Herzogtum Berg

Territorium des Heiligen Römischen Reiches ab 1380, Nachfolger der Grafschaft Berg
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Das Herzogtum Berg (Ducatus Montensis) war ein Territorium des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation im Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis auf der rechten Rheinseite zwischen dem Fürstbistum Münster, dem Reichsstift Essen, der Grafschaft Mark, dem Herzogtum Westfalen, dem Kurfürstentum Köln, dem Fürstentum Moers und dem Herzogtum Kleve gelegen.

Geografie

Das Herzogtum Berg umfasste ein Areal von 2.975 km² mit 262.000 Einwohnern. Es gehört heute zu den Regierungsbezirken Düsseldorf und Köln. Die Mittelgebirgsregion Bergisches Land, bestehend aus Wuppertal, Solingen, Remscheid, Leverkusen, dem Oberbergischen Kreis und dem Rheinisch-Bergischen Kreis, verdankt ihren Namen dem Herzogtum Berg. Das Niederbergische Land besteht aus dem Kreis Mettmann, Düsseldorf und Mülheim an der Ruhr. Das Wappentier des Bergischen Landes ist der Bergischen Löwen; bis auf wenige Ausnahmen (z. B. Solingen) tragen dies die meisten Städte und Kreise im Wappen.

Die Ämter von Berg

Das Herzogtum war verwaltungstechnisch in Ämter unterteilt, sie hießen:

Amt Angermund, Amt Löwenburg - Amt Porz - Amt Miselohe - Amt Monheim - Amt Ratingen - Amt Mettmann - Amt Solingen - Amt Elberfeld - Amt Beyenburg - Amt Blankenberg - Amt Bornefeld - Amt Steinbach - Amt Windeck - Herrschaft Schöller - Herrschaft Broich (Mülheim an der Ruhr) - Herrschaft Hardenberg - Amt Kaster - Amt Bergheim - Amt Jülich - Amt Aldenhoven - Amt Eschweiler - Amt Wilhelmstein - Amt Düren - Amt Nörvenich.

Geschichte

Ursprünge der Grafschaft Berg

Das Herzogtum war beim ersten Erscheinen der Römer von Ubiern, später von Tenkterern und Sigambrern, nach der Völkerwanderung von ripuarischen Franken bewohnt und Grenzland zu den Sachsen. Das Christentum fand hier zuerst um 700 Eingang durch Suitbert, Bedas Schüler, der auf einer Rheininsel bei Düsseldorf das Stift Kaiserswerth gründete.

Die ersten Grafen

Vorbemerkung

Bei den "offiziellen" Zählungen der Grafen und Herzöge von Berg kommt es immer wieder zu Verwirrungen. Einerseits wurde der genealogische Stammbaum der Berger durch Ergänzungen oder Neuinterprätationen in den letzten Jahrzehnten immer wieder verändert und ergänzt, andere Heimatforscher zweifeln die Ergebnisse wieder an. Darüber hinaus gibt es die unterschiedlichsten Namensbezeichnungen, da sich durch die damalige Heiratspolitik gleich mehrere Titel ansammelten. Selbst ausgewiese Experten der Geschichte des Bergischen Landes und Kenner der umliegenden historischen Territorien haben Schwierigkeiten, eine einheitliche Linie zu finden.

Ältester Hinweis

Der älteste Hinweis auf die Familiengeschichte der Berger stammt aus einer von Levold von Northof übermittelten mittelalterlichen Oralchronik (als einer mündlich überlieferten Familiengeschichte). In seiner "Chronica comitum de Marka" (1358 vollendet) wird nach Einschätzung der überwiegenden Mehrheit der Historiker ein relativ glaubhaftes Bild der Familiengeschichte gezeichnet, da er seine Studienzeit unter anderem mit dem Grafensohn Adolf VI. von Berg verbrachte. Kern seiner Überlieferung ist die Aussage, dass die Märker und Berger bis zur Teilung des Landes 1160 eine gemeinsame Familiengeschichte hatten.

Die Vorfahren der Grafen von Berg aus dem Hause der Grafen von Werl finden demnach erstmals um 1003 Erwähnung und besaßen das Vogteiamt über die Abteien der Benediktiner in Deutz und die Abtei in Werden sowie die Burgherrschaft über die Burg Altena im Süderland, jetzt Sauerland. Die Vögte waren eine Art Schutzpatrone für die großen Güter und Besitzungen.

Die Grafen Adolf

1068 nennt sich ein Adolf, der dritte dieses Namens, zuerst mit dem Zusatz "vom Berge" (latinisiert: "de Monte"); etwa um diese Zeit erscheinen die Berger auch als Vögte von Siegburg. Um 1080 werden in seinem oder seines Nachfolgers Namen Silbermünzen geprägt mit der Aufschrift "ADOLPHUS COMES DE MONTE". Ein 1093 urkundlicher "Adolphus puer" legt die Vermutung nahe, daß das Werdener Vogtamt bereits im Hause Berg erblich ist; aber erst im Jahr 1101 führt ein Adolf von Berg in einer Urkunde des Kaisers Heinrich IV. den Grafentitel. Von diesem Zeitpunkt an wird er Graf Adolf I. von Berg genannt, und man beginnt jetzt mit der Zählung. Adolf I. starb im Jahr 1106.

Nachfolger von Adolf I. wird sein Sohn Adolf II. von Berg. Er regierte von 1115 bis 1160. Er erbaute die neue Burg in Schloß Burg an der Wupper, am gleichnamigen Fluss Wupper gelegen (dieser Ort gehört heute zur kreisfreien Stadt Solingen). Die alte Stammburg Burg Berge in Altenberg wurde aufgegeben. Die Liegenschaften rund um die Stammburg wurde den Zisterziensern übergeben, die dort 1133 eine Zisterzienserabtei mit einer Klosterkirche einrichteten. Das sehr große Gotteshaus wird später Altenberger Dom genannt. Der Einfluß des Grafen Adolf II. von Berg im rheinisch-westfälischen Raum wird erkennbar daran, daß sowohl sein Bruder Bruno als auch sein Sohn Friedrich Erzbischof von Köln werden.

Erste Blütezeit – Engelbert II. als Erzbischof

Nachdem Adolf II. im Jahr 1160 Mönch in Altenberg wird, teilen seine beiden Brüder das Erbe, Everhard erhält Altena und Engelbert I. bekam Berg. Engelbert vermehrte seine Besitzungen bedeutend, nahm am Kreuzzug Kaisers Friedrich I. Barbarossa teil und starb dabei Anfang Juli 1189 bei Kovin in Serbien als zweiter Berger auf dem Wege zum Heiligen Land. Mit seinen Söhnen Adolf III. von Berg (1189-1218) und dem 1225 ermordeten Engelbert II., der als Engelbert I. von Köln dort Erzbischof geworden war, erlosch der Mannesstamm.

Das Herzogtum Berg fiel nun an Heinrich von Limburg, Schwiegersohn des Grafen Adolf III. und danach an den Adolf IV. von Berg (reg. 1246-1259), der die Bindungen und Beziehungen zum Erzbistum Köln vertieft, da er die Schwester des Erzbischofs heiratete.

Sein Sohn Adolf V. (1259-1296) nahm in der Schlacht von Worringen den Erzbischof von Köln, Siegfried von Westerburg, gefangen und erklärte in demselben Jahr (1288) Düsseldorf zur Stadt; er hatte seinen Bruder Wilhelm I. zum Nachfolger. Diesem folgte sein Neffe Adolf VI. (1308 bis 1348), unter dessen Regierung Berg durch Überschwemmungen, Missernten, Pest und den Krieg zwischen Friedrich von Österreich und Ludwig dem Bayern viel zu leiden hatte.

Berg wird 1380 Herzogtum

Da Adolf kinderlos starb, fiel die Grafschaft Berg an seine Schwestertochter Margarete, Gräfin von Ravensberg und Gemahlin Gerhards, Sohns des Herzogs Wilhelm von Jülich. Gerhards Sohn Wilhelm II. erhielt am 24. Mai 1380 vom König Wenzel für Berg die Herzogswürde und starb am 25. Juni 1408. Sein Sohn Herzog Adolf I., zugleich Graf von Ravensberg (1408-1437), erwarb nach dem Tode des Herzog Herzogs Rainald IV. von Jülich und Geldern 1423 ersteres Land. Berg blieb von da an bis zu Anfang des 19. Jahrhunderts mit Jülich vereinigt.

Nach dem Erlöschen des Jülich-Bergschen Hauses (1511) folgten die Regenten des Herzogtums Kleve, die der westfälischen Seitenlinie der Grafen von Berg, also dem Haus der Grafen von der Mark angehörten (siehe Vereinigte Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg). Nach deren Aussterben (1609) erhob sich ein Erbfolgestreit, der damit beendigt wurde, dass die Nachfolge in Jülich und Berg dem Haus Pfalz-Neuburg zufiel.

Von 1652 bis 1690 war Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg der Herzog, sein Sohn Herzog Johann Wilhelm II. (1679-1716), Kurfürst von der Pfalz (1690-1716) folgte ihm nach und ist bis heute in seiner Residenzstadt Düsseldorf und im Bergischen Land als "Jan Wellem" in Erinnerung geblieben. Ab 1708 kartografierte Erich Philipp Ploennies das Territorium und beschrieb die wirtschaftlichen Gegebenheiten in seiner Topographia Ducatus Montani (Topographie des Herzogtums Berg, 1715). 1742 kam das Land an den Kurfürsten Karl Theodor aus der Sulzbacher Linie und nach dessen Tod 1799 an den Herzog Maximilian Joseph von Pfalz-Zweibrücken, welchem es 1801 im Lüneviller Frieden verblieb.

Berg wird napoleonisch

1806 wurde Berg an Frankreich abgetreten, und Napoleon I. bildete nun daraus ein Großherzogtum unter dem französischen Reitergeneral und Schwager Joachim Murat.

1807 wurden dazu noch die Grafschaften Mark, Tecklenburg und Lingen, das Herzogtum Münster, die Abteien Elten, Essen und Werden geschlagen, so dass das Ganze auf einer Fläche von ungefähr 17,350 km2 878.157 Einwohner zählte, und seit 1808 in vier Departements geteilt wurde: in das Rhein-, das Sieg-, das Ruhr- und das Ems-Departement.

Nach Murats Erhebung zum König von Neapel folgte im Großherzogtum, das Düsseldorf zur Hauptstadt hatte, 1809 unter kaiserlicher Vormundschaft ein vierjähriger Neffe von Napoleon I. Napoléon Louis Bonaparte war der zweitälteste Sohn des Königs von Holland und Bruder Napoleons III.

Das Herzogtum löst sich auf

Bald nach der Völkerschlacht bei Leipzig löste sich das Großherzogtum auf. Die meisten Landesteile fielen zusammen mit dem eigentlichen Herzogtum durch den Wiener Kongreß Preußen zu. Es bildete mit den anderen Teilen der preußischen Besitzungen auf dem linken und rechten Rheinufer die Provinz Jülich-Kleve-Berg mit dem Verwaltungssitz Köln, die am 22. Juni 1822 mit der ebenfalls 1815 gebildeten Provinz Großherzogtum Niederrhein mit Verwaltungssitz in Koblenz zur Rheinprovinz vereinigt wurde.

Herrscher von Berg

Siehe auch

Literatur

  • Göcke: Das Großherzogtum Berg unter Joachim Murat, Napoleon I. und Louis Napoleon 1806–1813, Köln 1877
  • Bernhard Schönneshöfer: Die Geschichte des Bergischen Landes, Elberfeld 1908
  • Charles Schmidt: Das Großherzogtum Berg, 1806-1813, Neustadt/Aisch 1999, ISBN 3-87707-3535-5
  • Erich Philipp Ploennies: Topographia Ducatus Montani (1715), zweibändig bestehend aus Buch, ISBN 3-87707-073-6 und Kartenwerk, ISBN 3-87707-074-4
  • Franz Gruss: Geschichte des Bergischen Landes, Leverkusen 1974, ISBN 3-930478-00-5
  • Hansjörg Laute: Die Herren von Berg - Auf den Spuren der Geschichte des Bergischen Landes (1101-1806), Solingen 1988, ISBN 3-9801918-0-X