Hernie

Austritt von Eingeweiden aus der Bauchhöhle durch eine Bruchpforte
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Hernie (von griechisch hernios "Knospe") bezeichnet den Durchtritt von Gewebe durch eine angeborene oder erworbene Öffnung.

Definition

Bei der Hernie handelt es sich, obwohl im Deutschen mit Bruch übersetzt, nicht um einen Knochenbruch, sondern um einen sogenannten Eingeweidebruch. Voraussetzung ist eine Schwachstelle in der Wand bzw. Begrenzung der Bauchhöhle. Meist ist diese bereits in der Embryonalentwicklung angelegt, sie kann sich aber auch später entwickeln, z.B. nach einer Operation mit Eröffnung der Bauchhöhle. Durch den stetigen intraabdominellen Druck kann die Schwachstelle (sog. Bruchpforte) nachgeben, und der Bauchinhalt wölbt sich, umhüllt vom Bauchfell (Peritonaeaum) und der inneren Faszie (Fascia transversalis) durch die Schichten der Bauchwand nach außen. Ist das Loch groß genug, können sogar Eingeweide - z.B. eine Darmschlinge - hindurchgleiten. Das die Bauchhöhle auskleidende Bauchfell tritt immer als erstes hindurch. Hinter dem Defekt kann es sich ausstülpen und so eine Tasche bilden. Je nach Lage und Größe der Bruchpforte können Teile von Organen folgen, z. B. Darm, Magen oder das große Netz (Omentum majus).

Meist sind die Hernien "reponibel" (von lat. reponere = wiederherstellen), d.h. durch sanften Druck von außen kann der Inhalt wieder in die Bauchhöhle zurückgeführt werden. Einige Hernien sind nicht reponibel. Sie können schmerzhaft sein, und es besteht Gefahr, daß sich der Inhalt abschnürt und abstirbt. Die Einklemmung von Hernien bezeichnet man in Fachkreisen als Inkarzeration.

Die herkömmliche Therapie der Leistenhernie besand im Anlegen eines Bruchbandes. Heutzutage wird in aller Regel operiert. Die übrigen Hernien können nur operiert werden. Für die chirurgische Versorgung stehen verschiedene Operationsverfahren zur Verfügung. Wegen der Gefahr der Inkarzeration wird die Indikation zu Bruchoperationen im allgemeinen früh gestellt.

Symptome

Eine Hernie kann je nach Lokalisation durch eine Schwellung auffallen oder unbemerkt bleiben. Schmerzen treten nur selten auf. Bei äußeren Hernien kann ein erhöhter intraabdomineller Druck, z. B. durch Husten oder Bauchpresse, die Hernie hervortreten lassen.

Arten

Es werden nach dem Ort ihres Auftretens innere und äußere Hernien unterschieden. Ist die Hernie von außen zu erkennen, oder führt die Bruchpforte vom Körperinneren in Richtung Haut, spricht man von einer äußeren Hernie. Liegt die Hernie innerhalb des Rumpfes (z.B. vom Bauch in den Brustkorb gerichtet), dann ist sie ohne Hilfsmittel nicht zu entdecken. Man spricht dann von einer inneren Hernie.

Innere Hernien

Zwerchfellhernie

Durch eine Schwachstelle im Zwerchfell gleiten Anteile des Magens oder Dünndarms in die Brusthöhle. Im allgemeinen verursacht die Zwerchfellhernie keine Schmerzen.

Treitz-Hernie

Bei dieser Art gelangen Darmanteile zwischen Zwölffingerdarm und hinterer Rumpfwand in einen Bereich hinter der eigentlichen Bauchhöhle (Retroperitonealraum).

Äußere Hernien

Leistenhernie

Die Leistenhernie ist die häufigste Form der Hernie (80 %). Zu dem Thema existiert ein eigener Artikel hier.

Schenkelhernie

Schenkelhernien kommen oft bei älteren Frauen vor. Sie machen 95% der Hernien bei Frauen aus. Bei Männern können sie nach einer Leistenhernien-Operation nach Shouldice auftreten (2-3%). Die Schenkelhernie tritt unterhalb des Leistenbandes durch die Lacuna vasorum aus. Die Schenkelhernien sind schmerzhafter als die Leistenhernien und klemmen häufig ein. Schenkelhernien sind im Allgemeinen nicht reponibel. In ihnen ist oft nur das Omentum majus und nicht der Darm eingeklemmt. Im Hinblick auf die Schenkelhernien bedarf jede tastbare Schwellung in der Leiste der Abklärung in Bezug auf eine Schenkelhernie.

Als Differentialdiagnose kommen geschwollene Lymphknoten in Frage.

Nabelbruch

Nabelhernien treten häufig direkt nach der Geburt im Säuglingsalter auf. Ursache ist die noch nicht vollends ausgebildete Bauchwand im Bereich des Bauchnabels. Diese Säuglingsnabelbrüche haben in der Regel keine Einklemmungstendenz und werden daher mit Bandagierung behandelt. In seltenen Fällen, wenn z.B. durch starkes Schreien des Säuglings die Hernie nicht sofort in die Bauchhöhle zurückgleiten will, kann der Arzt Beruhigungsmittel verabreichen und damit durch die Entspannung des Kindes ein Zurückgleiten des Bruches (Reposition) erreichen.

Beim Erwachsenen sind relativ häufig Nabelhernien zu beobachten. Oft haben sich die Betroffenen keine subjektiven Beschwerden und haben sich auch mit dem vorgewölbten Aussehen des Nabels arrangiert. Bei Nabelbrüchen mit kleiner Bruchpforte kann eine Einklemmung von Bauchorganen auftreten und erhebliche Beschwerden verursachen. Am häufigsten wird das große Netz (lat. Omentum majus) in Nabelhernien vorgefunden. Wird es durch eine enge Bruchpforte eingeklemmt, entstehen durch die fehlende Blutversorgung starke Schmerzen. Auch ein Absterben von Gewebe in eingeklemmten, nicht reponibelen Hernien kann ab und zu beobachtet werden, in diesen Fällen können gefährliche Infektionen resultieren.

Zur chirurgischen Versorgung von Nabelhernien existieren verschiedene Techniken. Die Auswahl der "richtigen" OP-Technik ist von der Größe der Hernie, der Aktivität des Patienten, dem allgemeinen Gesundheitszustand u.a. abhängig.

Hernia obturatoria

Durch das Foramen obturatorium, eine Schwachstelle zwischen Becken und Oberschenkel, verlaufende Hernie. Selten. Betroffen sind überwiegend Frauen über 60 Jahre.