Knoblauchkröte | ||||||||||||||
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![]() Knoblauchkröte (Pelobates fuscus) | ||||||||||||||
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Die Knoblauchkröte, Pelobates fuscus (Laurenti, 1768) gehört zur Familie der Krötenfrösche.
Synonyme (wiss.):
Bufo fuscus Laurenti 1768
Rana fusca Meyer 1795
Bombina marmorata Koch, 1828
Synonyme (deutsch):
Knoblauchskröte
Knoblauchfroschkröte
Brauner Krötenfrosch
Merkmale
Ausgewachsene Exemplare erreichen eine Körperlänge von maximal 65 (Männchen) bis 80 Millimeter (Weibchen). Die Hautfarbe der Knoblauchkröte variiert je nach Lebensweise, regionalem Vorkommen und Geschlecht. Meist sind die Tiere oberseits - wie der Artname fuscus (lateinisch: dunkelbraun) besagt - braun oder grau gefärbt. Diese Grundfarbe wird durch hellgraue, teilweise streifenartige Bereiche oft in größere, unregelmäßige Flecken unterteilt. Fast jedes Tier ist dadurch individuell unterscheidbar. Hinzu kommen noch rötliche oder braune Warzen; an den Flanken auch rote Tupfen. Weibliche Tiere haben in der Regel einen höheren Rotanteil in den Farbtönen, Männchen tendieren eher zum Grau. Manche Exemplare sind auch ganz zeichnungslos. Der Bauch ist weißlich, oft mit hell- bis dunkelgrauen Sprenkeln. Gelegentlich treten auch albinotische Formen auf. Die Männchen haben zur Paarungszeit verdickte Oberarmdrüsen. Weitere markante äußere Merkmale sind ein "Höcker" auf dem Kopf sowie die senkrechten Pupillen (Katzenaugen), wie sie unter den mitteleuropäischen Froschlurchen außer der Knoblauchkröte nur noch die Geburtshelferkröte aufweist. Der bei allen Froschlurchen vorhandene Fersenhöcker (Callus internus) unter den Fußsohlen ist bei der Knoblauchkröte besonders vergrößert und verhärtet. Er dient dem Tier als "Grabschaufel" (s. u.).
Der namensgebende Knoblauchgeruch, der diesem Froschlurch nachgesagt wird, ist nur im Zusammenhang mit einer starken Schreckreaktion wahrnehmbar. Das dabei manchmal abgegebene Sekret dient der Feindabwehr.
Die Paarungsrufe der Männchen (auch Weibchen sind zu Lautbildungen fähig) sind recht leise und werden in der Regel unter Wasser geäußert. Dadurch sind sie für den Beobachter nur aus nächster Nähe hörbar. Die klingen etwa wie "wock-wock-wock" oder "klock-klock-klock". Die Rufzeit liegt in Mitteleuropa etwa zwischen Ende März/Anfang April und Mitte/Ende Mai.
Der Laich ähnelt eher dem der Echten Kröten als dem von Fröschen: Die Laichschnüre sind aber kürzer (ca. 40-70 cm) und im Durchmesser dicker (ca. zwei Zentimeter) und werden um Pflanzenstängel gewickelt. Im Wasser später gut zu erkennen sind die in älteren Entwicklungsstadien auffällig großen, fischartigen Kaulquappen, die sich mit Körperlängen von 90 bis 120 mm (ausnahmsweise auch über 200 mm!) deutlich von vielen anderen Froschlarven unterscheiden (vgl. Foto!). Auch beim Verlassen des Larvalgewässers (Vollendung der Metamorphose) sind die Tiere vergleichsweise groß: ca. zwei bis 3,5 cm (gut doppelt so groß wie die meisten anderen einheimischen Froschlurch-Metamorphlinge). Juvenile Knoblauchkröten können bereits nach einem Jahr geschlechtsreif werden.
Lebensraum und Verbreitung
Die erwachsenen Kröten sind Bodenbewohner. Sie leben in Landschaften mit sandigen bis sandig-lehmigen Böden (z. B. auf Heiden, Binnendünen), in die sich die Tiere mittels ihrer Fersenhöcker-"Schaufeln" an den Hinterfüßen rasch eingraben können. Weil Knoblauchkröten daher auch gerne Spargel- und Kartoffeläcker besiedeln, landen sie bei der Ernte wohl nicht selten zwischen den gerodeten Kartoffeln oder werden beim Spargelstechen angetroffen. Von der in der Landwirtschaft zu beobachtenden Tendenz zu immer größeren Anbauflächen konnten Knoblauchkröten vielleicht sogar teilweise profitieren: Je mehr offene Böden mit lockerer Körnung vorliegen, desto häufiger wandern die Kröten hier ein, um sich tagsüber einzugraben. Sobald die abendliche Dämmerung anbricht, schaufeln sich die Tiere frei und kommen an die Oberfläche, um auf Nahrungssuche zu gehen. Überflutungs- und Auenbereiche sowie Lebensräume mit hohem Grundwasserstand werden oft gemieden. In der Elbtalaue, die mit zahlreichen Flugsanddünen durchsetzt ist, hat die Art dagegen individuenreiche Vorkommen.
Es ist davon auszugehen, dass die Verbreitung dieser Krötenfrösche aufgrund ihrer versteckten Lebensweise noch unvollständig erfasst ist. Auch die Abundanz einzelner Bestände lässt sich deswegen schwer ermitteln. Erst Fangzaunaktionen an Straßen oder direkt an Laichgewässern offenbaren manchmal die tatsächlichen Bestandsgrößen. So wurden an einem Weiher bei Gorleben fast 1500 zum Laichplatz wandernde Knoblauchkröten registriert (größtes bekanntes Einzelvorkommen in Niedersachsen).
Als Laichbiotope werden kleinere bis mittelgroße, eutrophe Stillgewässer (Weiher, Teiche) mit einer Mindesttiefe von ca. 30 cm bevorzugt. Gerne besiedeln sie auch sogenannte Sekundärbiotope wie Kieskuhlen oder Tongruben. Eine vegetationsreiche Uferzone (z. B. Schwadenröhrichte und Flutrasen im Wasser) kommt den Bedürfnissen der Tiere entgegen.
Zur Überwinterung graben sich Knoblauchkröten bis zu einem Meter tief in den Boden ein. Vorgefundene Erdhohlräume, wie Mauselöcher oder Maulwurfsgänge, werden bevorzugt als Winterquartier angenommen und nach den eigenen Bedürfnissen umgestaltet.
Verbreitung in Europa
Hauptsächlich im Flachland von Mittel- und Osteuropa. Die westlichsten Vorkommen befinden sich im Nordwesten Frankreichs, die nördlichsten in Dänemark und Estland. Im Osten reicht das Verbreitungsgebiet bis nach Kasachstan und im Süden bis nach Oberitalien.
Nominae Herpetofaunae Europaeae:
Pelobates fuscus (Laurenti, 1768)
Gefährdung
- Zerstörung oder Vermüllung von Laichgewässern
- intensiver Fischbesatz
- (sinnlose) Bekämpfung durch Teichwirte
- verätzende Kunstdünger, Pestizide sowie maschinelle Bodenbearbeitung auf landwirtschaftlichen Flächen
Gesetzlicher Schutzstatus
- FFH-Richtlinie - Anhang 4 (Streng geschützt)
- Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) - 1 (Besonders geschützt)
Rote Liste-Einstufung
- Rote Liste Bundesrepublik Deutschland - 2 (Stark gefährdet)
Literatur (Auswahl)
- Mertens, R. (1975): Die Lurche und Kriechtiere des Rhein-Main-Gebiets, Verlag Kramer, Frankfurt/M.
- Nöllert, A. (1990): Die Knoblauchkröte. Neue Brehm-Bücherei (2. Aufl.), 103 S.
- Nöllert, A. & R. Günther (1996): Knoblauchkröte - Pelobates fuscus (Laurenti, 1768). - In: Günther, R. (Hrsg.) (1996): Die Amphibien und Reptilien Deutschlands. G. Fischer-Verlag, 252-274.
- Sacher, P.(1987): Mehrjährige Beobachtung an einer Population der Knoblauchkröte (Pelobates fuscus) HERCYNIA N.F. Bd. 24,142-152.
- Sinsch, U. (1988): Auskiesungen als Sekundärhabitate für bedrohte Amphibien und Reptilien. SALAMANDRA 24 (2/3), 161-174