Die Kathedrale Notre Dame von Le Puy-en-Velay liegt auf dem Mont Anis (Rocher Corneille), einem Überrest eines mächtigen Vulkankegels.
Die ältesten Teile des Chores stammen aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Der Bau fällt nicht nur durch seine erhabene Lage, sondern auch durch seine prächtige Fassade auf. Am Langhaus wurde seit dem 12. Jahrhundert gearbeitet.
Man schuf damals einen Neubau nach einem für die Zeit veralteten Plan mit vierjochigem tonnengewölbtem Langhaus, gewaltigem Querhaus, das ebenfalls Gewölbe und dazu Emporen auf der Stirnseite erhielt, und langgezogenem innen halbrundem, außen eckig ummanteltem Chor. Wohl aus Respekt vor der Heiligkeit des Ortes bewahrte man die Chorform des Vorgängerbaus. Im Verlauf des 12. Jahrhunderts ersetzte man die Tonnen durch Kuppeln.

Die Zunahme der Pilgerscharen in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts machte eine Vergrößerung erforderlich. Der geheiligte Charakter der Apsis verbot eine Erweiterung nach Osten, wo es an Platz nicht mangelte. Deshalb verlängerte man den Neubau um zwei zusätzliche Joche nach Westen.
Die bedeutende Kathedrale mit frühchristlichem, teils wohl aus islamischen Quellen gespeistem Dekor wurde im 19. Jahrhundert Opfer einer radikalen und katastrophalen Rekonstruktion.
In einem Prozess, bei dem jeder Schritt den nächsten unweigerlich nach sich zog, rekonstruierte der Architekt Mallay ab 1884 Vierungskuppel und Vierungsturm, die zwei letzten Kuppeln des Langhauses, die erst spät vollendet worden waren, den südlichen Querhausarm und den oberen Teil des nördlichen, schließlich die zwei westlichen Joche und die Fassade. Von 1865 bis 1866 demolierte man den Chor und rekonstruierte ihn willkürlich.

Zwischen 1844 und 1888 war der im 12. Jahrhundert östlich des Chores errichtete Turm an der Reihe. Seine Restaurierung bedeutete einen Neuaufbau von der zweiten Etage an. Letztlich entgingen nur das dritte und das vierte Langhausjoch dem gravierenden Eingriff. Sie wurden restauriert, nicht rekonstruiert.
Bemerkenswert ist auch der Kreuzgang mit einer Reihe original erhaltener Kapitelle.
Literatur
- Marcel Durliat: Romanische Kunst. Freiburg-Basel-Wien 1983, S. 487, Abb. 400, 401
- Viviane Minne-Sève: Romanische Kathedralen und Kunstschätze in Frankreich. Eltville 1991, S. 105, 107, 108/109, 111
- Ulrich Rosenbaum: Auvergne und Zentralmassiv. Köln [1981] 1989, S. 175, Abb. 81–87, Farbtafel 32–34
- Michael Ruetz: Frankreich. München 1990, S. 98
- Ingeborg Tetzlaff: Romanische Kapitelle in Frankreich. Köln [1976] 3. Auflage 1979, Abb. 17–23
- Ingeborg Tetzlaff: Romanische Portale in Frankreich. Köln 1977, Abb. 62
Weblinks
Koordinaten: 45° 2′ 44″ N, 3° 53′ 5″ O