Peter Cahn (Musiker)

deutscher Komponist und Musikwissenschaftler
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Peter Cahn (* 23. Oktober 1927 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher Musikpädagoge, Komponist und Musikwissenschaftler.

Leben

Cahn erlernte als Schüler das Klavierspiel bei Lotte Kahn und nahm Unterricht auf dem Violoncello bei Alexander Molzahn. Als Sohn eines jüdischen Vaters blieb ihm sowohl das Abitur am Lessing-Gymnasium als auch der Besuch des Hoch’schen Konservatoriums verwehrt.

Nach 1945 studierte er zunächst privat Komposition bei Johann Friedrich Hoff und Kurt Hessenberg, Klavier bei August Leopolder und Chorleitung bei Kurt Thomas. Es folgte das Studium der Musikwissenschaft, Musikpädagogik und der Klassischen Philologie an der Frankfurter Musikhochschule und an der Johann Wolfgang Goethe-Universität.

Von 1954 an unterrichtete Peter Cahn zunächst an Frankfurter Gymnasien und am Konservatorium. Ab 1962 wirkte er am Musikwissenschaftlichen Institut der Johann Wolfgang Goethe-Universität als Dozent für Formenlehre und Musiktheorie und leitete dort das Collegium Musicum. Gleichzeitig erhielt er einen Lehrauftrag für Tonsatz, Formenlehre und Gehörbildung an der Musikhochschule Frankfurt, die ihn 1982 zum Professor für Musikgeschichte und Musiktheorie berief.

Als Komponist von zwei- und vierhändigen Klavierkompositionen, Kammermusik verschiedener Besetzungen, Lieder und Kantaten, Bühnenmusiken und Orchesterwerken, machte er sich einen Namen.

Als Musikwissenschaftler veröffentlichte er neben der Festschrift Das Hoch’sche Konservatorium in Frankfurt am Main 1878 bis 1978 Arbeiten zur Formgestaltung im Werk Beethovens, zu Paul Hindemith und Hans Pfitzner sowie zahlreiche Aufsätze zur Frankfurter Musikgeschichte. Von 1986 bis 2006 war er Mitherausgeber der Zeitschrift „Musiktheorie“. Neben seiner Beteiligung am Funkkolleg „Musikgeschichte“ bleibt die Mitarbeit an der Gesamtausgabe der Werke Paul Hindemiths zu nennen.

Cahn gehört dem Vorstand der Frankfurter Museumsgesellschaft , und seit 1992 der von ihm mitbegründeten Frankfurter Telemann-Gesellschaft an. [1]

Literatur

  • Hans Riebsamen: Frankfurter Gesichter: Peter Cahn. Frankfurt: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12. Februar 2005

Schriften (Auswahl)

  • Der Szenenaufbau in Debussys Pelléas et Mélisande, in: Kongreßbericht Bonn 1970, Kassel 1971, 207-212
  • Zur Vorgeschichte und Frühzeit des Hoch'schen Konservatoriums, in: Joseph Hoch zum 100. Todestag, Frankfurt a. M. 1974, 37-53
  • Das Hoch'sche Konservatorium in Frankfurt am Main (1878-1978), Frankfurt am Main: Kramer, 1979.
  • Eine Reichenauer Handschrift in Frankfurt a. M.: Der Musiktraktat des Joh. Floeß (1419), in: Renaissance-Studien, Festschrift H. Osthoff, hrsg. von L. Finscher, Tutzing 1979, 9-27
  • Kirchenmusik an St. Katharinen, in: St. Katharinen zu Frankfurt am Main, hrsg. von J. Proescholdt, Frankfurt a. M. 1981, 277-296; 291-293, 293-315
  • Aspekte der Schlußgestaltung in Beethovens Instrumentalwerken, in: Archiv für Musikwissenschaft 39 (1982), 19-38
  • Zum Charakter von Pfitzners Spätstil am Beispiel der Kleinen Sinfonie op. 44, in: Symposium Hans Pfitzner Berlin 1981, hrsg. von W. Osthoff, Tutzing 1984, 99-113
  • Carl Czernys erste Beschreibung der Sonatenform (1832), in: Musiktheorie I (1986), 262-279
  • Ars poetica und musica poetica in der Musiktheorie des 15. und 16. Jahrhunderts, in: Ainigma. Festschrift H. Rahn, hrsg. von F. R. Varwig, Heidelberg 1987, 23-33
  • Hindemiths Klarinettenquintett und seine beiden Fassungen, in Hindemith-Jahrbuch 1987/XVI, 138-152
  • Scheibes Kritik an Bach und das Ende des Barock, in: Funkkolleg Musikgeschichte, Studienbegleitbrief 5, Weinheim und Mainz 1988, 11-59; erweitert in: Europäische Musikgeschichte, hrsg. von S. Ehrmann-Herfort, L. Finscher und G. Schubert, Kassel 2002, Band 1, 407-469
  • Zur Vorgeschichte des Opus perfectum et absolutum in der Musikanschauung um 1500, in: Zeichen und Struktur in der Musik der Renaissance, Symposium Münster 1987, hrsg. von K. Hortschansky, Kassel 1989, 11-26
  • Gabriel Faurés letzte Verlaine-Vertonung (Prison) und die Tradition von Plainte und Lamento, in: Liedstudien. Wolfgang Osthoff zum 60. Geburtstag, hrsg. von Martin Just und Reinhard Wiesend, Tutzing 1989, 453-471
  • Kurt Hessenbergs Streichquartette, in: K. Hessenberg, Beiträge zu Leben und Werk, hrsg. von P. Cahn, Mainz 1990, 67-86
  • Eine handschriftlich hinterlassene Formenlehre von Bernhard Sekles, in: Festschrift R. Stephan, hrsg. von J. Kuckertz u. a., Laaber 1990, 417-426
  • Zu Beethovens Klaviertrio Es-Dur op. 70 Nr. 1, in: Beethovens Klaviertrios, Symposion München 1990, hrsg. von R. Bockholdt und P. Weber-Bockholdt, München 1992, 130-144
  • Gottfried Weber und die Musik der Wiener Klassik, in A. Beer (Hrsg.), Studien zu Gottfried Webers Wirken und zu seiner Musikanschauung, Mainz 1993, 3-26
  • Humperdincks Pfitzner-Kritiken. Texte und Kontext, in: Mitteilungen der Hans Pfitzner-Gesellschaft, 53 (1993), 3-25
  • Kontrapunktische Züge in Pfitzners Liedern, in: Hans Pfitzner und die musikalische Lyrik seiner Zeit, Symposion Hamburg 1989, hrsg. von W. Osthoff, Tutzing 1994, 13-39
  • Humperdinck als Kritiker der Frankfurter Zeitung, in: 100 Jahre Hänsel und Gretel, hrsg. von A. B. Kersting, Mainz 1994, 62-71
  • Beethoven, 3 Streichtrios G-Dur, D-Dur und c-Moll op. 9, in : Beethoven. Interpretationen seiner Werke, hrsg. von A. Riethmüller, C. Dahlhaus, A. Ringer, Laaber 1994, Bd. I, 60-71; Violinsonate a-Moll op. 23, ebda., S. 190-196; Violinsonate G-Dur op. 96, ebda. Bd II, 86-92
  • Soliloquium und Dialog. Augustinus über die Musik, in: Festschrift W. Kirsch, hrsg. von P. Ackermann, U. Kienzle und A. Nowak, Tutzing 1996, 11-20
  • Hindemiths Lehrjahre in Frankfurt, in Hindemith-Jahrbuch 1972/II, 23-47; auch in: L. Schader, S. Schaal (Hrsg.), Über Hindemith, Aufsätze zu Werk, Ästhetik und Interpretation, Mainz 1996, 15-39
  • Rameaus Theorie als Quelle musikalischer Ausdruckslehre, in: Jahrbuch des Staatlichen Instituts für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz 1999, 77-91
  • Zum Verhältnis zwischen akademischer Musikforschung und zeitgenössischer Musik in Deutschland zwischen dem Ende des Ersten Weltkriegs und den frühen 1960er Jahren, in: Musikwissenschaft – eine verspätete Disziplin. Die akademische Musikforschung zwischen Fortschrittsglauben und Modernitätsverweigerung, hrsg. von A. Gerhard, Stuttgart/Weimar 2000, 233-256
  • Telemanns Frankfurter Kammermusik, in: Telemann in Frankfurt, hrsg. von P. Cahn, Mainz 2000, 196-207
  • Die Szene Filippo – Posa in Verdis Don Carlo, in: Verdi und die deutsche Literatur (Tagung im Centro Tedesco di Studi Veneziani, 20./21. November 1997), hrsg. von D. Goldin Folena und W. Osthoff, Laaber 2002, 249-277
  • Goethe und das Frankfurter Musikleben seiner Zeit, in: Musik in Goethes Werk - Goethes Werk in der Musik, hrsg. von A. Ballstaedt, U. Kienzle und A. Nowak, Schliengen 2003, 11-29
  • Frankfurt als Station reisender Virtuosen im 18. Jahrhundert, in: Le musicien et ses voyages. Pratiques, réseaux et répresentations, hrsg. von C. Meyer, Berlin 2003, 127-141
  • Formprobleme in Beethovens Freyer Sonate op. 102, Nr.1, in: Beethovens Werke für Klavier und Violoncello. Bericht über die Internationale Fachkonferenz, Bonn, 18.-20. Juni 1998, hrsg. von S. Brandenburg, I. Maass und W. Osthoff, Bonn 2004, 239-263
  • Clara Schumann und Bernhard Scholz: Unbekannte Zeugnisse zur „Reorganisation“ des Hochschen Konservatoriums, in: Musical Education in Europe (1770-1914), hrsg. von M. Fend, und M. Noiray, Berlin 2005, Bd. 2, 503-515
  • Neue Quellen zur Familie des Organisten und Konzertunternehmers Johann Matthäus Kayser in Frankfurt am Main, in: Philipp Christoph Kayser (1755-1823). Komponist, Schriftsteller, Pädagoge, Jugendfreund Goethes, hrsg. von G. Busch-Salmen, Hildesheim 2007, 25-45
  • Franz Schuberts Thekla-Lieder, in: Schiller und die Musik, hrsg. von H. Geyer und W. Osthoff, Köln/Weimar 2007, 17-33

Werke (Auswahl)

Kammermusik und Klavierwerke

  • Sonate für Violine und Klavier (1951)
  • Sonate für Cello und Klavier (1953)
  • Sieben leichte Stücke für Klavier 4händig (1953)
  • Divertimento für Flöte, Oboe und Fagott (1954)
  • Drei Duos für 2 Violinen (1954)
  • Quintettsatz für 3 Violinen, Bratsche und Cello (1955)
  • Fünf Klavierstücke (1975/76)
  • Zwei Lieder für Sopran und Flöte (1980)
  • Trio für Violine, Cello und Klavier (1981)

Orchesterwerke

  • Concertino für Flöte und Streichorchester (1950)
  • Konzertante Musik für Violine und Streichorchester (1956)
  • Konzert für kleines Orchester (1956)
  • Drei Stücke für Streichorchester (1958)

Frühere Kompositionen und Nebenwerke

Klavier- und Kammermusik

  • Bolero für Klavier (1942)
  • Capriccio für Klavier (1943)
  • Rondo Es-Dur für Klavier (1944)
  • Rondo e-moll für Klavier (1944)
  • Sonatine Es-Dur für Klavier (1945)
  • Sonate h-moll für Violine und Klavier (1945/46)
  • Capriccio für Klavier 4händig (1946)
  • Streichquartett D-Dur (1947/48)
  • Aria e Capriccio für Klavier (1949)

Bühnenmusiken

  • Schauspielmusik zu Shakespeares Sommernachtstraum (1949)
  • Bühnenmusik zu Der Kreidekreis (1949)

Bühnenmusiken zu Puppentheateraufführungen

  • Goethe, Faust II (1947)
  • Hofmannsthal, Das Salzburger Welttheater
  • Ibsen, Peer Gynt
  • Claudel, Der Seidene Schuh (1953)

Lieder mit Klavierbegleitung

  • Ghaselen-Motto (Platen) "Im Wasser wogt die Lilie" (1942)
  • Bitte (Lenau) "Weil auf mir, du dunkles Auge" (1943)
  • Abendbild (Lenau) "Friedlicher Abend senkt sich aufs Gefilde" (1943)
  • Reiselied (Hofmannsthal) "Wasser stürzt uns zu verschlingen" (1944)
  • Ghasel (Platen) "Farbenstäubchen auf der Schwinge" (1948)
  • 2 Songs aus Sweeney Agonistes (T.S. Eliot) (1949/50) "Under the bamboo tree" / "My little island-girl”
  • Musik bewegt mich, daß ich Dein gedenke (Ricarda Huch) (1951)

Kantate

  • Es kommt ein Schiff geladen Choralkantate für eine tiefe Solostimme, 2 Violinen, vierstimmigen gemischten Chor und Orgel (1954)