Extertal

Gemeinde in Nordrhein-Westfalen
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Extertal ist eine Gemeinde mit rund 13.000 Einwohnern im Nordosten des Kreises Lippe im Regierungsbezirk Detmold in Nordrhein-Westfalen. Die Gemeinde wurde im Rahmen der Kommunalreform 1968 aus 12 selbständigen Gemeinden im Einzugsgebiet des Flusses Exter gebildet, von dem der Name der Gemeinde abgeleitet wurde. Gemeinsam mit der Stadt Barntrup und den Nachbargemeinden Dörentrup und Kalletal bildet die Gemeinde Extertal die Region Nordlippe.

Wappen Deutschlandkarte
Extertal
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Extertal hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 52° 4′ N, 9° 7′ OKoordinaten: 52° 4′ N, 9° 7′ O
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Detmold
Kreis: Lippe
Höhe: 220 m ü. NHN
Fläche: 92,53 km2
Einwohner: 12.552 (31. Dez. 2007)[1]Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Noch nicht auf Metavorlage umgestellt
Bevölkerungsdichte: 136 Einwohner je km2
Postleitzahl: 32699
Vorwahlen: 05262, 05751, 05754
Gemeindeschlüssel: 05 7 66 028Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Fehler in Gemeindeschlüssel
Gemeindegliederung: 12 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Mittelstr. 33
32699 Extertal
Website: www.extertal.de
Bürgermeister: Hans Hoppenberg
Lage der Gemeinde Extertal im Kreis Lippe
KarteNiedersachsenBielefeldKreis GüterslohKreis HerfordKreis Minden-LübbeckeKreis PaderbornKreis HöxterAugustdorfBad SalzuflenBarntrupBlombergDetmoldDörentrupExtertalHorn-Bad MeinbergKalletalLage (Lippe)LemgoLeopoldshöheLügdeOerlinghausenSchieder-SchwalenbergSchlangen (Gemeinde)
Karte

Geografie

Geografische Lage

 
Der Hauptort Bösingfeld im Tal der Exter

Extertal liegt im Nordosten Nordrhein-Westfalens, im Osten Ostwestfalen-Lippes und im Norden des Kreises Lippe. Im Osten und Norden grenzt Extertal an Niedersachsen. Die nördliche Gemeindegrenze reicht bis auf etwa fünf Kilometer an die das Gemeindegebiet im Norden und im Osten großräumig umfließende Weser heran; im Osten bis auf etwa 10 km. Im Gemeindegebiet verlaufen die Wesernebenflüsse Exter (etwa mittig von Süd nach Nord fließend), die namensgebend für die Gemeinde war, sowie die kleinere Humme (in Extertal Hummerbach genannt), die in Extertal entspringt. Naturräumlich wird das Gemeindegebiet zum Lipper Bergland gezählt. Das Lipper Bergland ist stark gegliedert, es wechseln Kuppen mit im Gemeindegebiet bis fast zu 400 Meter hohen Höhenzügen, flache Senken mit zertalten Hügelgebieten. Der Hauptort Bösingfeld liegt umgeben von mehreren Höhenzügen im sogenannter Bösingfelder Becken, einer hier verbreiterten Senke im Tal der Exter. Nach Norden hin öffnet sich das Tal der Exter zum Rintelner Becken hin. Im Osten und Norden grenzt das Gemeindegebiet an den vollständig in Niedersachsen liegenden Naturpark Weserbergland Schaumburg-Hameln.

Die nächstgelegenen Großstädte sind Bielefeld (40 km westlich), Paderborn (45 km südwestlich), Hannover (54 km nordöstlich) und Hildesheim (57 km östlich).

Geologie

 
Geothermische Ergiebigkeit des Gemeindegebiets

Im Gemeindegebiet treten Gesteinsschichten der Unteren Jura der Jura-Zeit auf. Diese aus Meeres- und Flussablagerungen vor etwa 230 bis 200 Millionen Jahren gebildeten Schichten, sind vor allem als Ton-, Mergel- und quarzitischen Sandsteine vorzufinden. Typisch für das Lipper Bergland um Extertal ist, dass diese Gesteinsschichten herausgehoben wurden und zu flachwelligen Sätteln und Mulden geformt wurden. Durch diese gebirgsbildenden Vorgänge, entstanden im Gemeindegebiet aber auch Gebirgsbruchlinien. Dort finden sich neben den herausgehobenen Schichten des Jura, mitunter deutlich ältere Schichten; bei Bremke finden sich etwa Tonsteine der Keuper-Zeit.

In den Mulden und Bachtälern in Extertal bedecken stellenweise mehrere Meter mächtige Lockergesteine des Eiszeitalters die oben beschriebenen Festgesteinsuntergrunde. Zu den Lockergesteinen zählen der Löß (durch äolische Prozesse angetragen), die Grundmoräne (Reste eiszeitlicher Gletscher) sowie der Kies und Sand im Tal der Exter. Der Ton wird bei Silixen für eine Ziegelei abgebaut – früher wurde der Ton in weiteren Gruben abgebaut. Die Baggerseen in der Gemeinde Ebenso zeigen ehemaligen Kies- und Sandabbau an. Der Sandstein wurde ehemals in kleinen Steinbrüchen gewonnen.

Die Beschaffenheit der Böden ist, aufgrund des zweigeteilten Aufbaus, unterschiedlich. Über den verwitterungsresistenten Keuperschichten entstanden nur flachgründige Braunerden, insbesondere dort wo der Untergrund den quarzitischen Sandsteinschichten zugeordnet werden muss. Weiter verwitterten die Keuperschichten zu oftmals schluffig-lehmigen bis tonig-lehmigen, flachgründigen Böden, insbesondere dort wo der Untergrund dem Mergel- und Tonsteinen der Keuperschichten zugeordnet wird. Bei nur schwach geneigten Hängen „litten“ letztgenannte Böden außerdem unter Staunässe, so dass sich Pseudogleye entwickelte. Auf dieser ist oft nur extensive Landwirtschaft möglich - Ackerbau nur durch Entwässerungsmaßnahmen. Die Lößböden bzw. Parabraunerden in den Talungen sind dagegen hervorragend für den Ackerbau nutzbar und sehr fruchtbar. [2][3][4]

Extertal eignet sich gut bis sehr gut zur Nutzung von geothermischen Wärmequellen mittels Erdwärmesonde und Wärmegewinnung durch Wärmepumpe (vgl. dazu die nebenstehende Karte).

Siehe auch: Pyrit-Zwillingskristalle („Eisernes Kreuz“) aus dem Weserbergland

 
Der Ortsteil Almena

Ausdehnung und Nutzung des Gemeindegebiets

Die als „Große Landgemeinde“ klassifizierte Gemeinde erstreckt sich über eine Fläche von 92,51 km². Das Gemeindegebiet hat eine maximale Ausdehnung in Ost-West Richtung von rund 12,2 km und in Nord-Süd Richtung von etwa 12,5 km. Die tiefsten Punkte des Gemeindegebiets liegt auf etwa 90 m ü. NN im Norden, wo die Exter und die Wemke das Gemeindegebiet Richtung Rinteln verlässt. Der höchste Berg ist der Dörenberg mit 387 m im Südwesten der Gemeinde bei 52° 3′ N, 9° 4′ O. Der nur wenige 100 Meter nordwestlich gelegene Schanzenberg mit der Pollackeschanze etwas westlich der Burg Sternberg erreicht noch einen Höhe von 379 m, die Hohe Asch immerhin noch 371 m an der Grenze zu Niedersachsen.

Die Flächennutzungsanteile weichen nicht wesentlich von vergleichbaren Gemeinden in Nordrhein-Westfalen ab und liegen in etwa im Kreis-, Regierungsbezirks- und Landesdurchschnitt. Bewaldet sind im Wesentlichen nur die zahlreichen Höhenlagen. Zwischen diesen bewaldeten Bergen wird das Gebiet vor allem landwirtschaftlich genutzt. Die Flächennutzung zeigt folgende Tabelle:

Fläche
nach Nutzungsart[5]
Landwirt-
schafts-
fläche
Wald-
fläche
Gebäude-,
Frei- und
Betriebsfläche
Verkehrs-
fläche
Wasser-
fläche
Sport- und
Grünfläche
sonstige
Nutzung
Fläche in km² 59,44 22,29 5,90 3,47 0,63 0,60 0,18
Anteil an Gesamtfläche 64,25 % 24,09 % 6,38 % 3,75 % 0,68 % 0,65 % 0,19 %

Nachbargemeinden

Die Gemeinde grenzt im Uhrzeigersinn an das niedersächsische Rinteln (im Norden und Osten, Landkreis Schaumburg), das niedersächsische Aerzen (Im Südosten, Landkreis Hameln-Pyrmont), sowie die lippischen Kommunen Barntrup (im Süden), Dörentrup (in Südwesten) und Kalletal (im Westen).

Gemeinsam mit der Stadt Barntrup und den Kommunen Dörentrup und Kalletal hat sie die Gemeinde Extertal 2004 zur Region Nordlippe zusammengeschlossen. [6]

Gemeindegliederung

Extertal gliedert sich in zwölf Ortsteile. Einen Überblick über die Ortsteile und ihre Bevölkerungszahlen gibt die folgende Tabelle:

Ortsteil Einwohner1 Ortsteile der Gemeinde Extertal
 
Almena 1.553
Asmissen 2.467
Bösingfeld 4.891
Bremke 396
Göstrup 201
Kükenbruch 324
Laßbruch 727
Meierberg 368
Nalhof 427
Rott 423
Schönhagen 263
Silixen 1.655

1 Einwohner Stand: 31. Dezember 2007. Quelle: Gemeinde Extertal[7][8]

Klima

 
Niederschlagsdiagramm Extertal-Meierberg

Extertal liegt im gemäßigten vollhumiden Klima Nordwestdeutschlands mit relativ gleichmäßig verteilten Niederschlägen und mäßig warmen Sommer sowie mäßig kalten Wintern. Die relative Höhenlage im Lipper Bergland führt zu Niederschlagsmengen, die etwas höher als im nordrhein-westfälischen Landesdurchschnitt ausfallen, aber mit einem Jahresmittel von 846 mm pro Jahr dennoch deutlich niedriger als westlich und südwestlich in den Höhenlagen des Eggegebirges, wo Jahresniederschläge im Mittel von teils bis zu 1400 mm registriert werden. Folgende Tabelle und umstehende Graphik zeigt die Niederschlagsverteilung im Jahr:

Monatsmittelwerte Extertal 1961-90
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Niederschlag (mm) 73,7 51,5 64,4 64,3 72,9 87,4 76,1 73,7 67,4 56,6 72,8 85,2 Σ 846
Quelle: DWD Klimadaten Deutschland[9]

Die Jahresmitteltemperatur im langjährigen Mittel liegt etwa um 8-9° Celsius. Auch hier zeigt sich deutlich der Einfluss der Höhenlage auf die Temperatur. Sie ist in den Höhenlagen der Gemeinde bis zu etwa 1° Celsius kühler als im westlich gelegenen Bega-/ Werretal sowie in der westlich und nördlich gelegenen Wesertalung. Aber auch innerhalb der Gemeinde mit ihrem ausgeprägten Relief werden in der Extertalung um bis zu 0,5°C wärmere Jahresmitteltemperaturen als in den Höhenlagen der Gemeinde registriert.[10] [11] Im nordrhein-westfälischen Vergleich weist Extertal insgesamt einen wenig kühleren Temperaturgang auf.

Siehe auch: Klima in Ostwestfalen-Lippe, Klima in Bad Salzuflen, Klima in Detmold

Geschichte

Von der Steinzeit bis zum Mittelalter

 
Burg Sternberg um 1663/66

Nach dem Ende der letzten Eiszeit um 6000 v.Chr. entstand im gesamten Mitteleuropa ein zusammenhängender Urwald, in dem Menschen im Mesolithikum in kleinen Stammesgruppen als Jäger und Sammler lebten. Die bei Rott, Almena und Bremke entdeckten Funde aus der Steinzeit deuten darauf hin, dass es auch im Extertal in vorgeschichtlicher Zeit Menschen gab. Es handelte sich hier offenbar um eine lockere Besiedlung, da die Fundstellen im Vergleich zu anderen lippischen Gegenden weiter auseinander liegen.[12]

Eine größere Anzahl von Menschen konnte erst dann im Extertal existieren, als durch Ackerbau und Viehzucht eine andere Nahrungsgrundlage im Neolithikum entwickelt wurde. Allerdings konnten sie mit den primitiven Holzgeräten jener Zeit die harten Böden der Rhätkuppen nicht bearbeiten und waren auf die Flächen des Schwemmlandes der Bach- und Flussläufe angewiesen. Die Urwälder der Berge blieben bis auf etwa 10 Rodungsinseln unberührt. Die genaue Ortslage dieser Urhöfe lässt sich heute allerdings nicht mehr rekonstruieren. Aus der Lage von Hügelgräbern oberhalb der damals besiedelten Gebiete ergeben sich Hinweise auf den Standort. Im Gebiet des Extertals sind etwa 25 Gräber bekannt. Um 500 v.Chr. eroberten die Sachsen das Extertal, deren Sprache die Wurzeln des bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts hier allgemein gesprochenen Plattdeutsch bildet.[13]

Im frühen Mittelalter wurde die Uffoburg errichtet, eine Höhenburg auf dem Hagenberg bei Bremke, die zur Sicherung des Verkehrsweges durch das Extertal diente. Zu sehen sind heute nur noch einige Überreste der Wallanlagen und rechteckige Vertiefungen, die auf ehemalige Gebäude hinweisen. Bei wissenschaftlichen Grabungen wurden Keramikscherben gefunden, die auf eine Besiedlung von ungefähr 850 bis 920 schließen lassen. Die benachbarte Bevölkerung war zu Diensten und Abgaben verpflichtet.[12]

Zu dieser Zeit arbeiteten die Bauern mit primitiven landwirtschaftlichen Methoden, die eine ertragreiche Bewirtschaftung des Bodens nicht zuließen. Erst mit der Einführung des eisernen Räderpflugs, der Dreifelderwirtschaft und der Wassermühle im Hochmittelalter änderte sich diese Situation. Die Rhätkuppen der Berge wurden gerodet, so dass nur noch einige Waldreste übrig blieben. Aus dieser Zeit stammt die bis heute sichtbare Kulturlandschaft, es entstanden die meisten Althöfe und Weiler mit wenigen Hofstellen, während mit Silixen, Almena und Laßbruch echte Dörfer gegründet wurden.[13]

Um 1150 wurde die Burg Alt-Sternberg auf dem Mühlingsberg im Gebiet der heutigen Gemeinde Dörentrup errichtet. Sie war Sitz einer namentlich nicht bekannten Adelsfamilie und wurde zu Beginn des 13. Jahrhunderts aufgegeben. Ihre Nachfolger waren die Grafen von Sternberg, Angehörige einer Seitenlinie der Grafen von Schwalenberg. Sie residierten hier seit Mitte des 13. Jahrhunderts und herrschten über ein Gebiet, das in etwa der Größe der heutigen Gemeinden Barntrup und Extertal ohne Silixen entsprach. Um 1240 errichteten sie die Burg Sternberg westlich von Linderhofe. Im Grundriss bildet diese ein nach Osten hin abgerundetes Rechteck und ist in Haupt- und Vorburg unterteilt.[13]

Um ihr Territorium zu schützen, errichteten die Grafen von Sternberg feste Siedlungen mit kleinen Nebenburgen an, die durch ein Dreistraßenmuster gekennzeichnet waren. In den Ortskernen von Barntrup, Alverdissen und Bösingfeld ist noch heute das alte Straßensystem zu erkennen. Diese Siedlungen wurden nicht durch eine Mauer geschützt, sondern erhielten ein Dornendickicht, den sogenannten Hagen, als Schutz gegen Feinde. Alverdissen besitzt die einzige erhaltene Burganlage mit einem erst zu Beginn der Neuzeit errichteten Schloss.[12]

Bereits im Jahr 1364 gab es in Bösingfeld einen städtischen Rat, dennoch erhielt der Ort in den folgenden Jahrhunderten nie Stadtrechte, unter denen die Bösingfelder Markt- oder Münzrechte hätten ausüben können. So blieb Bösingfeld auch nach dem Herrschaftswechsel von den Sternberger Grafen zu den Edelherren zur Lippe ein relativ unbedeutender Marktflecken, der sich aufgrund der ungünstigen Lage im Nordosten der Grafschaft kaum entwickeln konnte. Ursache weiterer Hemmnisse in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht waren territoriale Streitigkeiten, Verpfändungen an Schaumburg-Lippe und deren spätere Rückführung an die lippischen Landesherren.[12]

Von der Reformation bis zur Gegenwart

 
Bösingfeld un 1756: Deutlich zu erkennen ist das lippische Drei-Straßenschema

Ab 1522 wurde in Lemgo nach der lutherischen Ordnung gepredigt und ab 1533 hielt die Reformation in der gesamten Grafschaft Lippe Einzug. Im Jahr 1605 trat der Landesherr Simon VI. offiziell zum evangelisch-reformierten Bekenntnis über, so dass in Lippe nach dem Prinzip cuius regio, eius religio der Wechsel vom lutherischen zum reformierten Bekenntnis durchgeführt wurde. Nur die Alte Hansestadt Lemgo blieb lutherisch.[14]

Die Landesherren des 15. Jahrhunderts entwickelten ihre Territorien zu zentral verwalteten Staaten und die Burg Sternberg wurde Sitz eines landesherrlichen Amtmannes. Das Amt verwaltete das Gebiet der heutigen Gemeinde Extertal ohne Silixen und Almena, sowie die Gemeinde Dörentrup. Die Staatsgewalt wurde in den einzelnen Dörfern durch ansässige Bauernrichter ausgeübt. Alle Gesetzesverstöße mussten dem Amt gemeldet werden. Aus den Akten geht hervor, dass eine bemerkenswerte Kontinuität in der Bevölkerung bestand, denn im Jahr 1940 waren nahezu sämtliche einheimischen Personen Nachfahren der Bevölkerung des Extertals aus dem Beginn des 17. Jahrhunderts. Zwischen 1600 und 1800 kam es zu einem kontinuierlichen Anstieg der Bevölkerungszahl. Ursache war die Verbesserung der Lebensbedingungen durch den Anschluss an die Leinenindustrie, bei der viele Bewohner im Flachsanbau, Spinnen und Weben tätig waren. So wuchs die Bevölkerung von 2.347 Personen im Jahr 1590 auf 4.238 Menschen im Jahr 1807, die auf 537 Kolonaten wohnten. Schon um 1700 überflügelte die Anzahl der in Heimindustrie und Handwerk beschäftigten Extertaler die in der Landwirtschaft tätigen Bewohner, in Silixen betrug das Verhältnis sogar 4:1. Das hatte zur Folge, dass die Bewohner des Extertals vom Niedergang der Hausweberei um 1850 besonders betroffen waren. Viele sahen ihre einzige Chance in der Auswanderung nach Amerika. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts suchten mehr als 1.000 Extertaler eine neue Heimat in den USA.[13]

Eine weitere Verdienstmöglichkeit bot die Arbeit als Wanderziegler, genannt Lippische Ziegler. In den Großstädten entwickelte sich eine rege Bautätigkeit, die zu einem wachsenden Bedarf an Ziegeln führte. Von etwa 1840 bis 1940 zogen viele Extertaler Ziegler in der warmen Jahreszeit als Wanderarbeiter in die großen Städte und konnten so ihre Familien ernähren. Manche von ihnen waren sogar in der Lage, im Extertal ein Eigenheim zu erbauen. Von 1840 bis 1933 wurden 66 neue Kolonate errichtet, wobei die herkömmliche Fachwerkbauweise durch den Massivbau abgelöst wurde. In den Dörfern dominierten bald Ziegelhäuser in der typischen Bauweise aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, so zum Beispiel das 1896 errichtete Alte Pfarrhaus in Bösingfeld.[13]

Im Verlauf der Weltwirtschaftskrise nach dem Ersten Weltkrieg verlor auch das Gewerbe der Wanderziegler an Bedeutung, das zu hoher Arbeitslosigkeit auch aufgrund der schlechten Verkehrsanbindung im Extertal führte. Der Bau der Extertalbahn im Jahr 1927 sorgte hier für eine Verbesserung der Situation. Die Schmalspurbahn von Barntrup nach Rinteln mit den weißroten Triebwagen verband die Dörfer im Extertal mit den Bahnstrecken Löhne-Hameln und Bielefeld-Lemgo-Hameln.[12]

Positiv für die wirtschaftlich Entwicklung der Region ab 1956 war insbesondere der Ostwestfalenplan der Landesregierung in Nordrhein-Westfalen sowie der Bau der Extertalstraße in den Jahren 1968-1969, mit der eine leistungsfähige Verbindung zur Bundesstraße B1 bei Barntrup und zur Autobahn A2 bei Rinteln geschaffen wurde.[12]

Von zunehmender Bedeutung wurde nach dem Zweiten Weltkrieg auch der Fremdenverkehr. Ansätze gab es bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts, doch die Weltkriege und die Weltwirtschaftskrise von 1929 unterbrachen diese Entwicklung.[12]

Die wirtschaftliche und politische Struktur der Ortsteile in der Gemeinde Extertal hat sich in den letzten Jahrzehnten erheblich verändert, wie am Beispiel Bösingfeld am deutlichsten zu erkennen ist. Aus dem vormaligen bäuerlich-handwerklich geprägten Marktflecken hat sich ein Verwaltungszentrum für das gesamte Extertal entwickelt. Darüber hinaus verfügt Bösingfeld heute über eine Real- und Volkshochschule sowie über beachtliche Industrieansiedlungen im Industriegebiet Bösingfeld/Asmissen.[12]

Religionen

Die Bevölkerung der Gemeinde Extertal ist wie die Mehrzahl der Bevölkerung im ehemaligen Fürstentum Lippe überwiegend protestantisch. Bereits um 1533 hielt die Reformation im Fürstentum Einzug. Durch Übertritt des Fürsten zum reformierten Bekenntnis im Jahr 1603 nahmen die meisten Lipper endgültig die evangelisch-reformierte Konfession an, lösten sich von den katholischen Bistümern Paderborn und Minden und waren ab diesem Zeitpunkt Teil der Lippischen Landeskirche. Daher sind die meisten Bewohner der Gemeinde Extertal auch heute noch Mitglied einer der drei evangelisch reformierten Kirchengemeinden Bösingfeld, Almena und Silixen. Sie liegen alle im Gebiet der Gemeinde. Die drei Gemeinden sind neben weiteren Gemeinden außerhalb Extertals in der Klasse Bösingfeld zusammengefasst, die wiederum zur Lippischen Landeskirche gehören. Auch das niedersächsische Dorf Goldbeck gehört zum Gebiet der reformierten Kirchengemeinde Bösingfeld im Extertal.

Erst nach dem zweiten Weltkrieg bildete sich durch Migration von Flüchtlingen eine katholische Gemeinden, später auch weitere. Einzig die Freikirchliche Gemeinde siedelte sich bereits 1933 in Bösingfeld an. Neben den Gemeinden der lippischen Landeskirche existieren in Extertal folgende Gemeinden: Die Katholischen Kirchengemeinde Heilig Geist in Extertal-Bösingfeld, die Freie Evangelische Gemeinde, Bösingfeld, die Jehovas Zeugen, Bösingfeld, und die Neuapostolische Kirche, Bösingfeld.

Die katholische Gemeinde ist Teil des Pastoralverbundes Lemgo-Nordlippe des Dekanat Paderborns im Erzbistum Paderborn.

Ein Indiz für die Verteilung der Religionen kann die konfessionelle Zugehörigkeit der Extertaler Schüler sein. Demnach waren im Schuljahr 2006/07 rund 71 % der Schüler evangelisch, 9 % katholisch und 3 % islamisch. 5 % geben an, einer sonstigen Konfession anzugehören, 12 % rechnen sich keiner Konfession zu.[15]

Eingemeindungen

Extertal wurde am 1. Januar 1969 aufgrund des Lemgo-Gesetzes im Rahmen der Gebietsreform aus den ehemals selbständigen zwölf Gemeinden und Flecken Almena, Asmissen, Bösingfeld, Bremke, Göstrup, Kükenbruch, Laßbruch, Meierberg, Nalhof, Rott, Schönhagen und Silixen gegründet, die heute Ortschaften[16] der Gemeinde sind. Dabei wurden einige Flurstücke der Gemeinden Asmissen und Schönhagen nicht in die neue Gemeinde integriert, sondern an Dörentrup bzw. Barntrup abgegeben. Aus den Gemeinden Heidelbeck und Lüdenhausen, die beide nach Kalletal eingemeindet wurden, sowie Schwelentrup, das nach Dörentrup eingemeindet wurde, wurden einige Flurstücke in Extertal integriert. Als Ortsname der neuen Großgemeinde wurde nicht der Name des größten Ortes Bösingfeld gewählt, sondern man nahm Bezug auf die Lage an der Exter.

Einwohnerentwicklung

Bei den Zahlen handelt es um amtliche Fortschreibungen des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik[17], für 1987 um ein Volkszählungsergebnis[18]. Die Zahlen von 1975 bis 1985 sind geschätzte Werte, die Zahlen ab 1990 Fortschreibungen auf Basis der Ergebnisse der Volkszählung von 1987. Die Angaben beziehen sich ab 1985 auf die Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung.

Jahr Einwohner
1975 (31. Dez.) 12.850
1980 (31. Dez.) 12.554
1985 (31. Dez.) 12.201
1987 (25. Mai) 12.033
1990 (31. Dez.) 12.606
1995 (31. Dez.) 13.407
2000 (31. Dez.) 13.331
2005 (31. Dez.) 12.790
2007 (31. Dez.) 12.552

Politik

Die Gemeindeverwaltung hat ihren Sitz im Ortsteil Bösingfeld.

Gemeinderat

 
Sitzverteilung im Gemeinderat seit 2004
 
Zum Vergleich: Sitzverteilung im Gemeinderat von 1999 bis 2004

Der Gemeinderat in Extertal setzt sich aus 32 Ratsfrauen und -herren und dem Bürgermeister Hans Hoppenberg (parteilos) zusammen. Derzeit sind als Ergebnis der Kommunalwahl am 26. September 2004 die SPD, die CDU und die UWG (Unabhängige Wählergemeinschaft) vertreten.

Die folgende Tabelle zeigt die Kommunalwahlergebnisse zwischen 1975 und 2004:

[19][20] 2004 1999 1994 1989 1984 1979 1975
Partei Sitze % Sitze % Sitze % Sitze % Sitze % Sitze % Sitze %
CDU 11 35,89 14 43,32 15 43,37 n/v 36,07 n/v 35,50 n/v 38,36 n/v 38,27
SPD 13 39,56 13 41,56 15 43,47 n/v 51,52 n/v 51,14 n/v 54,47 n/v 48,68
Grüne - - 2 4,46 3 8,18 n/v 7,01 n/v 7,46 - - - -
FDP - - - - 0 3,66 n/v 5,40 n/v 5,90 n/v 7,17 n/v 13,05
UWG 8 24,55 3 10,66 0 1,31 - - - - - - - -
Gesamt 1 32 100 32 100 33 100 n/v 100 n/v 100 n/v 100 n/v 100
Wahlbeteiligung 56,23 61,20 81,95 71,62 73,12 79,68 85,88

1Ohne Berücksichtigung von Rundungsdifferenzen

Bürgermeister

Amtierender Bürgermeister seit 2004 ist Hans Hoppenberg. Er ist parteilos und wurde 1999 mit 65 Prozent der Stimmen in einer Stichwahl zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister Extertals gewählt.[21] Hoppenberg wurde bei der Wahl 2004 erneut in einer Stichwahl mit 58,8 Prozent der gültigen Stimmen im Amt bestätigt.[22] Zur Kommunalwahl 2009 kandidiert Hoppenberg erneut. [23]

Wappen

 
Wappen der der Gemeinde Extertal

Blasonierung:

Von Silber (Weiß) und Grün schrägrechts geteilt, oben mit einem roten achtstrahligen Stern, unten mit einem goldenen (gelben) Wellenschrägbalken belegt.[24]

Das Wappen des 1969 gebildeten Extertals wurde am 8. Oktober 1970 vom Regierungspräsidenten genehmigt und ist eine Neuschöpfung. Der Stern ist die Wappenfigur der Grafen von Sternberg, deren Burg Sternberg in Extertal liegt. Der Stern für die Sternberg ist in vielen Gemeindewappen der Region verbreitet. Er findet sich beispielsweise auch im Wappen von Barntrup und Bad Salzuflen sowie des Altkreis Lemgos. Der Schwalenberger Stern, der sich zum Beispiel im Wappen von Lübbecke, Preußisch Oldendorf und Schieder-Schwalenberg sowie des Altkreis Detmold findet, ist über den Stammhalter der Grafen von Sternberg (vgl. Heinrich I. von Schwalenberg) mit dem Sternberger Stern verwandt. Mithin wird er heraldisch als dieselbe Figur angesehen. Der Wellenbalken soll die für die neue Großgemeinde namensgebende Exter symbolisieren.[25]

Städtepartnerschaften

Tangerhütte aus dem Landkreis Stendal in der Region Altmark ist die Partnerstadt der Gemeinde.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen

 
Lok der Museumseisenbahn

Die „Musikburg Sternberg“ beherbergt seit 2004 neben der Akademie für Alte Musik das „Klingende Museum“. Hier werden etwa 400 historische Musikinstrumente aus der Sammlung des Instrumentenbauers Peter Harlan ausgestellt, der von 1944 bis 1966 die Burg bewohnte. Sie befinden sich seit 1999 im Besitz des Landesverbandes Lippe. Die für den regulären Eisenbahnverkehr stillgelegten Bahnstrecke Extertalbahn steht seit 2008 im Bereich Exertal unter Denkmalschutz. Auf der Strecke findet regelmäßig ein Museumsbahnverkehr statt. Die Museumsbahn wird durch die Landeseisenbahn Lippe e.V. betrieben.

Musik

Die Stadt Extertal unterhält eine Musikschule.[26] Daneben unterhält der Landesverband Lippe die Burg Sternberg, deren Nutzung der Verband ganz der Musik verschrieben hat. Neben dem „Klingenden Museum“ und einer Instrumentenbauwerkstatt, die Besuchern offen stehen, widmet sich die „Akademie für Alte Musik“ der Musik, dem Tanz und dem Instrumentenbau des Mittelalters, der Renaissance und des Barock. Daneben dient die „Musikburg Sternberg“ als Veranstaltungorst musikalischer Veranstaltungen. Der größte Chor der Gemeinde ist der über 110 aktive meist jugendliche Mitglieder zählende Chor „Extertaler Musikanten e.V.“ . 2001 erhielt er anlässlich eines besonders langen Konzertes zusammen mit anderen Chören eine Eintragung in das Guinness-Buch der Rekorde.[27]

Bauwerke

 
Die Burg Sternberg

Nach dem sogenannten Dreistraßensystem sind in der ehemaligen Grafschaft Sternberg die Siedlungen Bösingfeld (1364), Alverdissen und Barntrup (1376) als Planstädte gegründet worden. Vorbild dafür war die Anlage vom Lemgo.

Die aus Dörfern gebildete Gemeinde Extertal hat teilweise noch ihre alten Strukturen, in jeden Dorf eine Kirche und ein altes Schulgebäude.

So findet sich in Bösingfeld die evangelisch-reformierte Pfarrkirche. Die erste Kirche an diesem Standort entstand vermutlich bereits zur Stadterhebung um 1252. Der jetzige Bau stammt wohl größtenteils aus dem 15. Jahrhundert. 1632 durch einen Brand stark zerstört, wurde das Schiff 1708 erneuert und zwischen 1853-1857 durch Ferdinand Ludwig August Merckel erweitert. Ein neuer Turm ersetzte im Jahr 1934 den mittelalterlichen, baufälligen Vorgängerbau. Bedeutendstes Ausstattungsstück ist die barocke Kanzel mit den Figuren der vier Evangelisten.

In Almena stammt der ursprüngliche Bau der Pfarrkirche vermutlich aus dem 13. Jahrhundert wurde 1865 bis 1866 durch eine neugotische Stufenhalle nach Plänen von Ferdinand Ludwig August Merckel ersetzt; nur der Westturm, die Orgel, Gestühl und Kronleuchter blieben erhalten.

Im Gemeindegebiet gibt es noch folgende Burgen und Schlösser, Adelssitze oder Herrenhäuser.

Die Burg Sternberg ist eine Höhenburg im Südwesten der Gemeinde und wurde um 1240 durch den ersten Grafen zu Sternberg erbaut und damit Stammsitz der Grafschaft Sternberg. Die Burg wurde im 15. und 16. Jahrhundert ausgebaut, wurden mehrmals verpfändet und gelangte schließlich zusammen mit der Grafschaft Sternberg in den Besitz des Hauses Lippe. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs diente die weitestgehend erhaltene Burg als Jugendhaus und Musikschule und wird deshalb heute zuweilen auch „Musikburg Sternberg“ genannt.[28] Die Burg ist nicht mit der Burgruine „Alt-Sternberg“ zu verwechseln, die östlich von Burg Sternberg in der Nachbargemeinde Dörentrup liegt.

Die Neutrotzdenburg oder Alte Trotzenburg (Name nicht genau bekannt): Diese Burg in Bösingfeld ist vollständig abgegangen. Ihre Lage wird am Pulverberg oder am Nordhagen vermutet. Ihre Anfänge liegen im Dunkel. Erstmals erwähnt wurde sie aber 1346. Die Erbauer und Erstbesitzer waren vermutlich die Grafen von Sternberg, später Herren von Bösingfeld. Die Burg wurde 1442 aufgegeben.[29]

Das Gut Schönhagen ist ein 1845 bis 1855 durch Zusammenlegung von neun Höfe von Amerikaauswanderern durch Rittmeister Benno von Kaufmann geschaffenes Gut. 1890 gelangte das Gut in den Besitz des Herstellers des Düngemittels Thomasmehl Gerhard Hoyermann. Das im Laufe der Zeit 400 Hektar Fläche umfassende Gut diente hauptsächlich als Versuchsgut für neu entwickelte Düngemittel. Nach dem Tod Hoyermanns 1913 wechselte das Gut mehrmals den Besitzer und gelangte 1956 an die Deutsche Bauernsiedlung. Das mittlerweile leerstehende Herrenhaus wurde bis in die 90er Jahre als Altenheim genutzt. Dieses Herrenhaus wurde erst 1937 an Stelle eines älteren Herrenhauses in Fachwerkbauweise im deutsch-nationalen Stil errichtet. Es handelt sich um einen zweigeschossiger Putzbau über Rustikalsockel.[30]

Von der Uffoburg sind nur in Wall- und Grabenresten erhalten. Sie befinden sich auf dem Hagenberg bei Bremke. Sie bestand aus Haupt- und Vorburg. Bewohner war vermutlich eine Adelsfamilie in der Zeit von der Mitte des 9. Jahrhunderts bis ca. 920; der Name der Familie ist unbekannt. Der Name „Uffo“ entstammt erst dem 15. Jahrhundert und ist vermutlich nicht der historische Name der Burg oder der Bewohner.[31]

Das Gut Ullenhausen ist ein ehemaliges Rittergut und neben der Burg Sternberg das älteste und bedeutendste Bauwerk Extertals. Zunächst um 1240 als zunächst recht bedeutendes Benediktinerinnenkloster gegründet, wurde der Konvent immer kleiner und bestand 1407 nur noch aus 5 Mitgliedern. Um 1420 verfielen die Gebäude des Klosters und übertrugen daraufhin Anwesen den Augustiner-Eremiten in Herford. Um 1500 gab es in Ullenhausen keine Kirche mehr. Erst 1557 wurde das ehemalige Kloster Ullenhausen zum Rittergut als Simon V. der Familie Werpup aus Alverdissen das Gut bis 1700 als Lehen übertrug. 1704 bis 1798 war das Gut im Besitz der Familie des königlich großbrittischen Hauptmann von Alten. 1798 verkaufte diese das Gut an die Familie Cordemann verkaufte. 1937 erwarb Heinrich Braband das Gut. Dessen Familie bewirtschaftet bis heute das rund 800 Jahre alte Gut und ehemalige Kloster.[32]

Das Gut Rickbruch im Ortsteil Almena weist ein zweigeschossiges, verputztes Herrenhaus in Form des reduzierten Reformstils mit neubarocker von 1929 auf.[33] 1945 wurde das Gut von den britischen Besatzungsarmee beschlagnahmt und diente als Wohnhaus für den Oberbefehlshaber der Britischen Besatzungszone mit Haupquartier in Bad Oeynhausen. Unter anderem residierte hier der britische Feldmarschall Sir Bernard Law Montgomery.[34][35]

Das Gut Rohbraken war einst im Besitz des Stiftes Hameln, das es an seine Erbschultheißen, die Herren von Zerssen mit sonstigen Besitzungen in Eisbergen und in Rinteln, als Lehensgut ausgab. Nach dem Aussterben der Familie von Zerssen kam Rohbraken im 19. Jahrhundert an die Familien Adickes und Hugenberg. Einer der Besitzer war der auf Gut Rohbracken auch begrabene Alfred Hugenberg, der ab 1916 einen großen, nationalistisch-gesinnten Medienkonzern aufbaute und Minister im ersten Kabinett Hitler war.[36]

Die Wassermühle am Laßbach, sogenannte „Kükenbrucher Mühle“ ist eine Wassermühle von 1880 mit oberschlächtigem Wasserrad im Erhaltungszustand von 1960. [37][38]

In der Gemeinde gibt es weitere bekannte oder besondere Bauwerke wie den Aussichtsturm auf dem Hohen Asch, den Sendeturm auf dem Dörenberg bei Linderhofe, heute als UKW-Sender zur Ausstrahlung von Radio Lippe genutzt.[39]

Parks

Zu den im Gebiet vorhandenen Gutanlagen gehörten zumeinst Gartenanlagen die teilweise heute noch erhalten sind.

Beim Gut Schönhagen wurde um das Gut ein kleiner Landschaftsparks angelegt. Da die Pflege des Parks aber weitestgehend eingestellt wurde, ist der Park nicht mehr vollständig erhalten. Geblieben ist aber ein beeindruckender Baumbestand.[40]

Bei dem Gut Rickbruch ist bereits im 19. Jahrhundert ein Landschaftspark entlang eines Nebenbaches der Exter am Gut nachgewiesen. Am Ostende des Parks befinden sich ein Steinbruch und ein Erbbegräbnis. Am Herrenhaus ist ein See aufgestaut. Der Park ist größtenteils von einer in weiten Teilen erhaltenen Bruchsteinmauer eingefasst. Der Park wurde durch die Extertalstraße allerdings zerschnitten ansonsten aber sehr gut erhalten.[41]

Naturdenkmäler und Naturschutzgebiete

 
Die namensgebende Exter bei Almena

Extertal grenzt im Norden und Osten unmittelbar an den Naturpark Weserbergland Schaumburg-Hameln. Die Gemeinde liegt aber selbst in keinem Naturpark. Folgende Naturschutzgebiete sind in Extertal ausgewiesen:

Schlüsselnr. Ort Gebietsname Fläche in ha Flächenzahl
LIP-050 Extertal Hummerbachtal 67,8778 1
LIP-073 Extertal Tal der Exter 175,1484 3
LIP-074 Extertal Rinnenberg 53,1440 1
LIP-075 Extertal Bremker Bachtal 67,6061 2
LIP-076 Extertal Almetal 92,4911 2
LIP-077 Extertal Jürgensberg 12,1705 1
LIP-078 Extertal Siekbachtal 97,3564 2
LIP-079 Extertal Schwarzer Bach / Sellenbach 192,9853 1
LIP-080 Extertal Wettsteinsiek 44,6527 1
LIP-081 Extertal Heimbachtal 102,2194 3

Als Naturdenkmale sind nach dem aktuellen Landschaftplan mehrere Einzelbäume und Baumgruppen, vier Steinbrüche, ein Geotopkomplex, eine Mergelkuhle und ein kleiner Moorbereich ausgewiesen.[42]

Siehe auch: Liste der Naturschutzgebiete in Nordrhein-Westfalen, insbesondere im Kreis Lippe

Sport

In der Gemeinde gibt es mehr als 20 Sportvereine sowie 2 Freibäder und 1 Hallenbad. Ein Schwerpunkt ist der naturnahe Sport, im Winter mit Langlauf und einem Skilift sowie im Sommer durch Reit- und Fahrvereine. [43]

Regelmäßige Veranstaltungen

In den Dörfern der Gemeinde Extertal finden Anfang Juni das Gemeindefest aller Kirchengemeinden statt. Im Ortsteil Almena wird Mitte Juni das Dorfgemeinsschaftsfest gefeiert. In Borsigfelde gibt es zwei Festveranstaltungen: Das Maibaumfest am 29. April und das Brunnenfest am 3. Oktober. [44]

Kulinarische Spezialitäten

Eine Molkerei in Extertal-Fütig (Ortsteil Nalhof) produzierte bis zur Schließung im Jahr 2000 den Fütiger Käse.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Extertal ist mit Regionalbussen von Rinteln, Lemgo und Barntrup erreichbar. An Sonn- und Feiertagen werden Anrufbusse und nach Rinteln Sammeltaxen eingesetzt. Extertal liegt im Tarifgebiet des Verkehrsverbundes OstWestfalenLippe.

Die nächstgelegene Bahnhöfe sind heute Rinteln an der Weserbahn (Hameln-Löhne), Lemgo an der (Begatalbahn (Lemgo - Bielefeld) und Bad Pyrmont an der S-Bahnlinie Paderborn–Flughafen Hannover. Des Weiteren befindet sich die unter Denkmalschutz stehende Extertalbahn im Bereich der Gemeinde Extertal, Der Personenverkehr wurde hier 1969 aufgegeben, es findet heute nur noch Museumsverkehr statt.

Die Autobahn A 2 ist in etwa 10 km über die Anschlussstelle Bad Eilsen in Rinteln zu erreichen. In Barntrup (ca. 7 km entfernt) erreicht man die B 66 nach Bielefeld und die B 1 nach Hameln. Von Rinteln nach Barntrup führt die Extertalstraße direkt durch den Ortsteil Bösingfeld und entlang der Exter.

Nächste internationale Flughäfen sind die von Hannover und Paderborn/Lippstadt.

Medien

Die mit der Neue Westfälischen publizistisch verbundenen Lippische Landeszeitung gibt für Nordlippe (Kalletal, Dörentrup und Extertal) einen täglichen Lokalteil heraus. Etwa wöchentlich erscheint das Anzeigenblatt Nordlippischer Anzeiger mit redaktionellen Teil für die Region Nordlippe (Dörentrup, Kalletal, Extertal). Das Lokalradio für Extertal und die anderen lippischen Gemeinden ist Radio Lippe.

Öffentliche Einrichtungen

Das Rathaus der Gemeinde befindet sich im Ortsteil Bösingfeld. In Bösingfeld und Laßbruch unterhält die Gemeinde je ein Freibad, in Bösingfeld auch ein Hallenbad. Neben einem Archiv mit großem Fotobestand gibt es in der Gemeinde Extertal drei kleine öffentliche Büchereien in den Ortsteilen Bösingfeld (5.000 Bücher), Almena (2.000 Bücher) und Silixen (3.000 Bücher).

Bildung

Die Gemeinde bietet zwei Grundschulen, eine Haupt-, eine Real- und eine Förderschule. Im Jahr 2007 wurden an den Extertaler Schulen (ohne Volkshochschule) mit 100 Lehrkräften insgesamt 1.552 Schüler unterrichtet, davon 36,3 % an den Grundschulen, 20,6 % an der Haupt- und 35,3 % an der Realschule, sowie 7,8 % an der Förderschule[5].

Die für die Gemeinde zuständige Volkshochschule Lippe-Ost wurde 1977 gemeinsam mit den benachbarten Städten Barntrup, Blomberg, Lügde und Schieder-Schwalenberg gegründet. Ihr Hauptsitz befindet sich in Schieder-Schwalenberg, eine Dependance in Blomberg[45].

Ansässige Unternehmen

In der Gemeinde finden sich Unternehmen der Branche Metallbau, Antriebstechnik, Steuerungselektronik, Kunststoff- und Holzverarbeitung, [46] sowie die Brandt Kühlfahrzeugbau, ein Kühlfahrzeugbauer. Wirtschaftlich bedeutend ist auch der Tourismus. Bekanntestes Tourismusunternehmen ist die Ferienanlage Tourismuspark Extertal.

Siehe auch: Ostwestfalenplan

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

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Der Politiker und Unternehmer Alfred Hugenberg aus Extertal-Kükenbruch. Er gilt als bedeutendster bürgerlicher Wegbereiter des Nationalsozialismus.

Folgende Personen sind in Extertal geboren und gelten demnach als Töchter und Söhne der Gemeinde. Vor 1389 geboren ist Simon von Sternberg, Fürstbischof von Paderborn und Graf von Sternberg. Er ist vermutlich bei der heutigen Burg Sternberg geboren, eventuell aber auch auf Alt-Sternberg, Dörentrup. 1865 wurde Extertal-Kükenbruch Alfred Hugenberg, Montan- und Medienunternehmer, geboren. Er gehörte ab 1933 als Wirtschaftsminister dem ersten Kabinett Hitler an und war bürgerlicher Wegbereiter des Nationalsozialismus. Der 1896 geborene Friedrich Winter war Politiker der SPD, Bürgermeister vom Ortteil Silixen, Landrat im Kreis Lippe und Mitglied des Landtages Lippes und Nordrhein-Westfalens. 1927 ist Karl-Heinz Hansen geboren, ebenfalls ein Politiker und ehemaliges Mitglied im Deutschen Bundestag (SPD). 1940 ist Karl Hermann Haack in Extertal geboren. Er war Politiker und ist ehemaliges Mitglied im Deutschen Bundestag für die SPD.

Weitere Persönlichkeiten mit Verbindung zu Extertal

Weitere Persönlichkeiten wurden zwar nicht in der Gemeinde geboren, sind aber durch Leben und Wirken eng mit der Gemeinde Extertal beziehungsweise mit ihren Ortsteilen verbunden. Vor 1243 ist Heinrich I. von Schwalenberg zu nennen, erster Graf zu Sternberg und Erbauer der gleichnamigen Burg. Um 1340 war Simon III., Landesheer von Lippe, erster lippischer Besitzer der Burg und Grafschaft Sternberg. Hermann Wulff, Baumeister, baute an der Burg Sternberg. Gottfried Heinrich zu Pappenheim, General, residierte den Winter 1631/1632 auf der Burg Sternberg. Simon Heinrich Adolf, Landesheer der Grafschaft Lippe, verpfändete die Burg Sternberg aus Geldnot an Hannover. Der 1808 geborene Ferdinand Ludwig August Merckel, Baumeister, erbaute die Kirche in Almena. Bernard Montgomery, britischer Feldmarschall, residierte nach dem 2. Weltkrieg auf Gut Rickbruch. Peter Harlan, als Offizier Burgkommandant auf Burg Sternberg wurde eben dort nach 1945 Instrumentenbauer. Erich Valentin, Musikwissenschaftler, war als Musiklehrer auf der Burg Sternberg tätig. Die 1947 geborene Jule K., Comiczeichnerin und Illustratorin, wuchs in Extertal auf.

Neben den Grafen von Sternberg, später den lippischen Landesherren, war zeitweilig auch das Adelsgeschlecht Everstein Pächter und damit Burgherren der Burg Sternberg.

Literatur

  • Heimat- und Kulturverein Almena e. V. (Hrsg.): Almena - Geschichte eines Dorfes. ISBN 3-87085-150-3.
  • Gemeinde Extertal (Hrsg.): Extertal: Die Geschichte einer Gemeinde; als Chronik aufgearbeitet im Auftr. Der Gemeinde Extertal. 1988.
  • Uhle & Kleimann (Hrsg.): 75 Jahre Verkehrsbetriebe Extertal. 1999, ISBN 978-3-928959-25-4.
  • Niemeyer: Unser Sonntagsausflug 2. Vom Extertal bis zu den Sieben Bergen. 52 neue Wanderungen rechts und links der Weser. Hameln 2006.

Einzelnachweise

  1. Information und Technik Nordrhein-Westfalen: Amtliche Bevölkerungszahlen
  2. Geologischer Dienst NRW: Geowissenschaftliche Gemeindebeschreibungen NRW. Extertal.
  3. Kinder Lippe: Geologie
  4. Kinder Lippe: Extertal
  5. a b Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen: Kommunalprofil Extertal Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „LDS-Kommunalprofil“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  6. Gespräch mit Hans Hoppenberg: Gemeinsam selbstständig, in: lippe wissen & wirtschaft. November 2008, S. 37, Onlineversion
  7. Gemeinde Extertal: Extertal - zwölf Orte, eine Gemeinde
  8. Hauptsatzung der Gemeinde Extertal vom 4. November 2008. §1 Name, Bezeichnung und Gebiet
  9. DWD: Download der Mittelwerte des Niederschlags für den Zeitraum 1961-1990
  10. Stadt Detmold: Klimakarten
  11. Kinder Lippe: Niederschlagsverteilung
  12. a b c d e f g h Wilhelm Rinne: Landeskunde Nordrhein-Westfalen Band: Lippe, Seite 270. Verlag Ferdinand Schöning, Paderborn 1993. ISBN 3-506-76111-0
  13. a b c d e Extertal in aller Kürze. Abgerufen am 17. Februar 2009.
  14. Wilhelm Rinne: Landeskunde Nordrhein-Westfalen Band: Lippe. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 1993, Seite: 289ff. ISBN 3-506-76111-0
  15. Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen: Schüler an allgemeinbildenden Schulen in NRW nach der Religionszugehörigkeit (Veröffentlichung 2008)
  16. Hauptsatzung der Gemeinde Extertal vom 4. November 2008. §1 Name, Bezeichnung und Gebiet
  17. Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen: Landesdatenbank Nordrhein-Westfalen
  18. Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen: Sonderreihe zur Volkszählung 1987 in Nordrhein-Westfalen, Band 1.1: Bevölkerung, Privathaushalte und Erwerbstätige. Düsseldorf 1989, S. 110.
  19. Landesdatenbank NRW; Wahlergebnisse zum Gemeindecode 05766028
  20. Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik: Kommunalwahlen
  21. Hans Hoppenberg ist der erste hauptamtliche Bürgermeister in der Geschichte der Gemeinde Extertal
  22. Die Landeswahlleiterin NRW: Das Innenministerium informiert: Endgültiges Ergebnis für Extertal. Bürgermeisterwahl.
  23. Artikel Lippische Wochenschau, abgerufen Februar 2009
  24. Hauptsatzung der Gemeinde Extertal vom 4. November 2008.
  25. Kreis Lippe: Was die Lipper im Schilde führen
  26. Hinweisseite zur Musikschule
  27. Kulturatlas Westfalen. Extertal.
  28. Burgeninventar.de: Sternberg
  29. Burgeninventar.de: Bösingfeld (Neutrotzdenburg?, Alte Trotzenburg?)
  30. Westfälisches Amt für Landschafts- und Baukultur: Gutspark Schönhagen
  31. Gemeinde Extertal: Extertal in aller Kürze
  32. Ullenhausen Gemeinde Extertal: ''Extertal in aller Kürze. Gut Ullenhausen
  33. Westfälisches Amt für Landschafts- und Baukultur: Gutspark Rickbruch.
  34. Relikte.com:: Fa. Focke-Wulf
  35. Gemeinde Extertal: Extertal in aller Kürze
  36. Webwecker Extertal: Rundwanderweg A3 "Nördliches Almena"
  37. Mühlen in Westfalen-Lippe
  38. Ebay.de: Alte Mühle im Extertal, Lippe mit Wasserkraftnutzung
  39. Senderfotos-OWL
  40. Westfälisches Amt für Landschafts- und Baukultur: Gutspark Schönhagen
  41. Westfälisches Amt für Landschafts- und Baukultur: Gutspark Rickbruch.
  42. Landschaftsplan Nr. 5 des Kreises Lippe: Extertal, Kapitel 2.1.7
  43. Seite der Gemeinde Extertal abgerufen März 2009
  44. Kulturatlas Westfalen, Veranstaltungen, Feste, Märkte in Extertal Homepage abgerufen Februar 2009
  45. Homepage der Volkshochschule abgerufen Februar 2009
  46. Homepage der Gemeinde Extertal Wirtschaft, abgerufen Februar 2009