Ein Gasometer ist ein meist zylindrisches oder kugelförmiges Bauwerk, das als Sammelbehälter für die im Zusammenhang mit dem Bergbau und Hüttenwesen entstehenden Gase dient. Gasometer sind oft über 50 Meter hoch und finden sich häufig in Gegenden wie dem Ruhrgebiet, die stark vom Bergbau geprägt wurden.
Funktion
Vermehrt wurden Gasometer in geschlossener oder offener Form für das früher verwendete Stadtgas oder Leuchtgas als Vorratsbehälter verwendet. Diese Behälter waren in einer Wasserwanne. Je nach Füllungsgrad ragte der Behälter entsprechend aus dem Wasser heraus.
Ab 1915 wurden neben den Teleskop-Gasbehältern oder Spiral-Gasbehältern (nasse Gasbehälter) auch Scheiben-Gasbehälter und Kugel-Gasbehälter (trockene Gasbehälter) gebaut.
Heute verwendet man fast nur noch Hochdruck-Speicher (z.B. unterirdische Speicher, Röhrenspeicher) zur Speicherung von Erdgas.
Nach dem Untergang der deutschen Bergbauindustrie und der vermehrten Verwendung von Erdgas in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden viele der nun nutzlos gewordenen Gasometer abgerissen. Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts erkannte man, dass die Gasometer als architektonische Zeitzeugen einer untergegangenen Industrieepoche hohen kulturellen Wert besitzen. Man hat deshalb an verschiedenen Standorten versucht, Gasometer in Kulturprojekte einzubeziehen, z.B. durch Klang- und Lichtinstallationen, aber auch durch das Umfunktionieren des Gebäudeinneren in eine Tauchlandschaft.
Revitalisierung von Gasometern
Internationale Bekanntheit errang die Umgestaltung der vier Wiener Gasometer in Wien-Simmering durch die Star-Architekten Jean Nouvel, Coop Himmelb(l)au, Manfred Wehdorn und Wilhelm Holzbauer.
Einige Gasometer werden als Ausstellungsräume genutzt, zum Beispiel der Gasometer Oberhausen oder ein Gasometer in Leipzig, in dem ein Mount-Everest-Panorama installiert ist. Im Landschaftspark Duisburg-Nord hat ein Tauchverein im Gasometer eine komplette Unterwasserwelt mit Schiffswrack installiert.
In den deutschen Städten Augsburg (dort wird der Gasometer Gaskessel genannt), Dortmund, Dresden, Münster (Westfalen), Neustadt (Dosse) und Zwickau sind Gasometer anzufinden, die noch auf eine alternative Nutzung warten.
Die letzten beiden erhaltenen Gasometer in Stralsund wurden trotz vieler Bürgerproteste im Jahr 2004 abgerissen, da sich kein Investor gefunden hatte.
Die Bezeichnung Gasometer
Zum ersten Mal wurde die Bezeichnung Gasometer durch den französischen Chemiker Antoine Laurent de Lavoisier verwendet. Gleichzeitig werden mit dem Wort Gasometer auch Gasmessgeräte bezeichnet.
Richtiger ist eigentlich die Bezeichnung Gasbehälter.
Regional werden auch die Begriffe Gasturm und Gaskessel verwendet.