Benedikt XVI.

265. Papst der römisch-katholischen Kirche
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Papst Benedikt XVI. (lateinisch Benedictus PP. XVI), bürgerlich Joseph Alois Ratzinger (* 16. April 1927 in Marktl am Inn, Bayern), ist das derzeitige Oberhaupt der Römisch-Katholischen Kirche. Er wurde am 19. April 2005 im vierten Wahlgang nach 26 Stunden Konklave zum Nachfolger von Johannes Paul II. gewählt.

Benedikt XVI., nach kirchlicher Zählung der 265. Papst in der Geschichte der Katholischen Kirche, war zuvor Dekan des Kardinalskollegiums und Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre. Er galt als einer der bedeutendsten Kardinäle und wurde häufig als theologisch und kirchenpolitisch rechte Hand Papst Johannes Pauls II. bezeichnet. In der öffentlichen Wahrnehmung gilt Benedikt XVI. als eher konservativ und war in der Vergangenheit sowohl innerkirchlich als auch in der Außenwahrnehmung umstritten.

Papst Benedikt XVI. kurz nach der Wahl

Leben

Jugend

Joseph Alois Ratzinger wurde im oberbayerischen Marktl am Inn (Sprengel im niederbayerischen Bistum Passau) als Sohn des Gendarmeriemeisters Joseph (* 6. März 1877, † 25. August 1959) und der Köchin Maria Ratzinger (* 7. Januar 1884, † 16. Dezember 1963) geboren. Er hat zwei Geschwister, Maria Ratzinger (* 7. Dezember 1921, † 2. November 1991) und Georg Ratzinger (* 15. Januar 1924). Das Umfeld, in dem Ratzinger aufwuchs, war tief religiös geprägt.

 
Marktl am Inn, Geburtshaus Papst Benedikts XVI.

Zwei Jahre nach seiner Geburt, am 11. Juli 1929, zog die Familie nach Tittmoning an der Salzach, am 5. Dezember 1932 nach Aschau am Inn, wo Ratzinger seine Grundschulzeit verbrachte. In den 1930er Jahren, nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten, kaufte der Vater ein kleines Bauernhaus in Hufschlag bei Traunstein. Hier, so Ratzinger in seinen Erinnerungen, sei die „eigentliche Heimat“ der Familie gewesen, da sich der Vater, der als Gendarm sein ganzes Leben beruflich flexibel sein musste, nach der Pensionierung dort niedergelassen hatte. Trotz der finanziellen Belastung schickten die Eltern Joseph Ratzinger und seine Geschwister in ein Internat, wo der Einser-Schüler durch seinen Ehrgeiz auffiel.

Mit 14 Jahren wurde Ratzinger im Jahr 1941 Angehöriger der Hitler-Jugend, wie es das Gesetz über die Hitler-Jugend von 1936 verlangte. Im Alter von 16 Jahren wurde er als Flakhelfer für den Schutz einer BMW-Fabrik außerhalb Münchens eingesetzt. Auf die Frage eines Vorgesetzten nach seinem Berufsziel gab er schon damals das Priesteramt an. 1944 wurde er zur Grundausbildung eingezogen und ins österreichische Burgenland zum Reichsarbeitsdienst versetzt, wo er unter anderem bei der Errichtung von Panzersperren eingesetzt wurde. In den letzten Kriegstagen desertierte er. Dennoch kam er 1945 in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Als Seminarist des in Traunstein ansässigen damaligen Priesterseminars machte er das Abitur auf dem Chiemgau-Gymnasium in Traunstein.

Studium

Von 1946 bis 1951 studierte Ratzinger Katholische Theologie und Philosophie und zwar an der Philosophisch-theologischen Hochschule in Freising sowie am Herzoglichen Georgianum der Universität München. In Freising trat er der K.St.V. Lichtenstein-Hohenheim zu Freising-Weihenstephan im KV bei.

Nach eigener Auskunft wurde er besonders durch Werke von Gertrud von le Fort, Ernst Wiechert, Fjodor Dostojewski, Elisabeth Langgässer, Theodor Steinbüchel, Martin Heidegger und Karl Jaspers beeinflusst. Die drei letztgenannten empfand der junge Student als Umbruch aus der Dominanz des Neukantianismus. Als Schlüssellektüre las er das Werk von Steinbüchel Die Wende des Denkens. Zum Abschluss seines Studiums sah er sich bei den älteren Kirchenvätern eher zum tatkräftigen Augustinus als zu Thomas von Aquin hingezogen; Bei den Scholastikern interessierte er sich für den heiligen Johannes Bonaventura.

Akademische Karriere

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Prof. Dr. Jürgen Habermas im Gespräch mit Joseph Kardinal Ratzinger

Im Jahre 1953 wurde Ratzinger mit der Arbeit Volk und Haus Gottes in Augustins Lehre von der Kirche an der Universität München zum Doktor der Theologie promoviert. 1957 habilitierte er sich an der Universität München im Fach Fundamentaltheologie mit der Schrift Die Geschichtstheologie des hl. Bonaventura.

1958 trat der damals 31-Jährige eine Professur für Dogmatik und Fundamentaltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Freising an. 1959 wurde er an die Universität Bonn berufen. Seine Antrittsvorlesung hielt er über das Thema „Der Gott des Glaubens und der Gott der Philosophie". Den Bonner Lehrstuhl hatte er inne, bis er 1963 dem Ruf an das Seminars für Dogmatik und Dogmengeschichte der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster folgte. Zu seiner dortigen Antrittsvorlesung am 28. Juni 1963 zum Thema Offenbarung und Überlieferung sollen sich Studierende und Dozenten in den völlig überfüllten Hörsaal 1 im Fürstenberghaus gedrängt haben, um den mittlerweile sehr bekannten Theologen zu hören.

Von 1966 bis 1969 hatte Ratzinger – auf Vermittlung von Hans Küng – einen Lehrstuhl für katholische Dogmatik an der katholisch-theologischen Fakultät der Eberhard-Karls-Universität Tübingen inne. 1969 wurde er an die Universität Regensburg berufen, wo er bis zu seiner Ernennung zum Erzbischof 1977 Dogmatik und Dogmengeschichte lehrte. Der spätere Bundesarbeitsminister Norbert Blüm studierte hier u.a. Theologie bei Ratzinger.

In seiner Einführung in das Christentum schrieb Ratzinger 1968 gegen die römischen Theologen, es gehöre zu den moralischen Pflichten jedes Papstes, vor einer Entscheidung die Stimme der Kirche allumfassend zu hören. Die Kirche sei zu zentralistisch, zu stark von Rom kontrolliert, habe zu straffe Zügel und zu viele Gesetze. Den Primat des Papstes zählte Ratzinger nicht zu den primären Elementen des Kirchenbegriffs, schon gar nicht könne es als dessen eigentlicher Konstruktionspunkt gelten. Mit dem Wort katholisch sei die bischöfliche Struktur der Kirche ausgedrückt. Diese Sätze ließ er in späteren Auflagen streichen.

Priester und Erzbischof

1951 empfing er zusammen mit seinem Bruder Georg Ratzinger das Sakrament der Priesterweihe durch den damaligen Erzbischof von München und Freising, Kardinal Michael von Faulhaber. Seine Primiz feierte er in der Stadtpfarrei St. Oswald in Traunstein.

Während des Zweiten Vatikanischen Konzils (19621965) war Ratzinger auch Berater und Redenschreiber des Kölner Erzbischofs Joseph Kardinal Frings. Er vertrat in dieser Eigenschaft eine reformorientierte Auffassung, etwa bezüglich der Besetzung von Kommissionen oder des Kurientextes über die Offenbarung. Eine von Ratzinger verfasste Rede Frings gegen neuscholastische Erstarrung Roms und gegen Missstände im Heiligen Offizium verlangte summarisch transparentere Verfahren. Sie wurde als Paukenschlag und als Brandrede gewertet und fand unter den Zuhörern des Zweiten Vatikanischen Konzils starken Beifall. Die Rede machte Ratzinger schlagartig in Kirchenkreisen bekannt. Unter dem Schlagwort aggiornamento (in das Heute bringen) war er Anhänger einer Öffnung der Kirche. Diese liberale Grundeinstellung, mit der er die Veränderungen des Konzils befürwortete, relativierte sich jedoch in der Folgezeit – nach eigenen Angaben während der 68er-Bewegung u. a. in Tübingen –, da er den Glauben durch heraufkommende „Beliebigkeit“ gefährdet sah. In Universitätsveranstaltungen war es zum Teil zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen, die den jungen, eher zurückhaltenden Hochschullehrer mutmaßlich persönlich getroffen haben. Der einst als Reformer gehandelte Ratzinger wandelte sich zum Bewahrer. So bildete sich das konservatives Bild, das sich in der öffentlichen Wahrnehmung verfestigt hat. Die konservative Einstellung behielt er auch als Professor und Erzbischof von München und Freising bei. Sie trug offenbar maßgeblich zu seiner späteren Ernennung zum Präfekten der Glaubenskongregation durch Papst Johannes Paul II. bei.

1976 wurde Ratzinger der Ehrentitel eines Päpstlichen Ehrenprälaten für besondere Verdienste um die Kirche verliehen.

Im März 1977 ernannte Papst Paul VI. Joseph Ratzinger zum Erzbischof von München und Freising. Die Bischofsweihe empfing er am 28. Mai durch den Bischof von Würzburg, Josef Stangl. Mitkonsekratoren waren der Bischof von Regensburg, Rudolf Graber, sowie der Weihbischof von München und Freising, Ernst Tewes. Bereits zwei Monate später wurde er am 27. Juni zum Kardinal erhoben. Als solcher empfing er den polnischen Episkopat in München, darunter auch Karol Wojtyła, der bald darauf, nach dem kurzen Pontifikat von Johannes Paul I., zum Papst gewählt wurde. An beiden Wahlen war Ratzinger beteiligt. Ratzingers Bischofsmotto lautet: Cooperatores veritatis (lat, deutsch: Mitarbeiter der Wahrheit).

Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre

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Kardinal Ratzinger im Mai 2003 in Polen.

Joseph Ratzinger war vor seiner Wahl zum Papst Dekan des Kardinalskollegiums und seit dem 25. November 1981 Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre (Glaubenskongregation), der Nachfolgeorganisation der Kongregation der römischen und allgemeinen Inquisition (1908 umbenannt in Heiliges Offizium). Als Präfekt der Glaubenskongregation hatte Ratzinger einen Stab von 40 Mitarbeitern. 1992 ernannte ihn der Papst zum Titularbischof der suburbikarischen Diözese Velletri-Segni. Ab 1998 war Ratzinger Subdekan des Kardinalskollegiums und wurde 2002 zum Dekan des Kardinalskollegiums und damit zum Titularbischof von Ostia gewählt. Er war nun einer der bedeutendsten Kardinäle und galt theologisch und kirchenpolitisch als rechte Hand Papst Johannes Pauls II.

Joseph Ratzinger war als Präfekt der Glaubenskongregation für die Ablehnung des Vatikans von Priesterehen, Befreiungstheologie (massiver Konflikt mit Leonardo Boff und Gustavo Gutierrez), gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften, künstlichen Formen der Empfängnisverhütung, und - aus der Sicht seiner Kritiker - von pluralistischen Ansätzen in der Kirche und Forderungen nach Dezentralisation der Kirche mitverantwortlich. Innerkirchliche Kritiker wie Roger Haight, Jacques Dupuis, Anthony de Mello und Tissa Balasuriya wurden mit Bußschweigen, Ämterverlust oder mit Exkommunikation bestraft.

Auch in Fragen der Ökumene wird Ratzinger eher als Bremser gesehen, jedoch gestattete er dem Taizégründer und Protestanten Frère Roger bei der Messe zur Beerdigung Johannes Pauls II. die Teilnahme an der Kommunion, was von einigen Beobachtern als Sensation aufgenommen wurde, obwohl er damit nur eine Praxis seines Vorgängers weiterführte. Das umstrittene päpstliche Lehrschreiben Dominus Iesus, bei dem Ratzinger die Feder geführt hatte, richtete nach allgemeiner Einschätzung ökumenischen Schaden an.

Eine Beteiligung von Frauen am Priesteramt schloss der konservative Kirchenführer kategorisch aus. Das Lehrschreiben Ordinatio Sacerdotalis von Johannes Paul II., das die Priesterweihe für Frauen ein für alle mal untersagt, wurde von Ratzinger als unfehlbar bezeichnet. Mit den deutschen Bischöfen, insbesondere mit Karl Kardinal Lehmann, verwickelte sich Ratzinger in verschiedene Konflikte, etwa über die Möglichkeit der Teilnahme an der Kommunion durch geschiedene-wiederverheiratete Katholiken. Kardinal Lehmann lenkte in dieser Frage ein, obwohl er nach allgemeiner Einschätzung über gute Argumente verfügte.

Großen Anteil hatte Ratzinger am Katechismus für die Katholische Kirche (KKK, Weltkatechismus), in dessen dritten Teil u.a. die Sexualmoral in Glaubenssätzen und Lehrregeln der katholischen Kirche vorgegeben wird. Kritiker dieser konservativen Festlegungen bemängeln eine fehlende oder tautologische Begründung dieser Abschnitte, insbesondere dort, wo sie - zum Teil sehr weit - über jene der Zehn Gebote hinausgehen.

In Deutschland trieb Ratzinger den Ausstieg aus dem staatlichen System der Schwangerschaftskonfliktberatung voran, da er in der Teilnahme eine Form der Mitwirkung an Abtreibungen sah. Der Ausstieg geschah gegen die Mehrheitsmeinung der deutschen Bischöfe, die der Überzeugung waren, dass die Schwangerenberatung einen wichtigen Beitrag zum Schutz von ungeborenem Leben leistet. Seinen Aufruf, Abtreibungsbefürwortern in der Politik die Kommunion zu verweigern, empfanden Kritiker als Einmischung in den US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf 2004 zu Lasten John Kerrys.

Obgleich Ratzinger ein glänzender Polemiker ist - sein Doktorvater Clemens Gottlieb Söhngen soll sich etwa über die bayerische Rauflust seiner Dissertation amüsiert haben - wirkt er im Umgang mit Menschen schüchtern und zurückhaltend.

Die umfangreichen Aufgaben der römischen Weltkirche veranlassten Ratzinger selbst, den Papst wiederholt um seine Entlassung zu bitten, um sich in seiner bayerischen Heimat Pentling bei Regensburg der Schriftstellerei widmen zu können. Zu seinem 75. Geburtstag stellte er das Rücktrittsgesuch, das traditionellerweise beim Erreichen dieses Alters eingereicht wird. Der Papst lehnte das Gesuch jedoch ab und so setzte er den Dienst bis zum Ende des Pontifikates fort.

Papstwahl

Spekulationen im Vorfeld

 
Benedikt XVI., damals noch Kardinal, bei der Beerdigung seines Vorgängers Papst Johannes Pauls II.

Seit Januar 2005 wurde Ratzinger in der Presse als möglicher Nachfolger von Papst Johannes Paul II. gehandelt. Dennoch galt die Wahl als völlig offen, da sich bei vielen vergangenen Papstwahlen der römische Grundsatz bewahrheitet hatte: Wer als Papst ins Konklave zieht, kommt als Kardinal wieder heraus. Auch das Time Magazine, das Ratzinger als papabile ansah, schrieb: Nicht jeder im Vatikan ist überzeugt, dass Ratzinger im Augenblick der richtige Mann wäre.

Am 8. April 2005 leitete Ratzinger in Rom die Begräbnisfeierlichkeiten für Papst Johannes Paul II. Im Zusammenhang mit dem Tode Johannes Pauls II. fiel ihm als Kardinaldekan die Schlüsselrolle zu, die Kardinäle zum Konklave einzuberufen.

Konklave

 
Petersplatz: Mit deutschen und bayerischen Fahnen feiern deutsche Pilger die Wahl Benedikts.

Am 18. April 2005 hielt Joseph Ratzinger eine vielbeachtete, gegen Materialismus und Relativismus gerichtete Predigt und leitete die am selben Tag begonnene Papstwahl. Schon am folgenden Nachmittag wurde er zum 265. Papst in der Geschichte der römisch-katholischen Kirche gewählt. Er gab sich den Papstnamen Benedikt XVI. Es wird vermutet, dass er mit dieser Namenswahl auf den Ordensgründer Benedikt von Nursia, Patron Europas, aber auch auf seinen Namensvorgänger Benedikt XV. (Pontifikat 1914-1922) anspielt, der als „Friedenspapst” bezeichnet wurde, obwohl seiner Friedensinitiative bei den kriegführenden Parteien des Ersten Weltkrieges kein Erfolg beschieden war. Vielleicht spielt die Namensgleichheit auch auf Benedikts XV. versöhnlichere Haltung nach den harten Auseinandersetzungen seines Vorgängers Papst Pius X. mit dem Modernismus an (vgl. Antimodernisteneid).

Benedikt XVI. ist der erste Deutsche als Papst seit Hadrian VI. vor 482 Jahren. Hadrian wurde in Utrecht in den heutigen Niederlanden geboren, das zu seinen Lebzeiten Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation war und sich auch kulturell als Teil der „Deutschen Nation" (Niederdeutsche) betrachtete. Dies ist auch der Grund für die Beisetzung Hadrians in der deutschen Nationalkirche in Rom. Vor und nach Hadrian VI. kamen zahlreiche weitere Päpste beispielsweise aus den italienischen Gebieten des Heiligen Römischen Reiches (u. a. der Toskana), die dennoch nie als „deutsche" Päpste bezeichnet wurden. Der letzte Papst, der auf dem heutigen Staatsgebiet der Bundesrepublik Deutschland geboren wurde, war Papst Viktor II., der im Jahr 1055 sein Amt antrat.

Drei Tage vor seiner Wahl zum Papst wurde Joseph Ratzinger 78 Jahre alt und ist damit der älteste gewählte Kandidat seit Klemens XII. (1730). Benedikt XVI. spricht beherrscht zahlreiche Fremdsprachen (Italienisch, Französisch, Latein, Englisch und Spanisch) und liest außerdem Altgriechisch und Hebräisch.

Stimmen zur Wahl

Die Wahl von Benedikt XVI. wurde in den Medien unterschiedlich aufgenommen. Die britischen Boulevardzeitungen fielen durch besondere Entgleisungen auf („Panzerkardinal"). Die türkische Presse sah in dem neuen Papst überwiegend einen "Feind der Türkei". Bild titelte doppeldeutig patriotisch: „Wir sind Papst". Es gab neben skeptischen oder gar ablehnenden Stimmen aber auch viele, die angesichts der ersten Gesten im Amt dem „Bewahrer" Ratzinger als Papst Benedikt XVI. auch durchaus versöhnlichere Töne zutrauen. Als Anzeichen hierfür wurden u.a. die Namenswahl Benedikt als Hinweis auf den „Friedenspapst" Benedikt XV. und den heiligen Benedikt als Schutzpatron Europas gesehen, aber auch die Gesten gegenüber der jüdischen Gemeinde und den anderen christlichen Kirchen.

Pontifikat

Amtseinführung

 
Der Papst kurz nach seiner Amtseinführung im Papamobil

Am Sonntag, den 24. April 2005 erhielt Benedikt XVI. im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes am Petersplatz den Fischerring und das Pallium als Zeichen der päpstlichen Macht. Vor mehreren hunderttausend Gläubigen und Regierungsvertretern aus aller Welt betonte er, dass er keine Regierungserklärung halten wolle. Er sprach von einem unerhörten Auftrag, der doch alles menschliche Vermögen überschreitet. Zugleich betonte er: Die Kirche lebt, die Kirche ist jung!

Wappen

 
Das Wappen des Papstes.

Das von Benedikt XVI. gewählte Wappen enthält Symbole, die sich bereits in seinem erzbischöflichen Wappen fanden: Den Bär des Diözesanpatrons Korbinian aus dem Stadtwappen Freisings sowie den gekrönte Mohr aus dem Wappen der Erzbischöfe von München-Freising, ergänzt durch eine Muschel als Anspielung auf eine Legende über des Papstes Lieblingstheologen St. Augustinus. Überraschenderweise ließ er die jahrhundertelang sich mit den gekreuzten Schlüsseln über dem Wappenschild erhebende Tiara durch eine einfache Mitra ersetzen, die aber ähnlich wie bei den Kronreifen der Tiara mit drei goldenen Querstreifen geschmückt ist. Unter dem Wappen ist erstmals das erzbischöfliche Pallium in einem Papstwappen dargestellt.

Mitgliedschaften und Ehrungen

Auflistung siehe: Mitgliedschaften und Ehrungen Benedikts XVI.

Benedikt XVI. ist Mitglied bzw. korrespondierendes Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Akademien in Europa, Ehrendoktor von sieben Hochschulen und Ehrenbürger der Gemeinden Pentling (1987) und Marktl am Inn (1997).

Er erhielt in Deutschland, Italien und in anderen Ländern unzählige Orden, vom Karl-Valentin-Orden des Münchner Faschings bis zum Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland mit Stern und Schulterband.

Werke

  • Werte in Zeiten des Umbruchs, Freiburg im Breisgau 2005, ISBN 3-451-05592-9
  • Unterwegs zu Jesus Christus, Augsburg 2003, ISBN 3-936484-21-X
  • Glaube - Wahrheit - Toleranz. Das Christentum und die Weltreligionen, 2. Aufl., Freiburg i. Brsg. 2003, ISBN 3-451-28110-4.
  • Erklärung Dominus Iesus, Februar 2001, ISBN 3-717-11087-X
  • Gott ist uns nah. Eucharistie: Mitte des Lebens. Hrsg. von Horn, Stephan Otto/ Pfnür, Vinzenz, Augsburg 2001, ISBN 3-929246-69-4
  • Gott und die Welt. Glauben und Leben in unserer Welt. Ein Gespräch mit Peter Seewald, Köln 2000, ISBN 3-426-77592-1
  • Der Geist der Liturgie. Eine Einführung, 4. Aufl., Freiburg i. Brsg. 2000, ISBN 3-451-27247-4
  • Einführung in das Christentum (2000), ISBN 3-466-20455-0
  • Aus meinem Leben. (1927-1977), Stuttgart 1998, ISBN 3-453-16509-8
  • Vom Wiederauffinden der Mitte. Texte aus vier Jahrzehnten, Freiburg i. Brsg. 1997, ISBN 3-451-26417-X
  • Im Anfang schuf Gott. Vier Predigten über Schöpfung, Fall und Konsequenzen des Schöpfungsglaubens Johannes Vlg, Neuausg. 1996. ISBN 3-89411-334-0
  • Salz der Erde. Christentum und katholische Kirche an der Jahrtausendwende. Ein Gespräch mit Peter Seewald, Wilhelm Heyne Verlag, München, 1996, ISBN 3-453-14845-2
  • Das Fest des Glaubens. Versuche über die kirchliche Liturgie Johannes Vlg, 3. Aufl. 1993, ISBN 3-89411-199-2
  • Wahrheit, Werte, Macht. Prüfsteine der pluralistischen Gesellschaft, Freiburg/ Basel/ Wien 1993, ISBN 3-78200-812-X
  • Zur Gemeinschaft gerufen. Kirche heute verstehen, Freiburg/ Basel/ Wien 1991, ISBN 3-45122-299-X
  • Auf Christus schauen. Einübung in Glaube, Hoffnung, Liebe, Freiburg/ Basel/ Wien 1989, ISBN 3-45121-481-4
  • Abbruch und Aufbruch. Die Antwort des Glaubens auf die Krise der Werte, München 1988, ISBN 3-59730-061-8
  • Liturgie und Kirchenmusik. Vortrag zur Eröffnung des VIII. Internationalen Kongresses für Kirchenmusik in Rom im Europäischen Jahr der Musik am 17. November 1985 (Reden zur Musik) Sikorski, H, 1987, ISBN 3-920880-23-4
  • Kirche, Ökumene und Politik. Neue Versuche zur Ekklesiologie [Robert Spaemann zum 60. Geburtstag zugeeignet], Einsiedeln 1987, ISBN 3-89411-201-8
  • Politik und Erlösung. Zum Verhältnis von Glaube, Rationalität und Irrationalem in der sogenannten Theologie der Befreiung (= Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften: G (Geisteswissenschaften), Bd. 279), Opladen 1986, ISBN 3-53107-279-X
  • Die Krise der Katechese und ihre Überwindung. Rede in Frankreich Mit Reden v. Ryan, Dermot J; Danneels, Gotfried; Macharski, Franciszek (Sammlung Kriterien, 00064) Johannes Vlg, 1983, ISBN 3-89411-200-X
  • Theologische Prinzipienlehre. Bausteine zur Fundamentaltheologie (= Wewelbuch, Bd. 80), München 1982.
  • Das Fest des Glaubens. Versuche zur Theologie des Gottesdienstes, 2. Aufl., Einsiedeln 1981.
  • Eschatologie, Tod und ewiges Leben, Leipzig 1981.
  • Glaube, Erneuerung, Hoffnung. Theologisches Nachdenken über die heutige Situation der Kirche. Hrsg. von Kraning, Willi, Leipzig 1981.
  • Umkehr zur Mitte. Meditationen eines Theologen, Leipzig 1981.
  • Zum Begriff des Sakramentes (= Eichstätter Hochschulreden, Bd. 79), München 1979.
  • Die Tochter Zion. Betrachtungen über den Marienglaube der Kirche, Einsiedeln 1977.
  • Der Gott Jesu Christi. Betrachtungen über den Dreieinigen Gott, München 1976.
  • Dogma der Verkündigung, 3. Aufl., München 1973, ISBN 3-879-04050-8
  • Das neue Volk Gottes. Entwürfe zur Ekklesiologie (Topos-Taschenbücher, Bd. 1) Düsseldorf 1972.
  • Die Einheit der Nationen. Eine Vision der Kirchenväter (= Bücherei der Salzburger Hochschulwochen), Salzburg u.a. 1971.
  • Das Problem der Dogmengeschichte in der Sicht der katholischen Theologie (= Arbeitsgemeinschaft für Forschungen des Landes Nordrhein-Westfalen: Geisteswissenschaften, Bd. 139), Köln u.a. 1966.
  • Die sakramentale Begründung christlicher Existenz, Freising-Meitingen, 1966
  • Die letzte Sitzungsperiode des Konzils (= Konzil, Bd. 4), Köln 1966.
  • Ereignisse und Probleme der dritten Konzilsperiode (= Konzil, Bd. 3), Köln 1965.
  • Die erste Sitzungsperiode des Zweiten Vatikanischen Konzils. Ein Rückblick (= Konzil, Bd. 1), Köln 1963.
  • Das Konzil auf dem Weg. Rückblick auf die 2. Sitzungsperiode des 2. Vatikanischen Konzils (= Konzil, Bd. 2), Köln 1963.
  • Die christliche Brüderlichkeit, München 1960.
  • Habilitationsschrift: Die Geschichtstheologie des heiligen Bonaventura, München 1959, Neuauflage im EOS Verlag Erzabtei St. Ottilien ISBN 3-88096-081-X
  • Dissertationsschrift: Volk und Haus Gottes in Augustins Lehre von der Kirche (= Münchner theologische Studien 2/7), München 1954, Neuauflage im EOS Verlag Erzabtei St. Ottilien ISBN 3-88096-207-3

Literatur

  • John L. Allen: Cardinal Ratzinger. The Vatican's enforcer of the faith. Continuum, New York 2000. Englisch: ISBN 0826413617, Deutsch: ISBN 3491724570
  • Aidan Nichols: The Theology of Joseph Ratzinger. An Introductory Study. T & T Clark, Edinburgh 1988. Englisch: ISBN 0567291480
  • Karl Wagner: Kardinal Ratzinger. Der Erzbischof in München und Freising in Wort und Bild. Pfeiffer, München 1977. ISBN 3790402532
  • Pater Prior Maximilian Heim: Joseph Ratzinger - Kirchliche Existenz und existenzielle Theologie unter dem Anspruch von Lumen gentium (Doktorarbeit). ISBN 3631514565
  • Helmut S. Ruppert: Benedikt XVI. Der Papst aus Deutschland. Echter Verlag, Würzburg 2005, ISBN 3-429-02744-6
  • Horst Herrmann: Benedikt XVI. Der neue Papst aus Deutschland. Aufbau Taschenbuchverlag, Berlin 2005. ISBN 3-7466-2210-7

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