Die Bremer Stadtmusikanten

Märchen der Brüder Grimm (1819)
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Die Bremer Stadtmusikanten ist ein Märchen (Typ 125, 126, 130, 715 nach Aarne und Thompson). Es ist in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm ab der 2. Auflage von 1819 an Stelle 27 enthalten (KHM 27). Es spielt im niedersächsischen Umland von Bremen.

Die Bremer Stadtmusikanten von Gerhard Marcks (1953)

Zusammenfassung

Das Märchen Die Bremer Stadtmusikanten erzählt von vier Tieren (Hahn, Katze, Hund und Esel), die ihren Besitzern infolge ihres Alters nicht mehr nützlich sind, und daher getötet werden sollen. Es gelingt den Tieren zu entkommen, worauf sie sich zufällig treffen. Alle folgen dem Vorschlag des Esels, in Bremen Stadtmusikanten zu werden und brechen nach Bremen auf. Da sie die Stadt nicht an einem Tag erreichen, müssen sie im Wald übernachten. Sie entdecken dort ein Räuberhaus. Sie erschrecken die Räuber, vertreiben sie mit lautem Geschrei und übernehmen das Haus als Nachtlager. Drei Räuber, die später in der Nacht erkunden, ob das Haus wieder betreten werden kann, werden von den Tieren nochmals und damit endgültig verjagt. Den Bremer Stadtmusikanten gefällt das Haus so gut, dass sie nicht wieder hinaus wollen und dort bleiben.

Herkunft

Das Märchen ist in den Kinder- und Hausmärchen seit der Zweitauflage an Stelle 27 enthalten, laut Anmerkung Nach zwei Erzählungen aus dem Paderbörnischen (von Familie von Haxthausen). In einer dritten aus Zwehrn (von Dorothea Viehmann) machen die Tiere den Räubern Musik und werden gespeist. Als die Räuber mitternachts vom Raubzug heimkehren, schicken sie einen vor, das Haus zu erleuchten, ihm geht es wie dem Kundschafter in den anderen Fassungen. Sie geben noch eine lange gedichtete Fassung Der Ochs und der Esel stürmen mit ihrer Gesellschaft ein Waldhaus aus Rollenhagens Froschmeuseler (Buch 3, Kap. 8) wieder und verweisen auf eine Fabel im lateinischen Reinhart Fuchs und Haltrich Nr. 4. Sie bemerken, dass hier die Schwachen die Starken täuschen, wie in Meier Nr. 3, KHM 10 Das Lumpengesindel, KHM 41 Herr Korbes, KHM 102 Der Zaunkönig und der Bär.

 
Bronzeplastik am ältesten Haus in Syke
 
Inschrift der Bronzeplastik zur Erklärung

Diverse Orte nehmen für sich in Anspruch, der Handlungsort des Märchens zu sein. Im Märchen selbst wird jedoch kein Ort namentlich erwähnt:

  • In Syke, im Bremer Vorland, soll sich das Räuberhaus in den umliegenden Wäldern befunden haben. Bronzetafeln am ältesten Haus in Syke weisen darauf hin.
  • Auch Kirchlinteln im östlichen Bremer Umland Anspruch, Schauplatz des Märchens zu sein. Hier wurde 2008 ein Fahrradweg eingeweiht, der die Schauplätze des Märchens zum Thema hat.
  • In Brakel soll das Märchen den Gebrüder Grimm übergeben worden sein, die dort Teile eines Sommers auf Einladung des Baron von Haxthausen auf dem Bökerhof verbrachten. Im Stadtarchiv existiert ein Foto von einem Kotten, von dem märchenhaft angenommen wurde, dass hier die Bremer Stadtmusikanten die Räuber vertrieben haben. An seiner Stelle steht heute ein Steindenkmal der Bremer Stadtmusikanten.

Bremer Regionalkultur

Der Titel des Märchens scheint irreführend, denn die Tiere sind niemals Bremer Stadtmusikanten geworden, auch wird in der Urfassung des Märchens die Stadt Bremen nicht erwähnt. Der Gedanke der Tiere, man könne immer noch Bremer Stadtmusikant werden, auch wenn man zu sonst nichts tauge, wirft kein gutes Licht auf die damalige Qualität der Bremer Kultur aus der Sicht der Bevölkerung des Umlandes. Dennoch erfreut sich das Märchen in Bremen großer Beliebtheit.

An der linken Seite des Bremer Rathauses steht seit 1953 eine Bronzestatue (Höhe: zwei Meter) von Gerhard Marcks. Viele Menschen glauben, dass ein Wunsch in Erfüllung geht, wenn man die Vorderbeine des Esels umfasst und sich etwas wünscht. An dieser Stelle ist die Statue durch die vielen Hände glänzend geworden. Neben dem Bremer Roland sind die Bremer Stadtmusikanten ein Wahrzeichen der Stadt. Eine ähnliche Statue steht in Bremens Partnerstadt Riga (Lettland) sowie in der westfälischen Gemeinde Ense-Bremen.

Aufgrund der Bedeutung des Märchens für das Image der Stadt Bremen, hat Bürgermeister Jens Böhrnsen aktuell eine Umfrage angeregt, ob die Marcks-Statue an einen prominenteren Ort in der Stadt versetzt werden soll, da der momentane Standort relativ versteckt an der Rathauswand gelegen ist.[1]

Rezeption

Auf das Zitat „… etwas Besseres als den Tod findest du überall …“ greift Carl Zuckmayer in seinem Werk Der Hauptmann von Köpenick zurück, denn nichts schien ihm geeigneter als dieser Satz aus den Bremer Stadtmusikanten, um zu verdeutlichen, dass aus jeder schier aussichtslosen Lage Kraft für einen Neuanfang geschöpft werden kann.

Verfilmungen

Literatur

Primärliteratur

  • Grimm, Brüder. Kinder- und Hausmärchen. Vollständige Ausgabe. Mit 184 Illustrationen zeitgenössischer Künstler und einem Nachwort von Heinz Rölleke. S. 180-189. Düsseldorf und Zürich, 19. Auflage 1999. (Artemis & Winkler Verlag; Patmos Verlag; ISBN 3-538-06943-3)
  • Grimm, Brüder. Kinder- und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand mit den Originalanmerkungen der Brüder Grimm. Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen Auflagen veröffentlichter Märchen und Herkunftsnachweisen herausgegeben von Heinz Rölleke. Band 3: Originalanmerkungen, Herkunftsnachweise, Nachwort. S. 59-66, 454. Durchgesehene und bibliographisch ergänzte Ausgabe, Stuttgart 1994. (Reclam-Verlag; ISBN 3-15-003193-1)

Sekundärliteratur

  • Uther, Hans-Jörg: Handbuch zu den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm. Berlin 2008. S. 69-74. (de Gruyter; ISBN 978-3-11-019441-8)
  • Drewermann, Eugen: Von der Macht des Geldes oder Märchen zur Ökonomie. Düsseldorf 2007. S. 123-151. (Patmos Verlag; ISBN 978-3-491-21002-8)
Wikisource: Die Bremer Stadtmusikanten – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Weser-Kurier: Bürgerbefragung zu den Stadtmusikanten, NA Presseportal am 28.02.2009
  2. Muppet Wiki

Koordinaten: 53° 4′ 34″ N, 8° 48′ 26″ O