Nadelbinden

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Die Technik des Nadelbindens ist dem heutigen Stricken und Häkeln ähnlich. Der Unterschied ist: Es wird wie beim Nähen mit einem Stück Faden und einer Nadel gearbeitet. Der Faden wird mit der Nadel durch rückwärtige Schlingen geführt; dies jedoch nach einem bestimmten Muster. Die Grundlage der zahlreichen Stichvarianten ist der vom Nähen bekannte „Knopflochstich“ oder auch "Schlingenstich" genannt. Dadurch ist Nadelbinden eher dem Sticken, Nähen oder Netzeknüpfen verwandt. In verschiedenen Formen war und ist es teilweise noch heute in allen Kulturen der Welt verbreitet.

In Deutschland ist das Nadelbinden seit dem Aufkommen von Stricken und Häkeln im Mittelalter nicht mehr allgemein gebräuchlich.

Zu den verschiedenen Mustervariationen ist aus Textilfunden bekannt, nach welchem Schema vorgegangen werden kann.

Von den Textilkundlern unter den Historikern wurden verschiedene Musterklassifizierungen aufgezeichnet. Am verständlichsten ist die von Egon Hansen entwickelte und in seinen Artikeln "Nalebinding in NESAT III" veröffentlichte. Er beschreibt ein einfaches Muster z.B. wie folgt:

Der Verlauf des Fadens im fertigen Stück wird beschrieben. Der Faden läuft zunächst nach links in die rückwärtigen Schlingen. Ein U (under) steht dabei dafür, dass der Faden mit der Nadel unter den nächstliegenden Faden geführt wird, ein O (over) dafür, dass der Faden über den nächstliegenden Faden geführt wird. An der Stelle, wo der Faden die Richtung von links nach rechts wechselt, wird das Zeichen " / " in die Formel eingesetzt. Eine komplette Formel kann dann z.B. so aussehen: UO/UOO. Hansen hängt die Bezeichnung für den Verbindungsstich mit der Vorreihe an die Formel an. Wird von vorn (forwards) in die Masche der Vorreihe gestochen erscheint ein F, wird von hinten (backwards) eingestochen ein B, die angefügte Zahl gibt die Anzahl der Maschen an. Beispiel: UO/UOO F1 Andere Klassifizierungen sind ohne die Übersichten der Aufzeichner nicht nachvollziehbar. Auf eine Beschreibung wird daher hier verzichtet.

Die Nadel, mit der die Nadelbindesachen hergestellt werden, ist in der Regel eine flache Holznadel von 8 - 12 cm Länge. Auch Horn- oder Knochennadeln sind historisch belegt. Es eignen sich natürlich auch vergleichbare Metall- oder Plastiknadeln. Als Garn eignet sich jedes gebräuchliche Handarbeitsgarn, besonders gut jedoch Wolle, wegen ihrer Filzeigenschaft. Diese macht man sich zum Verbinden der Einzelfäden zunutze.

Gearbeitet wird überwiegend in einem spiralförmigen Aufbau von Schlingenketten, die gleichzeitig mit ihrem Entstehen durch einen Verbindungsstich miteinander verbunden werden. Es gibt historische Funde von Handschuhen, Socken, Mützen, Milchsieben aus Tierhaar, aber auch von jacken- und hemdähnlichen Textilien in Nadelbindetechnik, die höchstwahrscheinlich in Hin- und Herreihen gearbeitet sind.

Weitere gebräuchliche Bezeichnungen für das Nadelbinden

Nadelbindung, Nalbinding, Naalbinding, Nålbinding, Nailbinding, Nalbindung