Herfried Münkler (* 15. August 1951 in Friedberg, Hessen) ist ein deutscher Politikwissenschaftler und Professor an der Humboldt-Universität Berlin. Schwerpunkt seiner Arbeiten ist die Ideengeschichte.

Leben
Herfried Münkler promovierte 1981 zum Thema Geschichtsphilosophie und politisches Handeln. Niccolò Machiavellis Antworten auf den Zusammenbruch der christlichen Geschichtsphilosophie und die Krise der Republik Florenz und habilitierte sich 1987 mit einer Arbeit Staatsraison. Ein Leitbegriff der Frühen Neuzeit jeweils im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Sein Machiavellibuch gilt noch immer als Standardwerk.
Von 1980 bis 1992 war er als Lehrbeauftragter, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, später als Vertretung einer Professur für Politikwissenschaft an der Goethe-Universität tätig. Seit März 1992 besetzt er den Lehrstuhl für Theorie der Politik am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin.
Seine umfangreiche Publikationsliste umfasst zahlreiche Einzelwerke, Mitverfasser- und Mitherausgeberschaften sowie Aufsätze in Zeitschriften, Handbüchern und Lexika vorwiegend zur politischen Ideengeschichte und zur Theorie des Krieges.
In seiner Jugend war Münkler Mitglied der Jungsozialisten.
Lehre
Asymmetrische Kriegsführung
In Bezug auf die seit den Anschlägen von 2001 geführten Kriege insbesondere der USA und ihrer Verbündeten hat Münkler die These von der Asymmetrischen Kriegführung als neuer Kriegsart aufgestellt. Diese These insinuiert, dass in der herkömmlichen Waffentechnik unterlegene Kontrahenten ihre diesbezügliche Schwäche mit der "medialen Inszenierung der Opfer" ausgleichen würden. Das aktuelle Völkerrecht werde dieser neuen Situation nicht gerecht.
Imperiumstheorie
Im Rahmen seiner Beschäftigung mit der Bildung und dem Erhalt von Imperien führte Münkler in seinem Buch Imperien den Begriff der so genannten augusteischen Schwelle an, den er bei Michael Doyle entlehnt hat.
Münkler umreißt folgende idealtypischen Definitionsmerkmale eines Imperiums:
- Frieden und Stabilität
- imperiale Mission
- Abgrenzung gegenüber Barbaren
- Versprechen kultureller und wirtschaftlicher Prosperität
Nur wenige historische Beispiele fallen unter diesen Imperiumsbegriff, so das antike römische Reich oder heutzutage die Vereinigten Staaten.
In einer „Welt“, die nicht zwangsläufig mit der Erde gleichzusetzen ist, ist immer nur ein Imperium denkbar. Somit ist definitionsgemäß das Aufeinanderprallen von Imperien als ein Kampf um Hegemonie zu verstehen.
Das Buch wirft die Frage auf, ob auch diese (imperialen) Großmächte Regeln unterliegen. Unklar ist, ob durch die Einbindung der USA in Verfahrensregeln und Verflechtungsnetze ein so starker qualitativer Unterschied zum römischen Imperium begründet ist, dass der Imperiumsbegriff unbrauchbar wird.
Mitgliedschaften, Beiräte
Münkler ist Mitglied im Beirat der Bundesakademie für Sicherheitspolitik. Außerdem ist er Mitglied im Redaktionsbeirat der Zeitschrift Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte. Er ist Vorsitzender der Leitungskomissionen zur Feuerbach-Gesamtausgabe und zur MEGA (Marx-Engels-Gesamtausgabe) in der Akademie der Wissenschaften Berlin Brandenburg.
Auszeichnungen
Im Jahr 2009 erhielt Münkler den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Sachbuch/Essayistik für sein Werk "Die Deutschen und ihre Mythen".
Werke
- Monographien
- Die Deutschen und ihre Mythen. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2008, ISBN 3-87134-607-1.
- Der Wandel des Krieges. Von der Symmetrie zur Asymmetrie. Velbrück Wissenschaft, Weilerswist 2006, ISBN 3-938808-09-8.
- Imperien. Die Logik der Weltherrschaft – vom Alten Rom bis zu den Vereinigten Staaten. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-87134-509-1.
- Machiavelli: die Begründung des politischen Denkens der Neuzeit aus der Krise der Republik Florenz. Fischer Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-596-16178-9.
- Der neue Golfkrieg. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2003, ISBN 3-498-04490-7.
- Clausewitz' Theorie des Krieges. Nomos, Baden-Baden 2003, ISBN 3-8329-0163-9.
- Über den Krieg: Stationen der Kriegsgeschichte im Spiegel ihrer theoretischen Reflexion. Velbrück Wissenschaft, Weilerswist 2003, ISBN 3-934730-54-X.
- Die neuen Kriege. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2002, ISBN 3-7632-5366-1.
- Thomas Hobbes. Campus-Verlag, Frankfurt am Main / New York 2001, ISBN 3-593-36831-5.
- zusammen mit Marina Münkler: Lexikon der Renaissance. C.H. Beck, München 2000, ISBN 3-406-52859-7.
- Herausgeberschaften
- Politikwissenschaft: ein Grundkurs. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2003, ISBN 3-499-55648-0.
- Der demokratische Nationalstaat in den Zeiten der Globalisierung: politische Leitideen für das 21. Jahrhundert. Akademie-Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-05-003756-3.
- Konzeptionen der Gerechtigkeit: Kulturvergleich – Ideengeschichte – moderne Debatte. Nomos, Baden-Baden 1999, ISBN 3-7890-5895-5.
Literatur
- Wolfgang Röhr (Hrsg.): Herfried Münklers Herausforderung an die hegemonische Denkweise des Politischen: Kann man einen in Deutschland blockierten Diskurs über die republikanische Einbettung des Demokratischen aufbrechen?. Ad Fontes, Hamburg 2001, ISBN 3-932681-33-9.
- Ismail Küpeli: Die neuen Kriege - Einige Anmerkungen zu Kriegslegitimationen des 21. Jahrhunderts. In: ibd.: Europas "Neue Kriege". Syndikat-A, Moers 2007, ISBN 3-9810846-4-0 (Publikation als PDF frei verfügbar)
Weblinks
- Vorlage:PND
- Münklers Lehrstuhl an der HU Berlin
- Antrittsvorlesung an der Humboldt-Universität, 10. Mai 1993
- Neues vom Imperium – Artikel Münklers in der Welt
- Ralph Bollmann: "Keine Angst vor dem Imperium". Interview in der taz vom 1. August 2005
- Rüdiger Suchsland: Für den amerikanischen Weg gibt es in Europa keine Mehrheiten, nirgendwo! (Interview in Telepolis, 23. April 2003)
- „Imperium zu sein ist nicht nur die reine Lust“ – Interview in Zeithistorische Forschungen
- Jörg Lau: Der Ein-Mann-Think-Tank (Die Zeit, 30. Oktober 2003)
- "Frieden stiften, Krieg verstaatlichen" (Buchkritik an Die neuen Kriege)
Personendaten | |
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NAME | Münkler, Herfried |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politikwissenschaftler |
GEBURTSDATUM | 15. August 1951 |
GEBURTSORT | Friedberg, Hessen |