Geschichte von Frankfurt am Main

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Frühzeit

An der Stelle der heutigen Frankfurter Altstadt war ursprünglich eine sumpfige, von zahlreichen Armen des Mains durchzogene Niederung. Sie wurde deshalb später als die oberhalb liegende Hochebene bebaut. Die Römerstraßen von Mainz (Moguntiacum) nach Heddernheim (Nida), der Saalburg, Friedberg und den Grenzbefestigungen am Odenwald und Spessart umgingen dieses Gebiet. Zahlreiche Flurnamen belegen noch heute, dass die Niederung auf beiden Seiten des Flusses mit Wald bedeckt war. Der älteste Teil der Frankfurter Altstadt ist der Domhügel (einschließlich des heutigen Römerbergs), der als Hügel aus den Seitenarmen des Mains und der Sumpflandschaft herausragte. Nur von Westen war er trockenen Fußes zu erreichen. Er liegt nahe an einer Furt, die schon sehr früh der Überquerung des Flusses diente und deshalb von wirtschaftlicher und militärischer Bedeutung war.

Archäologische Funde auf dem Domhügel reichen bis in die Jungsteinzeit zurück. Einige Historiker glauben, auf dem Gebiet der Stadt habe sich in vorchristlicher Zeit die griechische Stadt Helenopolis befunden, die zerstört wurde und erst im frühen Mittelalter als Frankfurt wieder aufgebaut wurde. Nachgewiesen ist eine erste Besiedlung und Bebauung aber erst für die Römerzeit. Man geht davon aus, dass die römische Besiedelung des Domhügels im letzten Viertel des 1. nachchristlichen Jahrhunderts begann, so fand man Überreste eines römischen Bades, das zu einer größeren Anlage, wohl einem Kastell, gehört haben dürfte. Vermutlich wurde die militärische Stellung aber schon im Laufe des 2. Jahrhunderts wieder aufgegeben und durch eine Villa, ein römisches Gutshaus, ersetzt. Archäologisch erschlossen wurden außerdem einige Wirtschaftsgebäude. Ein ähnlicher Gebäudekomplex entstand auf dem Gelände des heutigen Günthersburgparks in Frankfurt-Bornheim.

Mit der Rücknahme der römischen Grenze auf den Rhein in den Jahren 259/260 ist die römische Geschichte Frankfurts beendet.

Mittelalter

Frühmittelalter

 
Karl der Große

Frankfurt wird erst 793 urkundlich genannt, kommt aber schon 794 als namhafter Ort vor. Offenbar war als das Gebiet des Domhügels auch in Merowingischer Zeit (und womöglich schon seit Aufgabe durch die Römer) durchgehend besiedelt. So wurde 1992 bei Ausgrabungen im Dom das reich ausgestattete Grab eines Mädchens gefunden, das in die späte Merowingerzeit des 7. Jahrhunderts datiert wird. Karl der Große baute sich an der "Franconovurd" (Furt der Franken) einen Königshof und hielt 794 dort eine Kirchenversammlung ab, auf der der Adoptianismus verdammt und der Bilderdienst verworfen wurde. Ludwig der Fromme wählte Frankfurt zum Wohnsitz, erweiterte die Pfalz, ließ an der Stelle des späteren Saalhofs einen noch größeren Palast erbauen und umgab die Stadt 838 mit Mauern und Gräben.

Nach dem Vertrag von Verdun (843) wurde Frankfurt die Hauptstadt des ostfränkischen Reichs. Das häufige Verweilen der Kaiser und Könige in Frankfurt, die wiederholt hier gehaltenen Reichstage und Kirchenversammlungen, die Errichtung eines geistlichen Stifts und zahlreichen Schenkungen an die dortige Kirche förderten das städtische Gemeinwesen ungemein. Auch als die deutschen Kaiser keine beständige Residenz mehr hatten, blieb Frankfurt kaiserliches Kammergut und Hauptort von Ostfranken.

Hochmittelalter

Nachdem Kaiser Friedrich I. 1152 hier gewählt wurde, wurde die Stadt herkömmlich Wahlstadt der deutschen Könige. Um 1180 entstand die Staufermauer, die das Gebiet der heutigen Altstadt umgab.

1240 bestätigte Kaiser Friedrich II. das Privileg der Frankfurter Herbstmesse.

1245 wurde Frankfurt unmittelbare Reichsstadt, und 1250 wurde die Burggrafschaft Frankfurt in das Reichsschultheißenamt verwandelt. Der Frankfurter Schöffenstuhl war der Oberhos (Obergericht) für die ganze Wetterau und die angrenzende Gegend. Anfangs gehörten die meisten Einkünfte der Stadt dem Reich; erst später, besonders unter Heinrich IV. und Friedrich II., wurden diese Einkünfte und sogar die Verwaltung selbst verpfändet oder verkauft.

Die Gewalt in der Stadt lag zuerst in den Händen des Vogts und des Schultheißen. Schon früher wählten sich jedoch die Bürger eigene Bürgermeister mit Beisitzern, denen die Polizeiverwaltung und niedere Gerichtsbarkeit oblag. Da diese die Gunst des Kaisers genossen, wurde die Würde der Vögte zur Zeit des Interregnums (1257) vollständig beseitigt.

Spätmittelalter

 
Das Eschenheimer Tor, das einzige noch existierende Stadttor

Kaiser Ludwig der Bayer, dem die Bürger die Tore der Stadt öffneten (obwohl Friedrich der Schöne von Österreich schon Sachsenhausen besetzt hatte), gab Frankfurt 1329 die Erlaubnis, alle ihre verpfändeten Einkünfte, Ämter und Rechte einzulösen und bis zur Wiederauslösung seitens des Reichs zu erhalten. Er erweiterte das Messeprivileg der Frankfurter Messe und gestattete die Abhaltung der Frühjahrsmesse (1330). Dazu verbot er die Erbauung neuer Schlösser am Main und die Anlegung neuer Zölle in einem Umkreis von zehn Stunden, gewährte der Stadt das Recht, Bündnisse zu schließen, und erweiterte sie 1333. In der Folgezeit errichtete Frankfurt eine neue Befestigungsanlage, von der heute noch der Eschenheimer Turm erhalten ist, und außerhalb dieser Stadtmauer die Frankfurter Landwehr.

Auch in Frankfurt wurden die städtischen Ämter allmählich ein Erbteil einzelner alter Familien. Die gab Anlass zu vielen Streitigkeiten mit den Zünften. Kaiser Karl IV. teilte den Rat in die drei - je aus 14 Mitgliedern bestehenden - Bänke der Schöffen, der Gemeinde und der Zünfte.

Durch die Goldene Bulle wurde Frankfurt 1356 ständige Wahlstadt der deutschen Kaiser, mit der Verpflichtung, den Wahlakt zu schirmen. 16 Jahre später brachte die Stadt das Schultheißenamt an sich. Vorzügliche Verdienste um seine Vaterstadt erwarb sich Jakob Knoblauch, der bei Kaiser Ludwig und Karl IV. die wichtigsten Privilegien wie beispielsweise das Münzrecht erwirkte. Knoblauch löste auch die kaiserliche Pfalz ein und stellte sie wieder her. Sein Schwiegersohn Siegfried von Marburg vereitelte den Versuch des Landvogts Ulrich III. von Hanau, der Stadt das Schultheißenamt zu entreißen und vor den Toren einen Zoll zu errichten.

1405 kaufte die Stadt das Haus Römer und einige angrenzende Bürgerhäuser und baute diese zu einem Rathaus um.

Als Mitglied des Rheinisch-Schwäbischen Städtebundes schickte Frankfurt öfters seine Söldner aus, um die Burgen der Raubritter und Wegelagerer brechen zu helfen. Dabei blieben der Stadt Niederlagen nicht erspart. Erst Kaiser Maximilians I. ewiger Landfriede gab ihr die Ruhe wieder. 1495 wurde zur Wahrung des Landfrieden das Reichskammergericht als oberste Rechtsinstanz im Heiligen Römischen Reich geschaffen (später verlegt nach Speyer).

Neuzeit

Ab dem 16. Jahrhundert blühten Künste und Gewerbe auf, die Wissenschaften wurden gepflegt, die Erfindung des Buchdrucks im nahen Mainz förderte auch hier Bildung und Intelligenz. Vom 15. bis 17. Jahrhundert war in Frankfurt die bedeutendste Buchmesse Deutschlands ansässig (erneut wieder seit 1949).

Die Reformation, die in Frankfurt 1530 Eingang fand, befreite die Stadt von dem übermäßigen klerikalen Druck, der auf ihr gelastet hatte. Nach einigem Zögern trat Frankfurt 1536 dem Schmalkaldischen Bund bei, öffnete jedoch im Dezember 1546 nach dem unglücklichen Feldzug der Verbündeten an der Donau, den Kaiserlichen die Tore.

In den Jahren 1531-46 wurden in Frankfurt mehrere Konvente der protestantischen Fürsten abgehalten, wie auch 1558 hier auf einem Reichstag der Frankfurter Rezess geschlossen wurde.

Als Kaiser Matthias 1612 die städtischen Privilegien bestätigte, kam es zu erheblichen Ruhestörungen. Ein Teil der Bürgerschaft, vor allem Handwerksgesellen, unter Leitung von Vinzenz Fettmilch erhob sich im Fettmilchaufstand gegen den Rat, und der Pöbel begann eine Judenverfolgung. Der Kaiser beauftragte Mainz und Hessen-Darmstadt mit der Wiederherstellung der Ordnung. Dies gelangt jedoch erst 1616 mit der Errichtung des Bürgervertrags und der Aufhebung des Zunftwesens. Die Juden erlangten vom Kaiser ein Mandatum poenaje restl.tutorium, zogen unter Militärbedeckung wieder in die Stadt ein und machten den Tag der Rückkehr (20. Adar) zu einem jährlichen Festtag, der den Namen Purim Vinz trug.

Im Dreißigjährigen Krieg konnte Frankfurt seine Neutralität behaupten, hatte aber dennoch viel zu leiden. Insbesondere wütete in der Stadt, wie in ganz Europa der Zeit, die Pest. Im Westfälischen Frieden von 1648 wurde Frankfurt als Reichsstadt bestätigt und gelangte bald zu neuem Wohlstand. 1681 fand hier ein Kongress der deutschen Fürsten statt, um der französischen Willkür entgegenzutreten; doch kam es infolge von Rangstreitigkeiten unter den Gesandten zu keinem Resultat. Als sich die Bürger wegen der drückenden Abgaben und des willkürlichen Regiments an den Kaiser wandten, gab dieser der städtischen Verfassung durch Einsetzung des Bürgerausschusses eine zeitgemäße Änderung.

Während des Siebenjährigen Kriegs wurde Frankfurt von den Franzosen besetzt und behielt die Besatzung bis zum Kriegsende.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ließen sich in Frankfurt viele niederländische Familien nieder, die aufgrund ihres Glaubens vertrieben worden waren. Sie förderten den Unternehmungsgeist und die Gewerbetätigkeit der Stadt ungemein. Dazu brachten die verschiedenen Kaiserkrönungen viel Leben in die Stadt.

Französische Revolution und Napoleon

Im französischen Revolutionskrieg eroberte Adam Phillippe de Custine im Oktober 1792 Frankfurt und legte der Stadt Zahlungen von 2 Millionen Gulden auf. Am 2. Dezember des Jahres eroberten die aus der Champagne zurückkehrenden Preußen und Hessen die Stadt zurück. Als Andenken an die Schlacht entstand am Friedberger Tor das Hessendenkmal. 1796 wurde Frankfurt vom österreichischen General von Wartensleben besetzt. Er konnte sich aber gegen die Franzosen unter Jean-Baptiste Kléber nicht halten, der die Stadt am 15. Juli beschießen ließ. Abermals wurde der Stadt eine Brandschatzung von 6 Millionen Franken in Geld und 2 Millionen in Lieferungen auferlegt. Darauf wurde die Stadt 2. Dezember 1796 für neutral erklärt, was der Reichsdeputationsrezess zu Regensburg vom 25. Februar 1803 bestätigte. Während damals fast alle Reichsstädte ihre Reichsunmittelbarkeit verloren, blieb Frankfurt Reichsstadt und erhielt überdies alle in seinem Gebiet liegenden geistlichen Besitzungen. Im Januar 1806 besetzte General Augereau mit 9.000 Mann die Stadt, und erpresste von ihr abermals 4 Millionen Franken.

Mit der Stiftung des Rheinbundes verlor Frankfurt seine Selbstständigkeit und wurde den Staaten des Fürsten-Primas Karl von Dalberg einverleibt. Schon am 6. September 1806 trat dieser die Regierung an, erklärte alle Religionsparteien für fähig zu Staatsämtern und gewährte den Juden bürgerliche Rechte. Er vermochte jedoch nicht, der auswärtigen Gewalt Widerstand zu leisten.

1810 wurde Frankfurt die Hauptstadt des neugeschaffenen Großherzogtums Frankfurt. Am 2. November 1813 zogen die Verbündeten in Frankfurt ein, versprachen der Stadt schon im Dezember Wiederherstellung ihrer alten Rechte und errichteten einstweilen einen Zentralverwaltungsrat unter der Leitung des Freiherrn vom Stein. Die Wiener Kongressakte erklärte Frankfurt zu einer Freien Stadt des Deutschen Bundes, und 1816 wurde es Sitz des Bundestags.

Deutscher Bund

In der Zeit des Deutschen Bundes war Frankfurt das politische Zentrum Deutschlands.

Am Karfreitag des Jahres 1833 fand der Frankfurter Wachensturm statt, der gescheiterte Versuch einer Handvoll Studenten, durch einen Überfall auf die Polizeiwachen der Stadt und auf die Bundesversammlung eine nationale und demokratische Revolution in Deutschland auszulösen.

1836 schloss sich Frankfurt dem Deutschen Zollverein an.

In den Jahren 1848 und 1849 tagten in Frankfurt das Vorparlament und die deutsche Nationalversammlung, die am 18. Mai 1848 ihre erste und am 31. Mai 1849 ihre letzte Sitzung in der Paulskirche hielt. Hier, also am Mittelpunkt des damaligen gesamten politischen Lebens in Deutschland, war das Parteigetriebe und die Aufregung am heftigsten; daher die wiederholten Tumulte, unter denen besonders der zu Sachsenhausen 7. und 8. Juli 1848 sowie der vom 18. September mit Waffengewalt unterdrückt wurden. Während des folgenden Jahrzehnts und der letzten Zeit seiner Selbstständigkeit zeigte Frankfurt eine große Regsamkeit auf dem Gebiet der Verfassungsentwicklung und Gesetzgebung. In diese Periode fallen die Verfassungsrevision von 1864, das neue Gewerbegesetz auf der Grundlage vollständiger Gewerbefreiheit und die bereits zehn Jahre früher angebahnte politische Emanzipation der Juden (1864).

Ab August 1863 tagte in Frankfurt der mit der deutschen Bundesreform beschäftigte Fürstenkongress, der Nationalverein sowie der diesem entgegengesetzte Reformverein. Auch der deutsche Abgeordnetentag hielt hier seine Sitzungen.

Jüngere Geschichte

Deutsches Reich

 
Mainufer um 1900

In Folge des Deutsch-Österreichischen Krieges wurde Frankfurt 1866 von Preußen annektiert. Hier wird die Stadt Teil des Regierungsbezirks Wiesbaden innerhalb der Provinz Hessen-Nassau. Sie erhält den Status einer kreisfreien Stadt. 1871 wurde in Frankfurt durch Otto von Bismarck und Jules Favre ein Friedensvertrag geschlossen, der den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 beendete (Frankfurter Friede). Die Frankfurter wendeten sich nun kulturellen Themen zu. 1880 finanzierten sie ein neues Opernhaus, das die bisherigen Operhäuser der Stadt in den Schatten stellt. Auch der Palmengarten von 1868 war rein privat finanziert.

Auch verkehrstechnisch gab es zahlreiche Innovationen. 1884 wurde die erste echte elektrische Straßenbahn der Welt in Betrieb genommen. Sie verkehrte zwischen der Alten Brücke in Frankfurt und Offenbach am Main. 1888 folgte die Einweihung des Hauptbahnhofs, dem größten Bahnhof Europas.

Zuvor überraschte 1861 der Gelnhäuser Philipp Reis in Frankfurt mit der Erfindung des Fernsprechers. Das erste Telefonnetz mit 179 Teilnehmern wurde am 1. Dezember 1881 in Betrieb genommen.

Im ausgehenden 19. Jahrhundert ordneten und gestalten die Frankfurter ihre Stadt neu. Aus Neustadt und Altstadt wurde die Innenstadt. In die Außenbezirke, die außerhalb des Anlagenrings lagen und noch zu Beginn jenes Jahrhunderts nur dünn besiedelt waren, zogen immer mehr Bürger aus dem Frankfurter Kerngebiet. Radialstraßen und der Alleenring wurden gebaut, um die stark gewachsenen Außenbezirke, die nun Bahnhofsviertel, Westend, Nordend und Ostend hießen, untereinander zu verbinden und Hauptbahnhof sowie die neu eingemeindeten Stadtteile Bornheim und Bockenheim anzubinden. Weitere Gebiete wie die ehemalige Galgenwarte und das Gebiet um den Gutleuthof wurden erschlossen und bildeten die Stadtteile Gallusviertel und Gutleutviertel. Es folgte 1910 die komplette Eingemeindung des Landkreises Frankfurt.

Weimarer Republik

1928 wurde die ehemalige Stadt Höchst am Main und Teile des aufgelösten Landkreises Höchst sowie die ehemals zum Landkreis Hanau gehörende Gemeinde Fechenheim eingemeindet, so dass Frankfurt zur flächengrößten Stadt der Republik wurde.

Baustadtrat Ernst May erweiterte die Stadt um große Neubaugebiete mit modernen Wohnungen. Er sprach dabei vom Neuen Frankfurt. Von 1927 bis 1929 schuf er unter anderem die Siedlung Praunheim und die Römerstadt. Auch die Frankfurter Küche war eine Idee von ihm, die Ausführung stammt aber von Margarete Schütte-Lihotzky. Zur gleichen Zeit (1928) entstand am Osthafen Frankfurts neue Großmarkthalle, eines der flächenmäßig größten Gebäude seiner Zeit. In der heutigen Wilhelm-Leuschner-Straße im Bahnhofsviertel wurde 1930 das Frankfurter Gewerkschaftshaus als erstes Hochhaus der Stadt erbaut. Mit neun Stockwerken erreicht das Gebäude eine Höhe von 31 Metern. 1931 wurde das IG-Farben-Haus als weiterer architektonischer Höhepunkt eröffnet. Die IG Farben wurde kurz zuvor in Frankfurt gegründet.

Oberbürgermeister Ludwig Landmann gründete 1926 den Verein zum Bau einer Straße für den Kraftwagen-Schnellverkehr von Hamburg über Frankfurt a.M. nach Basel (HaFraBa e.V.), nachdem er von der italienischen Autostrada, einer Straße ausschließlich für Kraftfahrzeuge, erfahren hatte.

In der Nazizeit

Gleichschaltung

1933 wurde der jüdische Oberbürgermeister Ludwig Landmann vom NSDAP-Mitglied Friedrich Krebs abgelöst. Am 23. September wurde mit dem Bau der ersten deutschen Reichsautobahn zwischen Frankfurt-Niederrad und Darmstadt begonnen. Die von den Nationalsozialisten wegen ihres hohen jüdischen Bevölkerungsanteils als Jerusalem am Main geschmähte Stadt bemühte sich um einen propagandatauglichen Ehrentitel und erhielt ihn: das eigentlich eher in den Bereichen Handel und Verkehr aktive Frankfurt nannte sich nun Stadt des deutschen Handwerks.

Schreckensherrschaft

1938 wurden die Hauptsynagoge in der Börnestraße sowie alle anderen Synagogen der Stadt zerstört. In der Lindenstraße 27 befand sich ab 1939 das Hauptquartier der Gestapo. In der Dieselstraße entstand 1937 ein Deportationslager für Sinti und Roma. Der Keller der Frankfurter Großmarkthalle wurde für den Abtransport der Juden in die Konzentrationslager benutzt. Die Frankfurter SPD-Abgeordnete Johanna Tesch wurde verhaftet und starb später im KZ Ravensbrück.

Bombenkrieg

Im Zweiten Weltkrieg wurde mit dem Bau von Bunkeranlagen begonnen, die noch heute im Stadtbild zu finden sind. Durch zahlreiche Luftangriffe wurden große Teile der Innenstadt zerstört. Am 22. März 1944 vernichtete ein britischer Angriff die gesamte gotische Altstadt Frankfurts, 1001 Menschen starben.

Auch der Osthafen - ein wichtiger Umschlagplatz für Massengüter mit eigenen Gleisanschluß - wurde weitgehend zerstört.

Im März 1945 zogen amerikanische Truppen über die heutige Friedensbrücke in die Stadt ein und befreiten sie von Terrorherrschaft und Bombenkrieg.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Aufstieg zur Metropole Westdeutschlands

Die schwer zerstörte Stadt entschied sich im damaligen Geiste der Stadtplanung zu einem modernen Wiederaufbau des historischen Stadtkerns unter weitgehender Beibehaltung des alten Straßennetzes.

1946 wurde Frankfurt Teil des neugegründeten Bundeslandes Hessen. Die ehemalige Stadtrepublik war erst seit 1866 widerwillig Teil eines Flächenstaats und hatte zuvor nie zu Hessen gehört. Konsequenterweise bewarb sich Frankfurt auch nicht um den Sitz der Landesregierung (die dann nach Wiesbaden zog).

Die amerikanischen Streitkräfte bezogen nach dem Zweiten Weltkrieg in Frankfurt Quartier und machten das vormalige IG-Farben-Haus zu ihrem europäischen Hauptquartier. Später wurde die Stadt der Hauptverwaltungssitz der Trizone. Dadurch wurde Frankfurt aussichtsreichste Kandidatin, Bundeshauptstadt zu werden (Dankesrede von Walter Kolb). Die Stadt baute sogar schon einen Plenarsaal, der heute als Sendesaal des Hessischen Rundfunks dient. Nach einer äußerst knappen Entscheidung, bei der die SPD-Abgeordneten mehrheitlich für Frankfurt und die CDU-Abgeordneten zum größten Teil für das von Konrad Adenauer favorisierte Bonn stimmten, wurde letztendlich die Stadt am Rhein gewählt.

Durch den Ausfall des geteilten und von Westdeutschland aus schwer erreichbaren Berlin aus der deutschen Städtekonkurrenz und durch seine zentrale Lage im westdeutschen Teilstaat übernahm Frankfurt zahlreiche Metropolfunktionen, die zuvor in Berlin (und Leipzig)angesiedelt waren, vor allem als Finanzplatz und Unternehmensstandort sowie als Verkehrsknoten. Da Bonn trotz der Rolle als Regierungssitz im nationalen Städtesystem keine bedeutende Rolle spielte, nutzten Frankfurt, Hamburg und München die Chance, sich von regional ausgerichteten Großstädten zu internationalen Metropolen und den drei westdeutschen de-facto-Hauptstädten zu entwickeln.

Wirtschaft

Die Frankfurter Messe konnte ihren seit Beginn des Jahrhunderts andauernden Niedergang beenden und sich zum wichtigsten Messeplatz in Europa entwickeln. Genauso wie bei der Ansiedlung zahlreicher Verlage und der Pelzindustrie profitierte Frankfurt hier von der teilungsbedingten Ausschaltung Leipzigs.

So fand die deutsche Buchmesse nach dem Krieg nicht mehr in Leipzig, sondern in Frankfurt am Main statt, die weiterhin ausgerichtete Leipziger Buchmesse konnte erst nach der Wiedervereinigung wieder über Ostdeutschland hinausgehende Bedeutung erlangen. Heute findet die Frankfurter Buchmesse jedes Jahr im Herbst statt, die Leipziger im Frühjahr. Auch die zweijährlich im September abgehaltene Automobilmesse IAA ist eine weltweit bedeutende Ausstellung und Publikumsmagnet.

Die Bank deutscher Länder (1948) und ihre Nachfolgerin, die Deutsche Bundesbank (1957) nahmen ihren Sitz in Frankfurt, in ihrer Folge auch die meisten deutschen Großbanken. Die Frankfurter Wertpapierbörse wird zum zweitwichtigsten Handelsplatz in Europa. 1962 wurde das Zürich-Hochhaus, der erste richtige Wolkenkratzer der Stadt gebaut. John F. Kennedy besucht Deutschland und spricht in der Paulskirche. Che Guevara reist über Frankfurt nach Lateinamerika; er kauft sich einen Taschenkalender.

Frankfurt wird Sitz des Europäischen Währungsinstituts und 1998 von dessen Nachfolgerin, der Europäischen Zentralbank (EZB).

Verkehr

Um der zunehmenden Verkehrsbelastung aus dem Weg zu gehen, beschlossen Oberbürgermeister Bockelmann und Verkehrsdezernent Möller den Bau einer Stadtbahn, deren erste Strecke 1968 eröffnete und den Grundstein für das (als U-Bahn bezeichnete) Frankfurter Stadtbahnnetz legte. Zehn Jahre später nahm die Frankfurter S-Bahn ihren Betrieb auf. Am Hauptbahnhof, der Hauptwache und der Konstablerwache entstehen große unterirdische Schnellbahnknoten. Seit den 80er Jahren immer wieder diskutierte Planungen, den Hauptbahnhof von einem Kopfbahnhof zu einem unterirdischen Durchgangsbahnhof umzubauen (Projekte wie Querdenken, TU Darmstadt, 80er Jahre oder Frankfurt 21 Ende der 90er) wurden nicht weiterverfolgt. 1972 eröffnete das neue, große Terminal am Flughafen (heute Terminal 1).

Stadt und Region

Planungen für eine nach Berliner Vorbild in Stadtbezirke gegliederte Regionalstadt Frankfurt mit knapp 2 Millionen Einwohnern scheiterten am Widerstand der Umlandgemeinden und der Unentschlossenheit der Landesregierung. Zur Lösung gemeinsamer Aufgaben von Stadt und Vorortgemeinden entstand statt dessen 1975 der Umlandverband Frankfurt (UVF), dem 43 Gemeinden angehörten. Bei der Hessischen Gebietsreform 1972-77 wuchs Frankfurt nur geringfügig, vier Dörfer und eine Kleinstadt im Nordosten der Stadt werden eingemeindet. Wie in allen Stadtregionen der westlichen Welt verlagern sich auch in Frankfurt seit den 60er Jahren Wohnfunktion und wirtschaftliche Aktivitäten immer mehr in Umlandgemeinden.

Durch das Hessische Ballungsraumgesetz wurde der Umlandverband 2001 aufgelöst und durch einen auf reine Planungstätigkeit reduzierten Planungsverband ersetzt.

Kultur

Die Deutsche Bibliothek wurde in Frankfurt angesiedelt. Am Sachsenhäuser Mainufer entstand in den 80er Jahren eine Folge bedeutender Museen (Museumsufer); international bekannt ist zum Beispiel das Deutsche Architekturmuseum (DAM). Anstelle des nur geringfügig kriegszerstörten Schauspielhauses entstand Anfang der 60er Jahre eine moderne Theaterdoppelanlage für Oper und Schauspiel. Die Ruine der Alten Oper wurde wiederaufgebaut, seit der Eröffnung 1982 dient sie als Konzerthaus. Das 2004 geschlossene Theater am Turm gehörte zu den bekanntesten Avantgarde-Bühnen in Deutschland.

Literatur

  • Ludwig Börne, "Juden in der freien Stadt Frankfurt", 1820, Sämtliche Schriften, Bd. II, Düsseldorf 1964
  • Lothar Gall (Hg.), FFM 1200. Traditionen und Perspektiven einer Stadt, Sigmaringen 1994 (Katalog zur 1200-Jahrfeier 1994 mit wissenschaftlichen Aufsätzen)
  • Waldemar Kramer (Hg.), Frankfurt Chronik, Frankfurt am Main 1964
  • Walter Gerteis, Das unbekannte Frankfurt, 3 Bde. Frankfurt am Main 1960-1963 (populäre, essayistisch-anektodische Stadtgeschichte)
  • Ernst Mack, Von der Steinzeit zur Stauferstadt. Die frühe Geschichte von Frankfurt am Main, Frankfurt am Main 1994
  • Armin Schmidt, Frankfurt im Feuersturm. Die Geschichte der Stadt im Zweiten Weltkrieg, Frankfurt am Main 1984

Siehe auch