Wilhelm Braumüller Universitäts-Verlagsbuchhandlung

Servitengasse 5 im 9
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Der Verlag Braumüller, mit vollständiger Bezeichnung Wilhelm Braumüller Universitäts-Verlagsbuchhandlung, ist mit seiner Gründung 1783 einer der ältesten Privatverlage Österreichs. Sitz des Verlages ist ist die Servitengasse 5 im 9. Wiener Bezirk. Das Verlagsprogramm umfasst heute Schulbücher und wissenschaftliche Titel, vornehmlich zu geisteswissenschaftlichen und politischen Themen.

Wilhelm Braumüller Universitäts-Verlagsbuchhandlung GmbH

Verlag Braumüller-Logo
Rechtsform GmbH
Gründung 1783
Sitz Wien
Leitung Konstanze Borovansky
Branche Verlag
Website www.braumueller.at

Geschichte

Die Geschichte des Hauses beginnt am 26. März 1783 mit der Ausstellung der Konzessionsurkunde an Johann Mösle. Sein Nachfolger und späterer Namensgeber des Unternehmens, Wilhelm von Braumüller, geboren 1807 im Großherzogtum Sachsen-Weimar, geht nach Abschluss seiner Buchhandelslehre in Eisenach nach Wien und übernimmt mit Ludwig Wilhelm Seidel eine Verlags- und Sortimentsbuchhandlung. 1835 tritt Wilhelm Braumüller in die Firma der Witwe Mösle ein, erhält 1840 die Buchhandelsbefugnis und übernimmt das Unternehmen unter dem Namen Braumüller und Seidel. 1859 ernennt die neu gegründete Österreichische Akademie der Wissenschaften Wilhelm Braumüller, der sich inzwischen von Seidel getrennt hat, zu ihrem alleinigen Buchhändler.

k.k. Hofbuchhändler und Verleger

Ab dem 13. Jänner 1865 durfte Braumüller den Zusatz „k.k. Universitäts-Buchhandlung“ führen. Der Verlagssitz ist zu der Zeit die Wickenburggasse 13 im 8. Bezirk.

Wilhelm Ritter von Braumüller (1838– † 30. Dezember 1889), der Sohn von Wilhelm von Braumüller (Senior), tritt als Teilhaber in die ab 1868 als „Wilhelm Braumüller & Sohn“ firmierende Sortimentsbuchhandlung am Graben 21 ein.

Wilhelm Ritter von Braumüller war seit 1868 öffentlicher Gesellschafter der väterlichen Firma, das umfangreiche Geschäft den von seinem verdienstvollen Vater übernommenen Traditionen gemäß weiterführte, bis sein leider nur allzufrüh erfolgendes Ableben (30. Dezember 1889) ihn seiner Thätigkeit entriß.

Im Geschäfte war auch dessen ältester Sohn Wilhelm Ritter von Braumüller (geb. 1861) thätig, leider aber war es demselben nicht lange vergönnt, seinen Vater kräftig zu unterstützen, da er schon im Jahre 1888 starb.

Mehrere Jahre wurde nunmehr die Firma durch langjährige Mitarbeiter des Hauses geleitet, bis die Enkel des Begründers der Firma, Adolf Ritter von Braumüller (geb. 1868) und Rudolf Ritter von Braumüller (geb. 1870), am 1. Januar 1894 als öffentliche Gesellschafter in die Firma eintraten und seither dieselbe erfolgreich fortzuführen begannen.

So erwarb 1893 die Firma die im 6. Jahrgange stehende Wiener klinische Wochenschrift, Oesterr. Aerztekammerblatt, Zeitschrift für Heilkunde, Zeitschrift für Volkswirtschaft, Sozialpolitik und Verwaltung, Beiträge zur Paläontologie und Geologie; die Abteilung Militaria erhielt eine bedeutende Stärkung durch die Prachtwerke Erzherzogs Carl von Oesterreich ausgewählte Schriften (1893-95), Angelis Schriften über Carl von Oesterreich als Feldherr und Heeresorganisator (5 Bde. 1896-1897), Braumüllers militär. Taschenbücher u. a.; ferner sind zu erwähnen: Jettels Handbuch des internationalen Privatrechts (1893), Knauers Hauptprobleme der Philosophie (1892), Beiträge zur klinischen Medizin und Chirurgie (bis 1899 21 Hefte), Handbuch der tierärztlichen Chirurgie und Geburtshilfe, herausgeg. von Bayer & Fröhner (1896 uff.), ein groß angelegtes Unternehmen; Kaposis Handatlas der Hautkrankheiten, Ortners Therapie der inneren Krankheiten und Zuckerkandls Atlas der topogr. Anatomie. Die 1848 abgezweigte Firma L. W. Seidel, seit 1861 L. W. Seidel & Sohn, k. k. Hofbuchhandlung in Wien firmierend, dessen Besitzer seit 1895 Ludwig Seidel ist (seit 1896 steht ihm Heinrich Tachauer als öffentlicher Gesellschafter zur Seite), pflegt vorwiegend Sortiment und hierbei bevorzugt sie militärische und geschichtliche Werke. Aber auch ihr Verlag weist eine Reihe bedeutender Werke auf und von Zeitschriften die Zeitschrift des österreich. Ingenieur- und Architekten-Vereins, sowie das Armeeblatt.

Bis 1915 bleibt das Unternehmen im Besitz derer von Braumüller. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten in der Folge des Ersten Weltkrieges wird der Verlag 1915 an die Druckerei Jasper verkauft. Mit den Gesellschaftern Friedrich Jasper und Alfred Leithe-Jasper gelangt das Unternehmen in die Familie der heutigen Alleinbesitzerin, Brigitte Pfeifer, die 1982 in den Verlag eintritt. Mit Konstanze Borovansky, der Tochter Brigitte Pfeifers, die seit 2002 ebenfalls als Geschäftsführerin im Verlag tätig ist, wird der Verlag von der fünften Generation der Familie Jasper geleitet.

Zu den bekanntesten Publikationen der Verlagsgeschichte gehören Veröffentlichungen aus dem medizinischen Bereich (Publikationen der Wiener Medizinischen Schule mit Autoren wie Josef Hyrtl, Arthur Schnitzler, Carl Rokitansky, Emil Zuckerkandl u.a.), Otto Weiningers umstrittenes Werk Geschlecht und Charakter, Oswald Spenglers Untergang des Abendlandes und im Schulbuchbereich der Pochlatko, die Literaturgeschichte für Generationen von Schülern, die noch immer als „Abriss der deutschsprachigen Literatur“ und in Neuauflage als Literatur entdecken von Manfred Mittermayer und Fritz Popp fortwirkt.

Verlagsprogramm heute

Wissen und Bildung ist das Motto, Wissenschaft und Schulbuch sind die beiden Pfeiler, auf denen der Verlag ruht. Als unabhängiger Privatverlag ist Braumüller auf wissenschaftliche Literatur aus den Disziplinen Philosophie, Literatur, Theater, Politik, Geschichte, Recht, Kommunikation, Soziologie und mehr konzentriert. Zu den traditionellen Verlagsschwerpunkten gehören auch Minderheitenfragen.

Einige Autoren und Herausgeber, die im Verlag Braumüller publizieren: Anton Pelinka, Wendelin Schmidt-Dengler, Theodor Tomandl, Karl Korinek, Clemens Jabloner u.v.m., im Schulbuchbereich Wilhelm Dabringer, Edith Konecny, Günter Lachawitz, Maria-Luise Leitner, Konrad Paul Liessmann und Ernst Nowotny.

Zeitschriften

Bei Braumüller erscheinen auch folgende Fachzeitschriften:

Literatur

  • Ingrid Haslinger: Kunde – Kaiser. Die Geschichte der ehemaligen k. u. k. Hoflieferanten. Wien: Schroll, 1996, ISBN 3-85202-129-4
  • Beyer, W. v. Braumüller u. H. v. Cotta, Wien 1881 u. Verlagskatalog.
  • Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 1. Berlin/Eberswalde 1902, S. 84-87.
  • Braumüller, Wilhelm. In Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 346.
  • Braumüller, Wilhelm. In Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 258.