Waitz von Eschen

Adelsgeschlecht
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Waitz von Eschen ist ein altes, ursprünglich aus Thüringen stammendes Adelsgeschlecht. Die Familie ist heute in Kassel unter der Firmierung "Freiherren von Waitz Unternehmensgruppe" unternehmerisch tätig. Sie ist Mitglied der Althessischen Ritterschaft.

Wappen der Freiherren Waitz von Eschen

Geschichte

Die früher in Thüringen reich begüterte Familie verarmte durch die Kriege der frühen Neuzeit. Daher mußten ihre Mitglieder ab dem 17. Jahrhundert Tätigkeiten als Beamte oder im gewerblichen Bereich aufnehmen.

Jakob Sigismund (1698-1776), Stammvater der noch bestehenden hessiches Zweiges wurde am 16. Mai 1698 in Gotha geboren. 1750 pachtete er die mecklenburgische Saline Sülze. Er trat in hessische Staatsdienste, kam zuerst ins Bergkollegium. 1750 wurde er mit der nassau-weilburgischen Silberzeche Mehlbach bei Weilmünster belehnt. Später wurde er hessischer Kammerdirektor und 1756 Staatsminister. Nach der 1757 erfolgten Besetzung Hessens während des Siebenjährigen Krieges durch die Franzosen und Flucht des Landgrafen führte er die Regierung in Vertretung des geflüchtenen Landgrafen Friedrich II.. Hierfür wurde er 1764 vom Kaiser Franz in den erblichen Reichsfreiherrenstand erhoben. 1774 trat er als Staatsminister und Chef des Berg- u. Hüttenwesens in preußische Dienste. 1778 reiste er zusammen mit dem Ingenieur Carl Friedrich Bückling im Auftrag des preußischen Ministers Friedrich Anton von Heynitz nach England, um sich mit der Funktionsweise der soeben erfundenen Dampfmaschine vertraut machen und entsprechende Baupläne anfertigen. Er erwarb eine Maschine, die in der Braunkohlengrube bei Altenweddingen eingesetzt wurde. Zu seinen Tätigkeiten gehörte ferner der Weiterbau der königlich-preußischen Saline in Salzelmen bei Schönebeck (Elbe), dem größten staatliche Unternehmen Preußens. Unter seiner Leitung wurde 1784 das Gradierwerk auf 1837 m zum größte Gradierwerk der Welt verlängert. Daneben betrieb er seit 1775 Braunkohlenbergbau bei Großalmerode östlich von Kassel. Da er seine eigenen Söhne früh verlor, adoptierte er den Mann seiner Tochter Karoline Dorothea Magdalena.

Johann Friedrich von Hilchen zu Nauheim (1706–1781) war Amtmann zu Sontra und später hessisch-hanauischer Oberamtmann und Oberkammerrath. Über seine Frau erbte er die Waitz'schen Besitzungen und Titel, wohnte in Kassel und nannte sich ebenfalls Waitz von Eschen. 1770 ließ er sich durch den Architekten Simon Louis du Ry am heutigen Spohrplatz in Kassel das Palais Waitz von Eschen errichten, das bis zu seiner Zerstörung 1943 zu den elegantesten Stadtpalais der Stadt gehörte.

Dessen Sohn Friedrich Sigismund (1745–1808) wurde 1769 hessischer Kammerassessor, 1770 Kriegs-, Domänen- u. Bergrath, 1773 Geheimer Legationsrath, 1783 Präsident des Kammercollegiums und Steuerdirektor und 1786 Präsident und Direktor des Bergwesens, 1796 Staatsminister, Kurator der Universitäten Marburg u. Gießen und 1802 Ordenskanzler. Er wurde zu mehren diplomatischen Sendungen verwendet und schloss 1795 den Frieden zu Basel zwischen Hessen und der Republik Frankreich.

Dessen Sohn Karl wurde 1795 geboren und war Herr auf Winterbüren, Waitzrodt und Hirschberg in Hessen. Zudem war er Kammerherr des Kurfürsten Wilhelm II. und Mitglied im Schönfelder Kreis. 1833 bekam er einen Sohn und Erben, Roderich. 1835 erwarb er Schloss Emmerichshofen nördlich von Kahl am Main an der Straße nach Alzenau. 1867 wurde Karl liberal-konservativer Wortführer im preußischen Landtag.

Im 19. und 20. Jahrhundert besaß die Familie weitere Bergwerksfelder, diversen Grundbesitz und übte eine vielseitige unternehmerische Tätigkeit u.a. mit Alaunwerken, Blaufarbenfabriken, Porzellanherstellung, Fertigung von Fotogeräten aus. 2003 wurde der Braunkohlenbergbau eingestellt.

Literatur

  • Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 760.
  • Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayrischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896)
  • Günter Hinze: 400 Jahre Braunkohlenbergbau am Hirschberg, Kassel 1975