Föhn

Warmer, trockener Fallwind
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Der Föhn ist ein warmer, trockener und meist böiger hangabwärts gerichteter Wind an der dem Wind abgekehrten Seite von Gebirgen. Die Bezeichnung wird vor allem für Winde im Alpenraum verwendet, aber auch andere Windsysteme wie der Chinook zählen zu den Föhnwinden. In den Alpen kann der Föhn zu starken Stürmen mit Spitzengeschwindigkeiten von 150 km/h führen. Er richtet oft beträchtliche Schäden an Gebäuden und Wald an.

Nicht zu verwechseln ist diese meteorologische Erscheinung mit einem Haartrockner, als eingetragenes Warenzeichen seit ungefähr 1925 als Fön bekannt.

Etymologie

Die Bezeichnung Föhn ging vom lateinischen favonius (ein lauer Westwind), vielleicht über das Alpenromanische, in das Althochdeutsche (phōnno) ein und wurde aus dem Deutschen heraus die in den Alpenländern vorherrschende Bezeichnung, die sich auch als Überbegriff durchgesetzt hat. Daneben sind Bezeichnungen für regionale Föhnlagen entstanden: Im Süden Chiles wird der Andenföhn Puelche genannt, in Argentinien Zonda. Weitere Beispiele sind der Chinook an der Ostseite der Rocky-Mountains und der Chanduy in Mexiko. Auch in den deutschen Mittelgebirgen, zum Beispiel im Erzgebirge, kann es zu kurzzeitigen Föhnlagen kommen. In Kärnten wird der Südföhn als Jauk bezeichnet, abgeleitet von jug (Slowenisch: Süden).

Entstehung

 
Schema der Föhn-Entstehung auf der Nordseite der Alpen

Ein Föhn entsteht wie alle Winde durch die Wirkung einer Druckgradientkraft und im speziellen durch den Luftdruckausgleich zwischen einem Hochdruckgebiet auf der Luv- und einem Tiefdruckgebiet auf der Lee-Seite eines Gebirges. Beim Aufsteigen der relativ feuchten Luft an der Luv-Seite des Gebirges kühlt sich diese zunächst solange trockenadiabatisch mit einem Grad Celsius pro 100m Höhenanstieg ab, bis die relative Luftfeuchte 100 % beträgt. Dies liegt daran, dass die Wasserdampfkapazität der Luft mit der Temperatur sinkt und es beim Erreichen des Taupunktes zur Sättigung kommt. Steigt die Luft weiter an, so folgt eine feuchtadiabatische Abkühlung mit durchschittlich nur noch 0,6 C/100m. Bei dieser Abkühlung bleibt die relative Luftfeuchte mit 100 % konstant, allerdings kann die Luft das Wasser nicht mehr halten und es kommt daher zur Kondensation. Die hieraus resultierende Wolkenbildung hält an, bis die Luft auf dem Bergkamm angekommen ist und führt bis zu diesem Punkt auch zu teils heftigen Niederschlägen, welche man als Steigungsregen bezeichnet. In großen Höhen kann dieser jedoch auch in Schneefall übergehen. Vom Kamm aus beginnt die Luft auf der anderen Seite des Berges hangabwärts zu sinken. Die Ursache für das Sinken ist der Druckunterschied der Luft auf den beiden Hängen. Durch das Absinken erwärmt sie sich wieder trockenadiabatisch mit durchgehend 1 Grad Celsius/100m – also viel schneller, als sie sich während des „Aufstiegs“ (in der feuchtadiabatischen Phase) abgekühlt hat. Die beim Aufsteigen der Luft abgeregnete Feuchtigkeit fehlt der Luft nun beim Abfall des Windes auf der Lee-Seite und führt zu einem drastischen Absinken der relativen Luftfeuchte, was die Ursache für die Trockenheit und Wärme des Föhnwindes ist.

Typisch für die Föhnlage ist das Auftreten einer Wolkenwand, der Föhnmauer, vor fast blauem Himmel, dem Föhnfenster.

Föhn im Norden der Alpen

Ein erheblicher Anteil an Föhntagen weist südlich des Alpenkammes jedoch keinen Niederschlag auf, so dass die obige thermodynamische Theorie in diesen Fällen nicht als Erklärung für die Erwärmung dienen kann. Die Föhnerscheinung auf der Alpennordseite kann dann jedoch ganz einfach dadurch erklärt werden, dass die Luft, die in den Nordalpentälern als Föhn spürbar ist, gar nicht vom Alpensüdfuß, sondern aus größerer Höhe stammt, wobei die darunter liegende luvseitige Luft stabil geschichtet ist und am Übersteigen des Hindernisses gehindert wird. Durch die tief eingeschnittenen Pässe gelangt dabei ein Teil dieser relativ kühlen blockierten luvseitigen Luft als seichter Föhn nach Norden.

Auf der Alpennordseite ist der Föhn auf Grund der geringen Luftfeuchtigkeit mit einer sehr guten Fernsicht verbunden, im Winter und Frühjahr führt er wegen der höheren Temperaturen zur Schneeschmelze.

  Blick von Freising bei München auf die Alpen.

Das Gebiet, in dem sich der Föhn in Bayern auswirkt, kann man ziemlich genau mit dem Verlauf der Donau begrenzen. Im Süden ist es schwieriger zu sagen. Am Gebirgsrand zum Beispiel im Inntal kann es durch den Föhn an einem Wintertag bis zu 25 Grad Celsius Temperaturunterschied geben (Brannenburg am Inn, 29.Nov 2000 23 Uhr 22 Grad, 30.Nov 2000, 6 Uhr -3 Grad)

Auf der Lee-Seite des Gebirges gerät die strömende Luft in Schwingungen, die in ihrer Höhe die des Gebirges übersteigen. Diese Leewellen werden bei ausreichender Luftfeuchtigkeit durch die Bildung von charakteristischen Wolken, den Föhnlinsen (Altocumulus lenticularis, Ac lent), sichtbar. In den Leewelle]n können Segelflugzeuge auf über 10.000 m steigen.

Föhn im Süden der Alpen

Genauso kann es bei umgekehrten Druckverhältnissen den sogenannten Nordföhn auf der Südseite der Alpen geben. Dabei sind die Auswirkungen entsprechend umgekehrt: Bewölkung mit Regen im Norden, Föhnfenster mit erhöhten Temperaturen im Süden.

Auswirkungen auf den Menschen

Bei einer Föhnwetterlage kommt es immer wieder zu einem vermehrten Auftreten von Herz- und Kreislaufproblemen. Bei vielen Personen sind weitere Symptome erkennbar: Reizbarkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit, rasche Ermüdung. Die Ursache für die so genannte Föhnkrankheit liegt wahrscheinlich in den kleinen Druckschwankungen, die an der Grenze zwischen der am Boden aufliegenden Kaltluft und der warmen Föhnluft entstehen.

Außerdem gehen Forscher von einem Einfluss auf die Psyche aus. Nach einer Studie der LMU Universität in München soll bei Föhn die Selbstmordrate steigen und die Unfallstatistiken auf bis zu 10 Prozent zurückgehen, wobei Unfälle mit Drogen- und Alkoholeinfluss sogar um bis zu ein Drittel sinken können.

Nicht geklärt sind die Auswirkungen des Föhns als starke Infraschallquelle auf das Wohlbefinden des Menschen.