Louis Antoine Henri de Bourbon-Condé, duc d’Enghien

französischer Herzog
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Louis Antoine Henri de Condé, Herzog von Enghien (* 2. August 1772 in Chantilly, † 21. März 1804 in Vincennes) war ein französischer Herzog aus dem Adelsgeschlecht der Condé, der von Napoléon Bonaparte verschleppt und nach einem Scheinprozess als "Emigrant, der vom Ausland bezahlt wird, um eine Invasion Frankreichs zu erleichtern" erschossen wurde. Die Entführung und anschließende Hinrichtung sorgte im übrigen Europa für große Empörung, war zugleich aber ein abschreckendes Signal an die royalistischen Gegner Napoleons.

Jugendbildnis des Herzogs von Enghien

Vorgeschichte

Während der Französischen Revolution kämpfte der seit 1789 im Ausland lebende Herzog im Emigrantenheer seines Großvaters Louis Joseph de Bourbon, Prince de Condé seit 1792 als Offizier der Kavallerie. Nach der Auflösung des Heers im Jahr 1802 lebte der mit Charlotte de Rohan, der Nichte des Kardinals Rohan, verheiratete Adelige in Ettenheim in Baden und pflegte gelegentliche Ausflüge nach Straßburg, wo die Bourbonen ein Agentennetz betrieben.

Napoleon statuiert ein Exempel

Nach einer aufgedeckten Verschwörung im August 1803 um Georges Cadoudal, Pichegru und General Moreau, die ein Attentat in Malmaison auf den Korsen plante, suchte Bonaparte mit Hilfe seines Polizeiministers Joseph Fouché nach einem Bourbonen, den man als Signal in seine Gewalt bringen kann. Der politisch unbedeutende Herzog war das am leichtesten zu erreichende "Ziel", um das Exempel zu statuieren.

Durch ein Kommandounternehmen von drei Gendarmeriebrigaden und 300 Dragonern am 14./15. März ließ ihn Bonaparte nach Frankreich entführen, um ihm dort einen politischen Schauprozess aufgrund Hochverrats machen zu können. Bei der Verhaftung leistete der Herzog keinen Widerstand. Bereits während der Fahrt nach Vincennes erklärte er, dass er Napoleon unversöhnlichen Hass geschworen habe und jede Gelegenheit nutzen würde, um ihn zu bekämpfen. Die konfiszierten Papier bewiesen, dass die Bourbonen Verschörer gegen Napoléon anwarben. Daraufhin reagierte der Erste Konsul heftig:

"Warum führen sie nicht Waffen gegen mich? (...) Stattdessen senden sie Straßenräuber aus, sprengen Paris in die Luft, töten Unschuldige. Dafür sollen sie mir blutige Tränen weinen."

Nach der zu erwartenden Verurteilung durch ein Tribunal von sieben Obristen, vor denen sich Enghien stolz als Feind Bonapartes und des revolutionären Frankreich bezeichnete, erschoss man den Herzog von Enghien im Garten des Schlosses von Vincennes, was Napoléon aussenpolitisch insbesondere in Deutschland und Preußen schadete, da man die eigenen Souveränitätsrechte bedroht sah. Ein von Joséphine überbrachtes Gnadengesuch hatte Napoléon zuvor schon abgelehnt, da er einen Bourbonen – als Signal an seine Gegner – hingerichtet sehen wollte.

Reaktionen und Folgen

Innenpolitisch hatte Bonaparte jedoch mit dieser "terroristischen Hinrichtung" (Louis Bergeron) alle weiteren royalistischen Komplotte erstickt und die Zustimmung der breiten Bevölkerung hinter sich. Bezeichnenderweise meinte Napoleon selbst als Reaktion auf die Empörung des Auslandes nur knapp: "Ich bin die Französische Revolution". Doch sein Aussenminister Talleyrand, der zuvor die Aktion unterstützt hatte, urteilte später, dass dies nicht nur ein Verbrechen, sondern ein Fehler gewesen sei.

Literatur

  • Baptist, Johann: Nachkommen des Prinzen Enghien in Baden?, in: Neue Miszellen aus Heimat und Landschaft, Band 2 (1954-1959), S. 39-41
  • Bernardine, Melchior-Bonnet: Le duc d'Enghien, vie et mort du dernier des Condé, Verlag Amiot-Dumont, Paris 1954, 271 S.
  • Dupont, Marcel: Le tragique destin du Duc d'Enghien, Editions Hachette 1938, 138 S.