Aszites

Bauchwassersucht, Funktionsdefekt, Infektions- oder Mangelkrankheit
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Der Aszites (gr. ασκίτης askites), umgangssprachlich auch Bauchwassersucht, ist eine pathologische (krankhafte) Flüssigkeitsansammlung in der freien Bauchhöhle.

Üblicherweise finden sich nur sehr geringe Spuren von Flüssigkeit in der freien Bauchhöhle. Bei vielen Krankheiten lässt sich vermehrt Flüssigkeit in der freien Bauchhöhle nachweisen.

Symptomatik

Kleinere Aszitesmengen sind meist symptomlos. Erst größere Volumina machen sich als Schwellung des Bauches bemerkbar, die meist schmerzlos ist.

Ätiologie und Pathophysiologie

Allen Ursachen gemeinsam ist der Übertritt von Flüssigkeit aus den Blutgefäßen in die Bauchhöhle. Die pathophysiologischen Mechanismen sind somit ähnlich wie beim Ödem: Tumoraussaat oder Bauchfellentzündung führen zur Ausschüttung von Entzündungsfaktoren, welche die Gefäßwand flüssigkeitsdurchlässiger werden lassen.

Mangelernährung und andere Ursachen können über Albuminmangel (Hypoalbuminämie) zu einer Verringerung des kolloidosmotischen Druckes des Blutes führen und so die Entstehung von Aszites verursachen oder begünstigen („Hungerbauch“).

Gleiches gilt für auftretende Stauungen des Blutabflusses, bei Rechtsherzinsuffizienz die untere Hohlvene oder bei Leberzirrhose die Pfortader betreffend.

Bei Gefäß- oder Organverletzungen im Bauchraum kann es zum Hämatoperitoneum (Blut in der freien Bauchhöhle) kommen, das als Sonderform von Aszites betrachtet werden kann, aber differenzialdiagnostisch abgegrenzt werden muss. Insbesondere die Milz und die Leber müssen dann nach Einrissen abgesucht werden.

Diagnostik

 
Freie Flüssigkeit (*) zwischen Leber und Niere im Ultraschallbild

Eine sehr schnelle, dabei auch sehr genaue Methode zum Nachweis von Aszites ist der Ultraschall. Geringe Mengen von Aszites lassen sich dabei am ehesten am Unterrand der Leber oder knapp oberhalb der Harnblase nachweisen. Auch eine Punktion des Aszites wird am besten unter Ultraschallsicht durchgeführt.

Komplikationen

  • Refluxösophagitis, Luftnot, Darmwandhernien aufgrund erhöhten intraabdominellen Drucks
  • Hydrothorax
  • bei Leberzirrhose erhöhtes Risiko von Varizenblutungen
  • eine gefährliche Komplikation des Aszites ist die spontane bakterielle Peritonitis (SBP): bei ca. 15% der Patienten mit portalem Aszites (also Aszites aufgrund einer Druckerhöhung in der Pfortader wie bei Leberzirrhose) kommt es zu einer Auswanderung von Darmbakterien aus dem Darm mit anschließender Peritonitis. Die häufigsten Erreger sind hierbei E. coli (50%), grampositive Kokken (30%) und Klebsiellen (10%). Die Patienten haben meist weder Fieber noch Abdominalschmerzen, diagnostisch hilft die Aszitespunktion, bei der sich über 250 Granulozyten/µl finden. Der Keimnachweis gelingt oft nicht. Dennoch ist die SPB mit einer hohen Letalität von bis zu 50% verbunden. Therapie: Cephalosporine der dritten Generation, anschließend Rezidivprophylaxe mit oralem Fluorchinolon.

Therapie

  • Leichte Fälle des Aszites können mit Natriumrestriktion behandelt werden. Etabliert hat sich beim portalen Aszites auch die Gabe von Spironolacton, einem Aldosteronantagonisten. Elektrolyte und Gewicht müssen regelmäßig kontrolliert werden, ebenso sollte man eine Flüssigkeitsbilanz ziehen.
  • Mittelschwere Fälle werden mit der zusätzlichen Gabe eines Schleifendiuretikums, z.B. Furosemid, behandelt. Die Ausschwemmung sollte schonend erfolgen, d.h. nicht mehr als 500 g Gewichtsabnahme pro Tag, um der Entstehung eines hepatorenalen Syndroms vorzubeugen.
  • Schwere, therapierefraktäre Verläufe können zusätzlich mit Parazentese, also der Abpunktion der Flüssigkeit, mit gleichzeitiger Albumingabe und anschließender Rezidivprophylaxe mit Diuretika, behandelt werden. Ebenso kann ein TIPS (Transjugulärer intrahepatischer portosystemischer (Stent-)Shunt), also eine Verbindung zwischen der Pfortader und der unteren Hohlader, angelegt werden. Hierbei kommt es anschließend allerdings zu einem beinahe ungehinderten Anstrom der normal von der Leber abgebauten Stoffe in den Körperkreislauf. Eine weitere Therapieoption stellt bei Leberzirrhose die Transplantation dar.