Der Das Erdbeben in Chili wurde im Jahre 1807 von Heinrich von Kleist verfasst und in Cottas Morgenblatt für gebildete Stände zunächst unter dem Titel 'Jeronimo und Josephe' veröffentlicht. Im Jahr 1810 folgte dann das Buch.
Historisch gesehen wurde das Werk vor dem Hintergrund der Französichen Revolution verfasst, so dass zur Interpretation historische Hintergründe hinzu gezogen werden sollten. Kleist selber durchlebte diese Zeit in seiner 'Kant Krise'. Diese Krise wurde durch die Lektüre von Kants Kritik der Urteilskraft ausgelöst. Dabei wurde Kleists rein vernunftsbasierter Lebensplan über Nacht zerstört. Bisher mit dem Ziel vor Augen, dass die 'Vervollkommnung der Zweck der Schöpfung' sei und diese Vervollkommmnung in dem Sammeln von Wahrheit liege, stellte Kant in seinem Werk die Wahrheit selber in Frage, da sie nur ein subjektiver Eindruck sei also nur ein Schein, der nur für den Menschen die Wahrheit darstelle. Kleist war von dem Gedanken so erfasst, dass sein Menschenbild eines 'mündigen, frei denkenken Menschen' sich in ein Bild wandelte, bei dem der Mensch dem Schicksal ausgeliefert ist. Ein Konflikt, der sich auch in 'Das Erdbeben in Chili' in der Form des Zufalls wiederfinden lässt.
Weiterhin scheint Kleist das Thema 'Erdbeben' nicht geraden zufällig gewählt zu haben. So könnte das Erdbeben von Lissabon von 1755 für Kleist Anlass gewesen sein, gerade dieses Thema aufzugreifen. Denn auch zeitgenössische Philosophen und Dichter, wie Leibniz,Poe, Voltaire, Rousseau und Kant verwendeten dieses Thema um unter anderem das Theodizeeproblem zu disktuieren.
Protagnoisten
- Donna Josepha, Tochter des adelig und reichen Don Asteron
- Jeronimo Rugera, bürgerlicher Hauslehrer und Liebender der Donna Josepha
Inhalt
Jeronimo wird als Hauslehrer der Donna Josepha beauftragt und verliebt sich in die Donna. Durch seinen Sohn gewarnt verbannt der Vater Josephas seine Tochter aber in ein Kloster, was Jeronimo jedoch nicht daran hindert seine Liebe zur Donna zu beweisen. So wird der Klostergarten zum Ort der Zeugung des kleinen Phillipens, welcher just am Fronleichnamstag zur Welt kommt. Entrüstet durch diese Schande klagt der Erzbischof an, so dass die Donna letztendlich zur Enthauptung verurteilt wird, was von den Bürgern der Stadt zwar als zu geringe Strafe jedoch mit Schaulust aufgenommmen wird. Jeronimo selber wird in ein Gefänignis gebracht, wo er am Tage Josephens Hinrichtung durch das Erdbeben flüchten kann.
Auch Josepha gelingt die Flucht vor ihrer Hinrichtung. Sie kann sogar ihren Sohn Phillipe finden und mit aus der Stadt nehmen. So treffen nach einer Zeit des Suchens Josepha und Jeronimo aufeinander und können trotz der Unannehmlichkeiten in der Stadt, mit ihrer hierarchischen Ständegesellschafft, dem Egoismus und der materiellen Ordnung, eine kurze Zeit ein freies Leben genießen. Denn entgegen dem Leben in der Stadt, ist das Leben vor der Stadt durch eine Überwindung der Stände, Güte, der Teilung von Besitz und Altruismus geprägt.
Zunächst noch von einer Flucht nach Spanien ausgehend, werden die beiden jedoch durch das angenehme Leben 'vor der Stadt' so geblendet, dass sie beschließen ein Gnadengesuch an den König abzugeben und in die Stadt zurück zu kehren.
In der nun folgenden Rückkehr in die Stadt zeigt sich, dass dieser Entschluss ein fataler Fehler war - es setzt die Trendwende ein.
Denn beim Kirchgang, versäumt es der predigende Chorherr nicht, das Erdbeben als Vorboten des jüngsten Gerichtes zu prophezeien und das Erdbeben selber als Folge des Sittenverfalls in Bezug auf Josephe und Jeronimo zu bringen.
In Folge dieser Predigt eskaliert die Situation in der Kirche, so dass es nach kurzen Tumulten zum Tode von Josephe und Jeronimo kommt, der von seinem eigenen Vater erschlagen wird. Nur durch einen Zufall kann der Sohn der beiden überleben.