Semerchet

altägyptischer König der 1. Dynastie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. März 2009 um 01:12 Uhr durch Muck (Diskussion | Beiträge) (Hinweise zur Regierungszeit: Links). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Semerchet (eigentlich Hor-semer-chet) war der siebte altägyptische König (Pharao) der 1. Dynastie (Frühdynastische Zeit), der in einer etwa achtjährigen Regentschaft von 2861 bis 2853 v. Chr. regierte (Jürgen von Beckerath).

Namen von Semerchet

Namen des Smerchet auf einem
Gefäßbruchstück aus seinem Grab bei Abydos.
Horusname
G5
S29 U23
F32
Semer-chet
Vorlage:Unicode
Mit gesundem Leib
Nebtiname
G16
A21
Semset-nebti
Smst-nbtj
Hüter der beiden Herrinnen [1]
Eigenname [A 1]
M23
X1
L2
X1
A21

Semset
Smst
Gefährte der Götter [1]
Königspapyrus Turin (Nr.II./18)
S29G17S29G17G7
Semsem
Smsm
(mit Namensideogramm
für einen König, das den
Horusfalken darstellt)
Königsliste von Abydos (Sethos I.)
A21A
Semsu
Smsw
Griechisch
bei Manetho

lateinisch bei Eusebius

Semempses

Mempses

Zum Namen

Semerchet ist der erste altägyptische König, der einen Nebtinamen benutzte. Er bezog sich dabei auf die Kronengöttin Nechbet aus Nechen sowie auf die Schlangengöttin Wadjet aus Buto, die als beschirmende Gottheiten des Königs galten.

Allerdings war zu dieser Zeit der Nebtiname noch nicht existent, da die Erwähnung der beiden Landesgottheiten noch eng an die Nisut-biti-Titulatur geknüpft und kein separater Titulaturbestandteil war. Erst im weiteren Verlauf des Alten Reiches teilte sich die Namensverbindung in die zwei bekannten Einzeltitel.

Herkunft und Familie

Semerchet gilt in der Ägyptologie zumeist als der jüngere Bruder des Anedjib. Laut Aufzeichnungen auf dem Kairostein war Semerchet mit einer Dame namens Baset-Tjres verheiratet.

In der Königsliste von Sakkara (Grab des Priesters Tiuloy) wird Semerchet wohl nur deshalb ausgelassen, weil er kein Zweitgrab in Sakkara hatte anlegen lassen. Dies betrifft auch die meisten seiner Vorgänger: Narmer, Hor Aha, Djer, Wadji und Hor Den besaßen auch keine eigenen Zweitgräber in Sakkara und werden deshalb ebenfalls nicht in der Königsliste des Tiuloy aufgeführt.

Über mögliche Nachkommen ist zwar bislang nichts Konkretes überliefert, doch wird in der Forschung mehrheitlich sein Nachfolger Qaa als sein Sohn angesehen.[2]

Hinweise zur Regierungszeit

Semerchet ließ nahezu alle geweihten Gefäße und Tonsiegeln konfiszieren und überschrieb Anedijbs Namen. Daher vermuten einige Ägyptologen, beispielsweise Toby A. H. Wilkinson, Walter Bryan Emery, Jan-Phillip Lauer und Wolfgang Helck, dass Semerchet entweder ein Usurpator nicht-königlicher Abstammung war oder von Anedijb in der Thronfolge übergangen wurde.[3]

Eine aus dem Wadi Maghara stammende Inschrift, die ein Sohn von Semerchet dort anbrachte, nennt eine Expedition im Auftrag von Semerchet in den Sinai. Die Inschrift untermauert Erwähnungen auf Elfenbeinetiketten, wonach Expeditionen nach Palästina ausgesandt wurden, um Semerchet kostbares Bescha-Öl und begehrtes Zedernholz zu beschaffen.[3]

Inschriften auf Tonsiegeln belegen die Errichtung der neuen königlichen Residenz Hor-ib-Netjeru (Horus, der Abgeschirmte der Götter). Auf zwei Jahrestafeln ist die alle zwei Jahre stattfindende Steuererhebung in Verbindung mit dem Horusgeleit vermerkt. Aus den weiteren Einträgen geht das einmalig gefeierte Sokarfest sowie ein Kultfest für die Ahnengottheit Der große Weiße hervor.[1]

Die teilweise zerstörten Einträge auf dem Palermostein nennen den Anfang und das Ende seiner gut achtjährigen Regierungsdauer. Im ersten Regierungsjahr nach der Krönung ist Zerstörung der beiden Länder ohne weiteren Kommentar beschrieben. In diesem Zusammenhang findet der Bericht von Manetho Bestätigung, wonach eine große Verwüstung ganz Ägypterland heimgesucht haben soll.

Jahr[A 2] Ereignisse[1]
Krönungsjahr Erscheinen des Königs von Ober- und Unterägypten. Vereinigung der beiden Länder.
1. Jahr Horusgeleit. Zerstörung von Ober- und Unterägypten.
2. Jahr Erscheinen des Königs von Oberägypten. Geburt (Erstellen der Statuen) von Seschat und Sed (Die Ägypter stellten die Gottheit Sed in Canidenform dar; er war wahrscheinlich Namensgeber des Sedfestes).
3. Jahr Horusgeleit... (Rest zerstört).
4. Jahr Erscheinen des Königs von Oberägypten. Geburt von... (Rest zerstört; wahrscheinlich wieder Herstellung einer Statue).
5. Jahr Horusgeleit... (Rest zerstört).
6. Jahr Erscheinen des Königs von Oberägypten... (Rest zerstört).
7. Jahr Horusgeleit... (Rest zerstört).
8. Jahr Erscheinen des Königs von Oberägypten. Geburt von... (Rest zerstört; wahrscheinlich wieder Herstellung einer Statue).

Grabstätte

 
Elfenbeinetikett des Semerchet. Gut zu erkennen: Der Nebti-name Semset

Das in Abydos/Umm el-Qaab liegende Grab U gilt als seine Bestattungsstätte. Es misst 19,5 x 10,7 Meter und ist von sehr einfacher Struktur. Semerchet legte im Gegensatz zu den meisten seiner Vorgänger kein Zweitgrab bei Sakkara an.

Im Grab selbst wurden zwölf Gefäße entdeckt, die ursprünglich aus Palästina stammten, was einen regen und erfolgreichen Handel mit diesem Land erkennen lässt.[4]

Die königliche Anlage ist außerdem von 69 Nebengräbern seines Gefolges umgeben und gilt als Nachweis für eine Massenbestattung seiner engsten Vertrauten, die Semerchet in den Tod folgen mussten.

Literatur

Allgemeines
Zum Namen
Detailfragen
  • Walter B. Emery: Ägypten, Geschichte und Kultur der Frühzeit, 3200-2800 v. Chr. München 1964, S. 94-95
  • Peter Kaplony in: Lexikon der Ägyptologie 5. Harrassowitz Verlag, Wiesbanden 2000, S. 841ff. ISBN 3447044683
  • Wolfgang Helck: Untersuchungen zur Thinitenzeit. (Ägyptologische Abhandlungen, Band 45), Otto Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 1987, S. 101f., 116f., 124, 162., 193, ISBN 3-447-02677-4
  • Jürgen von Beckerath: Chronologie des pharaonischen Ägypten. Zabern Verlag Mainz 1997, S. 26, 39, 166-169, 173, 176, 178, 187 (unter Semempses), ISBN 3805323107
  • Eva-Maria Engel: Das Grab des Qa'a in Umm el-Qa'ab. (2 Bnd), Göttingen, 1997
Commons: Semerchet – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Der Eigenname, wie er ab der 4. Dynastie mit „Sa Ra“ eingeleitet wird, existiert zu dieser Zeit noch nicht, weswegen die Weiterleitung auf Eigenname (Pharao) im Grunde problematisch ist. Die Formulierung Eigenname basiert auf Jürgen von Beckerath: Handbuch der ägyptischen Königsnamen.
  2. Die Regierungsjahre wurden auf dem Palermostein noch nach Kalenderjahren aufgeführt. Das Krönungsjahr fiel daher immer in das Jahr des letzten Königs. Das erste offizielle Regierungsjahr begann mit dem dann am 1. Achet I beginnenden Neujahr direkt nach Heriu-renpet.

Einzelnachweise

  1. a b c d Hermann Schlögl: Das alte Ägypten. Beck, München 2008, ISBN 3-406-48005-5, S. 71.
  2. Hor Semer-chet
  3. a b Toby A. H. Wilkinson: Early Dynastic Egypt. Routledge 1998, ISBN 0415260116, S. 79-81.
  4. William Matthew Flinders Petrie: Abydos. London 1902, S. 207.


VorgängerAmtNachfolger
AnedjibPharao von Ägypten
1. Dynastie
Hor Qaa