Junkers Ju 86
Bei dem Flugzeug Junkers Ju 86 handelt es sich um einen 2-motorigen Tiefdecker. Er wurde sowohl für den zivilen als auch für den militärischen Einsatz konzipiert. Insgesamt wurden 900 Exemplare dieses Typs in vielen Varianten gefertigt.
Entwicklung
Direkt nach der Entfernung Hugo Junkers aus seiner Firma gab das Reichsluftfahrtministerium den Junkers Werken 1933 den Auftrag zur Entwicklung eines Bombers. Da gleichzeitig die Lufthansa an einem modernen und schnellen zweimotorigem Passagierflugzeug Interesse zeigte wurde die kombinierte Entwicklung der Ju 86 als Passagier- und Bombenflugzeug vorangetrieben.
Insgesamt zeigte sich bereits 1936, das die Dieselmotoren Jumo 205 bei häufigen Lastwechseln, wie sie bei Bombeneinsätzen vorkamen, fehleranfällig waren. Deswegen wurden im September 1936 Versuche mit dem Sternmotor BMW 132F unternommen. Dadurch stieg die Zuverlässigkeit der militärischen Variante der Ju 86 enorm an. Die Zivilen Typen mit ihrem mehr gleichmäßigen Leistungsanforderungen waren davon nicht betroffen.
Letztlich konnte sich die Ju 86 gegen die moderne Heinkel He 111 im militärischen Bereich nicht durchsetzen. Zu Kriegsbeginn wurden Entwicklungen für eine Höhenaufklärervariante durchgeführt. Diese Reihe war eine Zeit lang recht erfolgreich.
Die zivilen Varianten wurden im geringen Umfang bei der Lufthansa eingesetzt. Es wurden auch einige Exporterfolge erzielt. In Schweden wurden Ju 86 Flugzeuge in Lizenz gefertigt. Letztes erhaltenes Flugzeug ist eine solche schwedische Maschine, sie kann im Flygvapenmuseum Linkoping/Schweden besichtigt werden.
Prototypen
Bereits im April 1934 war die Attrappe fertig und am 4. November 1934 konnte der erste Prototyp (Ju 86 V1) mit der Werknummer 4901 zum Erstflug starten. Dabei handelte es sich um eine Bombervariante, die mit Siemens SAM 22B mit je 404 kW Leistung.
Am 22. März 1935 startete der zweite Prototyp (Ju 86 V2) mit der Werknummer 4902 in der Ausführung als Passagierflugzeug zu seinem Erstflug. Auch er war zunächst mit den Siemens-Motoren ausgerüstet, wurde jedoch noch vor seinem ersten Flug auf Junkers Jumo 205 Gegenkolben-Dieselmotoren umgerüstet, die je 441 kW leisteten. Musterflugzeug der zivilen B-Serie
Die Prototypen Ju 86 V3 und Ju 86 V4 (D-AREV) waren Musterflugzeuge der späteren zivilen C-Serie für die Lufthansa.
Aufgrund der Flugerfahrungen mit den Prototypen zeigte sich, das die Tragflächen strukturelle Schwächen zeigten und wurden deswegen geändert.
Der fünfte Prototyp Ju 86 V5 hatte diese Änderungen und wurde als Bomber mit der Zulassung D-AHOE das Musterflugzeug für die spätere A-Serie. Er wurde auch das erste Flugzeug der vom RLM bestellten Null-Serie von sieben Ju 86 Bombern der Variante Ju 86A-0. Diese Maschinen wurden zwischen Mai und November 1935 dem KG 152 für Versuchszwecke überlassen.
Die Ju 86 V6 war das Musterflugzeug der D-Serie, nachdem die A-Serie nicht in allen Belangen überzeugen konnte. Es wurden Änderungen am Rumpf und an der Treibstoffkapazität vorgenommen. Werknummer J86002, Zulassung im März 1936 als D-ANAY.
Bei der Ju 86 V8 handelt es sich um eine Verkehrsmaschine mit 2 Pratt&Whitney Hornet S1EG zu je 559 kW.
Die Ju 86 V9 war das Musterflugzeug der Ju 86 E-Serie mit BMW 132F Sternmotoren.
Die Ju 86 V10 war das Musterflugzeug der Ju 86 G-Serie mit vollverglaster Bugspitze.
Militärische Serien
Ju 86A-1
Die Serienfertigung der Ju 86A-1 begann bereits im Frühjahr 1936. Die Rumpffront wurde mit einer so genannten Vela-Kanzel ausgerüstet. Die erreichte Höchstgeschwindigkeit betrug 280km/h, die Waffenlast lag bei 800kg. Tests zeigten Probleme mit der Flugstabilität. Deswegen wurde nochmals der Rumpf geändert und die Treibstoffkapazität vergrößert. Diese Änderungen führten zur Version Ju 86D-1.
Ju 86D-1
Version mit geändertem Rumpf und vergrößerter Treibstoffkapazität, die später auch in der Legion Condor im Spanischen Bürgerkrieg eingesetzt wurden. Die Bewaffnung bestand aus insgesamt 3 MG 7,92 mm und einer Bombenlast von 1.000 kg.
Ju 86E
- Ju 86 E-1
Diese Variante entstand durch den Umbau der existierenden Ju 86A und -D auf die BMW 132F Motoren, die 478 kW leisteten. Um den erhöhten Spritverbrauch auszugleichen wurden größere Tanks installiert.
- Ju 86E-2
wie Ju 86E-1, jedoch mit BMW 132N mit 489 kW. Höchstgeschwindigkeit 380 km/h
- Ju 86E-3
wie Ju 86E-2, jedoch mit 2 x BMW 132N-1 Sternmotoren von je 640 kW Leistung
- Ju 86E-4
nur geringe Änderungen gegenüber E-3
- Ju 86E-5
Schulungsbomber, mit zusätzlichen Tanks, sonstige Ausrüstung wie E-2
- Ju 86 E-6
entsprach der Ju 86E-1, hatte jedoch 2 zusätzliche Sitzplätze.
- Ju 86E-7
Entsprach weitestgehend der Ju 86E-5
Ju 86G
Aufgrund der Vela-Kanzel konnte der Pilot der Ju 86 auf dem Boden nicht sehen, was sich vor seinem Flugzeug abspielt. Daraufhin wurde die gesamte Bugsektion mit Glasscheiben ausgerüstet. Dies war die letzte Serie der Ju86, die zwischen Juni 1938 und April 1939 zur Auslieferung kam. Sie hatte eine Reichweite von 650 km konnte aber nur 400 kg Bomben tragen.
Ju 86P
Diese 3 Prototypen wurden aus umgebauten Ju 86G-1 hergestellt. Ziel war die Erschaffung eines Leistungsfähigen Aufklärers und Störbombers, der Jagdflugzeuge band. Der Bug wurde durch eine 2 Besatzungsmitglieder fassende Druckkabine ersetzt. Die BMW 132 Sternmotoren wurden durch den neu speziell für große Höhen entwickelten Jumo 207 Dieselmotor ersetzt. Die MG-Bewaffnung wurde komplett entfernt.
Die Tests verliefen sehr erfolgreich. Etwa 40 Ju 86G wurden auf diesen P-Standard umgerüstet. Bei den Serienmaschinen wurde zusätzlich die Spannweite auf 25,60 m erhöht. Die Dienstgipfelhöhe betrug etwa 12000 m.
Während die Royal Air Force bald über spezielle Spitfire-Jagdflugzeuge zum Abfangen verfügte konnten die Maschinen über der UdSSR weitestgehend ungestört eingesetzt werden.
- Ju 86P-1
Höhenbomber mit ca 1000 kg Bombenlast. Ausgerüstet mit 2 Jumo 207A-1 2-Takt-Gegenkolben-Dieselmotoren zu je 647 kW.
- Ju 86P-2
Aufklärer für große Flughöhen, statt Bombenaufhängungen 3 Reihenbildkameras, sonst wie Ju 86P-1
Ju 86R
Zur weiteren Kampfwertsteigerung der Ju 86 wurde bei der R-Serie die Spannweite auf 32 m vergrößert, die Aerodynamik nochmals verfeinert und die leistungsstärkeren Jumo 207B-3 zu 698 kW eingebaut
- Ju 86R-1
Aufklärer für sehr große Flughöhen. Es wurden 2 Reihenbildkameras in den Rumpf integriert. Dienstgipfelhöhe 15.000 m.
- Ju 86R-2
Bomber für sehr große Flughöhen. Anstatt der Reihenbildkameras konnten 1.000kg an Bomben als Außenlast befördert werden.
Ju 86K (Exportversion)
- Ju 86K-1
Diese Variante wurden 2 Stück nach Schweden und ein Exemplar nach Südafrika geliefert. Antrieb durch 2 x Pratt&Whitney R-1690 Hornet mit 558 kW. Schwedische Bezeichnung B-3.
- Ju 86K-2
Variante für Ungarn. Die verwendeten Gnôme-Rhône Mistral Major Sternmotoren wurden in Ungarn unter Lizenz gefertigt. Insgesamt 66 Exemplare für Ungarn gebaut.
- Ju 86K-4
Variante für Schweden, von dieser Variante wurden 18 geliefert, sie wurden mit Bristol Pegasus III Motoren mit 544 kW ausgerüstet. Die Schwedische Bezeichnung lautete B-3A.
- Ju 86 K-5
Aufbauend auf der Montage der Ju 86K-4 Variante erfolgte der Lizenbau. Abweichend von der K-4 wurden Bristol Pegasus XII Motoren mit einer Leistung von 647 kW verwendet. Die Schwedische Bezeichnung lautete B-3B.
- Ju 86 K-6
Mit Pratt & Whitney Sternmotoren ausgerüstete Variante für Chile, 12 Stück gebaut.
- Ju 86 K-7
Mit Pratt & Whitney Hornet Sternmotoren ausgerüstete Variante für Bolivien und Chile, 10 Stück gebaut.
- Ju 86K-13
Hierbei handelt es sich um die eine Lizenzfertigung von SAAB in Schweden. Es wurden 2 Serien gefertigt:
- 9 Flugzeuge mit der schwedischen Bezeichnung B-3C und in Lizenz gefertigten Bristol Mercury XXIV von 720 kW.
- 7 Flugzeuge mit der schwedischen Bezeichnung B-3D und in Polen in Lizenz gefertigten Bristol Mercury XIX von 665 kW.
Zivile Serien
Ju 86B-1
Schnellverkehrsflugzeug für 10 Passagiere und 3 Besatzungsmitglieder. Ausgerüstet mit dem Jumo 205 Diesel-Motor. Es wurden im Jahre 1936 insgesamt 6 Stück an die Lufthansa geliefert.
Ju 86C-1
Gegenüber der B-1 Variante verfügte dieser Typ über den bereits bei der militärischen Variante erwähnten vergrößerten Rumpf, über eine größere Reichweite sowie den verbesserten Jumo 205-C3 Motor.
Ju 86Z (Exportversion)
Die zivilen Exportversionen erhielten die Variantennummer Z.
Technische Daten der Ju 86Z-2:
- Motor: 2 x BMW 132D mit je 621 kW
- Spannweite: 22,5 m
- Länge: 17,6 m
- Tragflächeninhalt: 82 m²
- Leergewicht: 5.200 Kg
- Max. Abluggewicht: 8.200 Kg
- Reichweite: 1.000 km
- Vmax: 375 Km/h
- Vreise: 315 Km/h
- Vmin: 101 Km/h
- Startrollstrecke: 290 m
- Dienstgipfelhöhe: 6.900 m
- Steigzeit auf 1000 m: 3,1 min
- Steigzeit auf 2000 m: 6,0 min
- Steigzeit auf 3000 m: 9,1 min
- Ju 86Z-1
Insgesamt 6 Stück mit dem Jumo 205C-4 ausgeliefert, davon 2 Stück im Jahre 1936 an die Swiss Air Lines und 4 Stück an die chilenische LAN (Línea Aérea Nacional) im Jahre 1937/38.
- Ju 86Z-2
Wie die Variante Ju 86Z-1, jedoch mit einem BMW 132H-1 Sternmotor. Die beiden an die Swiss Air Lines wurden auf diesen Standard umgerüstet, nachdem man dort mit den Jumo 205 nicht zufrieden war. Die Maschinen, die nach Chile gingen wurden auch bis 1939 umgerüstet. 17 Maschinen gingen in den Jahren 1938/39 in die Mandschurei an die MAC.
- Ju 86Z-3
Variante mit 2 Rolls-Royce Kestrel Motoren, 1937 am Südafrika geliefert.
Ju 86Z-5 2 Pratt & Whitney Hornet mit 644 kW als Antrieb an Südafrika geliefert.
- Ju 86Z-7
Wie Version Z-7 mit Hornet S1E-G. Einige Maschinen an Südafrika, 3 Stück werden 1937 an Bolivien und 1 Stück als Postflugzeug an Schweden geliefert.
Technische Daten
Ju 86D-1
- Verwendung: viersitziges mittleres Bombenflugzeug
- Abmessungen
- Spannweite: 22,50 m
- Länge: 17,87 m
- Höhe: 5,06 m
- Flügelfläche: 82,00 m²
- Gewicht
- Leermasse: 5.150 kg
- maximale Startmasse: 8.200 kg
- Leistungen
- Triebwerk: zwei Dieselmotoren Junkers Jumo 205C-4 (447 kW/600 PS)
- Höchstgeschwindigkeit: 325 km/h in 3.000 m Höhe
- Dienstgipfelhöhe: 5.900 m
- Reichweite: 1.500 km
- Bewaffnung/Bombenlast
- je ein bewegliches 7,92 mm MG 15 in Rumpfbug, Rumpfrücken und ausfahrbarem Bordschützenstand auf der Rumpfunterseite
- bis zu 800 kg Bomben im Bombenschacht