Berta Helene Amalie Riefenstahl, (* 22. August 1902 in Berlin, † 8. September 2003 in Pöcking) war eine deutsche Tänzerin, Schauspielerin, Spiel- u. Dokumentarfilmerin, Regisseurin und Fotografin.
Leni Riefenstahl war wegen ihrer Nähe zum Nationalsozialismus im Besonderen und zu Adolf Hitler im Speziellen eine der kontroversesten Figuren der Filmgeschichte. Ihren Filmen, allen voran "Triumph des Willens", wird immer wieder vorgeworfen, die nationalsozialistische Ideologie zu glorifizieren. Eine Kritik, die sie jedoch Zeit ihres Lebens zurückwies.
Gleichzeitig gilt die von ihr geschaffene Ästhetik auch ihren Gegnern als richtungsweisend, und ihre künstlerischen Verdienste sind unbestritten. Sie wurde nach 1945 in Deutschland weitgehend boykottiert, während andere in der Nazizeit aktive Filmregisseure (unter anderem Veit Harlan) weiterhin erfolgreich arbeiten konnten. Ihr Markenzeichen waren die idealisierte Darstellung makelloser Körper (Naziästhetik) und die Darstellung großer Menschenmassen, hinzu kam eine für die damalige Zeit revolutionäre, sehr dynamische Schnitttechnik.
Leben
Kindheit und Jugend / Die Tänzerin
Leni Riefenstahl wird am 22. August 1902 als Helene Amalia Bertha Riefenstahl in Berlin geboren. Zweieinhalb Jahre später wird ihr Bruder Heinz Riefenstahl geboren. Der Vater Alfred Riefenstahl ist Installateurmeister für Heizungsanlagen und besitzt ein eigenes Geschäft. Die Familie zieht in Berlin häufig um und lebt in Wedding, Neukölln, Schöneberg, Wilmersdorf und auf ihrem Grundstück in Zeuthen.
1907 wird Leni Riefenstahl Mitglied im Schwimmclub "Nixe". Sie tritt einem Turnverein bei, lernt Rollschuh- und Schlittschuhlaufen. Außerdem nimmt sie fünf Jahre Klavierunterricht. 1918 beendet sie erfolgreich ihre Schulausbildung am Kollmorgenschen Lyzeum in Berlin.
Im selben Jahr nimmt sie ohne Erlaubnis ihres Vaters und mit Unterstützung ihrer Mutter Bertha Riefenstahl Tanzunterricht an der Helene Grimm-Reiter-Schule. Ausdruckstanz und Ballett stehen auf dem Programm. Nach dem ersten öffentlichen Auftritt kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen Vater und Tochter. Um nicht in ein Internat geschickt zu werden, bewirbt sich Leni Riefenstahl an der Staatlichen Kunstgewerbeschule in Berlin, wird angenommen und lernt kurzzeitig dort Malerei.
1919 schickt sie der Vater trotzdem auf ein Pensionat in Thale/Harz. Dort übt sie heimlich tanzen, spielt Theater und besucht die Aufführungen der Freilichtbühne Thale. Nach einem Jahr darf sie das Pensionat verlassen. 1920 wird sie Sekretärin im Betrieb ihres Vaters. Sie lernt Schreibmaschine, Stenographie und Buchhaltung. Außerdem darf sie jetzt offiziell Tanzstunden an der Grimm-Reiter-Schule nehmen und auch öffentlich auftreten. Nebenbei spielt sie Tennis. Nach einer erneuten Auseinandersetzung mit dem Vater, die zum Auszug der Tochter aus der elterlichen Wohnung führt, erklärt sich Albert Riefenstahl mit den Bühnenträumen seiner Tochter einverstanden.
Von 1921 bis 1923 erhält sie eine klassische Ballettausbildung bei Eugenie Eduardowa, einer ehemaligen Tänzerin aus Petersburg und lernt zusätzlich Ausdruckstanz an der Jutta Klamt-Schule. 1923 geht sie für ein halbes Jahr nach Dresden in die Mary Wigman-Schule. Ihren erster Solo-Auftritt hat sie am 23. Oktober 1923 in München. Es folgen Auftritte in Berlin in den Kammerspielen am Deutschen Theater, in Frankfurt, Leipzig, Düsseldorf, Köln, Dresden, Kiel, Stettin, Zürich, Innsbruck und Prag. Eine Bänderzerrung beendet die tänzerische Bühnenkarriere von Leni Riefenstahl.
Die 20er Jahre / Die Schauspielerin
Leni Riefenstahl zieht 1924 in ihre erste eigene Wohnung in die Fasanenstraße in Berlin. Sie verlobt sich mit Otto Froitzheim, einem damals bekannten Tennisspieler. Zufällig sieht sie den Film "Der Berg des Schicksal" (1919) von Dr. Arnold Fanck. Fasziniert reist sie in die Berge und trifft dort den Hauptdarsteller Luis Trenker, dem sie einen Brief an den Regisseur überreicht. In Berlin begegnen sich dann Leni Riefenstahl und Arnold Fanck. Während sie am Meniskus operiert wird, schreibt Regisseur Fanck für sie das Drehbuch zu "Der heilige Berg". Sie trennt sich von Otto Froitzheim, nach ihrer Genesung beginnen die Filmaufnahmen in den Dolomiten. Leni Riefenstahl lernt dafür Skilaufen und Bergsteigen. Außerdem begeistert sie sich für das Filmhandwerk, lernt die Funktionen der Kamera kennen. Zwischendurch beginnt sie wieder zu tanzen und Auftritte anzunehmen. Die Premiere erlebt der Film "Der heilige Berg" am 17. Dezember 1926 im Ufa-Palast am Zoo in Berlin. Leni Riefenstahl tanzt vor der Filmpremiere zum letzten Mal auf der Bühne. Diese erste Filmarbeit Leni Riefenstahls legte für ein Jahrzehnt ihre Rolle als Frau zwischen zwei Männern im Abenteuer- und Bergmilieu fest. Damit wird sie aber zugleich zum Bergfilm-Star.
1927 beginnen die Dreharbeiten zum Film "Der große Sprung", ebenfalls unter der Regie von Arnold Fanck. Die sportlichen Leistungen der Darstellerin sind in diesem Film besonders deutlich. Hier lernt sie Hans Schneeberger, Kameramann und Hauptdarsteller, kennen, mit dem sie in einer dreijährigen Liebesbeziehung lebt. Die Premiere dieses Films findet am 20. Dezember 1927 im Ufa-Palast am Zoo in Berlin statt. Mittlerweile hat sich die Darstellerin als Spezialistin für Bergfilme einen Namen gemacht, will aber ihre Schauspielkarriere auch auf andere Genre ausweiten. In Berlin lernt sie die Regisseure Georg Wilhelm Pabst ("Die freudlose Gasse"), Abel Gance ("Napoleon"), Walter Ruttmann ("Berlin: Die Sinfonie der Großstadt") und den Schriftsteller Erich Maria Remarque ("Im Westen nichts Neues") kennen. Zusätzlich beginnt sie, Drehbücher zu schreiben. 1928 besucht sie die Olympischen Winterspiele in St. Moritz. Sie schreibt ihren ersten Artikel im "Film-Kurier" über Fancks Sport-Film "Das weiße Stadion". Sie veröffentlicht nun regelmäßig Drehberichte zu ihren Filmarbeiten. Die Dreharbeiten zu dem für sie untypischen Film "Das Schicksal derer von Habsburg" beginnen 1928 in Wien unter der Regie von Rudolf Raffé.
Die Dreharbeiten zu "Die weiße Hölle vom Piz Palü" im Engadin führen die beiden Regisseure Fanck und Pabst zusammen. Leni Riefenstahl arbeitet an der Schnittfassung der französischen Version des Films mit. Das Werk wird nach seiner Premiere am 15. November 1929 im Ufa-Palast am Zoo in Berlin ein durchschlagender nationaler und internationaler Erfolg. Der Film ist einer der letzten großen Stummfilme. In der Inszenierung von Pabst lassen sich die schauspielerischen Fähigkeiten Leni Riefenstahl erstmals erahnen. Die Schauspielerin trifft Josef von Sternberg, der in Berlin "Der blaue Engel" mit Marlene Dietrich in Szene setzt.
Die erste Regiearbeit
1931 schreibt Leni Riefenstahl die erste Fassung des Manuskript für ihren Film "Das blaue Licht". Sie arbeitet am Drehbuch zusammen mit Béla Balázs, dem ungarischen Filmtheoretiker und Drehbuchautor. Sie gründet ihre erste eigene Filmgesellschaft, die Leni Riefenstahl Studio-Film als alleinige Gesellschafterin. Zudem übernimmt sie Regie, Produktionsleitung und Schnitt für "Das blaue Licht". Leni Riefenstahl gewinnt die Sarntaler Bauern als Laienschauspieler. Die Dreharbeiten finden von Juli bis September 1931 statt und alle am Film Beteiligten sind mit geringen Gagen einverstanden. Um den Streifen zu finanzieren, nimmt Leni Riefenstahl zusätzlich die Hauptrolle im Film "Der weiße Rausch", wieder unter der Regie von Fanck, an. Die Premiere von "Das blaue Licht" findet am 24. März 1932 in Berlin statt. Der Film gewinnt bei der Biennale in Venedig die Silbermedaille. Sie reist mit dem Werk nach London und wird dort begeistert aufgenommen. Die erste Regie Leni Riefenstahls, insbesondere die Lichtinzenierung, wurde national und international gefeiert.
Der Nationalsozialismus / Die Regisseurin
Leni Riefenstahl wird durch "Das blaue Licht" eine erfolgreiche und von Hitler umschwärmte Regisseurin. Sie besucht im Februar 1932 eine Rede Hitlers im Sportpalast in Berlin. Im Mai 1932 schreibt sie ihm einen Brief. Es kommt zu einem ersten Treffen zwischen den Beiden. Die Dreharbeiten zu dem Film "SOS Eisberg", erneut ein Fanck-Film, führen sie kurz darauf nach Grönland. Die Dreharbeiten sind Ende Mai abgeschlossen. Aus einer Artikelserie über die Erlebnisse in Grönland, die sie für die Zeitschrift "Tempo" schreibt, und aus Vorträgen, die sie zum Film hält, entsteht das Buch "Kampf in Schnee und Eis", welches 1933 erscheint. Die Premiere des Films "SOS Eisberg" findet am 30. August 1933 im Ufa-Palast statt.
Nach der Grönland-Expedition kommt es zu weiteren Treffen zwischen Leni Riefenstahl und Hitler. Sie lernt Joseph Goebbels und dessen Frau kennen, wobei sie Zeit ihres Lebens behaupten wird, mit dem Propagandaminister tiefe gegenseitige Abneigung geteilt zu haben. Im August 1933 nimmt sie das Angebot an, einen Film über den 5. Reichsparteitag der NSDAP in Nürnberg zu drehen. Leni Riefenstahl arbeitet mit bekannten Kameramännern (unter anderem Sepp Allgeier, Franz Weihmayr und Walter Frentz) zusammen und schneidet den Film selbst. Produzent des Films ist das Reichspropagandaministerium unter Leitung von Goebbels. "Sieg des Glaubens" hat am 1. Dezember 1933 Premiere. Infolge des so genannten Röhm-Putsches wird der Streifen aber nach kurzer Zeit wieder aus dem Verkehr gezogen. Grund ist unter anderem die relativ gleichberechtige Darstellung des SA-Stabschefs Ernst Röhm neben Hitler. Für Leni Riefenstahl kann die Dokumentation als Fingerübung gelten, im Vergleich zu dem späteren Reichsparteitagsfilm zeigen sich einige ästhetische Unvollkommenheiten, mit denen die auf Perfektion ausgerichtete Regisseurin nicht einverstanden ist. Das Bildmaterial zeigt noch deutlich den Charakter einer Reportage, enthält noch Zufälliges und Ungeordnetes und dokumentiert damit die noch nicht ausreifte Selbstinszenierung der NSDAP und gleichzeitig die Unerfahrenheit Leni Riefenstahls bei Dokumentararbeiten: eine Übung für beide.
Leni Riefenstahl ist mit dem Nazi-Publizisten Julius Streicher befreundet, dem sie im Oktober 1933 alle Angelegenheiten in Sachen "des Juden Béla Balázs" übergibt, nachdem dieser - ehemaliger Produktionspartner bei Leni Riefenstahls erster sehr erfolgreichen Regie-Arbeit "Das blaue Licht" - Geldforderungen an sie erhoben hatte.
1934 bekommt die Regisseurin erstmals von der "Terra-Film" das Angebot, "Tiefland" zu verfilmen. Im selben Jahr reist sie nach London, Cambridge und Oxford und hält dort Vorträge über ihre bisherigen Filmarbeiten. Der Drehbeginn von "Tiefland" in Spanien muß abgebrochen werden, weil die Terra kein Geld schickt und Leni Riefenstahl erkrankt.
Im Auftrag von Hitler dreht Leni Riefenstahl einen weiteren Reichsparteitagsfilm. Sie gründet dafür die Reichsparteitagfilm GmbH, um den Film über den 6. Reichsparteitag der NSADP zu produzieren. Die 1933 und 1934 entstandenen Filme "Sieg des Glaubens" über den "Reichsparteitag des Sieges" der NSDAP und "Triumph des Willens" (über den "Reichsparteitag der Einheit und Stärke") wurden vermutlich von der Partei selbst bezahlt. Mit dem vorgefertigten Filmmaterial von Walter Ruttmann ist sie unzufrieden und übernimmt selbst die Oberleitung für den Film. Sie arbeitet mit 170 Personen vom 4. bis 10. September in Nürnberg. Leni Riefenstahl benötigt sieben Monate für den Schnitt und die Fertigstellung des Films. Den in seiner Langfassung vier Stunden dauernden Film schnitt sie aus mehreren hundert Stunden Material zusammen, nutze dabei innovative und suggestive Montagetechniken. Am 28. März 1935 hat "Triumph des Willens" im Ufa-Palast in Berlin in Anwesenheit Hitlers Premiere. Analog zur perfektionierten choreographischen Selbstinszenierung der NSDAP inszeniert die Regisseurin mit filmischen Methoden ein stark verdichtetes Material, in dessen Mittelpunkt Hitler überlebensgroß als Führer stilisiert wird, umgeben von Gruppen uniformierter Anhänger. Das Dokument der Propagandaveranstaltung wird zum Instrument der Emotionalisierung des Publikums, zum Wunschbild nationalsozialistischer Massenverführung. Insbesondere die Szenen des Chors der Arbeitsfrontmänner und der Appell von SA und SS mit seiner monumentalen Massenchoreografie werden als Ausschnitte immer wieder zitiert und gelten als Inbegriffe faschistischer Selbstinszenierung. Gerade weil dieser Film der Selbstdarstellung der Nationalsozialisten optimal entspricht, feiert deren Führung "Triumph des Willens" als Vorzeigestück für gelungene faschistische Propaganda und setzt das Werk als solches ein. Für den Streifen erhält Leni Riefenstahl den Deutschen Filmpreis 1934/35, den Preis für den besten ausländischen Dokumentarfilm bei der Biennale in Venedig 1935 und bei der Pariser Weltausstellung 1937 die Goldmedaille. Zum Film erscheint das Buch "Hinter den Kulissen des Reichsparteitagsfilms".
Durch die aufwendigen Dreharbeiten für "Triumph des Willens" werden durch die Regisseurin Riefenstahl zahlreiche andere Produktionen des übrigen NS-Film vernachlässigt, da sie viele Kameraleute für ihr Team beanspruchte. Dies führte in der Folge zu Anfeindungen zwischen Goebbels und der Filmemacherin, welche schließlich Hitler persönlich schlichten musste.
Der 1935 entstandene Kurzfilm "Tag der Freiheit! - Unsere Wehrmacht!" schloss eine Lücke in "Triumph des Willens", da die Aufnahmen der 1934 nach dem Tod Paul von Hindenburgs erstmals an einem Parteitag teilnehmenden Wehrmacht sich qualitativ für den Film nicht eigneten. Riefenstahl selbst nannte die propagandistischen Inszenierungen rein dokumentarische Arbeiten, wobei sie unter "dokumentarisch" verstand, dass ein Film auch den Geist oder die Atmosphäre einer Veranstaltung widerspiegeln solle. Die Olympiafilme "Fest der Völker" und "Fest der Schönheit" über die in Deutschland stattfindenden Olympischen Spiele von 1936 waren ein Staatsauftrag des NS-Propagandaministeriums und wurden aus Reichsmitteln vorfinanziert. 1938 erfolgte die Auszeichnung des Olympiafilms als "bester Film der Welt" auf der Biennale in Venedig. Es gab damals allerdings auch kritische ausländische Stimmen. Riefenstahl, die im Olympiafilm immerhin den überragenden Erfolg amerikanischer, auch afro-amerikanischer Athleten nicht unterschlagen hatte, hoffte auf Chancen auch im lukrativen US-Filmgeschäft. Tatsächlich wurde sie 1938 von der MGM in die Staaten eingeladen, wo sie dann aber auf Widerstand, teilweise eisige Ablehnung stieß. Die New Yorker "Anti-Nazi-League", auch Bürgermeister Fiorello LaGuardia und das Motion Picture Artists Comittee riefen zum Boykott auf. In Hollywood hingen Anti-Riefenstahl-Plakate. Walt Disney aber empfing die Filmemacherin. Auch in Großbritannien wurde die Aufführung von Riefenstahl-Filmen nun abgelehnt. Allerdings: 1956 wurde der Olympiafilm von einer Hollywood-Jury zu einem der zehn besten Filme der Welt gekürt.
Für Hitlers neue Welthauptstadt "Germania" waren auch die Riefenstahl-Studios schon eingeplant - 26.000 qm groß.
Nur fünf Tage nach Kriegsausbruch reiste die Regisseurin für Filmaufnahmen in besetztes polnisches Gebiet, sie wollte sich als Kriegsberichtserstatterin versuchen. Nachdem sie Zeugin von Morden an jüdischer Bevölkerung in Konskie werden musste, brach sie ihr Projekt ab und reiste zurück nach Deutschland, schrieb dort einen Beschwerdebrief. Dann arbeitete sie an ihrem "Tiefland"-Film, dessen Szenerie in Spanien spielen sollte. Südländisch anmutende Komparsen waren rar, Riefenstahl griff auf "Zigeuner" zurück, die bei Salzburg interniert waren. Viele dieser "nichtarischen" Kleindarsteller wurden später in KZs verschleppt und kamen dort um. "Tiefland" kam bis Kriegsende nicht in die Kinos.
Riefenstahl selbst sah sich stets als unpolitische Künstlerin, die das Ungeheuerliche des Naziregimes damals nicht erkannt haben will. Zitat: "Nie habe ich bestritten, dass ich der Persönlichkeit Hitlers verfallen war. Dass ich das Dämonische zu spät in ihm erkannt habe, ist zweifellos Schuld oder Verblendung." (1949)
Nachkriegszeit
- 1949-1987 Prozesse um die Zwangsverpflichtung von "Zigeunern" aus dem Salzburger Lager Maxglan. Diese wurden von Riefenstahl als Statisten für die Dreharbeiten zu ihrem erst 1954 fertiggestellten Film "Tiefland" von der Naziregierung angefordert. In einigen dieser Prozesse tritt Riefenstahl als Klägerin auf (üble Nachrede).
- 1950 wird Riefenstahl von Amts wegen als "Mitläuferin" des Naziregimes eingestuft.
- 1958 Olympia erscheint in einer gekürzten Fassung erneut in den Kinos. Teil 2 (ursprünglich Fest der Schönheit) wird in Götter des Stadions umbenannt. Das Projekt ist, wie zuvor schon "Tiefland", ein kommerzieller Misserfolg.
- 1956: Erster Besuch Afrikas
- Zwischen 1962 und 1977 unternimmt Riefenstahl mehrere Reisen in den Zentral-Sudan zu den Nubastämmen; 1973 erscheint Die Nuba - Menschen wie vom anderen Stern, ein Fotoband über das afrikanische Stammesvolk, sowie 1976 Die Nuba von Kau.
- 1974 macht Riefenstahl unter Angabe eines falschen Alters mit 72 Jahren ihren Tauchschein in Malindi. Sie widmet sich intensiv der Unterwasserfotografie.
- 2001 sorgt der umstrittene Präsident des IOC, Juan Antonio Samaranch, dafür, dass ihr die noch immer ausstehende Ehren-Goldmedaille der Olympischen Spiele von 1936 in Berlin verliehen wird. Er überreicht sie ihr in Lausanne.
- 2002 kommt "Impressionen unter Wasser" in die deutschen Kinos; ein Dokumentarfilm über die tropische Unterwasserwelt.
- 2002 Ein weiteres Zivilverfahren wegen der "Tiefland"-Statisten (Kläger war der Verein Rom e.V.) wird eingestellt, nachdem Riefenstahl erstmals eine Unterlassungserklärung bezüglich verharmlosender Äußerungen abgibt.
- 2002 Sie feiert ihren 100. Geburtstag mit vielen Stars (u.a. Siegfried und Roy).
- 2003 Am 8. September stirbt Leni Riefenstahl zwei Wochen nach ihrem 101. Geburtstag in Feldafing am Starnberger See. Ihr Lebensgefährte, der 40 Jahre jüngere Kameramann Horst Kettner, war bis zuletzt bei ihr.
- Leni Riefenstahl wurde auf dem Waldfriedhof in München bestattet.
Familie
Riefenstahl blieb kinderlos. Rückblickend bereut sie dies jedoch.
Werk
Regiearbeiten
Spielfilme
Dokumentarfilme
- 2002: Impressionen unter Wasser (internat.: Underwater Impressions)
- 1936: Olympia - Teil 1: Fest der Völker, Teil 2: Fest der Schönheit
- 1935: Tag der Freiheit - Unsere Wehrmacht
- 1934: Triumph des Willens
- 1933: Der Sieg des Glaubens
Schauspieltätigkeiten
- 1933: SOS Eisberg - Regie Arnold Fanck
- 1932: Das blaue Licht (Film) - Regie Leni Riefenstahl
- 1931: Der weiße Rausch - neue Wunder des Schneeschus - Regie Arnold Fanck
- 1930: Stürme über dem Montblanc - Regie Arnold Fanck
- 1929: Die weiße Hölle vom Piz Palü - Regie Arnold Fanck und G. W. Pabst
- 1928: Das Schicksal derer von Habsburg - Regie Rudolf Raffé
- 1927: Der große Sprung - Regie Arnold Fanck
- 1926: Der heilige Berg - Regie Arnold Fanck
Produzententätigkeiten
- 1939: OstersKitour in Tirol - Regie Guzzi Lantschner, Harald Reinl
- 1939: Der Wurf im Sport - Betrachtungen für Freunde des Sports Regie - Joachim Bartsch
- 1940: Kraft und Schwung, die Grundelemente des Turnens - Regie ?
- 1940: Laufen - Regie - Joachim Bartsch
- 1940: Der Sprung - Regie - Joachim Bartsch
- 1940: Bergbauern - Regie - Guzzi Lantschner
- 1942: Wildwasser - Regie - Guzzi Lantschner
- 1943: Schwimmen und Springen - Regie - Joachim Bartsch
- 1943: Höchstes Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde - Regie - Joachim Bartsch
- 1943: Josef Thorak, Werkstatt und Werk - Regie Arnold Fanck, Hans Cürlis
- 1944: Arno Breker - Regie Arnold Fanck
Dokumentationen
- 2003: Leni Riefenstahl - Ein Traum von Afrika - Regie Ray Mueller
- 1993: Die Macht der Bilder - Regie Ray Mueller
Bücher
von Leni Riefenstahl
- Die Nuba, Köln, ISBN 3-933366-41-0 (Lizenzausgabe) - Zusammenfassung der Bände Die Nuba (1973) und Die Nuba von Kau (1976) in einer Ausgabe.
- Wunder unter Wasser, Herbig Verlagsbuchhandlung, München, 1990
- Memoiren, Albrecht Knaus-Verlag, München - Hamburg, 1987
- Mein Afrika, List-Verlag, München, 1982
- Korallengärten List-Verlag, München, 1978
- Die Nuba von Kau, Paul List Verlag, München 1975
- Die Nuba – Menschen wie von einem anderen Stern, Paul List Verlag, München 1973
- Schönheit im olympischen Kampf, Deutschen Verlag (Ullstein-Verlag), Berlin 1937
- Hinter den Kulissen des Reichsparteitags-Films, Franz Eher Nachf., München 1935
- Kampf in Schnee und Eis, Verlag Hesse & Becker, Leipzig 1933
über Leni Riefenstahl
- Klaus Kreimeier: Fanck – Trenker – Riefenstahl: Der deutsche Bergfilm und seine Folgen, Stiftung Deutsche Kinemathek, Berlin 1972
- Peggy Ann Wallace: An Historical Study of the Career of Leni Riefenstahl from 1923 to 1933, Berkeley 1975
- Richard M. Barsam: Filmguide to Triumph of the will, Series: Indiana University Press filmguide series, Indiana University Press, Bloomington 1975
- Glenn B. Infield: Leni Riefenstahl. The Fallen Goddess, Thomas Y. Crowell, New York 1976
- David B Hinton: The Films of Leni Riefenstahl, The Scarecrow Press, Metuchen (NJ.), London 1978
- Renata Berg-Pan: Leni Riefenstahl, Twayne, Boston 1980
- Martin Loiperdinger: "Triumph des Willens" – Einstellungsprotokoll des Films von Leni Riefenstahl, Filmland-Presse, München 1980
- Peter Nowotny: Leni Riefenstahls "Triumph des Willens": zur Kritik dokumentarischer Filmarbeit im NS-Faschismus, Peter Nowotny, Dortmund 1981
- Charles Ford: Leni Riefenstahl – Schauspielerin, Regisseurin und Fotografin, Heyne, München 1982
- Leonardo Quaresima: Leni Riefenstahl, La Nuova Italia, Firenze 1984
- Cooper C. Graham: Leni Riefenstahl and Olympia, Based in part on the author's thesis – New York University, Series: Filmmakers no. 13, The Scarecrow Press, Metuchen (NJ.), London 1986
- David Culbert: Leni Riefenstahl's Triumph of the will, Series: Research collections in the social history of communications, University Publications of America, Frederick, MD 1986
- Martin Loiperdinger: Rituale der Mobilmachung – Der Parteitagsfilm "Triumph des Willens" von Leni Riefenstahl, Leske und Budrich, Opladen 1987
- Dana Gillespie: Leni: a screenplay based on the career of Leni Riefenstahl, North Texas State University 1988
- David Calvert Smith: Triumph of the Will: a film by Leni Riefenstahl, Orginal shooting script never before released as written by Leni Riefenstahl herself, Celluloid Chronicles Press, Richardson, Texas 1990
- Linda Deutschmann: Triumph of the Will – The Image oft the Third Reich, Longood Academic, Wakefield, N.H.
- Thomas Leeflang: Leni Riefenstahl, Anthos, Baarn 1991
- Nils Klevjer Aas: Fascismens fascinasjon – et dida[k]tisk dilemma: Leni Riefenstahls "Viljens triumf" som kildemateriale og påvirkningskilde, Statens filmsentral, Oslo 1991
- Eiko Ishioka: Leni Riefenstahl, life, photographer Leni Riefenstahl, Kyuryudo Art Pub. Co., Tokyo 1992
- TayloDowning: Olympia, BFI Publishing, London 1992
- Hilmar Hoffmann: Mythos Olympia - Autonomie und Unterwerfung von Sport und Kultur: Hitlers Olympiade, olympische Kultur und Riefenstahls Olympia-Film, Aufbau Verlag, Berlin 1993
- Sandrine Vernet/Klaus Gerke: Leni Riefenstahl: le pouvoir des images, Schriftliche Form einer Diskussion mit Hilmar Hoffmann, Erwin Leiser, Bernhard Eisenschitz, Hans-Peter Kochenrath, Frieda Grafe, Francis Courtage unter der Leitung von Frederic Mitterrand, ZDF/Arte von 1993, K. films èd, Paris 1995
- Irene Bignardi/ Alessandra Borghesea/ DelBarbaro Falzone: Leni Riefenstahl il ritmo di uno sguardo, (Milano, Palazzo della Ragione; 10 luglio – 6 ottobre 1996), Leornado Arte Milano, Milano 1996
- Sonie Defeni: "Das blaue Licht" la leggenda della regista Leni Riefenstahl, Instituto Universitario di Lingue Moderne, Facoltá di Lingue e Letterature Straniere, Feltre 1996.
- Audrey Salkell: A Portrait of Leni Riefenstahl, Jonathan Cape, London 1996
- Eric Rentschler: The ministry of illusion: Nazi Cinema and ist afterlife, Harvard University Press, Cambrigde, Mass. 1996
- Daniel Knopp: Wunschbild und Feindbild der nationalsozialistischen Filmpropaganda am Beispiel von Leni Riefenstahls "Triumph des Willllens" und Veit Harlans "Jud Süss", Tectum Verlag, Marburg 1997.
- Peggy Phillips: Two women under water: a confession, Fithian Press, Santa Barbara 1998
- Daniel Wildmann: Begehrte Körper. Konstruktion und Inszenierung des "arischen" Männerkörpers im "Dritten Reich", Könighausen und Neumann, Würzburg 1999
- Filmmuseum Potsdam (Hrsg.): Leni Riefenstahl, mit Beiträgen von Oksana Bulgakowa, Bärbel Dalichow, Claudia Lenssen, Felix Moeller, Georg Sesslen, Ines Walk, Henschel Verlag, Berlin 1999
- Leni Riefenstahl – Fünf Leben, Eine Biographie in Bildern, Verlag Taschen, Köln, 2000
- Rainer Rother: Leni Riefenstahl - Die Verführung des Talents, Heyne 2002
- Jürgen Trimborn: Riefenstahl, Aufbau Verlag, Berlin 2002
- Daniel Knopp: NS-Filmpropaganda: Riefenstahl TRIUMPH DES WILLENS / Harlans JUD SÜSS, Tectum Verlag 2004
Weblinks
- Offizielle Homepage
- Biographisches
- Analyse: Leni Riefenstahl: Künstlerin oder Parteifunktionärin?
- Leni Riefenstahl-Rezeption nach 1945 Ein Projekt des Instituts für Film- und Fernsehwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum
- Rainer Rother: Riefenstahl-Rezeption, Stand 2002. in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, Online-Ausgabe, 1 (2004), H. 2. - Rezension dieser Website
- Leni Riefenstahl: Die Macht der Bilder auf DVD
- Vorlage:IMDb Name
Personendaten | |
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NAME | Riefenstahl, Berta Helene Amalie |
KURZBESCHREIBUNG | Tänzerin, Schauspielerin |
GEBURTSDATUM | 22. August 1902 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 8. September 2003 |
STERBEORT | Pöcking |