Tenorblockflöte

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Mit der Wiederbelebung der Blockflöte durch Arnold und Carl Dolmetsch wurde auch eine Tenorblockflöte in C konstruiert, die in der äußeren Form und nach einigen Baukriterien barocken Instrumenten entsprach.

Der Renaissancetypus

Bezüglich des Renaissancetypus ist die so genannte Tenorblockflöte durch Theoretiker (Sebastian Virdung, Michael Praetorius) und durch erhaltene Museumsinstrumente (Wiener Hofburg - Germanisches Nationalmuseum) gut belegt. Im Grunde genommen ist sie ein Diskantinstrument und funktional mit gleichgroßen Doppelrohrblattinstrumenten (vergl. Oboe), Zinken (vergl. Trompete) aber auch Querflöten zu vergleichen.

Die theoretisch nicht belegte, aber in der Musik des Frühbarocks gut einsetzbare Blockflöte in F (Soloblockflöte) erscheint alternativ als Diskantinstrument für höhere Blockflötenpartien, um die Höhe des Instruments nicht überzustrapazieren. Die Verwendung der Tenorblockflöte im Mittelalter ist ebenfalls nicht belegt, hat aber als wahrscheinlich zu gelten.

Der Barocktypus

Die Existenz der Tenorblockflöte im Barock ist nicht gesichert. Zum einen konnte man in der Bach-Händel-Epoche auf noch spielfähige Instrumente des Frühbarocks zurückgreifen, zum Anderen werden zunehmend die den heutigen Schulblockflöten vergleichbaren oktavierend eingesetzten "small flutes" beliebt, so dass man auf das tiefe Instrument verzichten konnte. Eine tief gestimmte Voice-Flute - dabei handelt es sich um ein Instrument in D, das die Querflöte ersetzen soll - kann zudem Zusammenklang mit höher gestimmten Saiteninstrumenten zum Instrument in C umgedeutet werden, so dass sich für den Barockmusiker die Notwendigkeit einer speziellen Tenorblockflöte nicht ergab. Oder anders ausgedrückt: Die moderne Tenorblockflöte in C ist eigentlich eine Voice-Flute a=392Hz.

Die Tenorblockflöte als Soloinstrument

Michael Praetorius bezeichnet Blockflöten als Vierfußinstrumente, die eine Oktave tiefer klingen als notiert. Diese Aussage ist interpretationsbedürftig und heißt, dass sich im Zusammenhang mit Blockflöten ein irgendwie gearteter Standardklang nur eine Oktave höher einstellt. In Klanglage ergibt sich daher ein besonderes Klangbild, das von der Norm abweicht. Ersetzt man also, sofern möglich, eine Oboe durch eine Tenorblockflöte, wird diese nicht nur zum Diskantinstrument, sondern es ändert sich die Klangfarbe. Gelegentlich wird der Ton der Tenorblockflöte als "etwas matt" qualifiziert, was die Liebhaber des Instruments bestreiten.

Die Tenorblockflöte ist etwas weniger wendig als gleichgroße Diskantinstrumente. Gleiches gilt in besonderem Maße in Bezug auf die kleineren Blockflöten, weswegen Sopran- und Altblockflöte zum Konzert- bzw. Soloinstrument aufsteigen, während eine solistische Tenorblockflöte Kennern vorbehalten bleibt.

Die moderne Tenorblockflöte

Die Tenorblockflöte bildet die dritte Stimme im Blockflötenchor bzw. -quartett. Das Blockflötenquartett ist aus historischen Formen nicht abzuleiten, eher aus dem zeitlosen Chor menschlicher Stimmen. Immer beliebter werden Blockflötenquartette in Klanglage, wobei die Tenorblockflöte zum Sopran wird. Hinzu treten Bass-, Großbass- und Subbassblockflöte. Historisch zu belegen ist auch dies nicht. Gelegentlich lassen sich aus den Partituren Quartette mit den Größen Alt-, Tenor-, Bass- und Großbass erschließen. Hier übernimmt die Tenorblockflöte die zweite Stimme.

Blockflötenbauer haben im 20. Jahrhundert nach neuen Bauformen gesucht, die dem Instrument mehr Klangfülle, Dynamik und einen größeren Tonumfang verleihen. Im Bereich der Tenorblockflöte ist hier zuerst Maarten Helder zu nennen, der mit seiner rein überblasenden Tenorblockflöte neue Wege beschritt. Das Instrument wird heute von der Firma Mollenhauer in Fulda als HELDER Tenor-Blockflute c' vertrieben.