Wolhynien

historische Landschaft in der nordwestlichen Ukraine
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9. bis 13. Jahrhundert

Durch den Tod Jaroslaws 1054 kommt es zur einer Teilung der russ. Konföderation der Stadtstaaten. Der Herrschaftsbereiches Jaroslaws (1019-1054), das Kiewer Reich, wird unter seinen fünf Söhnen aufgeteil. Es entstehen die Gebiete Kiew, Tschernigow (in der nördlichen Ukraine), Perejaslawl (heute Pereslawl-Salesski im Gebiet Jaroslawl), Smolensk und Wolhynien. Die Teilung führt allerdings zur Schwächung des Herrschaftsbereiches Jaroslaws und zu einer Isolierung in Europa. Die Erbfolge auf den Kiewer Fürstenstuhl war nach dem Seniorratsprinzip geregelt. Dies bedeutet, dass stehts der Senior (also der älteste Sohn) der Dynastie vorsteht. Durch den Tod des Kiewer Großfürsten ist somit immer ein Nachrücken der jüngeren Brüder erforderlich, was seit 1068 zu ständigen Bruderkriegen geführt hat.
  • 10. - 13. Jahrhundert - Zugehörigkeit als Fürstentum zum ersten Staat der Ostslawen, der Kiewer Russ. Das Bistum Wladimir wurde von Kiew aus 1078 gegründet, 1156 wurde von ihm das Bistum Halitsch (später Galizien) abgetrennt.

13. bis 16. Jahrhundert

Einleitung:

Ein wichtiges Bindeglied zwischen dem Kiewer Reich und der späteren Geschichte der Ukraine bildet die Geschichte des Fürstentums Galizien-Wolhynien. Im neu verbundenen Fürstentum Galizien-Wolhynien, im südlichen Grenzland des Kiewer Reiches bildeten sich einige Besonderheiten heraus, die sich geschichtlich bis weit in die Ukraine ausbreiteten.
Das Fürstentum stand wie viele Fürstentümer der Ostslawen unter mongolischer Oberherrschaft, jedoch erheblich lockerer als im Nordosten. Gleichzeitig unterhielt man enge Beziehungen zu den Ländern Mitteleuropas. Dies bedeutete aber auch ständige Konflikte mit Polen und Ungarn, andererseits gab es aber intensive Handelsverbindungen, sowie Konsulationen in Politik und Kultur.

Herrschaft Daniels (Danylo):

Den Höhepunkt erreichte die Zeit unter der Herrschaft Daniels, dem bedeutendsten Herrscher in der Zeit der Vereinigung mit Galizien. Der 1253 von einem päpstlichen Gesandten zum König der Rus (rey Russiae) gekrönten Daniel baute Kontakte zu den Nachbarn aus und ließ den Verbund Galizien-Wolhynien zu einen wichtigen Partner in Osteuropa werden.
Mit der Ernennung Daniels zum König beabsichtigte Papst Innozenz IV. seine Macht in der Region zu festigen. Mit der Krönung Daniels verband sich eine Kirchenunion und ein Kreuzzug gegen die Mongolen, welcher allerdings scheiterte. Auch die angestrebte Kirchenunion hielt nur wenige Tage.

Heiratspolitik

So wie einst Jaroslaw der Weise knüpfte auch Daniel Verbindungen zu anderen Adelsgeschlechtern in Europa (Ungarn, Litauen und Polen). Durch die Heirat seines Sohnes Roman mit der Nichte des letzten Babenbergers wurde Daniel auch in Auseinandersetzungen um das Erbe der Herzogtums Österreich verwickelt. Wie schon sein Vater Roman hatte Daniel vorrübergehend Kiew unter seiner Kontrolle gebracht, den Großfürstentittel angenommen und Anspruch auf das Kiewer Erbe erhoben. Der Einfall der Mongolen machte jedoch diese Pläne zunichte.

  • Metropolit von Kiew und Halytsch

Dennoch bestanden noch Verbindungen nach Kiew. Zu Beginn des 14.Jahrhunderts verlegte der Metropolit seinen Sitz von Kiew nach Wladimir im Nordosten der Kiewer Rus. Daraufhin durfte Daniels Enkel mit Genehmigung des Patriarchen von Konstantinopel eine selbstständige Metropolie (Bistum) in Halytsch gründen.

Innere Struktur des Fürstentum Galizien-Wolhynien

Im Gegensatz zur Kiewer Rus zeigten sich erhebliche Unterschiede zu Galizien-Wolhynien. Zum einem blieben die Städte hier ein wichtiger Faktor, so konnte sich im Zusammenhang mit der Pax Mongolica erlebte der Handel zwischen Ost und West erneut einen herheblichen Aufschwung.
Die Städte Galiziens und Wolhynien spielten eine bedeutende Rolle und nahmen am Aufschwung teil. Unter den Neugründungen waren Cholm (poln. Chełm) und Lemberg (Lwiw) die wichtigsten. Ebenso wie polnische und ungarische Herrscher rief auch Daniel und seine Nachfolger deutsche Kaufleute und Handwerker in sein Land, die recht früh einen bedeutenden Teil der städtischen Oberschicht ausmachten.
Aus den steppennahen Gebieten zogen Ostslawen und Armenier nach Westen, so dass manche Städte des Fürstentums von mehereren ethnisch-religiösen Gruppen bewohnt waren.
Die sozio-politische Struktur des Fürstentums Halytsch (Halyč) im 12. Jahrhundert war ebenso wenig auf den Fürsten ausgerichtet wie in Vladimir-Suzdal' und Wolhynien. Die ostslawischen Bojaren, der Adel, waren hier stärker an der Herrschaft beteiligt, was mit einer regionalen Verwurzelung und mit Einflüssen aus Polen und Ungarn zusammenhängen dürfte. Dieses ständische Element, das eine Zentralgewalt einschränkte, hatte allerdings auch Einfluss auch den politischen Zerfall Galiziens und Wolhyniens.

Unter der Herrschaft der Dynastie Bolesław von Masowien

Im Verlaufe der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde die Gebiete zum Streitobjekt ihrer westlichen Nachbarn. Im Jahre 1323 starb die regierende Dynastie aus, der Neffe des letzten Fürsten, Bolesław von Masowien, wurde Herrscher über Galizien-Wolhynien. Er war verwandschaftlich sowohl mit der polnischen als auch mit der litauischen Herrscherfamilie verbunden. Als Bolesław von Masowien im Jahre 1340 wegen angeblicher Bevorzugung der Katholiken von seinen Bojaren vergiftet wurde, brach ein Kampf zwischen beiden aufstrebenden osteuropäischen Großmächten um das Erbe Galiziens-Wolhyniens aus. Nach längeren Kriegen, mit wechselseitigen Gewinnen, fielen der größte Teil des Fürstentums Halitsch und Cholm an Polen, Wolhynien, Podlachien und einige andere Gebiete an Litauen.

Union von Polen-Litauen (1385/86)

Die Integration der ukrainischen Länder in das Großfürstentum Litauen vollzog sich langsamer als die Integration Galiziens in das Königreich Polen. Das Jahr der polnisch-litauischen Union (1385/86) bedeutete jedoch ein Wendepunkt für Wolhynien.

Der litauische Großfürst Jagajlo/Jagiełło heiratete die Thronerbin Hedwig/Jadwiga, bestieg den polnischen Königsthron und nahm den römisch-katholischen Glauben an. Für die Litauer bedeutete dies, den Glauben der römischen Christen anzunehmen, die Ostlwawen (und somit auch Wolhynen) mussten ihre Zugehörigkeit zur Orthodoxie jedoch nicht aufgeben. Jagajlo eroberte 1387 Galizien wieder von den Ungarn zurück und konnte in folge dessen den Deutschen Orden 1410 bei Tannenberg entscheidend zurückschlagen.

Die polnisch-litauischen Union von 1385/86 bedeutete nicht der Untergang eines Großfürstentums Litauen zudem Wolhynien gehörte, es bielb bis weit ins 15. Jahrhundert eigenständige Großmacht. Unter Vitovt/Witold (1392-1430) erlebte Litauen eine Höhepunkt seiner Machtentfaltung. Witold versuchte seine Zentralgewalt zu festigen und die ukrainischen Fürstentümer und somit auch Wolhynien stärker zu integrieren. Die administrative Eingliederung Wolhyniens setzten seine Nachfolger fort, im religiösen und kulturellen Bereich aber blieb die traditionelle Tolleranz erhalten.

Im Großfürstentum Litauen wurden die Privilegien des polnischen Adels zunächst nur auf Katholiken übertragen, so dass viel orthodoxe Adlige konvertierten. Dieser politische Druck zur Konversion zeigte sich vornehmlich in Litauen, in den ukrainischen Fürstentümer und Wolhynien jedoch konnte der Adel bis Mitte des 16. Jahunderts eine Breite Schicht ostslawischer Orthodoxer halten. Im Jahre 1529 konnte dieses komplizierten Rechte und Privilegien der einzelnen Stände im Großfürstentum Litauen fixiert werden. Das Statut verband westliche und ostslawische Elemente miteinander und blieb in seinen Grundzügen bis weit ins 19. Jahrhundert in Kraft.

16. Jahrhundert

19. Jahrhundert

 
Wolyhnien als Teil von Polen 1921-1939
Durch eine Offensive der Mittelmächte kommt es zu Kämpfen in Wolhynien. Die neue Stellungsfront verläuft in südnördlicher Richtung von der Bukowina (Czernowitz österr.) durch Ost-Galizien und Wolhynien (Tarnopil russ., Dubno österr.) über Pinsk, Baranowitschi (beide deutsch), Smorgon, Dwinsk - auch Dünaburg - (beide russ.), die Düna abwärts bis zum Rigaer Meerbusen.
 
1921 wird Wolhynien zwischen Polen (westlicher Teil) und der sowjetischen Ukraine (Osten) geteilt. Die Woiwodschaft Wolynien wird wieder errichtet.