Testosteron |
Testosteron ist neben Nandrolon ein wichtiges Sexualhormon (Androgen), das bei beiden Geschlechtern nachgewiesen ist, und sich dabei in Konzentration und Wirkungsweise bei Mann und Frau unterscheidet.
Testosteron ist ein Kunstwort, das von Testikel (Hoden) und Steroid abgeleitet ist. Testosteron wird zum größten Teil unter dem Einfluss des LH (Luteinisierendes Hormon) in den Leydigschen Zwischenzellen im Hoden produziert. Die Nebennierenrinde bildet zwar kleine Mengen anderer Androgene, jedoch kein Testosteron. In der Biosynthese des Organismus ist das Cholesterol der Precursor (Vorstufe), bzw. das Progesteron ein Zwischenprodukt für die Testosteronsynthese.
Funktion
- Testosteron fördert die Entwicklung und Erhaltung der sekundären Geschlechtsmerkmale beim Mann
- T. fördert Wachstum und Funktion von Penis und Skrotum
- T. reguliert die Spermienproduktion
- T. fördert Wachstum und Funktion der akzessorischen Geschlechtsdrüsen
- T. hemmt die Gonadotropinsekretion
- T. fördert die Fettsekretion
- T. fördert das Haarwachstum
- T. besitzt eine anabole, muskelaufbauende Wirkung.
- T. steigert das sexuelle Verlangen = Libido und generell Ausdauer und Lebenslust.
Negative Wirkungen
- Aktivierung von Prostatakrebs
- Erhöhung der Thrombosegefahr
- Erhöhung der Herzinfarkt- und Arteriosklerosehäufigkeit.
- Haarausfall, der zu einer Glatze führen kann
- Als physiologische Wirkungen wurden Imponiergehabe, Kampfverhalten sowie Begattungsdrang erforscht und beobachtet. Dies wurde durch Kastration und anschliessender Hormonzufuhr an Tieren (Mächtige Hengste werden zu angepassten Wallachen) und Menschen (während der Sklavenhalterzeit) bewiesen. Ebenso kann eine Überproduktion in der Nebennierenrinde beim weibl. Geschlecht eine Vermännlichung (Imponiergehabe, Kampf, Begattung) bewirken.
Künstliches Testosteron
Ein Testosteronmangel kann z.B. zu Erektionsstörungen führen und konnte früher nur durch Spritzen ausgeglichen werden, die den Nachteil haben, dass sie nur über lange Zeiträume gegeben werden konnten und dadurch der Testosteronspiegel stark schwankt. Heute gibt es ein Gel, das täglich auf die Haut aufgetragen wird und somit einen konstanten Testosteronspiegel ermöglicht.
Manche Bodybuilder verwenden auch Testosteron, um ihren Muskelaufbau zu beschleunigen oder die natürliche Leistungsgrenze zu überwinden. Dabei besteht aber die Gefahr, eine überhöhte Dosis zu verwenden, die zu ernsthaften, dauerhaften urologischen Problemen führen kann.
Therapie mit Testosteron
Reicht die natürliche Produktion von Testosteron nicht aus, dann kann laut Empfehlung der Pharmaindustrie eine Langzeittherapie mit von außen zugeführtem Testosteron erfolgen. Problematisch ist allerdings, dass Männer höchst unterschiedliche Testosteronspiegel benötigen um "männlich" zu reagieren. Manche "unmännlich" wirkenden Männer mit geringer Libido haben einen relativ hohen Spiegel an Testosteron. Anderseits sehr viril wirkende Männer mit voll entwickelter Libido haben dagegen einen geringen Spiegel. Mithin ist es äußerst schwierig, einen geringen Testosteronspiegel zuverlässig als Ursache für mangelnde Virilität festzumachen. Lediglich bei einigen fest umschriebenen Krankheitsbildern wie Hypogonadismus überwiegen die möglichen Vorteile einer Testosterongabe mit gewisser Wahrscheinlichkeit die möglichen Nachteile.
Es stehen heute mehrere Darreichungsformen zur Verfügung: - Pflaster zum Aufkleben auf die Haut - Gel zum Auftragen auf die Haut - ölige Lösungen zur intramuskulären (i.m.) Injektion - Tabletten zur Einnahme
Injiziertes Testosteron in purer Form würde binnen weniger Minuten im Körper abgebaut werden. Daher wird an das Testosteronmolekül in einem chemischen Verfahren ein Ester angehängt, um den Abbau im Körper zu bremsen. Am Markt verfügbar sind heute unter anderem Propionat-Ester (Wirkung: ca. 3-4 Tage), Enanthat-Ester (bis zu 14 Tage) und Undecanoat-Ester (1 Monat). Die Injektionen müßten in den angegebenen Intervallen erfolgen, um einen gleichmäßigen Plasmaspiegel des Hormons im Blut zu gewährleisten. In der Praxis werden die Injektionsintervalle oft noch weiter ausgedehnt, da im Organismus Mechanismen zur Bindung von Testosteronmolekülen an bestimmte Proteine (SHBG) vorhanden sind.
Kritik
Da eine externe Testosteronverabreichung von der Natur nicht vorgesehen ist und künstliche Testosteronsalben erst sehr kurz am Markt sind, ist über Risiken und Langzeitnebenwirkungen nichts bekannt. Externe Testosterongaben könnten die Fähigkeit des Körpers, selbst Testosteron zu produzieren, beeinträchtigen. Problematisch ist zudem, dass Testosteronpräparate ein Milliardengeschäft versprechen und das Risiko sehr hoch ist, dass Testosteron verabreicht wird, wo es nicht geboten oder gar kontraindiziert ist.