Niccolò Machiavelli

florentinischer Politiker und Diplomat
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Niccolò Machiavelli (* 3. Mai 1469 in Florenz; † 22. Juni 1527 in Florenz) war ein italienischer Politiker, Philosoph, Geschichtsschreiber und Dichter. Aufgrund seines Hauptwerks „Il Principe“ („Der Fürst“), gilt er als einer der bedeutensten staatsphilosophischen Denker der Neuzeit.

Leben und Werk

 
Niccolò Machiavelli
 
Grab Niccolò Machiavellis

Machiavelli war von 1498 bis 1512 Sekretär der Kanzlei des Rats der „Dieci di pace e di libertà“ (Rat der Zehn, wörtlich: „Zehn von Frieden und Freiheit“) der Republik Florenz. In diplomatischen Aufträgen kam er zu Cesare Borgia nach Urbino, nach Rom zu Papst Julius II., 1504 nach Frankreich zu Ludwig XII., 1508 zu Kaiser Maximilian I. Nach Rückkehr der Medici verlor er 1512 seine Ämter und bemühte sich, verbannt auf sein Landgut in der Toskana, den Rest seines Lebens um Rehabilitierung.

Machiavellis Gesamtwerk wurde jahrhundertelang von seinem bekanntesten Werk, „Il Principe“ („Der Fürst“, mit dem ursprünglichen Titel „De principatibus“, 1513 geschrieben, gedruckt erst 1532), verdeckt. Dessen Hauptaussage lautet sehr verkürzt, der (politische!) Zweck heilige die Mittel und war sowohl zur damaligen Zeit als auch noch heute umstritten. Machiavelli nahm allerdings nur die Beobachtungen der Vergangenheit (in der Beobachtung der politischen Geschichte knüpfte er an das antike Vorbild Thukydides an) und seiner Zeit auf und ist somit einer der Begründer der Staatsräson, sozusagen der „Rationalisierung“: der Herrscher solle nur das tun, was auch in seiner Macht stehe; falls es notwendig ist, müsse er denn eben auch Gewalt anwenden, um das Gemeinwesen zu erhalten.

 
Niccolò Macchiavelli (Statue in Florenz)

Erst seit dem 19. Jahrhundert kam man allmählich dazu, seine übrigen Werke, vor allem die „Discorsi sopra la prima decca di Tito Livio“ (1513 ff.), „Istorie Fiorentine“ (1521 ff.), „Dell'arte della guerra“ (1521) mit heranzuziehen.

Machiavellis Werk erfuhr eine Reihe von Deutungen, die von der reinen Lehre der Technik der Macht bis zum Aufruf zur Befreiung und Einigung Italiens reichten. Er entdeckte im Prinzip der Staatsräson das Grundgesetz der modernen europäischen Staatenwelt.

Ausgehend von einem pessimistischen Menschenbild, ordnete er die menschliche Bosheit der Ratio der Macht unter und konstruierte seine Ethik der notwendigen Unterscheidung zwischen der Forderung der politischen Verantwortung und der persönlichen Gesinnung. Machiavellis Wirkungsgeschichte, die vor allem von den zentralen Kapiteln des „Principe“ ausging, lag mehr in seiner Lehre von Täuschung und Verrat als von Grausamkeit.

Die Auseinandersetzungen um Machiavelli begleiten die ganze moderne Geschichte bis zum Faschismus und Marxismus. Gegen den (oft fehlgedeuteten) Machiavellismus formierte sich als Gegenströmung der Antimachiavellismus aus Vertretern der Kirchen, Aufklärern, Philosophen und Moralisten (berühmteste Schrift ist der „Antimachiavell“ Friedrichs des Großen 1740, wobei er als König freilich mit eben diesen Machtmitteln regierte, die er vorher verteufelt hatte).

Werke

In deutscher Übersetzung

Literatur

  • Herfried Münkler: Machiaveli. Frankfurt am Main 2004. Wohl die beste deutschsprachige Biographie.
  • Quentin Skinner: Machiavelli zur Einführung. Hamburg 2004.
  • William Somerset Maugham: Then and Now. (Deutsch: Damals und heute. Historischer Roman. Zürich 1999).

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