Anzahl der roten Blutkörperchen vermindert. Eine erblich bedingte Veränderung der Erythrozyten tritt bei der so genannten Sichelzellenanämie auf. Es handelt sich dabei um eine fast ausschließlich bei Afrikanern vorkommende Krankheit, bei der die roten Blutkörperchen im Deoxy-, das heißt Sauerstoff-freien Zustand derart deformiert sind (sichelförmig), dass sie zur Schädigung der Erythrozyten führen. Homozygote Träger dieser Erbanlagen haben eine deutlich verkürzte Lebenserwartung, die heterozygoten Träger sind jedoch vor einer Malaria-Erkrankung geschützt, da der Erreger (Plasmodium falciparum) sich in derart deformierten Erythrozyten nicht vermehren kann.

Bei der Polyglobulie - zum Beispiel der Polycythaemia vera, der Polycythaemia rubra hypertonica und der Polyglobulie des Neugeborenen - treten rote Blutkörperchen vermehrt auf.


pathologische Formen


Siehe auch: Weißes Blutkörperchen, Blutgruppe, Rhesusfaktor, Blutung, Bluttransfusion, HbA1c