Antike

Epoche
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Der Begriff Antike (von lat. antiquus, alt, altertümlich) bezeichnet die Epoche des Altertums im Mittelmeerraum. Sie reicht etwa von 800 v. Chr. bis ca. 600 n. Chr. und unterscheidet sich von vorhergehenden und nachfolgenden Epochen durch gemeinsame und durchgängige kulturelle Traditionen. Seit dem ersten Jahrhundert n. Chr. bildete zudem der Mittelmeerraum im Rahmen des Römischen Reichs eine politische und kulturelle Einheit. Im engeren Sinne bezeichnet man mit der Antike die Geschichte des archaischen und klassischen Griechenlands, des Hellenismus und des Römischen Reichs (Republik, Prinzipat und Spätantike).

Im weiteren Sinne bezieht die Antike auch die Geschichte der altorientalischen, nahöstlichen Hochkulturen Ägyptens, Mesopotamiens, Syriens, Persiens und Kleinasiens mit ein, die etwa mit dem Beginn der Schriftlichkeit um 3500 v. Chr. einsetzt. Dieser universalhistorische, über die Klassische Altertumswissenschaft hinausgehende Ansatz wurde unter anderem von dem Historiker Eduard Meyer im 19. Jahrhundert gefordert. Wieder aufgegriffen wurde dies in letzter Zeit etwa durch Josef Wiesehöfer, einen anerkannten Experten für das antike Persien.

Die Verehrung Homers prägte die gesamte Kultur der klassischen Antike

Epochenabgrenzung

Historisch bezeichnet Antike im Sinne der klassischen Altertumswissenschaft die Zeit von der allmählichen Herausbildung der griechischen Staatenwelt bis zum Ende des weströmischen Reichs im Jahr 476 bzw. bis zum Tod des oströmischen Kaisers Justinian I. 565. Mitunter wird auch die arabische Expansion ab 632 als Enddatum genannt (siehe Islamische Expansion).

Der Anfang der antiken Kultur im klassischen Sinne wird im Allgemeinen mit der Entstehungszeit der Homerischen Epen und dem Beginn der griechischen Kolonisation des Mittelmeerraums im 8. Jahrhunderts v. Chr. angesetzt. Die Griechen verbreiteten ihre Bildung und Kultur in den folgenden Jahrhunderten im gesamten Mittelmeerraum und seit Alexander dem Großen auch im Orient und nach Zentralasien hinein. Die Römer brachten die antike Kultur bis nach Mittel- und Nordwesteuropa, wo sie sich seit dem frühen Mittelalter zur christlich-abendländischen Kultur wandelte.

Je nach Forschungsrichtung werden aber durchaus auch die Zeiten der minoischen und der mykenischen Kultur von etwa 1900-1100 v. Chr. sowie die Epoche der so genannten "dunklen Jahrhunderte" 1100-800 v. Chr. zur griechisch-römischen Antike gerechnet.

Als Epochengrenzen zum Mittelalter sind auch die Jahre 325 (Konzil von Nicäa), 393 (letzte Olympische Spiele der Antike), 476 (Absetzung des Romulus Augustulus), 498 (Taufe des Frankenkönigs Chlodwig I.), 529 (Gründung des ersten abendländischen Mönchsklosters durch Benedikt von Nursia; zugleich Schließung der platonischen Akademie als symbolisches Datum in der Philosophie nach dem Tod des letzten antiken Philosophen Boëthius 524), der Tod Kaiser Justinians I. 565 oder die Eroberungszüge der Araber im 7. Jahrhundert vorgeschlagen worden. Im Allgemeinen wird das Ende der Antike heute etwa mit dem Jahr 600 angesetzt; darin kommt zum Ausdruck, dass es letztlich keinen eindeutigen einmaligen Einschnitt zwischen Altertum und Mittelalter gab.

Zum Ende der Antike siehe vor allem Spätantike.


Ursprünge der antiken Kultur

Die Ursprünge der europäischen Antike liegen im Dunklen. Ihre Vorgeschichte ist etwa in der Zeit von 1900-1400 v. Chr., in der so genannten minoischen Kultur auf Kreta anzusiedeln. Aus dieser Frühzeit sind einige schriftliche Überreste erhalten (unter anderem die sog. Linearschrift A), die aber bisher nicht vollständig entschlüsselt werden konnten. Die Texte der entschlüsselten Linearschrift B deuten darauf hin, dass der Palast von Knossós damals ein wirtschaftliches Zentrum Kretas war.

Das Löwentor von Mykene

Auf dem griechischen Festland blühte etwa zur gleichen Zeit (etwa 1700-1200 v. Chr.) die mykenische Kultur, die uns archäologisch durch die zahlreiche Burgen überliefert ist, beispielsweise Mykene und Tiryns auf der Halbinsel Peloponnes. Diese Burgen entstanden wohl unter dem Einfluss der minoischen Palastkultur. Etwa 1100-800 v. Chr. setzt man das "Dunkle Zeitalter" an, aus dem uns nur wenig überliefert ist und in der viele der Burgen zerstört worden zu sein scheinen. Von etwa 1050-900 v. Chr. dauerte die Ionische Wanderung, in deren Verlauf die Einwohner des griechischen Festlandes die Inseln der Ägäis und Kleinasiens kolonisierten.

Mit dem so genannten archaischen Zeitalter beginnt im frühen 8. Jahrhundert v. Chr. die eigentliche Antike. Seit dem Jahr 776 v. Chr. ist die Siegerliste der olympischen Spiele überliefert. Von etwa 770 bis 540 v. Chr. breiteten sich die Griechen während der Großen Kolonisation im westlichen Mittelmeer (vor allem Sizilien und Unteritalien, siehe auch Magna Graecia), an der nördlichen Ägäis und am Schwarzen Meer aus. In Kleinasien waren griechen bereits vorher ansässig. In dieser Zeit (etwa zwischen 750 und 650 v. Chr.) wurden auch die Homerischen Epen (Ilias und Odyssee) schriftlich fixiert, die ältesten Literaturdenkmäler des Abendlands; auch Hesiod wirkte um diese Zeit (700 v. Chr.) (siehe auch: altgriechische Literatur)

Entstehung der Poleis

Zugleich bildete sich das System der griechischen Stadtstaaten, der Poleis heraus, wobei die Mehrzahl nur über eine sehr kleine Bevölkerung verfügte. Der werdende Militärstaat Sparta im Süden der Peloponnes unterwarf zwischen 720-600 v. Chr. Messenien und kontrollierte damit den gesamten südwestlichen Teil der Halbinsel. Die Stadt mit ihrer oligarchischen Verfassung kann als das erste Beispiel der fortan beherrschenden Polis-Struktur gelten.
Auch in vielen anderen griechischen Stadtstaaten regelten Verfassungen das Zusammenleben der Bürger, aber auch die Tyrannis, wie sie um 650 v. Chr. beispielsweise in Korinth und Megara bestand, war keine Seltenheit. In Athen bildete sich Schritt für Schritt ein demokratisches System heraus. Nach den Gesetzgebungen Drakons (621 v. Chr.) und Solons (594/593 v. Chr.) gelang es Peisistratos und seinen Söhnen etwa zwischen 561 und 510 v. Chr. zwar noch einmal, eine Tyrannis zu errichten. Bis 501 v. Chr. brachten die Reformen des Kleisthenes von Athen aber den endgültigen Durchbruch für die attische Demokratie.

Blütezeit Athens

Mit Athens Unterstützung der kleinasiatischen Griechenstädte im Ionischen Aufstand um 500 v. Chr. begann ein annähernd zweihundertjähriger Konflikt mit dem Perserreich, zunächst in Gestalt der Perserkriege, über die uns der "Vater der Geschichte", der Historiker Herodot, mal mehr, mal weniger zuverlässig informiert. Als die Perser zu einer Strafexpedition in Griechenland einfielen, wurden sie 490 v. Chr. von den Athenern in der Schlacht bei Marathon besiegt. Zehn Jahre später unterlag der persische Großkönig Xerxes I. der athenischen Flotte unter Themistokles in der Seeschlacht von Salamis und 479 v. Chr. den vereinigten Heeren der griechischen Poleis in der Schlacht von Plataiai. Persien war vorerst zurückgedrängt, während die griechischen Poleis in Kleinasien befreit wurden.

Die Athener Akropolis

Mit der Gründung des Attischen Seebunds 477 v. Chr. unter der Vorherrschaft Athens setzte die Blütezeit der Stadt ein, die bis zum Ende der Regierungszeit des Perikles im Jahr 429 v. Chr. reichte. Damals entstanden einige der bedeutendsten philosophischen, literarischen und architektonischen Werke der griechischen Antike, etwa die Tragödien von Aischylos, Sophokles und Euripides oder der Parthenontempel auf der Akropolis. Auch der Philosoph Sokrates, der Lehrer Platons, wirkte damals in Athen.

Kampf um die Hegemonie

Die zunehmende Rivalität zwischen der Seemacht Athen und der Landmacht Sparta mündete 431 v. Chr. in den fast 30 Jahre währenden Peloponnesischen Krieg, den der Historiker Thukydides eindringlich beschrieb. Der sehr wechselhaft verlaufende Konflikt endete, auch aufgrund der Unterstützung Spartas durch das Perserreich, 404 v. Chr. mit der vollständigen Niederlage Athens und der Errichtung einer zeitweiligen spartanischen Hegemonie über Griechenland.
In der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. führten die griechischen Städte einen fast permanenten Krieg aller gegen alle - in wechselnden Koalitionen und unter fortwährender Einmischung der Perserkönige, wobei die Sehnsucht nach einem allgemeinen Frieden auch zu propagandistischen Zwecken eingesetzt wurde (siehe den Königsfrieden von 386 v. Chr.). Theben löste Sparta 371 v. Chr. nach der Schlacht von Leuktra als Hegemon ab, doch auch Thebens Vorherrschaft war nur von kurzer Dauer; der Peloponnesische Krieg hatte somit, wie sich im nachhinein zeigte, das Machtgleichgewicht nachhaltig destabilisiert.

Auf Sizilien behauptete sich derweil das mächtige Syrakus gegenüber der Handelsrepublik Karthago, welche mit den griechischen Poleis ("Westgriechen") seit dem frühen 5. Jahrhundert v. Chr. im Konflikt lag. Auf Sizilien hielt sich zudem, im Gegensatz zum Mutterland, in vielen Städten die Tyrannis als Regierungsform (siehe Dionysios I. von Syrakus, Agathokles von Syrakus und andere).

Dem andauernden Machtkampf im griechischen Mutterland machte erst die gewaltsame Einigung Griechenlands durch Philipp II. von Makedonien ein Ende. Der von Athenern wie Demosthenes als nicht-griechischer Barbar betrachtete König errang mit seinem glänzend geschulten Heer in der Schlacht von Chaironeia 338 v. Chr. die Hegemonie über Hellas, die im Jahr darauf im Korinthischen Bund bekräftigt wurde.

Zeit des Hellenismus

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Zeitgenössische Büste Alexanders des Großen

Nach der Ermordung Philipps 336 v. Chr. führte sein Sohn Alexander der Große ein griechisch-makedonisches Heer nach Asien und eroberte in wenigen Jahren das gesamte Perserreich. Der Alexanderzug bahnte der griechischen Kultur im gesamten damals bekannten Orient den Weg, von Ägypten über Mesopotamien und Persien bis zu den Grenzen Indiens. Nach Alexanders Tod 323 v. Chr. in Babylon teilten seine Nachfolger, die Diadochen, in lange währenden Kriegen das Reich unter sich auf. In allen Teilreichen - vom ptolemäischen Ägypten im Westen bis zum Seleukidenreich im Osten - bildete der Hellenismus in den folgenden Jahrhunderten die prägende Kultur.

Das Zeitalter des Hellenismus war geprägt von einem fast andauernden Kampf der drei Großmächte (Ptolemäer, Seleukiden und Antigoniden) um die Vorherrschaft. Rom intervenierte zu Beginn des 2. Jahrhunderts v. Chr. in Griechenland. 146 v. Chr. unterstellte das Römische Reich die Mitglieder des unterlegenden Achaiischen Bundes der Provinz Macedonia; Korinth als führende Polis wurde zerstört. Jedoch blieben viele Poleis wie Athen und Sparta zumindest vorerst formell unabhängig. Bald darauf folgte der Erwerb Pergamons und 64/63 v. Chr. die Beseitigung der Überreste des Seleukidenreiches. Als letzter Nachfolgestaat des Alexanderreichs wurde im Jahre 30 v. Chr. das ptolemäische Ägypten, dessen letzte Herrscherin Kleopatra VII. war, ins Römische Reich eingegliedert. Damit war die hellenistische Staatenwelt als machtpolitischer Faktor ausgelöscht. Die griechische Kultur jedoch lebte mit unverminderter Kraft im Römischen Reich fort und prägte es bis zu seinem Untergang im Westen 476 und darüber hinaus bis in die Zeit des Byzantinischen Reiches.

Nach den Griechen wurden die Römer zu den zweiten Trägern und Vermittlern der antiken Kultur. Je weiter sie als Eroberer in die Länder der Levante vordrangen, desto stärker ließen sie sich von deren Kultur beeinflussen. Literatur, Philosophie, Kunst, Architektur und Alltagskultur der Griechen wurden von den Römern dann auch im westlichen Mittelmeerraum verbreitet - und weit darüber hinaus bis zum Rhein und zu den britischen Inseln.

Ursprünge Roms

Rom, der Legende nach 753 v. Chr. gegründet, entstand neueren Forschungen zufolge erst gegen Ende des 7. Jahrhunderts v. Chr. aus dem Zusammenschluss mehrerer dörflicher Siedlungen an einer Furt am Unterlauf des Tibers. Politisch und kulturell stand Rom lange unter etruskischem Einfluss. Die Etrusker wiederum unterhielten schon früh Kontakt mit griechischen Kolonisten.

Das Forum Romanum

Um 500 v. Chr. befreiten sich die Römer vom etruskischen Stadtkönigtum und bildeten wohl um 475 v. Chr. eine republikanische Regierungsform aus. In den Zwölftafelgesetzen, die um 450 v. Chr. entstanden, wurden die ersten zivil-, straf- und prozessrechtlichen Normen des römischen Rechts festgehalten. Die Verfassung sah von da an ein Zusammenwirken der drei Institutionen Senat, Magistratur und Volksversammlung vor, die sich in ihrer Macht theoretisch gegenseitig beschränkten. Die offizielle Bezeichnung der Republik lautete S.P.Q.R. für Senatus Populusque Romanus (dt.: Senat und Volk von Rom). Faktisch dominierte jedoch der Senat, der sich aus Angehörigen der adligen Familien, der Patrizier zusammensetzte. Aus ihm gingen auch die Konsuln hervor, die beiden auf ein Jahr gewählten obersten Magistrate der Republik. Das höchste den nichtadligen Plebejern zugängliche Amt war das des Volkstribunen, der ein Vetorecht gegen Senatsbeschlüsse besaß.

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Julius Caesar

Bis zum Jahr 272 v. Chr. unterwarfen die Römer ganz Italien südlich der Poebene. In den Punischen Kriegen gegen die Seemacht Karthago im 3. und 2. Jahrhundert v. Chr. begann der Aufstieg Roms zur antiken Supermacht, die für Jahrhunderte die gesamte Mittelmeerwelt beherrschte. Nach 200 v. Chr. mischte sich Rom auch in die Politik der hellenistischen Großmächte ein und wurde zur Protektoratsmacht im östlichen Mittelmeerraum. 148 v. Chr. wurde das Makedonien der Antigoniden, 63 v. Chr. das Reich der Seleukiden, und schließlich 30 v. Chr. das Ägypten der Ptolemäer römische Provinz.

Gleichzeitig kam es jedoch im Inneren zu einer ganzen Reihe von Krisen, der sich im Kampf der Optimaten gegen die Popularen manifestierte. In der Epoche der Bürgerkriege erreichte die Krise der späten Republik ihren Höhepunkt und machte deutlich, dass sich die Republik überlebt hatte und so der Weg zum Prinzipat bereitet wurde. Bereits Gaius Julius Caesar hatte als Diktator auf Lebenszeit (dictator perpetuus) eine quasi-monarchische Stellung erlangt. Als erster römischer Kaiser gilt jedoch sein Großneffe und Erbe Augustus, dem es gelang, mit dem Prinzipat eine dauerhafte monarchische Staatsordnung an die Stelle der zerrütteten Republik zu setzen.

Das von Augustus errichtete Kaiserreich (Prinzipat) wurde von ihm und seinem Nachfolger Tiberius noch sicher geführt. Unter Caligula, Claudius und Nero kam es nach einem Krisenjahr (Vierkaiserjahr) zum Regierungsantritt der Flavier (Vespasian, Titus, Domitian) die insgesamt recht erfolgreich herrschten. Nach der Ermordung Domitians folgte allerdings eine weitere Krise des Herrschaftssystems, die jedoch unter den so genannten Adoptivkaisern weitgehend behoben werden konnte.
Das Imperium erlebte seine größte Blüte und Ausdehnung denn auch unter eben diesen Adoptivkaisern in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts (Expansion unter Trajan, Rücknahme und Sicherung der Grenzen unter Hadrian). Bald nach der Mitte des 2. Jahrhunderts n.Chr. wuchs jedoch der Druck auf die Reichsgrenzen immer stärker an. Im Norden und Nordosten bedrängten die Germanen, im Osten die Parther (die sich trotz mancher Niederlage behaupten konnten) und später die Sassaniden das Reich. Mit dem Tod von Mark Aurel, dem Philosophenkaiser im Geiste der Stoa, der dennoch fast pausenlos Krieg führen musste, endete im Jahre 180 ein Zeitalter, das viele als ein "goldenes" begriffen hatten - was aber wohl nur mit Abstrichen gelten kann. Nach dem schwachen Commodus stabilisierten die Severer die Grenzen wenigstens teilweise, bevor es unter den so genannten Soldatenkaisern zur Reichskrise des 3. Jahrhunderts kam, die geprägt war von raschen Regierungswechseln, zentrifugalen Tendenzen im Inneren (Abspaltung des Imperium Galliarum; Verlust mehrerer Provinzen an Palmyra) und dem stetig wachsenden Druck auf die Grenzen.

Neben den verschiedenen Germanenstämme (wie die Alemannen und Goten), übte vor allem das Neupersische Reich der Sassaniden im Osten einen enormen Druck aus. Nach dem Sturz des letzten Partherkönigs im Jahr 224, erneuerten die Sassaniden das Perserreich in Anlehnung an das Reich der Achämeniden. Großkönig Schapur I. besiegte mehrmals ein römisches Heer und nahm Kaiser Valerian I. sogar gefangen - ein einmaliger Vorgang in der römischen Geschichte. Auch die Nachfolger Schapurs sollten sich den Römern als in der Regel gewachsene Gegner erweisen.

Es gelang jedoch gegen Ende des 3. Jahrhunderts mit der Einführung der Tetrarchie durch Kaiser Diokletian noch einmal eine gewissen Stabilisierung zu erreichen. Diese Zeit der beginnenden Spätantike ist gekennzeichnet von Umbrüchen. Die Anerkennung und Privilegierung des Christentums unter Kaiser Konstantin I. (welches vorher teils blutig verfolgt worden war) stellte bereits eine wesentliche Abkehr von der antiken Kultur dar, insbesondere von der antiken Philosophie und dem Religionspluralismus.
Ein letzter Versuch, die heidnischen Kulte durch die Verbindung mit neuplatonischem Gedankengut wieder zu beleben, scheiterte mit dem Tod Kaiser Julians im Jahr 363; alle nachfolgenden Kaiser waren Christen.
Valentinian I. stabilisierte den Westen des Reiches, doch kam es im Zuge der Völkerwanderung 378 zur Schlacht von Adrianopel und zu einer neuen Krisenzeit. Kaiser Theodosius I. wiederum konnte den Osten des Reiches stabilisieren und war zugleich der letzte Kaiser, der über das gesamte Imperium Romanum herrschen sollte; er erklärte das Christentum schließlich zur Staatsreligion. Allerdings lassen sich noch bis mindestens in das 6. Jahrhundert hinein Heiden auf dem Boden des Imperiums nachweisen.

Nach der Teilung des Reiches unter den Söhnen des Kaisers Theodosius 395 erwies sich letztlich nur das von Konstantinopel (Byzanz) aus regierte, überwiegend griechischsprachige Oströmische Reich auf Dauer als lebensfähig (Latein blieb hier aber noch bis ins 7. Jahrhundert Amtssprache). Das so genannte Weströmische Reich hatte dem Ansturm der Hunnen und Germanen immer weniger entgegenzusetzen. Es kam zu einer langsamen Auflösung des weströmischen Heeres, während die Germanen von mehreren Westprovinzen direkten Besitz ergriffen. Die Veränderungsprozesse im Zuge der Völkerwanderung scheinen nicht so einfach gewesen zu sein, wie man lange glaubte, und sind heute wieder Gegenstand wissenschaftlicher Diskussion. 410 wurde Rom von den Westgoten, 455 von den Vandalen geplündert. Im Jahr 476 setzte der Germanenfürst Odoaker, ein Skire, den letzten Westkaiser Romulus Augustulus ab (obwohl der letzte anerkannte Westkaiser Julius Nepos noch bis 480 lebte).
Die traditionelle Geschichtsschreibung sieht in diesem damals nur wenig beachteten Akt das Ende der Antike; heute ist man von dieser Sichtweise abgekommen. Der oströmische Kaiser Justinian I. (527-565) versuchte noch einmal mit einigem Erfolg eine Wiederherstellung des Gesamtreiches, die letztlich jedoch nicht gelang. Im Oströmischen Reich lebten antike Kultur und Geisteswelt aber noch bis weit ins Mittelalter fort, allerdings bildete auch hier die arabische Expansion des 7. Jahrhunderts einen deutlichen Einschnitt, der das spätantike frühbyzantinische Reich vom Byzanz des Mittelalters trennte.

Siehe dazu auch Spätantike.

Bedeutung und Nachwirken der Antike

Die Bedeutung der Antike für den weiteren Verlauf der Weltgeschichte kann gar nicht hoch genug veranschlagt werden. In dieser Epoche liegen die Wurzeln für die Entwicklung der westlichen Welt. Ionische Naturphilosophie, attische Demokratie, römisches Recht und religiöser Pluralismus waren Hinterlassenschaften, an die neuzeitliche Aufklärer, Staatstheoretiker, Naturwissenschaftler, Menschenrechtsverfechter u.a.m. anknüpfen konnten (s.u. Literatur: Adrogans).

Bis heute erhaltene Zeugnisse der Antike sind - neben überlieferten Texten philosophischer, literarischer oder historischer Natur - zahlreiche Objekte der griechischen und römischen Kunst: von großen Skulpturen bis zur Kleinkunst, Töpferei etc. Wichtige Antikensammlungen befinden sich in Rom, Athen, Neapel, Paris, London, München, St. Petersburg, Wien und Berlin. Für die Kenntnis des antiken Alltags sind vor allem archäologische Ausgrabungen wie die in Pompeji, Olympia, Delphi oder Pergamon von Bedeutung.

Als man im Italien des 15. Jahrhunderts die erhaltenen (meist römischen) Überreste neu zu schätzen lernte und in der Kunst nachahmte, bezeichnete man dies als Renaissance, als Wiedergeburt der Antike. Seit dem 18. Jahrhundert trat infolge der Arbeiten von Johann Joachim Winckelmann die klassische griechische Kunst zunehmend ins Zentrum des Interesses. Im 19. Jahrhundert sprach man im Zusammenhang mit den Arbeiten von Architekten und Künstlern wie Karl Friedrich Schinkel, Franz Karl Leo von Klenze und Berthel Thorwaldsen von der "Renaissance der griechischen Antike", heute vom Neuhumanismus.

Vor allem aber setzte die Wiedergeburt des antiken Geistes in der Renaissance der jahrhundertelangen Dominanz religiösen Denkens ein Ende und mündete schließlich in die Epoche der europäischen Aufklärung und in die Moderne. Fast alle Ideen der neuzeitlichen Aufklärung haben antike Vorläufer. Ohne griechische Wissenschaft und Philosophie, ohne das römisches Recht, ohne Architektur und Kunst von Griechen und Römern sind die neuzeitliche westliche Kultur und Zivilisation nicht denkbar.

Siehe auch: Klassizismus, Philosophie der Antike

Quellen in Auswahl

Der Großteil der antiken Literatur (und damit auch der Geschichtsschreibung) ist uns nicht erhalten, so dass unser Wissen über die Antike zum Teil sicher durch Überlieferungszufälle verzerrt wird. Man hat geschätzt, dass uns kaum 10% der griechischen Literatur überliefert ist (siehe H. Strasburger: Umblick im Trümmerfeld der griechischen Geschichtsschreibung, in: Historiographia antiqua, Festschrift W. Peremans, Leuven 1977, S. 3-52). In Teilen sieht es besonders trostlos aus (Hellenismus), in anderen Bereichen etwas besser (klassische Zeit Griechenlands, teils auch Spätantike). Insgesamt ist die Quellenlage jedoch problematisch. Neben den erzählenden Quellen müssen natürlich auch Inschriften und Reden sowie archäologische und numismatische Quellen etc. herangezogen werden. Eine Zusammenfassung mit ausführlichen Angaben bieten die entsprechenden Artikel (Geschichtsschreibung) im Pauly (RE; KlP; DNP) oder anderen Lexika. Im folgenden seien einige der wichtigsten (erhaltenen) antiken Autoren genannt.

Eine äußerst wichtige Sammlung stellt Jacoby dar: Felix Jacoby, Fragmente der Griechischen Historiker (FGrHist), Berlin (später Leiden) 1923 ff. Vorläufiges Register


Literatur

Allgemein: Eine knappe allgemeine Bibliographie (aktuelle Nachträge) findet sich hier (erstellt von M. Sehlmeyer). Ausführliche Angaben sind entweder den Bibliographien der unten genannten Werke zu entnehmen oder den Bibliographien, die in der HU Linkliste aufgeführt sind (siehe beispielsweise Bibliographie des Hist. Seminars der Uni Essen).

Einführungen

  • Manfred Clauss: Einführung in die alte Geschichte, München 1993.
  • Rosemarie Günther: Einführung in das Studium der Alten Geschichte, Paderborn 2001.

Allgemeine Überblickswerke

  • The Cambridge Ancient History, diverse Hrsg., 14. Bde., 2. völlig neubearb. Aufl., Cambridge 1970 ff. Umfassende Gesamtdarstellung der Antike. Die zweite Aufl. ist vollständig neubearbeitet worden.
  • Geschichte der Antike. Ein Studienbuch, hrsg. von H.-J. Gehrke und H. Schneider, Stuttgart 2000. ISBN 3-476-01455-X Grundlegende Einführung!
  • Geschichte kompakt Antike der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft; noch im Entstehen begriffen. Gute Einführungen mit einem teils hervorragenden, in die Darstellung integrierten Forschungsüberblick (z.B. R. Schulz, Athen und Sparta, Darmstadt 2003).
  • Das Erste Europa, 1000 v. Chr. – 500 n. Chr. (Handbuch der Geschichte Europas, Band 1), von Wolfgang Schuller, Stuttgart 2004. Sehr knappe Darstellung der Ereignisgeschichte, wofür eine gute strukturelle und forschungsgeschichtliche Darstellung geboten wird.
  • Oldenbourg Grundriss der Geschichte, hrsg. von Jochen Bleicken und anderen, Bd. 1-4, versch. Auflagen, München 1980 ff. Dreiteilung jedes Bandes: 1) sehr knappe Darstellung, 2) Forschungsüberblick und 3) umfassende Bibliographie. Unersetzbar für den Einstieg in die wissenschaftliche Arbeit!

Chronologisch geordnete Darstellungen neueren Datums

Älteren Datums, aber keineswegs veraltet, sind die Darstellungen zur griechischen Geschichte von Karl Julius Beloch, Georg Busolt und Eduard Meyer.

  • Hermann Bengtson: Griechische Geschichte. Von den Anfängen bis in die römische Kaiserzeit, Handbuch der Altertumswissenschaft III. 4, Reprint der 5. durchgesehen und erg. Auflage von 1977, München 1996. ISBN 3-406-06660-7 (als Ausgabe ohne wissenschaftlichen Apparat: Griechische Geschichte, 9. Auflage, München 2002. ISBN 3-406-02503-X)
  • Detlef Lotze: Griechische Geschichte. Von den Anfängen bis zum Hellenismus. München 2000. (Siehe auch weitere Bände aus dieser Reihe von Baltrusch, Bringmann, Brandt, Funke, Mischa Meier, Welwei etc. Jedoch: nur für den ersten Überblick geeignet.)
  • Michael Stahl: Gesellschaft und Staat bei den Griechen, 2 Bde., Paderborn 2003. Sehr gutes Überblickswerk.
  • Oswyn Murray: Das frühe Griechenland, München 1982. Ausgezeichnete Darstellung der griechischen Frühzeit bis hin zu den Perserkriegen.
  • Simon Hornblower: The Greek World, Routledge Ancient History, 3. Aufl., London-New York 2002. Hervorragende Gesamtdarstellung der "klassischen Zeit".
  • John K. Davies: Das klassische Griechenland und die Demokratie, München 1982.
  • Christian Meier: Athen. Ein Neubeginn der Weltgeschichte, Berlin 1993. Großartige Gesamtdarstellung Athens im 5. Jahrhundert, aber ohne Fußnoten, dafür gut geschrieben.
  • Frank W. Walbank: Die hellenistische Welt, München 1983.
  • Graham Shipley: The Greek World after Alexander, Routledge Ancient History, London-New York 2000. Mit die beste Gesamtdarstellung des Hellenismus.
  • Ernst Kornemann: Weltgeschichte des Mittelmeerraumes. Von Philipp II. von Makedonien bis Muhammed, München 1967.
  • Hermann Bengtson: Grundriss der Römischen Geschichte mit Quellenkunde. Republik und Kaiserzeit bis 284 n. Chr., Handbuch der Altertumswissenschaft III. 5, München 1982. ISBN 3-406-08617-9
  • Klaus Bringmann: Geschichte der römischen Republik, München 2002. Solide Darstellung.
  • Karl Christ: Geschichte der römischen Kaiserzeit, 4. aktual. Aufl., München 2002. Beste deutsche Darstellung der Kaiserzeit bis Konstantin dem Großen.
  • Alexander Demandt: Die Spätantike, Handbuch der Altertumswissenschaft III. 6, München 1989. (als inhaltlich gekürzte Ausgabe ohne wissenschaftlichen Apparat: Geschichte der Spätantike, München 1998. ISBN 3-406-44107-6)
  • Averil Cameron: The Mediterranean World in Late Antiquity. AD 395-600, London/New York 1993 Eine ganz ausgezeichnete englische Einführung in die Spätantike.
  • Arnold H. M. Jones: The Later Roman Empire 284-602. A Social, Economic and Administrative Survey, 3 Bde., Oxford 1964 (ND in 2 Bde. Baltimore 1986). Umfassendste moderne, von einem Autor verfasste Darstellung der Spätantike, jedoch durch die Faktendichte teils schwer lesbar und inzwischen teilweise überholt.

Spezialisiertere Darstellungen

  • Jochen Bleicken: Verfassungs- und Sozialgeschichte des Römischen Kaisereiches, 2 Bde., Paderborn, München, Wien, Zürich 1981
  • Ders.: Die athenische Demokratie, 4. Aufl., Stuttgart 1995.
  • Donald Kagan: The Peloponnesian War, London 2003. Siehe auch Kagans vierbändige Darstellung des Pelop. Krieges; hier eine intelligente und zusammenfassende Darstellung für ein breiteres Publikum.
  • Karl-Wilhelm Welwei: Das klassische Athen. Demokratie und Machtpolitik im 5. und 4. Jahrhundert, Darmstadt 1999. Detaillierte Darstellung der Politik Athens und dessen Aufstieg zur Hegemonialmacht.
  • Derselbe: Sparta. Aufstieg und Niedergang einer antiken Großmacht, Stuttgart 2004. Beste deutschsprachige Darstellung der Geschichte Spartas.

Lexika

  • RE: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft, hrsg. von G. Wissowa et al. (Hrsg.), in 2 Reihen. Stuttgart 1894–1980 (Pauly-Wissowa). Trotz des Alters in seiner Gesamtheit nicht überholtes Grundlagenwerk.
  • KlP: Der Kleine Pauly, Lexikon der Antike, hrsg. von K. Ziegler – W. Sontheimer, 5 Bde., Stuttgart – München 1964–1975. Hervorragendes Lexikon auf Grundlage der RE, jedoch mit verkürzten und neugeschriebenen Artikeln.
  • DNP: Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike, hrsg. von H. Cancik - H. Schneider, Stuttgart – Weimar 1996 ff. Teils stark schwankende Qualität der Beiträge.
  • LAW: Lexikon der Alten Welt, hrsg. von C. Andresen et al., Zürich – Stuttgart 1965.
  • RGA: Reallexikon der germanischen Altertumskunde, begründet von Johannes Hoops, 2., völlig neu bearb. und stark erw. Aufl., hrsg. von Heinrich Beck - Herbert Jankuhn - Hans Kuhn - Kurt Ranke - Reinhard Wenskus, Berlin-New York 1973 ff. Noch im Entstehen begriffene Neubearbeitung des wichtigen Lexikons von Hoops.
  • OCD: The Oxford Classical Dictionary, hrsg. von S. Hornblower - A. Spawforth, verbesserte 3. Aufl., Oxford 2003. Bestes einbändiges Lexikon über die Antike mit teils herausragenden Artikeln.
  • RAC: Reallexikon für Antike und Christentum, hrsg. von Th. Klauser et al., Stuttgart 1950 ff. Noch nicht abgeschlossen; besonders Augenmerk gilt der Spätantike.

Klassische (und auch in großen Teilen veraltete) Darstellungen

Gegenwartsbezogene Literatur zur Antike

  • A.E. Adrogans: Marc Aurel als Kompassnadel – Lebenskunst in der Weltgesellschaft, Norderstedt 2004.

Siehe auch für einen detaillierteren Überblick

Anderes thematisch Verwandtes