Prinz Eugen (Schiff, 1940)

Schwerer Kreuzer der deutschen Kriegsmarine
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Der im August 1940 von der deutschen Kriegsmarine in Dienst gestellte Schwere Kreuzer Prinz Eugen wurde nach dem österreichischen Feldherrn Prinz Eugen von Savoyen benannt.

Prinz Eugen – ohne die Rohre des Turm Graz – im Panamakanal
Prinz Eugen ankert im Bikini-Atoll, Juni 1946
Prinz Eugen ankert im Bikini-Atoll Juni 1946 – In Erwartung des Atombombentests
Datei:PE Schraube 1.jpg
Frontansicht einer Schraube der Prinz Eugen im Marineehrenmal Laboe (Siehe auch: Seitenansicht)
Modell des Schiffes (Siehe auch: Im Profil)

Lebenslauf

Im Rahmen der Aufrüstung der deutschen Flotte Mitte der Dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts wurde auch eine Klasse Schwerer Kreuzer in Bau gegeben. Der Prinz Eugen war das dritte Schiff der Hipper Klasse und wurde bis zur Taufe unter der Tarnbezeichnung Kreuzer J geführt.

Nach dem Stapellauf am 22. August 1938 erhielt das Schiff bereits während der weiteren Ausrüstung und Fertigstellung in der Werft in Kiel erste Bombentreffer.

Am 18. Mai 1941 lief der Prinz Eugen zusammen mit dem Schlachtschiff Bismarck aus Gdynia (Gotenhafen) zum Unternehmen Rheinübung aus der Ostsee mit Ziel Atlantik aus. Dort sollten feindliche Geleitzüge angegriffen werden. Der Verband wurde von der britischen Aufklärung jedoch frühzeitig entdeckt und von mehreren Schiffen der Royal Navy beschattet. Im weiteren Verlauf des Unternehmens Rheinübung kam es dann zu dem bekannten Seegefecht zwischen den zwei deutschen Schiffen und mehreren schweren britischen Einheiten, wobei der Schlachtkreuzer HMS Hood versenkt wurde.

Der Prinz Eugen wurde anschließend zu eingenständigen Operationen aus dem Verband entlassen, musste aber für Instandsetzungen an der Maschinenanlage bereits am 29. Mai Brest anlaufen.

In den folgenden Monaten lag der Prinz Eugen untätig in Brest, bis von Adolf Hitler Anfang 1942 der Rückmarsch nach Deutschland befohlen wurde. Gemeinsam mit den Schlachtkreuzern Gneisenau und Scharnhorst, die ebenfalls bereits längere Zeit in Frankreich festlagen.

Für den Rückweg wurde der zwar kurze, aber riskante Weg durch den Ärmelkanal gewählt. Mit starker Luftunterstützung und unter Sicherung durch zahlreiche kleinere Einheiten der Kriegsmarine gelang der Kanaldurchbruch in der Zeit vom 11. Februar bis zum 13. Februar 1942. Das unter dem namen Unternehmen Cerberus bekannt gewordene Unternehmen war der erste erfolgreiche Durchbruch einer feindlichen Flotte durch den Ärmelkanal seit Jahrhunderten.

In den folgenden Jahren war der Pinz Eugen noch an zahlreichen weiteren Einsätzen beteiligt, insbesondere im Seegebiet um Norwegen und in der Endphase des Krieges in der östlichen Ostsee zur Unterstützung der deutschen Heereseinheiten in Ostpreussen.

Mit der deutschen Kapitulation kommt der Kreuzer, der als einzige schwere Einheit der deutschen Kriegsmarine den 2. Weltkrieg überstand, in Kopenhagen unter britisches Kommando. Ende Mai 1945 wird der Prinz Eugen mit einigen anderen deutschen Schiffen nach Wilhelmshaven gebracht. Im Dezember 1945 fiel das Schiff dann per Losentscheid als Kriegsbeute an die Amerikaner. Ab dem 13. Januar 1946 wurde das Schiff nach Bosten überführt, dort wurden in einer Marinewerf verschiedene Ausrüstungsgegenstände ausgebaut. Anschließend wird der Prinz Eugen ab dem 1. Mai 1946 durch den Panama-Kanal nach San Diego überführt, ab 10. Mai 1946 nach Honolulu. Die Verbringung erfolgte mit Schleppern, weil zu diesem Zeitpunkt nur noch ein Kessel arbeitete.

Anschließend erfolgte der Weitermarsch zum Bikini-Atoll, Marshallinseln, wo das Schiff eine Seemeile entfernt vom Nullpunkt eines Atombombenversuchs mit zahlreichen weiteren Versuchsschiffen verankert wurde. Bei der Explosion am 1. Juli 1946 erlitt das Schiff keine sichtbaren Schäden.

Am 25. Juli 1946 wurde eine weitere Atombombe unter Wasser gezündet, wobei das Schiff allem Anschein nach ebenfalls keine Schäden, aber sehr starke Verstrahlung erlitt. Das Schiff wurde anschließend zum Kwajalein-Atoll geschleppt. Ab dem 16. Dezember 1946 setzte zunehmende Krängung nach Steuerbord ein, die immer stärker wurde, bis das Schiff schließlich am 22. Dezember 1946 kenterte.

Der Deutsche Marinebund bemühte sich um Bergung und Rückführung einer der drei Schiffsschrauben. Die Verhandlungen dazu wurden bis Ende des Jahres 1978 abgeschlossen, die Schiffschraube ist auf dem Gelände des Marineehrenmals in Laboe aufgestellt.

Technische Daten

Abmessungen

  • Verdrängung
    • offiziell: 10.000 t
    • tatsächlich (maximal): 18.960 t
  • Länge über alles: 212,5 m
  • Breite: 21,8 m
  • Tiefgang: 7,2 m
  • Leistung:
    • Leistung an den Wellen: 110.000 PS
    • Höchste erzielte Leistung 136.000 PS
    • Höchstgeschwindigkeit: 32 kn über 3 Schrauben
    • Höchste erzielte Leistung 33,5 kn, im Herbst 1940
  • Brennstoffvorrat: 3400 m³
  • Fahrbereich: 7000 sm bei 20 kn
  • Besatzung: bis zu 1.548 Mann

Bewaffnung

  • Schwere Artillerie: 8 x 20,3 cm L/60 in 4 Doppeltürmen
  • Die Türme hatten folgende Bezeichnung:
    • Vorn Turm A = Graz
    • ein Deck höher Turm B = Braunau
    • hinten ein Deck höher Turm C = Innsbruck
    • hinten Turm D = Wien
    • Höchste Feuergeschwindigkeit 4,5 Schuss in der Minute
    • Reichweite der schweren Artillerie 360 hm = 36 km (mit Erhöhung auf 45°)
    • Schwenkbereich: 290°
    • Höhenrichtbereich: -10° - + 37°
    • Turmbesatzung: 72 Mann
  • Munitionsbestand für schwere Artillerie
    • 320 Schuss 20,3 cm Sprenggranaten mit Kopfzünder (gegen leichte Ziele)
    • 320 Schuss 20,3 cm mit Sprenggranaten mit Bodenzünder (gegen leicht gepanzerte Ziele)
    • 320 Schuss 20,3 cm Panzersprenggranaten (gegen schwer gepanzerte Ziel)
    • 960 Schuss 20,3 cm Vor- und Hauptkartuschen
    • Turm B und Turm C je 30 Stück 20,3 cm Leuchtgranaten
  • Flugabwehr
    • 12 x 10,5 cm Schnell-Ladekanonen in 6 Doppellafetten von denen je drei auf jeder Schiffsseite
      • Reichweite gegen Seeziele: 170 hm = 17 km
      • Reichweite gegen Luftziele: 120 hm = 12 km
      • Feuergeschwindigkeit je Rohr: 15 Schuss pro Minute
      • Munitionsbestand: 6.200 Granaten die mit Zeitzünder gegen Luftziele und Kopfzünder gegen See- und Landziele verwendet werden.
    • 12 x 3,7 cm in 6 Doppellafetten
      • Feuergeschwindigkeit je Rohr 30 Schuss in der Minute
      • Munitionsbestand je Rohr 2.000 Schuss
    • 28 x 2 cm MK Doppellafetten
      • Munitionsbestand je Rohr: 3.000 Schuss Patronen mit Leuchtspur
    • 12 Torpedorohre (53,3 cm) in "Drillingssätzen"
      • Reichweite der Torpedos:
      • bei 30 kn, Laufstrecke 12 km
      • bei 40 kn, Laufstrecke 7 km
      • Schnellschuss 44 kn, Laufstrecke 5,8 km
      • Gefechtslandung 280 kg TNT
  • zusätzlich: drei Flugzeuge, 1 Katapult, Typ Arado 196
  • Wasserbomben
  • Nebelkannen am Heck
  • Nebelbojen zum Einsatz im Wasser
  • Schornsteinnebelanlage

Panzerung

  • Gürtelpanzer: 40 mm, teilweise 70 mm
  • Panzerdeck: 70-80 mm
  • Kommandoturm: 50-150 mm
  • Türme der Schweren Artillerie: 160 mm an der Front

Chronologie

23. April 1936 Kiellegung auf der Friedrich Krupp Germania Werft in Kiel
22. August 1938 Stapellauf und Taufe durch die Frau des ungarischen Reichsverwesers Horthy in Anwesenheit von Adolf Hitler
01. August 1940 Indienststellung unter Kapitän zur See Brinkmann
18. Mai - 1. Juni 1941 Unternehmen Rheinübung, mit Schlachtschiff Bismarck
11. - 13. Februar 1942 Unternehmen Cerberus (Kanaldurchbruch)
14. - 24. Februar 1942 Unternehmen Sportpalast, Marsch nach Norwegen
16. Mai - 30. Juli 1942 Unternehmen Zauberflöte, Marsch in die Heimat
Januar - März 1943 Fronttheater und Domino
19. - 21. August 1944 Landzielschießen, Tuckum
13. - 17. September 1944 Tanne-Ost, Hogland Utö
20. - 25. September 1944 Das Unternehmen in der Aaland-See
10. - 15. Oktober 1944 Die Kämpfe um Memel
20. - 28. November 1944 Der Kampf um Sworbe
29. - 31. Januar 1945 Der Kampf um Königsberg
10. März - 4. April 1945 Der Kampf um Danzig, Gotenhafen und Hela
10. - 20. April 1945 Der Marsch nach Westen, Swinemünde, Sassnitz, Kopenhagen
13. Januar 1946 Überführung in die USA bzw. zum Bikini-Atoll
Juni und Juli 1945 Testobjekt bei zwei Atombombenversuchen
August 1946 Überführung zum Kwajalein-Atoll
22. Dezember 1946 Prinz Eugen kentert über Steuerbord und sinkt

Literatur

  • Paul Schmalenbach: Schwerer Kreuzer Prinz Eugen, Heyne Verlag, ISBN 3-45387-090-5
  • Fritz Otto Busch: Prinz Eugen, Adolf Sponholtz Verlag, Hannover
  • Gerhard Koop, Klaus-Peter Schmolke: Die Schweren Kreuzer der Admiral Hipper-Klasse, Bernard & Graefe, ISBN 3-76375-896-8