Lichtstärke (Fotografie)

Blende (in der Fotografie fälschlicherweise auch Lichtstärke genannt)
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Als Lichtstärke bezeichnet man in der Fotografie das Verhältnis der größten wirksamen Blendenöffnung zur Brennweite eines Objektivs. Die Lichtstärke ist neben der Brennweite der wichtigste Kennwert eines Objektivs. Die fotografische Lichtstärke wird stets mit einer Verhältniszahl ausgedrückt:

Lichtstärke = größte wirksame Öffnung : Brennweite

Typische Lichtstärken

Normalobjektive (50 mm im Kleinbildformat) erreichen Lichtstärken bis 1:1 (z.B. Canon EF 1:1,0/50 L USM). Tele- und Weitwinkelobjektive weisen meist eine deutlich geringere Lichstärke auf (1:2, 1:2,8, 1:4 etc.). Hohe Lichtstärke ist nicht identisch mit hoher optischer Güte.

Das lichtstärkste Objektiv wurde von Carl Zeiss, Oberkochen, entwickelt. Mit dem Planar 1:0,7, Brennweite 50 mm, konnten Filmaufnahmen von bewegten Szenen bei Kerzenlicht gedreht werden, so etwa in Barry Lyndon von Stanley Kubrick (Quelle: Guinness Buch der Rekorde 1997, Rubrik Die Kunst: Fotografie. Hamburg: 1996).

Weitere hochlichstarke Objektive sind beispielsweise das Canon 1:1,0 50mm und das Leica M, 1:1,0 50mm.

Vor- und Nachteile

Hochlichtstarke Objektive weisen einige Vorteile auf:

  • Manuelle Scharfstellung: Die hohe Lichtstärke kommt der Einstellhelligkeit des Sucherbildes zugute und erleichtert das Scharfstellen.
  • Autofokus: Hohe Lichstärken erleichtern den AF-Sensoren die Funktion, i.d.R. ist der Autofokus daher bei Verwendung hochlichtstarker Objektive schneller und präziser als bei Objektiven gleicher Brennweite aber geringerer Lichtstärke.
  • Bildgestaltung: Objektive mit hohen Lichtstärken erweitern den gestalterischen Spielraum. Beispielsweise ermöglichen es hochlichtstarke Objektive mittlerer Telebrennweiten (Brennweiten im Bereich 85, 100, 135 mm, Lichtstärken im Bereich 1,4, 2.0, 2,8) in der Portraitfotografie, das scharfe Motiv vom unscharfen Hintergrund freizustellen.

Nachteile hochlichtstarker Objektive sind:

  • Mit der Lichtstärke erhöhen sich zugleich das Volumen, das Gewicht und i.d.R. auch der Preis des Objektivs.

Geschichte und Entwicklung

Auch die Lichtstärke von Objektiven konnte deutlich gesteigert werden. Während die Boxkameras der 20er und 30er Jahre eine typische größte Blende von 1:11 hatten, verfügten die Modelle aus den 50er Jahren bereits über 1:9 oder sogar 1:8.

Vergleichsweise lichtstarke Objektive gab es aber bereits länger; ein Beispiel hierfür ist das Petzvalobjektiv, das gemeinsam von Josef Maximilian Petzval und Peter Wilhelm Friedrich von Voigtländer im Jahre 1840 konstruiert wurde; mit einer Offenblende von 1:3,6 war es im Vergleich zu Daguerres Objektiv von 1839 22-mal lichtstärker, was unter günstigen Bedingungen erstmals Porträts mit Belichtungszeiten von weniger als einer Minute ermöglichte. Das Petzvalobjektiv wurde von Voigtländer produziert und mit großem Erfolg weltweit vertrieben; bis 1862 produzierte er 60.000 Stück.

Wesentlichen Einfluss auf die Möglichkeit, Objektive mit hoher Lichtstärke herzustellen, hat das Objektivdesign. Durch die Verwendung von Linsenkombinationen aus verschiedenartigen Gläsern (Kron- und Flintglas, ED-Gläser und andere) und geeignete Zusammenstellung der Linsen gelang es, Abbildungsfehler zu minimieren.

Einen Meilenstein stellte das Cooke-Triplet, das 1893 von Dennis Taylor entwickelt wurde, dar, das es bei preisgünstigen Objektiven ermöglicht, eine Lichtstärke von 1:2,8 zu erreichen, und noch heute verwendet wird.

Siehe auch