Gau-Odernheim ist eine rheinhessische Ortsgemeinde im Landkreis Alzey-Worms im deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz. Sie ist Teil der Verbandsgemeinde Alzey-Land.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 49° 47′ N, 8° 12′ O | |
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Landkreis: | Alzey-Worms | |
Verbandsgemeinde: | Alzey-Land | |
Höhe: | 148 m ü. NHN | |
Fläche: | 18,27 km2 | |
Einwohner: | 3769 (31. Dez. 2007) | |
Bevölkerungsdichte: | 206 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 55239 | |
Vorwahl: | 06733 | |
Gemeindeschlüssel: | 07 3 31 032 | |
Gemeindegliederung: | 2 Ortsteile, Gau-Odernheim und Gau-Köngernheim. | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Obermarkt 6 55239 Gau-Odernheim | |
Website: | www.gau-odernheim.de | |
Bürgermeister: | Bernd Westphal (SPD) |
Geografie
Geografische Lage
Die Ortschaft liegt an dem kleinen Fluss Selz der sich hier am Petersberg entlangschlängelt. Die nächste Stadt ist Alzey (7 km) und die 30 km in die Landeshauptstadt Mainz sind leicht über die Autobahn A63 zurückzulegen. Als bedeutende Weinbaugemeinde liegt Gau-Odernheim im größten Weinbau treibenden Landkreis Deutschlands und mitten im Weinanbaugebiet Rheinhessen. Wegen der Nähe zum Rhein-Main-Gebiet ist die Ortschaft Zuzugsgemeinde und hat daher viele Neubaugebiete und Neubürger.
Nachbargemeinden
Gemeindegliederung
Ortskern mit Ortsteil Gau-Köngernheim
Geschichte
Im Jahre 1268 wurde der große Besitz der Herren von Bolanden zwischen dem Donnersberg und dem Rhein geteilt. Unter den Nachkommen brach später eine offene Fehde aus, einer der beteiligten hat hier sein Leben verloren. An der Stelle des Kampfes bei Ottenheim, wie damals Gau-Odernheim benannt wurde, an der Grenze des geteilten Landes, wurde ein sogenanntes Sühnekreuz aufgestellt. Im Mittelalter wollte aber niemand mit einem Sühnekreuz etwas zu tun haben, ein solcher Ort wurde gemieden und war unheimlich. So geriet das Ottenkreuz in Vergessenheit. Es war unter Erde, Büschen und Dornenhecken verschwunden, wurde lange Zeit gesucht und schließlich wieder freigelegt. Seit einigen Jahren ist es auf der rechten Seite der Straße von Gau-Odernheim nach Hillesheim zu besichtigen.[1]
Durch Verleihung von Rudolf von Habsburg erhielt Gau-Odernheim 1286 reichsstädtische Freiheiten. Der für seine spätgotischen Kirchenmöbel bekannte Meister Erhart Falckener wohnte laut einer Werksignatur von 1510 in Gau-Odernheim. Es wird vermutet, dass er und seine Gesellen hier reichlich Arbeit gefunden hatten, weil am 1. August 1479 das ganze Dorf bis auf sechs Häuser niedergebrannt war.[2] Bereits vor 1731 hatten die Herren Sturmfeder von Oppenweiler die Ortsherrschaft über Gau-Odernheim. Weinbau wird bereits seit 850 an den Südhängen des Petersberg betrieben.
Die heutige Gemeinde entstand am 7. Juni 1969 durch Zusammenschluss der beiden Gemeinden Gau-Odernheim und Gau-Köngernheim.
Politik
Gemeinderat
- zwei Beigeordnete sowie neun Ratsmitglieder
- vier Ratsmitglieder
- Wählergemeinschaft Müller
- ein Beigeordneter sowie vier Ratsmitglieder
Ergebnis der Wahl zum Gemeinderat am 13. Juni 2004:
Liste | Anteil in % | Sitze |
SPD | 53,2 (-5,2) | 11 (-1) |
WGR | 26,9 (+16,4) | 5 (+3) |
CDU | 19,9 (-11,2) | 4 (-2) |
Ortsbürgermeister
- Karl Heinz Merker (SPD) (1984–2004)
- Bernd Westphal (SPD) (2004–heute)
Partnerschaften
- Pulnoy (in Frankreich bei Nancy)
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Musik
- Blasorchester 1985 e.V Gau-Odernheim
- Männergesangverein „Eintracht“ 1842/1920 e.V.
Bauwerke
- Das Stadtschreiberhaus ist eines der schönsten und am besten erhaltenen Fachwerkhäuser im alten Ortskern Gau-Odernheims.
- Die gotische Simultankirche Gau-Odernheim ist in der Mitte mit einer Mauer in einen katholischen und einen evangelischen Teil getrennt. Die evangelische Gemeinde benutzt das Hauptschiff der Kirche und die Katholiken halten ihre Gottesdienste im Chor. Der katholische teil heißt „St. Rufus Kirche“ (nach Rufus von Metz), der evangelische „ehemalige Stadtkirche“.
- Das Gasthaus „Zur Krone“ ist ebenfalls ein gut erhaltenes Fachwerkhaus. Es schmückt den Gau-Odernheimer Untermarkt. Es war noch bis vor wenigen Jahren möglich hier Fremdenzimmer zu buchen. Die Zeiten da es ein wirkliches Gasthaus war sind schon etwas länger vorbei.
- Die Petersberghalle wurde 1990 als Mehrzweckhalle errichtet.
- Zu den Sehenswürdigkeiten zählen weiterhin der alte Schlossturm und das alte Schulgebäude.
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Rathaus von Gau-Odernheim
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Gasthaus „Zur Krone“ in Gau-Odernheim
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Vinothek Hubertushof
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Obermarkt bei Nacht
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Petersberghalle
Naturdenkmäler
In den Weinbergen am Gau-Odernheimer Lieberg findet man die größte Ansammlung von Wildtulpen nördlich der Alpen. Zur Blüte Ende April veranstaltet die Naturschutzgruppe jedes Jahr das Wildtulpenfest.
Wirtschaft und Infrastruktur
Die Gemeinde ist hauptsächlich vom Weinbau und der Landwirtschaft geprägt. Darüber hinaus befindet sich am Ort ein Autohändler, vier Lebensmittelmärkte und zwei Metzgereien. Eine dieser beiden Metzgereien wurde im Jahr 2004 vom Magazin Der Feinschmecker zum Besten Metzger 2004 ausgezeichnet. Im Jahr 2006 wurde die Fleischwurst der gleichen Metzgerei von der Zentrag zu einer der vier besten in ganz Deutschland gekürt.
Ebenfalls in Gau-Odernheim angesiedelt ist der dreifache Gewinner des Multimediawettbewerbs der Landesregierung Rheinland-Pfalz in den Jahren 2001, 2002, 2005/2006, unter anderem mit einem Schulverwaltungssystem für die Schulen des Landkreises Alzey-Worms und einem Mensa-Steuerungsprogramm für Ganztagsschulen.
Verkehr
Die Verkehrsanbindung kann für die Größe von Gau-Odernheim als sehr gut bezeichnet werden: Die A 63 ist über die Anschlussstelle Biebelnheim nach etwa 4,5 km zu erreichen und auch die Anschlussstelle Alzey der A 61 ist von Gau-Odernheim nur 6 km entfernt. Die A 63 verbindet Gau-Odernheim mit Mainz und Kaiserslautern. Ludwigshafen und das Rhein-Neckar-Gebiet sind über die A 61 zu erreichen. Nach Norden ist die A 61 ein Verbindung nach Koblenz, Mönchengladbach und bis in die Niederlande.
Gau-Odernheim hat zwar keinen Bahnanschluss mehr (ehemalige Bahnstrecken siehe Amiche und Bahnstrecke Osthofen–Gau Odernheim), aber alle Busse die von Mainz oder Worms nach Alzey fahren, halten in Gau-Odernheim, d.h. die Busanbindung ist als akzeptabel zu bezeichnen. Auf einer ehemaligen Gleisstrecke im Gau-Odernheimer Gebiet wurde im Jahr 2005 eine Ortsentlastungsstraße gebaut. Die dadurch entstandenen vier Kreisverkehre wegen wird Gau-Odernheim jetzt manchmal auch spöttisch Gau-Kreiselheim genannt.
Bildung
- Grundschule Gau-Odernheim
- Realschule am Alten Schloss (ehemals: Grund- und Hauptschule Gau-Odernheim)
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Heinrich Ritter, von 1942 bis 1945 Oberbürgermeister von Mainz
- Jürgen Stark (* 31. Mai 1948), Vizepräsident der Deutschen Bundesbank
- Ernst Walter Görisch, Landrat des Landkreises Alzey-Worms
- Oliver Drexler, mehrfacher Kampfsport-Weltmeister
- Kathrin Paukner, Rheinhessische Weinprinzessin 2006/2007
Sonstiges
- Dialekt
Im lokalen Dialekt heißt Gau-Odernheim „Orem“, mit lang gezogenem „O“ und nicht betontem „E“.
Quellenangaben
- ↑ Weil Kunigunde Otto meuchelte - Landesarchäologe Dr. Gerd Rupprecht hat Sühnekreuz nahe Gau-Odernheim wieder entdeckt. auf: Rhein Main Presse. 9. Februar 2007.
- ↑ Seite 46 im Artikel von Werner Kremer in Kiedricher Persönlichkeiten aus sieben Jahrhunderten, Selbstverlag Förderkreis Kiedricher Geschichts- und Kulturzeugen e. V., Kiedrich im Rheingau, 2008
Literatur
- Die Geschichte von Gau-Odernheim. Hrsg. von der Gemeinde Gau-Odernheim. 5 Bde. Krach, Mainz 1954ff.
- Bd 1. H. Gredy: Geschichte der ehemaligen freien Reichsstadt „Odernheim“. Mit e. Ansicht von Odernheim nach Merian u.d. alten städt. Siegeln. Aus mehreren 100 bisher unbekannten Urkunden u. Schriftstücken u. einigen bekannten zsgest. Krach, Mainz 1954.
- Bd 2. Christoph Einsfeld, Adam Reck, Heinrich Mildenberger: Die Geschichte von Gau-Odernheim. Bilderbd. und Ergänzungen über die letzten 100 Jahre. Krach, Mainz 1957.
- Bd 3. Ernst Mayer: Die Geschichte von Gau-Odernheim 1957–1984. Gau-Odernheim 1985.
- Bd 4. Ernst Mayer: Bildband Gau-Odernheim. Gau-Odernheim 1986.
- Bd 5. Heinz-Jürgen Boller, Ernst Mayer: Die Geschichte von Gau-Odernheim 1985 bis 2005. Gau-Odernheim 2006.
- Helmut Schmahl: Das Simultaneum in Gau-Odernheim vom 17. bis zum 19. Jahrhundert. In: Mitteilungsblatt zur rheinhessischen Landeskunde. NF 6. Themenheft Gau-Odernheim. Alzey 6.2004, S.17-23. ISSN 0932-3430
- Jürgen Kaiser, Uwe Dettmer (Fotos): Simultankirche Gau-Odernheim. Kunstführer. Bd 2498. Schnell und Steiner, Regensburg 2002. ISBN 3-7954-6406-4
Weblinks
- Gemeinde Gau-Odernheim
- Kurzporträt mit Filmbeitrag über Gau-Odernheim bei SWR Fernsehen
- Informationen zur Geschichte
- Rundgang durch Gau-Odernheim