Onomasiologie

Lehre von Benennungsvarianten bzw. dem Benennungswandel von Gegenständen/Begriffen
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Die Onomasiologie oder Bezeichnungslehre ist ein Teilgebiet der Lexikologie. Man geht von Begriffen (Konzepten und Sachverhalten) in einem bestimmten Bereich der Wirklichkeit aus und sucht die entsprechenden Bezeichnungen. Durch das Aufstellen von Wortfeldern werden Bezeichnungen systematisiert und graduelle Bedeutungsänderungen dargestellt.

Das Gegenteil der Onomasiologie ist die Semasiologie, die die Bedeutung von Bezeichnungen untersucht.

Nicht in allen, aber doch in vielen Fällen wird die Onomasiologie eher historisch verstanden, d.h. als Lehre vom Bezeichnungswandel.




Onomasiologie im Sinne der Bezeichnungswandellehre

1. Forschungsgeschichte


Obschon onomasiologische Arbeiten bis Jakob Grimm zurückreichen, ist der Beginn der eigentlichen Onomasiologie doch erst verbunden mit den romanistischen Studien von Friedrich Diez (1875), Ernst Tappolet (1895), Adolf Zauner (1902), der unserer Disziplin ihren Namen gab, und Clemente Merlo (1904) sowie der Arbeit des Indogermanisten Berthold Delbrück (1889). Gerade in der Romanistik und in der Germanistik, aber auch in der Indogermanistik sind in der Folge zahlreiche onomasiologische Arbeiten, oftmals Dissertationen, veröffentlicht worden. Als Begründer einer anglistischen Onomasiologie darf der ehemalige Heidelberger Professor Johannes Hoops angesehen werden.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts lassen sich im Wesentlichen drei Strömungen nachzeichnen. Wir können dabei von einer frühen Onomasiologie sprechen, in der die Etymologien von Namen für genau definierbare Konkreta untersucht wurden. In einer zweiten Phase wird die Methode “Wörter und Sachen” resp. “Sachen und Wörter” entwickelt, die mit den beiden widerstreitenden Grazer Namensgebern Rudolf Meringer und Hugo Schuchardt verbunden ist. Meringer hat 1909 auch eine gleichnamige Zeitschrift gegründet, die allerdings während der NS-Zeit unter dem Herausgeber Walter Wüst zu sehr auf der Linie des Regimes war und daher nach dem zweiten Weltkrieg nicht weiter gedruckt wurde. Die dritte Phase ist die Wortfeldforschung, die mit dem Namen Jost Trier (1930er) verbunden ist, wenngleich Ansätze einer Feldforschung schon bei Bréal (1883) und Ferdinand de Saussure (1916) zu finden sind. Parallel hat sich seit Jules Gilliérons Arbeiten auch die Sprachgeographie immer weiter verfeinert: während im Atlas linguistique de la France (ALF) (1901-1910) nur neutrale Termini für die wichtigsten Konzepte verzeichnet sind, so sind im Sprach- und Sachatlas Italiens und der Südschweiz (AIS) (1928-1940) mitunter schon Anmerkungen zur besonderen (situativen) Verwendungsweise eines Ausdrucks gegeben. Zwei vorübergehend letzte onomasiologische Höhepunkte erscheinen im Jahr 1949 mit dem indogermanischen historischen Wörterbuch von Carl Darling Buck, an welchem Buck im Bewusstsein aller Probleme über 20 Jahre seines Lebens intensivst arbeitete und das rund 1.500 Konzepte betrachtet, und der jahrelang eher wenig beachteten sprachfamilienübergreifenden Studie von Tagliavini zu den Bezeichnungen für die Pupille.

Zwar ist auch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Vielzahl an onomasiologischen Abhandlungen entstanden, wie die “Bibliography of Onomasiological Works” der Zeitschrift Onomasiology Online (www.onomasiology.de) zeigt (ohne dass dabei schon von einer völligen Erfassung aller onomasiologischen Arbeiten ausgegangen werden kann, da viele Artikel in wenig verbreiteten Zeitschriften veröffentlicht worden sind). Theoretische Abhandlungen zur Historischen Onomasiologie sind aber nach dem zweiten Weltkrieg zumindest in Europa ausgeblieben; lediglich in der amerikanischen Anthropologie sind nennenswerte (meist sprachübergreifende) Arbeiten hervorgebracht worden, besonders verbunden mit den Namen Cecil Brown, zum Teil in Kooperation mit Stanley Witkowski und Brent Berlin. Erst um 1990 ist langsam wieder eine theoretische Befassung mit Onomasiologie in der Linguistik im engeren Sinne zu verzeichnen. Aus lexikographischer Sicht ist Vernays DOLR zu erwähnen und das an der Universität Tübingen unter Leitung von Peter Koch entstehende DECOLAR (cf. www.onomasiology.com). Von Andreas Blank und Peter Koch wird vor allem eine kognitive Onomasiologie propagiert, d.h. dass neben der Ebene des Konzepts oder des Designats auch die einzelsprachliche Ebene der (strukturierten) Bedeutung berücksichtigt werden müsse und von einer anthropozentrischen Wahrnehmung der Welt ausgegangen werde. Neuere Überlegungen zur theoretischen Onomasiologie stammen aus der Feder des schon erwähnten Štekauer selbst sowie von Dirk Geeraerts, Peter Koch und Joachim Grzega.


2. Onomasiologische Arbeitsinstrumente


Onomasiologische Arbeitsinstrumente sind Sprachatlanten und Wörterbücher, insbesondere Dialektwörterbücher, etymologische Wörterbücher und historische Wörterbücher, bei denen das historische Wort Zielwort und nicht Ausgangslemma ist. Listen onomasiologischer Quellen des Englischen bietet die “Bibliography of Onomasiological Sources” der Internetzeitschrift Onomasiology Online (www.onomasiology.de).


3. Erklärungsfaktoren des Bezeichnungswandels


Wenn ein Sprecher einen bestimmten Referenten (ein bestimmtes Objekt, eine Idee) in einem bestimmten Kontext (Sprecher-Hörer-Konstellation, Ort, Zeit, Handlungsrahmen, bisher Gesagtes) zu benennen hat, so sucht er diesen als erstes unter perzeptueller Aufnahme globaler und lokaler Merkmale dieses Referenten zu kategorisieren. Kann er den Referenten einem Designat/Konzept zuordnen, so kann er – unter Berücksichtigung einer kommunikationsbezogenen, sprachökonomischen Kosten-Nutzen-Berechnung – auf ein schon vorhandenes Wort zurückgreifen oder sich mehr oder minder bewusst entscheiden, eine neue Bezeichnung zu bilden. Allerdings kann sich der Sprecher sowohl bei der Zuordnung des Referenten als auch bei der Wortauswahl vergreifen und damit unbeabsichtigt einen Bezeichnungswandel auslösen.

Die (intentionale oder nicht-intentionale) Bildung einer neuen Bezeichnung kann auf verschiedene, auch gleichzeitig wirkende Faktoren zurückgehen:

  • onomasiologische Unschärfe (d.h. Probleme bei der Referentenklassifizierung oder der lexikalischen Zuordnung, mit der Folge von Bezeichnungsverwechslung),
  • Dominanz des Prototypen (d.h. lexikalische Verwechslung von Ober- und Unterbegriff durch eine Monopolstellung des Prototypen in der “realen” Welt),
  • soziale Gründe (d.h. Kontaktsituation mit “entgrenzendem” Austausch),
  • institutionelle und nicht-institutionelle Sprachpflege (d.h. gesetzliche Sprachpflege und “peer-group”-Sprachpflege mit dem Ziel der “Abgrenzung” gegenüber Anderem/Fremden),
  • Schmeichelei,
  • Beleidigung,
  • verschleiernde Rede,
  • Tabu (d.h. Tabukonzepte),
  • ästhetisch-formale Gründe (d.h. Gleich- oder Anklang von Wörtern an negativ-assoziierte Bezeichnungen),
  • kommunikativ-formale Gründe (d.h. Abschaffung der Mehrdeutigkeit von Formen im Kontext, Stichwort “Homonymenkonflikt und Polysemiekonflikt”),
  • Sprachspiel,
  • übermäßige Länge,
  • morphologische Fehlinterpretation (d.h. Schaffung von Transparenz durch Änderung am Wort, Stichwort “Volksetymologie”),
  • formal-logische Gründe (d.h. Schaffung von Transparenz durch Ableiten von anderem Wort, Stichwort “Entsuppletivierung, lexikalische Regularität”),
  • Wunsch nach Plastizität (d.h. Schaffung von eingängiger Bezeichnungsmotivation, also Schaffung eines eingängigen Benennungsmotiv),
  • anthropologische Salienz eines Konzeptes (d.h. anthropologisch begründete Emotionalität eines Konzeptes),
  • kulturbedingte Salienz eines Konzeptes, Sachwandel (d.h. Änderung in der Welt),
  • konzeptuelle Rekategoriserung/Begriffswandel (d.h. Änderung in der Auffassung der Welt,
  • Mode/Prestige (dies kann ausgehen von einer prestigeträchtigen Sprache oder Varietät, von bestimmten Wortbildungsmustern oder von bestimmten semasiologischen Expansionszentren).

In der bisherigen Forschungsliteratur tauchen: Abnahme an Salienz, Fehlleistungen beim Lesen, Bequemlichkeit, übermäßige Kürze, schwierige Lautverbindungen, unklare Betonungsmuster, misslungene Bildungen/Kakophonie. Neuere empirische Forschungen bezweifeln jedoch, dass diese Faktoren Bezeichnungswandel auslösen.

Unter Zuhilfenahme der Metapher vom “Worttod” lassen sich die akzeptierten Motive, die auch mit den sieben Konversationsmaximen der o.g. sprachökonomischen Kosten-Nutzen-Rechnung verknüpft sind, nun auf einem Kontinuum mit den Polen unbewusst–bewusst verorten, wobei schleichender unbewusster Untergang eines Wortes mit “natürlichem (Wort-)Tod” und bewusste Vermeidung eines Wortes mit “Wort-Mord” verglichen werden können, die mehrere Zwischenstufen umgeben:

  • [“natürlicher Wort-Tod” = Mangel an Motiviertheit]
  • unbewusst “Wort-Leben schaffen”, mit unbewusster “fahrlässiger Wort-Tötung” = onomasiologische Unschärfe, Dominanz des Prototypen, soziale Gründe, morphologische Fehlinterpretation; unbewusst “Wort-Leben schaffen” = formal-logische Gründe; Analogie
  • “Wort-Leben schaffen”, relativ bewusst = ?formal-logische Gründe, anthropologische Salienz eines Konzeptes, Wunsch nach Plastizität, kulturbedingte Salienz eines Konzeptes, Schmeichelei, Beleidigung, Sprachspiel, übermäßige Länge; Analogie
  • “Wort-Leben schaffen”, aber bei gleichzeitigem “Wort-Totschlag” = kommunikativ-formale Gründe, Mode/Prestige
  • “Wort-Leben schaffen”, aber bei gleichzeitigem “Wort-Mord” = nicht-institutionelle Sprachpflege, institutionelle Sprachpflege, Tabu, ästhetisch-formale Gründe, Weltbildwandel, Verschleierung; [bewusst “Wort-Leben schaffen” = Sachwandel, neues Konzept, ?Weltbildwandel]


4. Verfahren des Bezeichnungswandels

Die drei Hauptverfahren des Bezeichnungswandels sind Entlehnung, Bedeutungswandel und Wortbildung.

Genauer betrachtet laufen die Verfahren folgendermaßen ab: Bei der beabsichtigten, bewussten Bezeichnungsinnovation muss der Sprecher gegebenfalls mehrere Ebenen des Wortfindungsprozesses passieren: Analyse der spezifischen Merkmale des Konzeptes, onomasiologische Ebene (mit Auswahl eines Benennungsmotivs, des sog. Bezeichnungsmotivs), onomatologische Ebene (Auswahl der Formen zum Ausdruck des Benennungsmotivs). Die Ebene der Merkmalsanalyse (und evtl. auch die onomasiologische Ebene) kann übersprungen werden, wenn der Sprecher einfach ein Wort aus einer anderen Sprache oder Varietät entlehnt; sie entfällt auch, wenn der Sprecher das ursprünglich gefundene Wort einfach nur durch Morphem-Tilgung (Ellipse) oder -Kürzung (Clipping) oder -Symbolisierung (Akronyme und Kurzwörter) oder durch Kreuzung seiner Bestandteile (Blending) kürzt. Wird nicht ein schon vorhandenes Wort gekürzt, sondern ein gänzlich neues gebildet, so stehen dem Sprecher verschiedene Formen der Zusammensetzung (einschl. Blending und Phraseologismen), Rückableitung, Übernahme eines schon vorhandenen Wortes, syntaktische Rekategorisierung, verschiedene Formen der Alternanz, Wortspiel und Wurzelneuschöpfung zur Verfügung (wobei er einem Vorbild seines eigenen Idioms oder dem eines anderen Idioms oder keinem Vorbild folgen kann – letzteres allerdings nur im Falle der Wurzelneuschöpfungen). Wir erhalten somit folgenden Katalog formaler Bezeichnungsverfahren:

  1. Übernahme, entweder (a) eines schon bestehenden eigensprachlichen Wortes (Bedeutungswandel, mit mehreren Untertypen, incl. Lehnbedeutung) oder (b) eines fremdsprachlichen Wortes (Lehnwort)
  2. syntaktische Rekategorisierung (d.h. Konversion)
  3. Komposition (lato sensu, d.h. Komposita und Ableitungen [mit bewusstem Verzicht auf eine Trennung dieser beiden Typen], incl. Lehnbildungen)
  4. Morphem-Tilgung (Ellipse)
  5. Morphem-Kürzung (Clipping)
  6. Morphem-Symbolisierung (Akronyme und Kurzwörter)
  7. Kreuzung (Blending; auch Volksetymologie ist eine Kreuzung, entsteht aber nicht-intentional)
  8. Rückableitung
  9. Doppelung
  10. morphologische Alternanz (z.B. Numeruswechsel)
  11. klärende Komposition (d.h. tautologische Komposita)
  12. Wortspiel
  13. phonetisch-prosodische Alternanz (z.B. Akzentwechsel bei e. ímport vs. impórt)
  14. graphische Alternanz (z.B. e. discrete vs. discreet)
  15. Phraseologismus
  16. Wurzelneuschöpfung (incl. Lautmalerei)

Das Verfahren schließt mit der tatsächlichen lautlichen Realisierung auf der morphonologischen Ebene ab. Hierbei kann es noch einmal zu Lehneinfluss kommen, wenn sich die Aussprache an einem fremden Lautmodell orientiert.

Um jedoch auf der onomatologischen Ebene eine Bezeichnung zu kreieren, die nicht einfach auf der Kürzung eines schon vorhandenen Wortes beruht, müssen erst auf der onomasiologischen Ebene – wiederum unter Berücksichtigung des situativen Kontextes resp. der Konversationsmaximen und der einschlägigen Bezeichnungswandelmotive – ein bis zwei physisch und/oder psychisch saliente Bezeichnungsmotive (Ikoneme) erwählt worden. Die Wahl wird dabei von einer oder mehreren potenziellen kognitiv-assoziativen Relationen zwischen dem zu bezeichnenden Konzept und dem ausgewählten Bezeichnungsmotiv resp. -motiven geleitet. Folgende Relationen können wirksam werden:

  1. Identität (z.B. bei Lehnwörtern)
  2. “figurative”, also subjektiv empfundene, Similarität der Designate, z.T. mit Kontiguität der Designate (z.B. bei Metapher)
  3. Kontiguität der Designate, z.T. mit “figurativer” Similarität der Designate (z.B. bei Metonymie)
  4. Partialität der Designate (z.B. bei Synekdoche)
  5. Kontrast der Designate (z.B. bei Antiphrasis)
  6. “buchstäbliche” oder “figurative” Similarität zwischen Zeichen-Ausdruck und Designat (z.B. bei Lautmalerei)
  7. enger Zusammenhang der Zeichen-Inhalte und “buchstäbliche” Similarität der Designate (z.B. bei Bedeutungserweiterung)
  8. enger Zusammenhang der Zeichen-Inhalte und Kontrast der Designate (z.B. Auto-Antonymie)
  9. enger Zusammenhang der Zeichen-Inhalte und “buchstäbliche” Similarität der Designate und teilweise Kontiguität der Zeichen-Ausdrücke (z.B. bei Bedeutungsverengung)
  10. (“buchstäbliche”) Similarität der Zeichen-Ausdrücke (z.B. bei Volksetymologie)
  11. Kontiguität der Zeichen-Ausdrücke (z.B. bei Blending; letztlich aber auch bei Morphem-Tilgung, -Kürzung und -Symbolisierung)
  12. “buchstäbliche”, also objektiv sichtbare, Similarität und Kontiguität der Designate (z.B. bei kohyponymischer Übertragung)
  13. “buchstäbliche” Similarität zwischen Referenten und enger Zusammenhang der Zeichen-Inhalte (z.B. bei der konzeptuellen Rekategorisierung)
  14. mehrfache Assoziationen (z.B. bei einigen Formen der Wortspielerei)

Die konkreten Assoziationen können dabei ohne Vorbild zu Stande kommen, auf einem eigensprachlichen Vorbild oder auf einem fremdsprachlichen Vorbild beruhen. Die Berücksichtigung von fremdsprachlichen und eigensprachlichen Modellen sowohl bei der kognitiv-assoziativen Ebene als auch bei der formalen Ebene zeigt, dass Entlehnung in einem Gesamtschema nicht als eigener geschlossener Prozess angesetzt werden kann, sondern fremdes Sprachmaterial auf verschiedenen Ebenen beeinflussend sein kann. Auf Fremdeinfluss kognitiv-assoziativer Art auf der perzeptuellen Ebene geht die (analoge) Lehnbedeutung zurück. Lehnübersetzung und Lehnübertragung speisen sich aus Lehneinflüssen kognitiv-assoziativer Art auf onomasiologischer Ebene. Formale Entlehnungen entstehen auf perzeptueller Ebene in Form von "Vollentlehnung" (d.h. Fremd-/Lehnwort), "Grobentlehnung" (d.h. morphologische Scheinentlehnung) und "Fehlentlehnung" (volksetymologische Umdeutungen), auf der onomatologischen Ebene in Form von "Scheinentlehnung" (die aus scheinbar fremden Morphemen oder scheinbar fremden Sememen besteht oder ein Wort, das zufällig auch in der anderen Sprache existiert, aber in völlig anderer Funktion) oder auf morphonologischer Ebene durch Übertragung eines fremden Lautmodells (“phonetische Entlehnung”). (Die Lehnschöpfung und die sog. “substituierende Lehnbedeutung” gehen nicht auf fremden sprachlichen, sondern fremden außersprachlichen/kulturellen Einfluss zurück und werden daher in neueren Literatur im Rahmen einer linguistischen Terminologie als Phantomphänomene auszuschließen).

Der oben genannte Bezeichnungsverfahrenstyp (1a), Bedeutungswandel, wird in der Literatur meist aufgeteilt, und zwar gemäß den kognitiv-assoziativen Grundlagen der onomasiologischen Wortfindungsebene. Dies haben die dort angegebenen Beispiele in Klammern schon deutlich gemacht. (Bedeutungsverschlechterungen, -verbesserungen, -verstärkungen und -abschwächungen lassen sich allesamt den genannten Typen zuordnen, so dass keine separaten Typen anzusetzen sind; die Definitionen von Metapher und Metonymie zeigen, dass eine Abgrenzung nicht immer streng vorgenommen werden kann).

Neuere Forschungsliteratur

Grzega, Joachim (2004), Bezeichnungswandel: Wie, Warum, Wozu? Ein Beitrag zur englischen und allgemeinen Onomasiologie, Heidelberg: Winter, ISBN 3-8253-5016-9.

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