Manfred von Richthofen

deutscher Jagdflieger im Ersten Weltkrieg (1892–1918)
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Manfred Albrecht Freiherr von Richthofen (* 2. Mai 1892 in Breslau; † 21. April 1918 bei Cappy) war ein deutscher Jagdflieger im Ersten Weltkrieg. Er erzielte die höchste Zahl von Luftsiegen, die im Ersten Weltkrieg von einem einzelnen Piloten erreicht wurde. Der berühmte Beiname von Richthofens, Der Rote Baron, geht auf ein englisches Nachkriegsbuch zurück, das seinen Titel "Freiherr" frei mit "Baron" übersetzte. Im Ersten Weltkrieg wurde Richthofen auf alliierter Seite "Le Diable Rouge" genannt, seine Autobiographie trug den Titel "Der rote Kampfflieger".

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Manfred von Richthofen 1917

Leben

Manfred von Richthofen wurde 1892 in Breslau als zweites von vier Kindern des Kavallerieoffiziers Albrecht Baron Richthofen und seiner Frau Kunigunde, geb. von Schickfus und Neudorff, geboren. Er war ein Nachfahre des berühmten preußischen Feldmarschalls Leopold von Anhalt-Dessau, der - zur Unterscheidung von seinen Söhnen - "der alte Dessauer" genannt wurde. Manfreds Geschwister waren die Brüder Lothar (1894-1922), ebenfalls ein Fliegerass und Karl-Bolko (1903-1971) sowie seine Schwester Ilse (1890-??).

Im Alter von 9 Jahren zog die Familie Richthofen nach Schweidnitz. Der Junge interessierte sich sehr für die Jagd und das Reiten, weshalb er 1911 der preußischen Kavallerie beitrat.

Kriegseinsatz

Zum Beginn des Krieges war Richthofen als Späher an der Ost- und Westfront eingesetzt. Um dem nach dem Erstarren der Fronten einsetzenden Grabenkrieg zu entkommen, erbat er 1915 um die Versetzung zur Luftwaffe, wo er anfangs als Beobachter, später als Jagdflieger in der von Oswald Boelcke geführten Jagdstaffel 2 beitrat. Seinen ersten Abschuss erzielte er am 17. September 1916 über Cambrai.

Von Richthofen war ein kluger Taktiker, der die von seinem Lehrer Boelcke aufgestellten taktischen Grundsätze genau beachtete und vor einem Kampf meist alle Vorteile auf seine Seite brachte. Am 23. November 1916 traf die Jasta 2 über Le Sars auf die Staffel des bekannten britischen Fliegers Lanoe Hawker. Im Verlauf des Kampfes entwickelte sich ein Kurvenkampf zwischen Richthofen, der eine Albatros D.II flog, und Hawker in seiner Airco D.H. 2. Der Westwind trieb die Gegner über deutsch besetztes Gebiet, weshalb Hawker schließlich den Kampf abzubrechen und auf alliiertes Gebiet zurückzukehren versuchte. Von Richthofens Albatros war das schnellere Flugzeug, und er schoss den im Zickzack fliehenden Hawker tödlich ab.

Nach seinem 18. Luftsieg erhielt von Richthofen den Orden Pour le Mérite, die damals höchste preußische Auszeichnung.

Im Januar 1917 trat er der Jasta 11 bei. Diese Staffel wurde bald als fliegender Zirkus bekannt, da die Männer ihre Flugzeuge in allen möglichen Farben, besonders in Rot, anstrichen.

Der Legende nach hatte die Jasta den Befehl erhalten, den Typ ihrer Flugzeuge durch den Anstrich unkenntlich zu machen und legte diesen Befehl zugunsten bunter Farben aus, um den Feind herauszufordern. Da die Verwendung auffälliger Farben jedoch schrittweise erweitert wurde und von Richthofens erste "bunte" Maschine nur über ein rotes Leitwerk verfügte, ist es wahrscheinlicher, dass die farbenfrohen Anstriche ihren Ursprung in einer Kenntlichmachung der Maschinen der Verbandsführer hatten, wie sie auch auf alliierter Seite nicht unüblich war.

Nach dem Tod von Max Immelmann und Oswald Boelcke galt Manfred von Richthofen als der größte deutsche Jagdflieger. Bei den Briten war er inzwischen so sehr gefürchtet, dass man einem Piloten, der es vermochte, ihn abzuschießen, versprach, dass er das Viktoria-Kreuz, ein eigenes Flugzeug und 5000 Pfund Sterling erhalten würde.

In den Monaten, als Richthofen die Jasta 11 anführte, entwickelte sich die Einheit zur Elite am Himmel. Er selber schoss über 20 britische Flugzeuge ab, und auch seine Männer erzielten sehr hohe Abschusszahlen. Allein im April des Jahres 1917 schoss die Jasta 11 genau 443 britische Flugzeuge ab. Dieser Monat wurde später als blutiger April bekannt. Schon allein die Tatsache, dass die durchschnittliche Lebenserwartung eines Piloten des Royal Flying Corps (heute: Royal Air Force) von 295 Stunden auf 92 Stunden fiel, war für die Alliierten erschreckend.

Im April 1918 holte Richthofen Ernst Udet in diese Einheit.

 
Rekonstruktion eines Fokker Dr.I im Deutschen Museum

Tod im Luftkampf

Am 21. April 1918 hob der Rote Baron mit einer Fokker Dr.I-Dreidecker und 9 anderen Fliegern vom Flugplatz Cappy ab. An diesem Tag verwickelte sich die Gruppe in einen Luftkampf mit den Sopwith Camels der 209 Squadron, angeführt von dem Kanadier Arthur Roy Brown. Als sich der junge Leutnant Wilfrid May vom Kampfgeschehen entfernte, verfolgte Richthofen ihn. Brown sah, dass May in Schwierigkeiten war, setzte sich hinter den roten Dreidecker und schoss aus großer Entfernung einige Feuerstöße, die wahrscheinlich fehlgingen. Während von Richthofen May über die englischen Linien verfolgte, wurde er von drei australischen MG-Schützen beschossen. Von einer Kugel tödlich verwundet, landete von Richthofen nahe der australischen Stellung und verstarb beinahe sofort.

Die tödliche Kugel war von rechts in den Oberkörper eingedrungen und hatte Lunge, Leber und Herz verletzt, bis sie schließlich verdreht auf der linken Seite ausgetreten war, wo sie in von Richthofens Fliegerweste steckenblieb. Aufgrund der Ballistik ist es wahrscheinlich, dass die Kugel von einem der MG-Schützen abgefeuert wurde, obwohl lange Zeit Brown als Sieger über Richthofen galt.

Zwei Software-Entwickler für Flugsimulatoren, ein Ballistik-Fachmann, ein Gerichtsmediziner, ein Laser-Experte, ein Scharfschütze und ein Historiker begaben sich auf eine spannende Spurensuche. Und tatsächlich: Nach unzähligen Untersuchungen und Nachinszenierungen können sie es beweisen: Der einfache Fußsoldat Snowy Evans hat den schon damals legendären Manfred von Richthofen, den Roten Baron, erschossen.

Neuere Forschungen von amerikanischen Neuropsychologen vermuten, Richthofen habe aufgrund einer am 6. Juli 1917 erlittenen Kopfverletzung ein posttraumatisches Syndrom erlitten. Gegen ärztlichen Rat war er schon nach 40 Krankheitstagen wieder in der Luft. Nach seinem Unfall legte er kindisches Gebaren an den Tag und er fiel durch waghalsige Flugmanöver auf, welche ganz und gar seiner bisherigen Kampftaktik widersprachen. Die Schädigung des vorderen Hirnlappens bewirkte ein "fixierendes Verhalten", welches dazu geführt haben könnte, dass der "Jäger" nicht von seiner "Beute" lassen konnte, obwohl diese schon tief hinter die eigene Front geflohen war.

Manfred von Richthofen hatte in seiner Karriere bei der Luftwaffe 80 bestätigte Abschüsse erzielt. Der Respekt beim Gegner war so groß, dass er am 22. April von den Briten und Australiern mit vollen militärischen Ehren in Bertangles (Frankreich) beerdigt wurde. Wie zu dieser Zeit üblich, sandten die britischen Truppen ein Foto des Grabes an ihre Deutschen Gegner.

Nachfolge

Nach Richthofens Tod führte Wilhelm Reinhard die Staffel bis zum Juli. Nachdem er bei einem Absturz ums Leben kam, wurde auf Befehl des kommandierenden Generals der Luftstreitkräfte (Befehl Nr. 178654) Hermann Göring mit der Führung der Staffel betraut. Dies löste bei den Mitgliedern der Staffel, insbesondere denjenigen wie z. B. Ernst Udet, die deutlich mehr Abschüsse als Göring nachweisen konnten, Verwunderung aus.

Ruhestätte

Am 20. November 1925 wurde der aus Frankreich überführte Leichnam nach einem Staatsakt in Anwesenheit von Reichspräsident Paul von Hindenburg auf dem Berliner Invalidenfriedhof beigesetzt. 1975 wurde er erneut umgebettet und ruht nun neben seinem Bruder Karl-Bolko und seiner Schwester Ilse im Familiengrab auf dem Südfriedhof in Wiesbaden.

Sonstiges

Der Rote Baron erhielt in seiner Laufzeit zahlreiche Auszeichnungen und Orden, der angesehenste war der Pour le Mérite. Die gesonderte höhere Auszeichnung Pour le Mérite mit Eichenlaub bekam er jedoch nicht. Eine alte Regel sah vor, dass der Träger dieses Ordens den Feind zum Rückzug vom Schlachtfeld gezwungen haben musste. Als Ausgleich bekam er den roten Adler-Orden mit Schwertern. Diese einzigartige Auszeichnung wurde eigentlich im Ersten Weltkrieg nicht mehr vergeben, aber Richthofen erhielt sie wegen seiner einmaligen Verdienste.

Siehe auch: Richthofen

Orden und Ehrenzeichen

Deutsches Reich/ Deutsche Bundesstaaten:

Österreich:

Bulgarien:

  • Militärorden für Tapferkeit 4. Klasse

Türkei:

  • Kriegsmedaille (Eiserner Halbmond/Stern von Gallipoli)
  • Imtiaz Medaille in Silber
  • Liakat Medaille in Silber