Justinus Andreas Christian Kerner (* 18. September 1786 in Ludwigsburg; † 21. Februar 1862 in Weinsberg) war ein deutscher Dichter und Arzt.

Leben
Sein Vater war, ebenso wie sein Großvater, Oberamtmann in Ludwigsburg. Justinus ging zur Schule in Ludwigsburg und in der Klosterschule in Maulbronn, wohin sein Vater versetzt worden war. Nach dem Tod seines Vaters steckte seine Mutter den noch minderjährigen Justinus als Kaufmannslehrling in das Kontor der herzoglichen Tuchfabrik. Kerner gefiel die stumpfsinnige Arbeit nicht. Er fing an, zur Ablenkung Gedichte zu schreiben und die Kranken des im selben Gebäude untergebrachten Irrenhauses durch Spielen auf seiner Maultrommel zu unterhalten. Sein ehemaliger Pfarrer und Lehrer Karl Philipp Conz, inzwischen Professor für alte Sprachen an der Universität Tübingen, setzte bei Kerners Mutter durch, dass der Sohn studieren durfte. Von 1804 bis zu seiner Promotion 1808 studierte er Medizin und Naturwissenschaften in Tübingen.
Bereits zu Studienzeiten war er mit Ludwig Uhland und Gustav Schwab befreundet, woraus sich später der Kern der Schwäbischen Dichterschule entwickeln sollte. 1807 lernte er bei einer Feier aus Anlass von Uhlands Geburtstag seine spätere Frau Friederike Ehmann (9. Januar 1786 – 4. April 1854) kennen, von ihm Rickele genannt und in vielen Gedichten verewigt, die er 1813 heiratete. Aus der Ehe gingen die Töchter Marie (verh. Niethammer; 2. Dezember 1813 – 14. April 1886) und Emma (verh. Gsell; 16. November 1822 – 26. November 1895) sowie der Sohn Theobald (14. Juni 1817 - 11. August 1907) hervor.
Nach seinem Studium und mehreren Reisen war er ab 1810 als Arzt nacheinander in Dürrmenz, Wildbad und Welzheim tätig, wurde 1815 Oberamtsarzt zunächst in Gaildorf, ab 1819 bis zu seiner Pensionierung infolge eines Augenleidens (Grauer Star) 1851 dann in Weinsberg. Dort führten er und seine Frau ein gastfreundliches Haus (1822 erbaut und heute noch zu besichtigen) und pflegten zahlreiche Kontakte. Ludwig Uhland, Gustav Schwab, Nikolaus Lenau und Alexander von Württemberg gingen dort ein und aus. Sein Sohn, Theobald Kerner, ebenfalls Arzt und Schriftsteller, berichtete darüber in seinem 1894 erschienenen Buch Das Kernerhaus und seine Gäste. Auch in München hatte er einen Freundeskreis.
Sein Stil wird als schlicht und innig beschrieben, wobei sich in seinen Werken sowohl Wehmut als auch Humor und echte Herzensfrömmigkeit finden. Einige seiner Gedichte sind sehr bekannt, auch als Lieder, wie Der reichste Fürst, Wanderlied („Wohlauf! Noch getrunken den funkelnden Wein!“) oder Der Wanderer in der Sägmühle, wenn auch oft nicht bewusst ist, dass es sich um Gedichte Kerners handelt. Später wandte er sich spiritistischen, okkultistischen und somnambulistischen Fragen zu. Letzteres fand in dem Buch über Die Seherin von Prevorst (Friederike Hauffe) seinen Niederschlag.
Aus heimatkundlichem Interesse bemühte er sich um die Erhaltung der Burgruine Weibertreu in Weinsberg und verfasste 1820 einen Aufsatz (1822 als Buch) über Weinsberg im Bauernkrieg, Die Bestürmung der Stadt Weinsberg durch die hellen christlichen Haufen im Jahre 1525 und deren Folgen für diese Stadt.
Seine bleibende Leistung als Arzt ist die erstmalige Beschreibung der bakteriellen Lebensmittelvergiftung Botulismus, deren Name ebenfalls von ihm stammt.
Justinus Kerner wurde auf dem Weinsberger Friedhof neben seiner Frau Rickele begraben. Das Grab existiert bis heute.
Bekannte Werke
Roman
- Reiseschatten von dem Schattenspieler Lux (1811)
Erzählungen
Gedichte
Satire
- Der rasende Sandler (1817)
Medizinische Schriften
Justinus-Kerner-Preis
Die Stadt Weinsberg stiftete anlässlich des 200. Geburtstages Justinus Kerners 1986 den Justinus-Kerner-Preis. Er wird seit 1990 alle drei Jahre an Personen verliehen, die in Verbindung mit dem Lebenswerk Kerners oder in seinem Sinne im literarischen, medizinischen oder heimat- und denkmalpflegerischen Bereich Herausragendes geleistet haben. Die Verleihung erfolgt jeweils am 18. September, dem Geburtstag Justinus Kerners, in Weinsberg, wobei der Preisträger schon gegen Ende des Vorjahres bekannt gegeben wird. Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert. Bisherige Preisträger sind:
- 1990: Prof. DDr. Leo Navratil, Wien, in Würdigung seines schriftstellerischen und ärztlichen Lebenswerkes.
- 1993: Peter Rühmkorf, Hamburg, in Würdigung seines lyrischen Werkes.
- 1996: Prof. Dr. Hermann Bausinger, Tübingen, in Würdigung seines volkskundlichen Werkes.
- 1999: Eveline Hasler, Schweiz, in Würdigung ihres literarischen Werkes.
- 2002: Prof. Dr. Heinz Schott, Bonn, in Würdigung seines medizingeschichtlichen Werkes.
- 2005: Edgar Reitz, in Würdigung seiner Verdienste um den Begriff „Heimat“.
Sonstiges
Zu Ehren Justinus Kerner wurde die Rebsorte Kerner benannt, die 1929 von der in Weinsberg ansässigen Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau aus rotem Trollinger und weißem Riesling gekreuzt wurde.
Zeitschriften
Der Information über Justinus Kerner widmen sich folgende Zeitschriften:
- Mitteilungen des Justinus-Kerner-Vereins und Frauen-Vereins Weinsberg. Weinsberg : Justinus-Kerner-Verein
- Suevica: Beiträge zur schwäbischen Literatur- und Geistesgeschichte / hrsg. von Reinhard Breymayer. Stuttgart: Heinz (Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik) ISSN 0179-2482
Literatur
- Margot Buchholz: "Die Heimatlosen" von Justinus Kerner. Eine alchimistische Dichtung - Skizze -. In: Suevica 9 (2001/2002). Stuttgart 2004 [2005], S. 209-231
- Wouter J. Hanegraaff: Versuch über Friederike Hauffe; Zum Verhältnis zwischen Lebensgeschichte und Mythos der "Seherin von Prevorst" (II). In: Suevica 9 (2001/2002). Stuttgart 2004 [2005], S. 233-276
Festschrift für den Kernerforscher Professor Dr. Hartmut Fröschle
In dem milden und glücklichen Schwaben. Beiträge zur Goethezeit. Festschrift für Hartmut Fröschle. Mit einem Geleitwort von Annemarie Griesinger. Hrsg. von Reinhard Breymayer. Hans-Dieter Heinz, Akademischer Verlag Stuttgart 2004 [2005] = Suevica. Beiträge zur schwäbischen Literatur- und Geistesgeschichte 9 (2001/2002). XIV, 597 S. (ISBN 3-88099-428-5.) S. 21: Emil Englert: Herrn Professor Dr. Hartmut Fröschle - dem Kerner-Forscher und Förderer des Justinus-Kerner-Vereins und Frauenvereins Weinsberg e. V. Grußwort des Ersten Vorsitzenden.
Weblinks
- Justinus Kerner, Arzt und Dichter; aber auch Spiritist?
- Justinus Kerner in Baden-Baden
- Suevica - Beiträge zur schwäbischen Literatur- und Geistesgeschichte
- Website zu Justinus Kerner von Günther Emig
- Das "Lied der Schwaben" - die schwäbische Nationalhymne
Personendaten | |
---|---|
NAME | Kerner, Justinus Andreas Christian |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Dichter und Arzt |
GEBURTSDATUM | 18. September 1786 |
GEBURTSORT | Ludwigsburg |
STERBEDATUM | 21. Februar 1862 |
STERBEORT | Weinsberg |