Bautzen

Stadt in der Oberlausitz, Sachsen
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Wappen Karte
Deutschlandkarte, Position von Bautzen hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Sachsen
Regierungsbezirk: Dresden
Landkreis: Bautzen
Geographische Lage: Koordinaten fehlen! Hilf mit.unbenannte Parameter 1:51_10_50_N_14_25_30_E, 2:51° 10' 50" n. Br.
14° 25' 30" ö. L.
Höhe: 204 m ü. NN
Fläche: 66,63 km²
Einwohner: 42.097 (30. September 2004)
Bevölkerungsdichte: 632 Einwohner je km²
Postleitzahl: 02601-02625
Vorwahl: 03591
Kfz-Kennzeichen: BZ
Gemeindeschlüssel: 14 2 72 010
Stadtgliederung: 15 Stadtteile/Stadtbezirke
Website: www.bautzen.de
E-Mail-Adresse: info@www.bautzen.de
Politik
Oberbürgermeister: Christian Schramm (CDU)

Bautzen (obersorbisch Budyšin, tschechisch Budyšín, polnisch Budziszyn), bis 1868 Budissin, ist eine Große Kreisstadt im Osten von Sachsen in der Oberlausitz. Ein Asteroid trägt den Namen dieser Stadt.

Obwohl in der Stadt selbst nur eine kleine sorbische Minderheit wohnt, gilt sie als das politische und kulturelle Zentrum der Sorben in der Oberlausitz.

Geographie

Geographische Lage

Die Stadt liegt am Fluss Spree am Übergang des Lausitzer Berglandes in das Tiefland im Norden. Nördlich der Stadt liegt die 1974 eröffnete Talsperre Bautzen. An ihrer Stelle befanden sich früher die Dörfer Malsitz und Nimschütz.

Ausdehnung des Stadtgebiets

Datei:Bautzen1.jpg
Bautzen (1) - Stadtansicht über die Spree
 
Bautzen (2) - Stadtansicht über die Spree

Die alte Stadt Bautzen erstreckte sich auf dem Felsplateau über der Spree, dessen Spitze die Ortenburg bildete. Sie wurde von der Stadtmauer begrenzt. Die später erbauten neueren Stadtteile im Osten der Stadt werden vom Stadtwall umschlossen. Nach dessen Abtragung breitete sich die Stadt zunächst weiter nach Osten und auf das andere Spreeufer im Westen aus. In den 70er Jahren wurden die Neubaugebiete Gesundbrunnen und Allendeviertel (beide im Osten) erbaut.

Nachbargemeinden

Alle angrenzenden Gemeinden befinden sich ebenfalls im Landkreis Bautzen: Doberschau-Gaußig, Göda, Großdubrau, Großpostwitz, Kubschütz, Malschwitz, Obergurig und Radibor.

Stadtgliederung

Die 15 Stadtteile unterteilen sich wie folgt:

  • Altstadt
  • Stadtmitte
  • Südvorstadt
  • Westvorstadt
  • Gesundbrunnen (Neubaugebiet)
  • Ostvorstadt
  • Teichnitz
  • Nadelwitz
  • Burk
  • Oberkaina
  • Niederkaina
  • Stiebitz
  • Kleinwelka (besteht aus den Gemeindeteilen Großwelka, Lubachau, Kleinseidau, Kleinwelka)
  • Salzenforst - Bolbritz (besteht aus den Gemeideteilen Bloaschütz, Bolbritz, Döberkitz, Löschau, Niederuhna, Oberuhna, Salzenforst, Schmochtitz, Temritz)
  • Auritz

Klima

Bei einer Jahresmitteltemperatur von 8,5°C und einem mittleren Jahresniederschlag von 600 mm bis 650 mm hat Bautzen ein mäßig trockenes Klima.

Geschichte

  • Die Gegend der heutigen Stadt wurde bereits in der Steinzeit besiedelt. So fand man prähistorische Überreste im Stadtteil Burk im Nordosten und bei Niedergurig.
  • Für das Jahr 1002 wird die Ortenburg in Bautzen als "civitas budusin" bei Thietmar von Merseburg als zentraler Ort der Oberlausitz und Stammesmittelpunkt der Milzener erstmals genannt. Nach wiederholten Kämpfen fiel sie in diesem Jahr an den polnischen Fürsten Boleslaw Chrobry und blieb bis 1031 in polnischer Hand.
  • 1018 wird auf der Ortenburg der Friedensvertrag zwischen dem Reich und Polen unterzeichnet. (Frieden von Bautzen)
  • In der Folgezeit entwickelte sich östlich der Burg die Stadt Bautzen, die wesentlich von der Lage an einem Spreeübergang der Via Regia, einer wichtigen Verkehrsverbindung zwischen dem Rhein und Schlesien, profitierte.
  • Die Ortenburg war bis 1635 Amtssitz des Oberlausitzer Landvogts.
  • 1346 wurde unter Führung Bautzens der Oberlausitzer Sechsstädtebund gegründet.
  • 1429 wurde Bautzen von den Hussiten belagert. Der Erzengel Michael rettete angeblich die Bürger, ihm zu Ehren wurde die Michaeliskirche errichtet.
  • Zwischen 1520 und 1525 setzt sich die Reformation durch, das Kollegiatkapitel St. Petri bleibt katholisch.
  • 1547 ist die Stadt vom Oberlausitzer Pönfall betroffen.
  • Im Dreißigjährigen Krieg brannte die Stadt 1634 bei der Belagerung durch die Schweden zum größten Teil ab.
  • 1813 - Die Schlacht bei Bautzen (genauer: bei Hochkirch) zwischen der Koalition und den Franzosen endet mit dem Sieg der napoleonischen Truppen.
  • 1868 wurde die Stadt offiziell von Budissin in Bautzen umbenannt.
  • 1904 wird der Bau der Sächsischen Landesstrafanstalt (Bautzen I) fertiggestellt und bestimmungsgemäß betrieben. Im Volksmund heißt die Anstalt wegen der verwendeten gelben Klinker "Das gelbe Elend". Um die gleiche Zeit entstand das zum Amts- und Landgericht gehörende Untersuchungsgefängnis Bautzen II.
  • Während der Zeit des dritten Reiches waren in Bautzen viele politische Gegner, Sozialisten und Kommunisten, aber auch Zeugen Jehovas inhaftiert. Ernst Thälmann war 1943/44 bis zu seinem Abtransport ins KZ Buchenwald in Bautzen I inhaftiert. In Bautzen gab es eine Aussenstelle des KZ Groß-Rosen, direkt an der Spree.
  • In der Pfingstwoche 1933 wurde in Bautzen eine 1000-Jahrfeier der Zugehörigkeit der Oberlausitz zum deutschen Reichsgebiet gefeiert. Diese Feier beruft sich auf den Ritt Heinrich I. in die Niederlausitz um 932. Es soll eine lockere Bindung mit der Oberlausitz eingegangen worden sein.
  • Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Stadt große Schäden. Die Kuppeln des Lauenturms und der Michaeliskirche wurden zerstört, es waren viele Menschenleben zu beklagen.
  • Am 26. April 1945 fand der letzte größere deutsche Panzerangriff des Zweiten Weltkrieges statt - Bautzen wird noch einmal zurückerobert.
  • 1945 wird mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges das "Gelbe Elend" Internierungslager der sowjetischen Geheimpolizei. Zwischen 1945 und 1950 kommen mindestens 2800 Menschen ums Leben.
  • Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich Bautzen in der DDR zu einer Wissenschafts- und Industriestadt. Hier waren u.a. die Großbetriebe "Waggonbau Bautzen", "Perfecta-Papierschneidemaschinen", ein Rundfunk- und Fernmeldewerk, ein Baustoffkombinat, eine Fachhochschule für Maschinenbau, ein Lehrerbildungsinstitut und eine Außenstelle der Akademie der Wissenschaften der DDR angesiedelt.
  • Zu Zeiten der DDR waren in den Bautzener Gefängnissen zahlreiche Regime-Gegner, z.B. der Schriftsteller Erich Loest, inhaftiert.
  • 1992 wird Bautzen II geschlossen. Heute dient der ehemalige "Stasi-Knast" als Gedenkstätte.
  • Am 1. September 2002 feierte Bautzen sein 1000-jähriges Bestehen.

Religionen

Der Dom der Stadt (St. Petri) ist die größte Simultankirche Deutschlands.

Eingemeindungen

Folgende Dörfer wurden im Laufe der Zeit eingemeindet:

  • Im Osten: Burk (sorb. Bórk), Niederkaina (Delnja Kina), Basankwitz (Bozankecy), Nadelwitz (Nadźanecy), Auritz (Wuricy), Jenkwitz-West (Jenkecy), Strehla.
  • Im Süden: Oberkaina (Hornja Kina), Boblitz (Bobolcy).
  • Im Westen: Stiebitz (Sćijecy), Rattwitz (Ratarjecy), Bloaschütz (Błowašecy), Oberuhna (Horni Wunjow), Niederuhna (Delni Wunjow), Bolbritz (Bolborcy), Salzenforst (Słona Boršć), Schmole.
  • Im Nordwesten: Kleinwelka (Mały Wjelkow), Kleinseidau (Zajdow), Neumalsitz (Nowe Małsecy), Oehna (Wownjow).

Einwohnerentwicklung

 
Einwohnerentwicklung

Seit der politischen Wende 1990 nahm die Einwohnerzahl aufgrund von Abwanderung und niedriger Geburtenrate von 50.000 (1989) auf 42.000 ab. Seit etwa 2000 hat sich dieser Trend merklich verlangsamt.

Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1960 31. Dezember):

1834 bis 1939

1946 bis 1997

1998 bis 2003

1 29. Oktober
2 31. August

Politik

Bürgermeister

Seit der politischen Wende 1990 ist Christian Schramm (CDU) Bürgermeister der Stadt, seit 1995 Oberbürgermeister. Er ist ebenfalls Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindetages.

Wappen

Das Wappen basiert angeblich auf dem Banner des Grafen Wiprecht von Groitzsch im 11. Jahrhundert. Es stellt die Bautzener Stadtmauer unter dem blauen Himmel dar.

Oberzentraler Städteverbund

Seit 1994 bildet Bautzen zusammen mit Görlitz und Hoyerswerda als "Oberzentraler Städteverbund" (OZSV) eines der 6 Oberzentren Sachsens. Der Verbund entstand durch eine normative Festlegung im Landesentwicklungsplan und befaßt sich mit dem Ausbau der Infrastruktur, mit der wirtschaftlichen Stabilisierung der Region und mit Regionalmarketing.

Städtepartnerschaften

Kultur und Sehenswürdigkeiten

 
Deutsch-Sorbisches Volkstheater

Bautzen ist Sitz zahlreicher Institutionen des sorbischen Volkes (Sorbisches Institut, Domowina, Deutsch-Sorbisches Volkstheater, Sorbisches Nationalensemble, Sorbisches Museum).

Nur 5 km von Bautzen entfernt befindet sich der touristisch interessante Ort Kleinwelka. Zu sehen gibt es Deutschlands größten Irrgarten mit Abenteuer- und Rätsellabyrinth, einen Saurierpark und einen Miniaturenpark.

Museen

  • Stadtmuseum Bautzen
  • Sorbisches Museum (Serbski muzej)
  • Domschatzkammer St. Petri
  • Alte Wasserkunst
  • Gedenkstätte Bautzen

Bauwerke

Datei:Bautzen Reichenturm.jpg
Reichenturm

Bautzen besitzt eine sehenswerte Altstadt mit bedeutenden Bauwerken. Über der Stadt thront die heute als Gericht genutzte Ortenburg, deren weiße Renaissancegiebel besonders auffallen. Im Hof der Ortenburg finden sich in verschiedenen Nebengebäuden auch das Sorbische Museum und das Puppenspieltheater. Auch das mit einem filigranen Schornstein aus der Renaissance versehene Scharfrichterhaus an der nördliche Stadtmauer muss hier besonders hervorgehoben werden. An der südwestlichen Ecke der Altstadt befindet sich, von der Friedensbrücke gut einsehbar, das markanteste Ensemble der Stadt bestehend aus Alter Wasserkunst und Michaeliskirche. Der bedeutendste kirchliche Bau der Stadt ist jedoch der Petridom, welcher die Besonderheit besitzt als Simultankirche sowohl von Katholiken als auch Lutheranern genutzt zu werden. In der Kirche werden die beiden Konfessionen nur durch ein Gitter getrennt. Südlich des Domes befindet sich das barocke Rathaus der Stadt, vom Hauptmarkt kann man die verschiedenen Uhren des Rathausturmes sehen. Um den Hauptmarkt herum befindet sich das bedeutendste Barockensemble der Stadt mit verschiedenen prächtigen Bürgerhäusern. Die an der westlichen Seite der Lauenstrasse, zwischen Lauenturm und Rathaus, befindlichen Bürgerhauser sind besonders prächtig und finden sich in ähnlicher Pracht und Größe in Sachsen wohl nur noch in Leipzig wieder. Die Neue Wasserkunst befindet sich südlich des Stadtkerns.

Bautzen wird auch als "Stadt der Türme" bezeichnet, der bedeutendste Vertreter ist hier zweifelsohne der Reichenturm (auch Schiefer Turm von Bautzen genannt), welcher bei 56 Meter Höhe um 1,44 m von der Senkrechten abweicht, er kann von April bis Oktober bestiegen werden. Auch außerhalb der Stadtmauern finden sich verschiedene bemerkenswerte Bauwerke. Hier ist zuerst der Taucherfriedhof östlich von der Altstadt zu nennen, welcher neben einer im Inneren im reinen protestantischen Stil ausgeführten Friedhofskirche über die Besonderheit einer barocken Gruftstrasse, welche so nördlich der Alpen selten anzutreffen ist. Weiter südlich befindet sich in einem neuzeitlichen Villenviertel die sogenannte "Villa Weigang", welche im Äußeren im dekorativen art deco und im Inneren im historistischen Stil gehalten ist. Nahe der Villa befindet sich das in einem Jugendstilgebäude untergebrachte Strafgericht, in dessen hinterem Trakt heute die Gedenkstätte für Menschenrechte eingerichtet ist.

Regelmäßige Veranstaltungen

Im Frühjahr findet regelmäßig der Bautzener Frühling statt, ein Straßenfest und der Weihnachtsmarkt. Sehr beliebt sind auch die Freiluftvorstellungen des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters im Sommer.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Bautzen hat Anschluss an die Autobahn 4 Dresden-Görlitz (Bautzen-Ost und Bautzen-West sowie Salzenforst) und an die Bundesstraßen 6 nach Dresden und Löbau, B96 nach Berlin und Zittau sowie B156 nach Weißwasser. Bautzen besitzt einen Bahnhof südlich der Altstadt, welcher 1856 eröffnet wurde. Er ist Haltepunkt in den Netzen der Deutschen Bahn und der Lausitzbahn.

Literatur

  • Joachim Meffert, Die Ortenburg in Bautzen - Der archäologische Forschungsstand und die Ausgrabungen von 1999-2001. Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 44, 2002, 75-177.
  • Karin Sczech, Archäologische Untersuchungen zu Bautzen in der Oberlausitz in slawischer Zeit. Archäologische Forschungen am GWZO. Berichte und Beiträge des Geisteswissenschaftlichen Zentrums Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas e.V. 2003, 49-64.
  • Grit Richter-Laugwitz: Der 17. Juni 1953 in Bautzen. Hrsg. vom Stadtarchiv Bautzen. Bautzen 2004. ISBN 3-936758-04-2
  • Andreas Bensch: Chronologie der Stadt Bautzen 1002 - 2001. Bautzen 2001. ISBN 3-930625-31-8
  • Seele, Christine u. Matschie, Jürgen: Bautzen und seine Kirchen. Ein kleiner ökumenischer Kirchenführer. Leipzig 1996. ISBN 3-7462-1118-2