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Bambi, ein Leben im Walde - Ein Buch von Felix Salten, 1923 erschienen, handelt von einem jungen Reh namens Bambi.
1942 wurde die Geschichte in Disneys Trickfilm unter dem Namen "Bambi - Eine Tiergeschichte aus dem Walde" verfilmt. Die Arbeiten zu diesem Film dauerten rund fünf Jahre.
Bei dem Bambi im Buch handelt es sich - passend zu einem europäischen Wald - noch um ein Rehkitz. In der amerikanischen Buchübersetzung und der Filmfassung von Disney wurde es im Rahmen der Übertragung nach Nordamerika zu einem dort heimischen Weißwedelhirschkalb. Der Film-Bambi wird aber wegen der Ähnlichkeit von Rehkitzen und jungen Weißwedelhirschen irrtümlicherweise in Europa oft als Reh angesehen.
Filmhandlung
Im tiefen Wald wird eines Tages ein kleiner Hirsch geboren: Bambi. Schnell verbreitet sich die freudige Nachricht im Wald und alle Tiere versammeln sich, um den jungen Prinz zu begrüssen, der zuerst noch etwas ängstlich und unsicher auf den Beinen wirkt. Kurz darauf lernt Bambi bei einer seiner Exkursionen mit seiner Mutter auch seine beiden neuen Freunde kennen: Das freche Kaninchen Klopfer und das schüchterne Stinktier Blume. Zusammen erleben sie zunächst eine glückliche, sorglose Kindheit, doch schon bald muss Bambi die Gefahren des Lebens kennenlernen. Auf einer Wiese lernt er seine Freundin Feline kennen, aber auch die Gefahr durch die Menschen, die immer wie eine dunkle Bedrohung über dem Leben der Tiere hängt. Sommer und Herbst vergehen wie im Fluge, Bambi wächst heran und lernt immer mehr dazu. Im Winter dann wird seine bisher relativ unbeschwerte Kindheit abrupt beendet. In einer der traurigsten Szenen der Filmgeschichte verliert er seine Mutter. Sein Vater, der grosse Prinz des Waldes, nimmt sich des kleinen Halbwaisen an...
Ein Jahr später ist Bambi zu einem stattlichen, jungen Hirsch herangewachsen und trifft neben Klopfer und Blume auch seine Jugendfreundin Feline wieder. Prompt verlieben sich die beiden und Bambi muss kurz darauf in einem dramatischen Kampf einem anderen Hirsch, der auch Feline begehrt, in seine Schranken weisen. Doch das gemeinsame Glück ist nur von kurzer Dauer, denn im Herbst sind die Jäger wieder im Wald und Bambi und Feline müssen ihr grösstes und gefährlichstes Abenteuer erst noch bestehen...
Charaktere
Bambi
Hauptdarsteller. Ein junger Hirsch der beginnend mit seiner sorglosen Kindheit, die schönen Seiten des Lebens, aber bald auch deren mitunter tödliche Gefahren kennenlernt.
Bambis Mutter
Kümmert sich selbstlos um den kleinen Bambi und lehrt ihn die Geheimnisse des Waldes. Opfert später ihr Leben für Bambi, als sie die Aufmerksamkeit eines Jägers auf sich lenkt und erschossen wird.
Bambis Vater
Der grosse Prinz des Waldes. Ältester und weisester Hirsch des Waldes. Erscheint Bambi zunächst verschlossen, unnahbar und übermächtig, hält sich aber immer im Hintergrund in Bambis Nähe auf, um ihm notfalls zu helfen. Nimmt sich des kleinen Bambi an, nachdem seine Mutter getötet wurde.
Klopfer
Ein freches, junges Wildkaninchen und einer von Bambis besten Freunden. Wird oft von seiner Mutter ermahnt, nicht so frech und vorlaut zu sein und muss dann häufig die Lebensweisheiten seines Vaters rezitieren, wie z.B.: "If you can´t say something nice... don´t say nothing at all!" (wenn man nichts Nettes zu sagen hat... soll man den Mund halten)
Blume
Ein kleines, schüchternes Stinktier und Bambis zweiter Freund. Kam zu seinem Namen, weil Bambi, als er sprechen lernte, ihn in einem Blumenbeet entdeckte und prompt mit "Blume" ansprach.
Feline
Bambis Freundin. Bambi und Feline lernen sich zunächst als Kinder auf der Wiese kennen. Später, als beide erwachsen sind, verlieben sie sich ineinander.
Freund Eule
Eine alte, weise Eule, die Bambi seit seiner Kindheit kennt, und die ihn schliesslich, als er erwachsen ist, über die Wirkung der Liebe aufklärt.
Ronno
Bambis Nebenbuhler beim Kampf um Feline. Wird von Bambi in einem dramatischen Hirschkampf besiegt und muss geschlagen das Feld räumen. (Wird namentlich nicht im Film, aber in Felix Saltens Buch erwähnt)
Tante Ena
Mutter von Feline. (Wird namentlich nicht im Film, aber in Felix Saltens Buch erwähnt)
Weitere Filminfos
Bis heute ist der Film ein Meilenstein der Trickfilmtechnik und war auch immer Walt Disneys persönlicher Lieblingsfilm. Während der Dreharbeiten wurde im Studio ein kleiner Zoo mit Kaninchen, Stinktieren, Weisswedelhirschen und -kälbern etc. eingerichtet, um den Zeichnern Vorlagen für ihre Tierzeichnungen zu geben. Auch kam bei diesem Film erstmals in grossem Umfang die von den Disney-Studios entwickelte Multiplane-Camera für realistisch dreidimensional wirkende Kamerafahrten (besonders gut zu sehen in der Eingangsequenz des Films) durch eine Zeichentricklandschaft zum Einsatz.
Der Film enthält weniger als 1000 Worte Dialog und arbeitet statt dessen vor allem mit der emotionellen Wucht von Musik, impressionistischer Farbgebung und den auf traditionellen, chinesischen Maltechniken beruhenden Hintergrundbildern des Künstlers Tyrus Wong. Manche haben dem Film einen übertriebenen Einsatz des Kindchenschemas und andere psychologische Manipulation des Zuschauers vorgeworfen.
"Bambi" wird deshalb auch oft als Beispielfilm für "die heile Disney-Welt" herangezogen. Für den ersten Filmteil, aus dem weit mehr Auschnitte und Bilder auch den Menschen bekannt sind, die den Film noch nie komplett gesehen haben, trifft dies wohl auch noch zu, doch in der zweiten Hälfte wird die Filmhandlung wesentlich dunkler und ernster.
Filmgeschichte schrieb zum Beispiel die herzzerreissende Szene, in der Bambis Mutter stirbt. Hier arbeiteten die Filmemacher mit konsequentem Weglassen (Off-Camera): Der Tod von Bambis Mutter wird nicht im Bild gezeigt, ebensowenig der Jäger, der sie erschiesst. Doch gerade deshalb hat er sich wohl jedem, der "Bambi" als Kind im Kino sah, so unvergesslich als früher "Kinderschock" eingeprägt, dass diese Szene sogar im Juli 2004 vom englischen "Total Film Magazine" auf Platz 6 der "50 Top Movie Death Scenes" (Die 50 berühmtesten Filmtode) gewählt wurde. Auch der nie im Bild zu sehende Schütze wurde 2003 vom American Film Institute in seiner Liste "100 Greatest Heroes and Villains" (Die 100 grössten Helden und Schurken) auf Platz 20 der "Schurkenliste" gewählt.
"Bambi" war der erste Disney-Trickfilm, in dem ein Protagonist stirbt. Nach Bambis Mutter wird im weiteren Filmverlauf während einer Jagd auch ein Fasan, der in Todesangst auffliegt, erschossen (Felix Salten beschreibt diese Szene aber auch genau so in seinem Buch).
2004 wurde der Film aufwendig restauriert. Als Vorlage diente der Ur-Film, der in der Library of Congress gelagert war und zu zerfallen drohte, da er auf altem, instabilem Nitrat-Filmmaterial aufgenommen war. In etwa 9600 Arbeitsstunden musste Bild für Bild der 110000 Einzelbilder von Hand gereinigt und die Ursprungsfarben anhand der noch vorhandenen Originalzeichnungen und den Glasbildern der "Multiplane-Camera" wiederhergestellt werden. Die Restaurierungsarbeiten dauerten 14 Monate. Anschliessend wurde neben einer neuen, extrem hochauflösenden Digitalversion (3000x4000 Pixel per Quadratzoll), auch ein neues Negativ-Masterband erstellt. Im März 2005 wurde der Film schliesslich in vollständig restaurierter Fassung erstmalig auf DVD vorgestellt.
Einflüsse auf andere Filme
"Bambi" diente auch als Vorbild für den in den 90er-Jahren ebenfalls von Disney produzierten Zeichentrickfilm Der König der Löwen. "Der König der Löwen" wurde von Kritikern sogar als "Bambi in Afrika" bezeichnet.
Auch der japanische Manga-Künstler Osamu Tezuka liess sich für seine Figur "Kimba der weisse Löwe" von "Bambi" inspirieren. Somit ist der seit langen Jahren schwelende Streit, ob Disney seinen Film "Der König der Löwen" von "Kimba" abgeschaut hat, eigentlich unsinnig, da beide Werke nachweislich von "Bambi" inspiriert wurden. (Osamu Tezuka was happy to acknowledge the inspiration that the works of Walt Disney and his employers had on his own creations. He even acknowledged that 'Bambi' assisted the creation of his lion king story. It is reasonable and responsible of artists to be inspired by others and to study their techniques, and there is no shame in admitting so. - Robin Pen in 'Eidolon', Page 65-71, 16. Febr. 1995)
Kritikerstimmen zur DVD-Wiederveröffentlichung 2005
- Bambi ist möglicherweise einer der besten Filme, die je gemacht wurden, wenn nicht DER Beste – David Keyes, cinemaphile.org
- Wunderschön in jedem Sinne des Wortes. Ich denke, der beste Disney-Film überhaubt – Scott Winberg, efilmcritic.com
- Dadurch, daß der Film aber nie eine Bedrohung und Gefahr ganz aus den Augen verliert, wirkt er auf mich deutlich erwachsener als etwas 'Schneewittchen', ist aber dennoch voll und ganz ein Kinderfilm geblieben. Dieser Zusammenfluß beider Ansprüche erhebt den Film in die Dimension des Zeitlosen. – Urs Wiki, dvd-center.de
- Kurz und auf den Punkt gebracht: Bambi ist ein zeitloser Klassiker. – John J. Puccio, dvdtown.com
- Fazit: Als 'Klassiker' ist er in die Geschichte des Filmes eingegangen und genau diese Bezeichnung verdient der Film auch. Ganz grosses Trickfilmkino der alten Schule. – outnow.ch
- Viele der frühen Disney-Filme zeichnen sich durch eine gewisse Lyrik und eine universelle Wahrheit aus - aber Bambi ist so einfach, so unschuldig, so rein - beinahe schon transparent, oder anders ausgedrückt: Bambi trifft mitten ins Herz. - Robert Horton, amazon.de