Ein County ist eine Verwaltungseinheit in englischsprachigen Ländern.
Begriff
Der Begriff county bezeichnete ursprünglich das Gebiet, das der Rechtsprechung eines count bzw. eines earl unterstand. Beide Adelstitel werden im deutschen üblicherweise mit "Graf" übersetzt, wobei ein earl ranghöher als ein count steht. County ist daher auch der englische Begriff für deutsche Grafschaften und die 1790 abgeschafften französischen comtés.
Zudem ist county die im englischen gängige Übersetztung für die schwedischen Län, die japanischen gun, die norwegischen fylker und die polnischen powiat.
Großbritannien
England war seit der Zeit der Angelsachsen in shires aufgeteilt. Diese Steuerbezirke hatten meist eine befestigte Hauptstadt, die shire town. Die normannischen Eroberer Englands führten dann ab dem 11. Jahrhundert das Grafschaftssystem ein; die Grenzen der so geschaffenen counties deckten sich meist mit denen der bisherigen shires.
Die Anzahl, die Grenzen und der rechtliche Status der englischen counties haben sich über die Jahrhunderte oft geändert. Im Mittelalter erhielten einige Städte wie London oder Coventry den Status einer Grafschaft, viele von ihnen wurden aber ab 1844 wieder mit ihrem Umland vereinigt. Die counties waren nur Rechtsprechungsbezirke; erst ab 1889 wurden sogenannte administrative counties geschaffen, denen eine begrenzte legislative und exekutive Autorität auf lokaler Ebene zugestanden wurde. In den 1970er Jahren wurde die britische Verwaltungsstruktur wiederum reorganisiert; so wurden etwa in London und anderen Großstädten sog. metropolitan counties geschaffen, die aber 1986 wieder abgeschafft wurden.
Briten identifizieren sich bis heute mit den historischen traditional counties, auch wenn diese als politische Einheiten nicht mehr bestehen mögen.
Auch Wales, Schottland und Irland wurden nach englischem Muster in counties eingeteilt, später auch englische Kolonien.
Hauptartikel: Grafschaft (England)
England wird traditionell in 39 Counties eingeteilt. 1974 wurde die Kommunalverwaltung Englands neu organisiert, infolgedessen sich auch die Zahl der Counties veränderte. Man unterschied danach zwischen Metropolitan Counties und Non-Metropolitan Counties. Sie alle gliederten sich in Districts. Ab 1996 wurde die Zahl der Counties erneut verändert und es entstanden aus verschiedenen Districts neue Gebietskörperschaften, die so genannten Unitary Authorities, die seither neben den Counties bestehen.
Schottland wird traditionell in 34 Grafschaften eingeteilt. Siehe hierzu: Traditinelle Grafschaften Schottlands.
1975 wurden diese zugunsten von Regionen mit untergliederten Districts aufgegeben, welche 1996 erneut aufgehoben wurden. Seither gibt es nur noch so genannte Unitary Authorities.
Wales wird traditionell in 13 Grafschaften aufgeteilt. Siehe hierzu: Liste walisischer Grafschaften.
1975 wurden diese neu gegliedert und sie unterteilten sich danach in Districts. 1996 wurden die Counties und Districts zugunsten von so genannten Unitary Authorities aufgehoben. Doch führen einige dieser neuen Gebietskörperschaften bis heute die Bezeichnung "County". Zur aktuellen Verwaltungsgliederung von Wales siehe auch Verwaltungsgliederung von Wales.
Die englischen Besatzer übertrugen das Grafschaftssystem auch auf Irland. Die traditionelle Einteilung Irlands in 32 counties stammt allerdings erst aus dem 19. Jahrhundert. Die heutige Republik Irland umfaßt 26 dieser Counties, Nordirland 6. Siehe Liste irischer Grafschaften
In den USA heißen die den deutschen Landkreisen vergleichbaren Verwaltungseinheiten, die in 48 Bundesstaaten bestehen, counties. In Louisiana werden sie parishes genannt, in Alaska gebraucht man den Begriff boroughs. Insgesamt gibt es in den USA 3141 Counties oder äquivalente Einheiten.
Je nach Bundesstaat sind ihre Befugnisse sehr unterschiedlich, sie fungieren aber meist als Amts- und Rechtssprechungsbezirke. Auch die Polizeigewalt ist im größten Teil der USA nach counties organisiert. In Connecticut, Massachusetts und Rhode Island haben sie jegliche politische und administrative Bedeutung eingebüßt und existieren nurmehr als geographische Bezeichnungen sowie als Erhebungsbezirke des U.S. Census Bureau, des statistischen Bundesamtes der USA.
Im allgemeinen sind die Südstaaten und der Mittelwesten in mehr und auch kleinere counties eingeteilt als nördliche und westliche Bundesstaaten. Delaware hat mit nur drei die wenigsten, Texas mit 254 die meisten counties. In Virginia gibt es zudem 39 independent cities, vergleichbar den kreisfreien Städten Deutschlands. Auch die Städte Anchorage (Alaska), Baltimore (Maryland), Carson City (Nevada) und St. Louis (Missouri) haben einen ähnlichen Sonderstatus.
Liste der Counties geordnet nach Staaten
Kanada
Fünf von Kanadas zehn Provinzen sind aufgeteilt in counties.
In Ontario, Nova Scotia, New Brunswick werden diese als lokale Verwaltungseinheiten genutzt, wogegen in Quebec und Prince Edward Island sie nur noch geographische Einteilungen darstellen.
Viele counties bestehen aus mehreren Stadtbezirken, mit Ausnahme einiger weniger, die nur aus einer einzigen großen Stadt bestehen.
In dünn besiedelten Gebieten, wie dem nördlichen Ontario oder Quebec werden diese Verwaltungseinheiten district anstatt county genannt. Dagegen werden in stark bevölkerten Gegenden, wie im südlich-zentralen Ontario, neue Stadtbezirke gegründet und diese anstatt der counties als regionale Verwaltungseinheiten genutzt.
Siehe auch: Übersicht über die Provinzen und Territorien Kanadas