Die französische Gemeinde Antigny zählt rund 600 Einwohner und liegt im Departement Vienne in der Region ''Poitou-Charentes'', etwa 3 km südlich von Saint-Savin und 40 km östlich von ''Poitiers'', unmittelbar am Ufer der Vienne. Die Hauptsehenswürdigkeit von Antigny sind die Fresken in der Kirche Notre-Dame, die Totenlaterne der ehemaligen merowingischen ''Nekropole'', die Überreste einer bedeutenden gallo-römischen Siedlung an der Furt von Sciaux und das zugehörige Museum.
Antigny | ||
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Staat | ![]() | |
Region | Poitou-Charentes | |
Département (Nr.) | Vienne (86) | |
Arrondissement | Montmorillon | |
Kanton | Saint-Savin | |
Koordinaten | ||
Höhe | 75–148 m | |
Fläche | 43,93 km² | |
Einwohner | 543 (1. Januar 2022) | |
Bevölkerungsdichte | 12 Einw./km² | |
Postleitzahl | 86310 | |
INSEE-Code | 86006 |
Geschichtliches
Prähistorische Wurzeln
Die Höhle von Taillis des Coteaux (Dickicht der Hänge) in der Nähe von Antigny wird seit 1999 ausgegraben. Die Höhle befindet sich in einer Tiefe von etwa dreißig Metern unter einem Hügel und umfasst eine Ausdehnung von über 340 Quadratmetern. Man fand Spuren ihrer Benutzung aus dem Zeitraum von 30.000 bis 15.000 vor unserer Zeitrechnung.
Die Ausgrabungen legten rund zwanzig Ebenen zu Tage, und zwar solche aus dem Aurignacien, Gravettien (allein sieben Ebenen), Badegoulien, und des frühen und mittleres Magdalénien.
Die gefundenen Artefakte stammen überwiegend aus der „industriellen Produktion“ von Steinwerkzeugen, aber auch von Schmuck aus Muschelgehäusen und gravierten Knochen. Die oberste Ebene besteht fast nur noch aus den Überresten von hunderten Menschen, was auf die Nutzung der Höhle in dieser Zeit als Beinhaus hindeutet.
Antike
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Sciaux, Ausgrabungen, ein bassin
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Sciaux, Ausgrabungen, Keller- und Grundmauern
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Sciaux, Ausgrabungen, Grundmauern, Kanal
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Sciaux, Ausgrabungen, div. Scherben
Gut einen Kilometer flussabwärts auf dem Gemeindegebiet von Antigny durchquerte die antike Römerstraße von Poitiers nach Bourges den Fluss Gartempe über die Furt von Sciaux ("Le Gué-Sciaux"). An dieser Stelle führten archäologische Ausgrabungen zur Entdeckung einer bedeutenden gallo-römischen Siedlung aus dem 2. Jahrhundert.
Mit einer Ausdehnung von 50 Hektar weist die archäologische Fundstätte die Merkmale eines vicus auf, einer organisierten dörflichen Gemeinschaft, mit Kult-Gebäuden (Tempel), öffentlichen Denkmälern (Therme, Theater), und mit einem kunsthandwerklichen Viertel auf dem rechten Ufer des Flusses. Man fand zum Beispiel einen Ofen, dessen Schlacken Metall enthielt, was auf eine antike Schmiede schließen lässt. Auf der anderen Seite der Römerstraße, fast gegenüber der Schmiede, fand man einen Brunnen mit einer weitgehend erhaltenen Einfassung aus Keramik (eine außergewöhnlich seltene Entdeckung)
Die Quellen (u.a. wikisource) weisen auf die Entdeckung eines „Bassin à cupule“ hin, über dessen Erhaltung (oder Untergang) und Verwendung unterschiedliche Auffassungen geäußert werden. Zur Form und Dimension des „Bassin mit cupule“ werden präzise Angaben gemacht. Das Becken besaß eine Ausdehnung von 4,14 x 2,41 m, mit einer Tiefe von 1,80 m. Das ergab eine Fläche von 9,97 m² und eine Fassungsraum von 17,959 m³. Der Boden wies ein Gefälle von 2 cm auf. Es war ausgerüstet mit einer stationären Treppe. Zu dem cupule werden folgende Angaben gemacht: Platzierung: zentriert, Form: ellipsoid, Material: Beton (!), Dimension: D=21 cm, d=13 cm, P=2 cm. Das Alter des Bauwerks wird angegeben mit: 15 Jahre vor, bis 40 Jahre nach unserer Zeitrechnung. Wahrscheinlich ist "cupule" eine ovale Mulde im Betonboden des Bassins, das die vollständige Entleerung der Flüssigkeit erleichtert.
Derartige „Bassins à cupule“ kommen im Südwesten Frankreichs recht häufig vor. Ihre Böden bestehen zumeist aus wasserdichtem Beton, ihre Wände teilweise aus Mauerwerk mit wasserdichtem Putz, aber auch aus dem gleichen Beton, wie der Boden. Für ihre Nutzung werden mehrere Varianten angegeben: Die Verwendung als Zisterne scheint schlüssig zu sein. Verbreiteter und wahrscheinlicher ist aber die Verwendung bei der Weinherstellung, zum Keltern (foulage) der Trauben. Eine andere Verwendung wird angegeben als ein „Bassin à salsamenta“, zur Herstellung von Fischsaucen, und das eher in Küstennähe.
Im gallo-römischen „Vicus von Bibracte“ auf dem Mont Auxois in Burgund wurden etwa in dessen Zentrum ein Bassin aus Beton rekonstruiert, in Form eines Bootsrumpfes, mit dem Namen „Fontaine Saint-Pierre“.
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Museum, Reste eines Tempelgiebels
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Museum, Tempelgesims
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Museum, Kopf eines Römers
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Museum, Meilensteine
Das Museum von Antigny beherbergt ein reiches Lapidarium mit Fundstücken des gallo-römischen vicus von "Gué-de-Sciaux" Ausgestellt werden unter anderem : Der Giebel eines Tempels des 2. Jahrhunderts in natürlichen Größe, diverse Gräber, eine Rekonstruktion des Tympanon eines Tempels des 2. Jahrhunderts in natürlicher Größe, militärische Meilensteine, merowingische Sarkophage, Skulpturen.
Der Verlauf der ehemaligen Römerstraße ist nahezu identisch mit dem eines Feldweges, der von der Straße zwischen Antigny und Saint-Savin abzweigt und zum Fluss Gartempe führt, wo man die Stelle der Furt am stärker bewegten Flachwasser lokalisieren kann. Neben diesem Weg etwa hundert Meter vom Ufer entfernt und deutlich höher als der Wasserspiegel findet man einen Teil der Grabungen der Siedlung Sciaux in Form von freigelegten Grundmauern und befestigten Böden, die allerdings von der Natur stark überwuchert werden. Häufig anzutreffen sich quadratische und rechteckige gemauerte Bassins, die an das oben beschriebene Bassin á cupule erinnern. Die Bauwerksreste sind in recht desolatem Zustand und teilweise mit Schutzfolien abgedeckt.
Mittelalter
An der Gartempe in Höhe der heutigen Ortschaft Antigny stand bereits in der Zeit der Merowinger (5. bis Mitte 8. Jahrhundert) die erste vorromanische Kirche, ein Vorgänger des heutigen Schiffs, inmitten einer großen Nekropole mit zahlreichen merowingisch ornamentierten Steinsarkophagen, von denen noch einige in oder neben der Kirche erhalten sind und andere im Baptisterium Saint-Jean von Poitiers ausgestellt sind. Etliche Sarkophage waren bis ins 19. Jahrhundert zu Bestattungen in Gebrauch. Eine ähnliche merowingische Nekropole ist noch in Civaux recht anschaulich erhalten. Die Merowinger bestatteten ihre Verstorbenen an zentralen Orten, die oft auf vorchristliche Sanktuarien und traditionelle Begräbnisstätten zurückgingen und nahmen dafür weite Transportwege auf sich.
Der Ursprungsbau der ersten romanische Kirche Notre-Dame von Antigny stammt aus dem elften Jahrhundert und besaß den Grundriss des heutigen Schiffs (siehe Grundrissskizze), wahrscheinlich von einem flach geneigten Satteldach überdeckt, möglicherweise mit einer östlichen Chorapsis. Sie wurde zum ersten Mal erwähnt in einer Urkunde von Papst Lucius III., datiert auf 1184, in der ihre Abhängigkeit von der Benediktinerabtei Saint-Savin bestätigt wurde. Die offensichtlich teilweise eingestürzte romanische Kirche musste in der Hochromanik wiederaufgebaut werden. Dabei hat man Teile von Sarkophagen wieder verwendet.
Im 13. Jahrhundert machte man die Kirche zum Schiff, das um den heutigen Chor erweitert und mit ihm mit drei Arkadenöffnungen verbunden wurde (siehe Grundriss). Über dem ersten Chorjoch errichtet man einen Glockenturm mit steinernem Helm in gotischem Stil. Dabei entstand auch das gemeinsame steil geneigte Satteldach über Schiff und Chor, welches das flach geneigte Dach des Schiffes ablöste. Gleichzeitig musste die ursprünglich flach geneigten Fassadenortgänge an die neue Höhe des Satteldachs angepasst werden. Im selben Jahrhundert wurde die schöne Totenlaterne errichtet, die alleine heute an die große Nekropole erinnert.
Die Fresken des Schiffs wurden zu Beginn des 14. Jahrhunderts ausgeführt. Die Beziehung zur nahen Abtei von Saint-Savin, deren Kirche bereits im 12. Jahrhundert ausgemalt wurde, hatten sicher Einfluss und Unterstützung von dort. Hinzu kam wohl auch die großzügige Förderung der Herrschaftsfamilie von Château Boismorant, das kaum einen Kilometer südlich von Antigny lag.
Renaud de Montléon, Knappe von Seigneur de Boismorand, verfügte in seinem Testament vom 14. November 1421 den Bau einer Kapelle „anstelle der Gräber der Boismorand und über diesen“ auf der Südseite des Chors. Es handelt sich dabei um die Grabkapelle, die der heiligen Katharina ( frz. Sainte-Catherine) gewidmet wurde. (siehe Grundriss) Über die halb so große Kapelle in deren Verlängerung geben die Quellen keine Auskunft. Die deutlich unterschiedliche Höhenlage und Form der Fenster in den Südwänden und die Nische in der Westwand der Katharinakapelle, die ein Fenster war, schließen eine gleichzeitige Entstehung aus. Auch gibt es über die Bedeutung und das Entstehungsdatum des kleinen Anbaus an die Südwand der Katharinakapelle keinen Hinweis.
Ihre Fresken wurden in der Zeit von 1430 bis 1510 gestaltet, in der Jean Moussy, ein Seigneur Boismorand und ein de la Contour lebten. Mit gleichen Dekoren und ähnlichen Farben ist die Kapelle des Château von Boismorand ausgemalt worden, wie auch die Grabkapelle von Jouhet, etwa 6 km südlich von Antigny. Das Fehlen des Sohnes Gamaliel unter den Mitgliedern der Familie derer von Boismorand lässt die Darstellungen über der Eingangsarkade vor 1490 datieren.
In einem Protokoll von 1695, anlässlich einer Visite der Kirche, wurde festgehalten, dass die Kirche ärmlich ausgestattet sei, ohne ein einfaches Ziborium, nicht mehr im Besitz der Monstranz aus vergoldetem Holz und dass die liturgischen Bücher unbrauchbar seien .
Im 18. Jahrhundert hat man die südlichen Kapellenanbauten um den offenen Narthex verlängert, die „Ballett“ genannt wird.(siehe Grundriss) Über die Herkunft dieser Benennung geben die Quellen keine Auskunft.
1971 wurde das „Gewölbe“ des Schiffs aus Eichenholz restauriert. Die Kapelle Saint-Catherine, die lange Zeit durch eine Querwand unterteilt und zum Teil als Sakristei genutzt worden war, wurde 1985 auf ihr ursprüngliches Volumen erweitert.
1991 hat man die Putzmalereien nach ihrer intensiven Restaurierung zur Besichtigung freigegeben. In den Quellen heißt es: „Nach einer Umgestaltung im Jahr 1994 gelangte man in das Kirchenschiff über Treppen mit drei Stufen abwärts“. Vermutlich bedeutet das, dass der Boden des Schiffs abgesenkt und die halbkreisförmigen Treppen eingebaut worden sind.
Kirche Notre-Dame
Über die Abmessungen der Kirche geben die Quellen leider keine Auskunft, auch die Vorlage zur Grundrisszeichnung weist keinen Maßstab auf, nach dem man die Abmessungen hätte abgreifen können.
Äußere Erscheinung
Umgebung
Die Kirche wird allseitig von den Ortsstraßen umgeben die nur vor der Westfassade als halbrunder Vorplatzt und auf der Nordseite als Rasenfläche etwas Abstand halten. Das Niveau des anschließenden Geländes schließt vor der Fassade etwa in Höhe der Portalschwelle an und fällt auf beiden Längsseiten der Kirche um etwa zwei Meter bis zu ihrer Ostseite. Der Fassade gegenüber befindet sich ein Dorfplatz in Form einer größeren rechteckigen Rasenfläche, die von Laubbäumen umstanden ist und seit 1884 unter Denkmalschutz steht. Der Platz ist ein Teil der ehemaligen Nekropole. An seinem östlichen Ende, nahe der Kirche, befindet sich die Totenlaterne.
Fassade
Die Fassade in Breite des Schiffs lässt sich gliedern in ein unteres liegendes Rechteck auf dem ein Giebeldreieck mit etwa 60 Grad Ortgangneigung hoch aufragt. Die Wandhöhe an den Fassadenkanten entspricht etwa der Höhe des Giebeldreiecks. Die Giebelwand überragt die dahinter befindlichen Dachflächen nur geringfügig, Die Ortgänge werden von leicht auskragenden Steinplatten abgedeckt. Die Abdeckungen enden an den Traufen auf kurzen waagerechten Gesimsstücken mit abgeschrägter Unterkante. Den Aufriss der Fassade der ursprünglichen romanischen Kirche muss man sich allerdings etwas anders vorstellen. Wegen der damals wesentlich geringeren Neigung des Satteldachs, war auch die Neigung der Fassadenortgänge entsprechend geringer und ihre Firsthöhe deutlich niedriger
Das rundbogige dreistufige Archivoltenhauptportal wird aus schlichten, untereinander abgestuften Keilsteinen der Bögen und einfachen ebenso abgestuften seitlichen Leibungsrücksprüngen gebildet. Die Bögen stehen jeweils auf schlichten Kämpferplatten. Der äußere Bogen wird von einem einfachen Kragprofil überfangen. Er steht auf etwas breiteren Wandpfeilern, die gegenüber der Fassadenwand vorspringen. Oberhalb des Portals und oberflächenbündig mit den Wandpfeilern springt der ganze Wandabschnitt zwischen den äußeren Kanten der Pfeiler vor und überragt den äußeren Bogen geringfügig. Unmittelbar über den äußeren Bogensteinen ist ein schlankes Rundbogenfenster ausgespart, das von einem glatten Keilsteinbogen und einfachen kantigen Leibungen eingefasst wird. Sein Bogen wird von einem schmalen Kragprofil überdeckt, das an seinen Enden ein kurzes Stück in die Waagerechte übergeht. Auf dem Giebelfirst steht ein steinernes Tatzenkreuz.
Auf der rechten Seite des Hauptportals befindet sich eine steinerne Sitzbank, die „Stein der Toten“ genannt wurde, weil man auf ihm bei einer Bestattung den Sarg des Verstorbenen abstellte, bevor er zur Grabstätte getragen wurde. Der knapp zwei Meter lange Monolith ist unterseitig leicht ausgerundet. Er liegt auf vier kurzen, hier wiederverwendeten eleganten gotischen Säulchen. Auf der linken Portalseite ist ein kräftige Steinblock abgestellt, der die Form eines quadratischen Pyramidenstumpfes aufweist, dessen Seiten vertikal leicht ausgerundet sind. Die Oberseite wird von einer quadratischen Aussparung eingenommen. Nach den Quellen könnte der Stein als Sockel eines monumentalen Kreuzes gedient haben.
Hauptdach und Glockenturm
Hinter der Fassade schließt das mit etwa 60 Grad steil geneigte Satteldach an, das den recheckigen Grundriss aus Schiff und Chor überdeckt. Es ist mit roten Ziegelschindeln eingedeckt, die im Tal der Gartempe schon lange weit verbreitet sind. Auf der Nordseite kragt die Traufe großzügig aus und lässt das Regenwasser frei abtropfen.
Über dem ersten Chorjoch ragt ein fast quadratischer Glockenturm auf in gotischen Stilelementen, auf dessen nord- und südliche Seiten sich je eine spitzbogige Schallluke mit Klanglamelle] öffnet. Ihre senkrechten äußeren Leibungen sind um 45 Grad abgeschrägt und die in der Bogenrundung einfach abgestuft. Die Bank der Schalluke steht auf einem Wandvorsprung in ganzer Turmbreite, der oberseitig abgeschrägt ist. Am unteren Ende des Vorsprungs schaut die obere Spitze eines Bogens mit seinen glatten Bogensteinen aus der Dachfläche heraus, die von einem ausladenden Kragprofil überfangen wird, die dann knapp über der Dacheindeckung waagerecht bis zur Ecke und von dort steil aufwärts bis zu den Firsten geführt wird. Die Bögen unterhalb den Dachflächen übertragen die Turmlasten auf die vier Pfeiler im Innern des Chors. Auf den west- und südlichen Turmseiten sind wegen des dort endenden Satteldachfirstes nur nach ganz kleine Schallluken angeordnet in Form der Bögen der großen Luken. Die Turmwände werden oberseitig mit einem weit ausladenden Traufgesims abgeschlossen.
Auf dem Turm erhebt sich ein steinerner Helm in Form einer steilwandigen achteckige Pyramide, von denen vier ihrer Wände auf den vier Turmwänden stehen. Die übrigen vier Helmwände grenzen vier dreieckige Teile der Turmoberseiten ab, die mit flach geneigten Dächern aus Steinplatten abgedeckt sind, die bis auf das Traufgesims hinunterreichen. Die Helmwände sind ebenfalls mit solchen Steinplatten abgedeckt. Seine Grate sind mit gotischen Krabben geschmückt. Die Spitze es Turmhelms krönt eine Art Tatzenkreuz, auf einer kreisrunden profilierten Scheibe. Auf jeder der vier Turmseiten ist in der Helmwand eine steinerne Dachgaube mit einer rechteckigen Schalluke und einem Satteldach installiert. Das Giebelfeld der Gaube ist mit Ornamenten geschmückt, die an gotisches Maßwerk erinnern. Die Ortgänge der Gaube tragen gotische „Krabben“. Über den Turmecken ragen kleine quadratische Pfeiler auf, die diagonal ausgerichtet sind und die eine Art „Kreuzblume“ tragen. Über den Turmecken und seitlich der Gauben kragen über dem Traufgesims steinerne „Wasserspeier“ aus, mit Maskenskulpturen an ihren Kopfenden, die in ihren Mündern kleine runde Hülsen tragen, aus denen Sie Regenwasser, das den Helm hinunterläuft, „ausspucken“.
Südliche Anbauten
Auf der gesamten Südseite gibt es in ganzer Länge Anbauten, mit einer „abgeschleppten“ Überdachung, geringerer Neigung um 30 Grad. Auch an deren Traufe tropft das Wasser ohne Rinne frei ab. Der westliche Teil der Anbauten ist ein offener Narthex, mit etwa zwei Drittel der Schifflänge, aus dem ein direkter Zugang in das Schiff führt. Die Vorhalle wird hier „Ballett“ genannt. Ihr Raum ist bis unter die Überdachung geöffnet. Das „Schleppdach“ wird getragen von fünf dreieckigen Holzbindern, die einerseits im Mauerwerk der Südwand des Schiffs, andererseits auf einer Fußpfette aufliegen. Letztere liegt auf vier steinernen schlanken etwa einen Meter hohen Stützen mit rechteckigem Querschnitt auf, deren Köpfe mit Kämpferplatten verbreitert sind. Die Pfeiler stehen auf einer hohen gemauerten Brüstungswand. Am Ostende der Vorhalle, gegenüber dem Südportal reicht die Wand bis unter die Fußpfette. In ihr ist eine türgroße Öffnung ausgespart, die mit einem leichten Stichbogen überdeckt ist und deren Leibungskanten mit schlichte Profilen aufgelöst sind. Die Tür kann man aber als solche nicht mehr benutzen, weil ihre Schwelle fast zwei Meter über dem äußeren Niveau liegt. Vermutlich hat sich die Höhenlage des anschließenden Geländes einmal geändert. Eiserne Angeln deuten darauf hin, dass die Öffnung mit einem Türblatt verschlossen werden konnte. Auf der Außenseite des Türsturzes ist ein steinernes Wappenschild angebracht, jedoch ohne Dekor. Auf beiden inneren Längsseiten der Vorhalle sind steinerne Sitzbänke installiert. Die Quellen sprechen hier von „über den Sarkophagen“.
In Fortsetzung des Narthex unter dem gleichen Schleppdach schließen zwei Kapellen an. Die östliche Kapelle Sainte-Catherine ist geringfügig kürzer, als der Chor lang ist. Die zweite Kapelle ist fast halb so lang. Ihre Südwände gehen zwar oberflächenbündig in einander über, sind aber zu unterschiedlicher Zeit erbaut worden. Darauf deuten die benachbarten beiden Fenster in verschiedener Form, Größe und Höhenlage hin. Das größere Fenster der Katharinakapelle besitzt einen Stichbogen und wird von dreifachen Rundstäben eingefasst. Das kleinere Fenster der kleinen Kapelle ist schlanker, besitzt rechtwinklige Leibungskanten, wird von einem Rundbogen überdeckt und ist deutlich höher angeordnet. Über die Bedeutung des kleinen Anbaus an die Südwand der Kapelle Saint-Catherine geben die Quellen keine Auskunft. Es wird von einem flach geneigten Puldach überdeckt welches kurz unter der Traufe an die Kapelle anschließt. In der östlichen Seitenwand gibt es ein winziges fast quadratisches Fensterchen.
Auf der ganzen Länge der Südwand der Kirche ist offensichtlich nachträglich eine steil abgeböschte Verstärkung der Wandbasen aus grauen bis anthrazitfarbenen Basaltsteinen vorgemauert worden. Die waagerechte Oberkante der Vormauerung liegt etwa auf Höhe der Sitzbänke des Narthex und ihre Unterkante folgt dem gleichmäßigen Gefälle der Straße. Bei gleicher Böschungsneigung wird der Böschungsfuß vom West- bis zum Ostende immer breiter, ebenso wie die Böschungshöhe, die mit gut einem Meter beginnt und etwas über zwei Meter endet. Der kleine Anbau wird von einer Art halben Pyramidenstumpf unterfangen. Zusammen mit der nicht mehr benutzbaren Tür im Narthex deutet diese Verstärkung darauf hin, dass das Gelände einmal höher an die Südwand anschloss. Vermutlich wurde es zum Bau der Straße entlang der Südseite der Kirche abgetragen, was diese Böschungsmauer notwendig machte.
Ostwand
Die östliche Giebelwand des Chors in Breite des Schiffs besitzt eine der Fassade vergleichbaren Umriss, jedoch ist der untere rechteckige Bereich um etwa zwei Meter höher. Die bis auf die tiefere Straßenhöhe hinabreichende Chorwand, lässt erkennen dass dies Straße schon immer auf dieser Höhe anschloss. Die Abdeckung der Ortgänge und deren Neigung entspricht der Fassade, wie auch das steinerne Tatzenkreuz. Die ursprünglich am oberen Ende freien Kopfseiten der Giebelwand werden von je einem kleinen „Satteldach“ abgeschlossen. Die kräftigen Strebepfeiler an den Giebelseiten reichen bis knapp unter die Traufen des Chors und sind etwa zwei Meter darunter auf die doppelte Tiefe abgestuft. Ihre Oberseiten sind um 45 Grad abgeschrägt und mit flachen Ziegeln abgedeckt. Zentral in der Giebelwand ist ein überraschend großes spitzbogiges Fenster ausgespart, dessen Gewände schlicht profiliert sind. Der Spitzbogen wir von einem Kragprofil überfangen. Die Fensterbank liegt in gut drei Metern Höhe über dem Terrain und der Bogenscheitel ein gutes Stück über der Traufhöhe. Das Fester ist mit gotischem Maßwerk im Flamboyant-Stil geschmückt. Direkt unter der Fensterbank wird die Wand zwischen den Strebepfeilern etwas dicker und der Vorsprung mit abgeschrägten und auskragenden Platten abgedeckt.
In Verlängerung der Giebelwand des Chors steht die Giebelwand der Kapelle Sainte-Catherine. Die Neigung des Pultdachortgangs ist deutlich flacher als die anschließende Dacheindeckung. Dadurch endet der Ortgang ein gutes Stück über der Traufe der südlichen Außenwand.
Nordwand
Das von Westen nach Osten fallende Terrain schloss wohl auch hier stets in derselben Höhenlage an, wie heute. Die Höhe der Wände nimmt entsprechen dem Gefälle zu. Die erste romanische Kirche reichte - wie das heutige Schiff - von der Fassade bis zum zweitem Strebepfeiler. Im oberen Drittel der Wandhöhe sind drei schlitzartige Fenster ausgespart, die eher Schießscharten gleichen. Die mittlere ist ein wenig breiter, als die beiden äußeren. Die halbkreisförmigen Überdeckungen der Fenster übernehmen monolithische Steine, in den die kleinen Bögen vom Steinmetz ausgestemmt worden sind. Die ganze Wand besitzt nicht ganz mittig einen einzigen Strebepfeiler, schlanker und nicht so weit ausladend wie die übrigen. Das bestätigt, dass das Schiff niemals steinern eingewölbt war. Auch er reicht bis unter die Traufe. Leicht versetzt unter dem mittleren Fenster erkennt man die Ausmauerung einer ehemaligen rundbogigen Türöffnung. Die Wand des später angefügten zweijochigen Chors wird von drei massiveren Strebepfeilern ausgesteift die denen der Ostwand des Chors gleichen und ebenso bis unter die Traufe reichen. Die Jochbreiten sind geringfügig unterschiedlich. Im östlichen Joch gibt es ein schlankes rundbogiges Fenster mittlerer Größe, dessen Scheitel knapp unter der Traufe hinaufreicht und dessen Leibungskanten rechtwinklig ausgebildet sind. Wenn man dieses Fenster mit dem großen Fenster im Ostgiebel des Chors vergleicht, kommt man zur Annahme, dass dort ein ursprünglich kleineres rundbogiges Fenster in das große spitzbogige Fenster erweitert worden ist.
Inneres
Kirchenschiff und Chor
Das rechteckige Schiff entspricht der ersten romanischen Kirche aus dem 11. Jahrhundert, das ursprünglich entweder bis unter die Balkenlagen des damals flach geneigten Satteldachs hinaufreichte, welche von Dreiecksbindern getragen wurde, oder das von einer flachen Balkendecke mit oberer Holzschalung überdeckt war. Die heutige Trennwand zwischen Schiff und Chor war ursprünglich die östliche Außenwand der romanischen Kirche, vielleicht mit einer halbrunden Chorapsis.
Man betritt das Schiff entweder durch das Hauptportal in der Fassadenwand oder das etwas kleinere Südportal aus dem offenen Narthex, beide sind rundbogig überdeckt und von abgeschrägten Gewänden umgeben. Über halbrunde dreistufige „moderne“ Treppen gelangt man auf das Bodenniveau des Schiffs hinunter. Es wird überdeckt von einem hölzernen, leicht angespitzten „Gewölbe“, das unterseitig mit dunkel gefärbten Holzbrettern bekleidet ist. Am Gewölbeansatz sind gesimsartige waagerecht verlaufende Holzbalken angebracht, die gegenüber den Wandoberflächen leicht auskragen. Unmittelbar auf ihnen liegen insgesamt vier quer zum Schiff gespannte hölzerne Zugbänder mit runden Querschnitten, die in der Mitte mit Holzstützen scheinbar am Gewölbescheitel aufgehängt sind. Die Zugbänder sind Bestandteile der Statik der Konstruktion in Gestalt von dreieckigen Holzbindern innerhalb des Dachstuhls, welche seine waagerechten Schubkräfte und die des Holzgewölbes aufnehmen, und dadurch nur vertikale Lasten auf die Längswände übertragen werden. So konnte man beim Schiff weitgehend auf äußere Strebepfeiler verzichten.
In den Längswänden sind je drei schlitzartige rundbogige Fenster ausgespart, die aus dem romanischen Ursprungsbauwerk stammen sollen. Ihre Gewände und Fensterbänke sind stark aufgeweitet und ihre Scheitel reichen knapp unter die Gewölbeansätze. Die drei Fenster der Südseite spenden kaum noch Tageslicht in das Schiff, da zwei von ihnen vom späteren Anbau des offenen Narthex und das dritte von der kleinen Kapelle abgeschattet sind. Zwischen dem Südportal und der Wand zum Chor ist eine große spitzbogige Öffnung ausgespart, die in die kleine Kapelle führte. Auf der gegenüber stehenden Nordwand gab es einmal etwas versetzt unter dem mittleren Fenster eine weitere Tür mit rundbogiger Überdeckung. Von ihr existiert heute nur noch eine Nische, da sie außenseitig oberflächenbündig zugemauert worden ist.
Die Trennwand zum Chor, die ehemalige Außenwand der Kirche, erhielt bei dessen Anbau im 13. Jahrhundert drei rundbogige Arkadenöffnungen. Die große mittlere ist der Triumphbogen, der von deutlich schmaleren und niedrigeren Durchlässen flankiert wird. Ihre Bogenansätze sind mit schlicht profilierten Kämpfern markiert. Die beiden unverhältnismäßig wuchtigen Strebepfeiler, die auf der Schiffseite gegen die die Arkaden trennenden Pfeiler gemauert sind, wurden wahrscheinlich erst nachträglich angefügt, als man beim Bau des schweren Glockenturms feststellen musste, dass die Pfeiler nicht ausreichend tragfähig waren. Man erkennt das an den Kämpfern der Arkadenöffnungen, deren Länge der Wanddicke - ohne Strebepfeiler - entspricht. Die Strebepfeiler reichen ein kurzes Stück über die Höhe der Gewölbeansätze hinauf und ihre Oberseiten sind steil abgeschrägt.
In der Mitte der Westwand des Schiffs ist ein rundbogiges Hauptportal ausgespart und knapp darüber das kleine rundbogige Fenster, dessen Gewändeaufweitung an den Innenkanten fast die Größe des Portals erreicht.
Die überwiegend im 14. Jahrhundert entstandenen Fresken des Schiffs bedeckten einmal vollständig alle Wände des Schiffs und sind in großen Teilen heute gut restauriert erhalten. Auf der Südwand gibt es unterhalb der Fensterbänke nur geringe Reste der Putzmalereien, auf der Nordwand reichen sie noch ein gutes Stück tiefer hinunter. Die Wand zum Chor zeigt noch wenige Freskenreste, abgesehen von einem recht gut erhaltenen Erzengel Michael auf dem linken Strebepfeiler. Zur ''Ikonographie'' der Fresken des Schiffs siehe separaten Artikelabschnitt.
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Kirche, Chorwand zum Schiff
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Kirche, Chor, Gewölbekonsole
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Kirche, Chor, Schlussstein
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Kirche, Chor, Schlussstein
Der Chor ist so breit wie das Schiff und weist einen fast quadratischen Grundriss auf. Die Anordnung der die Ostwand des Glockenturms tragenden beiden quadratischen Pfeiler, weist keinen Bezug zu der Gliederung der beiden gleichbreiten vierteiligen Kreuzrippengewölbe auf, die von einem Gurtbogen aus Zwillingsrippen getrennt werden. Das lässt vermuten, dass die Planung, einen Glockenturm über dem Chor zu errichten, erst nach der Einwölbung des Chors erfolgt ist. Die beiden Joche der Einwölbung, mit lang gestrecktem rechteckigen Umriss, werden von diagonalen gotischen Kreuzrippen gegliedert und an den Wandanschlüssen der Gewölbezwickel von halben Rippenbögen eingerahmt. Die je zwei Schildbögen der Nord- und Ostseite sind spitzbogig geformt, die der fast doppelt so weit spannenden der Ost- und Westseite weisen halbrunde Bögen auf. Alle Rippen der Gewölbe stehen auf insgesamt sechs Kragkonsolen, deren Ecken mit menschlichen Antlitzen oder Masken dekoriert sind. Die Kreuzrippen treffen sich jeweils im Gewölbescheitel an einem kreisrunden Schlussstein, die mit kunstvollen Rosetten dekoriert sind. Die oben genannte Mauerpfeiler durchstoßen das Gewölbe des ersten Jochs in seinem östlichen Zwickel. Dabei werden die Zwillingsrippen hälftig unterfangen und die Kreuzrippen schräg angeschnitten, eine etwas unglückliche Lösung.
Im Zentrum der östlichen Chorwand ist unmittelbar über dem Altar ein großes spitzbogiges Fenster ausgespart, was den Chorraum – das Allerheiligste - besonders hell erstrahlen lässt, im Kontrast zur schwachen Beleuchtung des Schiffs. Das Fenster ist mit gotischem Maßwerk im Flamboyantstil kunstvoll geschmückt. Unterstützt wird die Beleuchtung noch durch ein deutlich kleineres rundbogiges Fenster, mittig im zweiten Chorjoch, dessen Scheitel wie auch beim großen Fenster fast bis unter die Scheitel des Schildbogens hinaufrecht. Die Südwand wies bis zum Anbau der Kapelle Saint-Catherine ein ebensolches Fenster auf, das dann zugemauert worden ist. Unter diesem ehemaligen Fenster befindet sich eine türgroße Öffnung, die mit einem Spitzbogen überdeckt ist und in die Katharinakapelle führt. Im ersten Chorjoch gibt es eine wesentlich größere Verbindung in diese Kapelle, ebenfalls mit einem Spitzbogen.
Der Boden des Chors weist über die ganze Breite zwei Stufenversprünge auf, einen auf der Hinterkante der Wand zwischen Schiff und Chor, einen zweiten auf der Vordenkante der beiden Pfeiler innerhalb des Chors. Der Hochaltar steht auf einem rechtwinkligen Podest vor der Ostwand, zu den auf drei Seiten je drei Stufen hinaufführen.
Das Entstehungsdatum der äußerst schlichten bedeutungslosen Bemalung der Wände, Pfeiler und Gewölbe des Chors ist vermutlich der Moderne zuzuordnen. Die überwiegend weißen Wandflächen sind mit einem Fugenmuster großformatiger rechteckiger Steine bemalt, deren Mitte jeweils eine kleine Rosette schmückt. Öffnungskanten sind beigefarben abgesetzt, in Form einer Imitation von Werksteinblöcken. Die beigefarbenen Rippen der Gewölbe werden durch gemalte Fugen in Bogesteine aufgeteilt. Die Gewölbezwickel sind himmelblau getönt.
Chapelle Sainte-Catherine
Die Grabkapelle Sainte-Catherine wurde nach 1421 angebaut und besitzt einen lang gestreckten rechteckigen Grundriss in Länge des Chors. Sie ist eingewölbt von einem spitzbogigen Gewölbe. Zum ersten Chorjoch öffnet sich eine spitzbogige Arkade, die bei Entstehung der Kapelle ausgestemmt worden ist. Eine ähnlich große spitzbogige Öffnung gab es ebenfalls zum zweiten Joch. Als diese Kapelle zwischenzeitlich etwa zur Hälfte durch eine Zwischenwand in eine Sakristei umfunktioniert worden ist, hat man die letztgenannte Öffnung durch eine Abmauerung in eine spitzbogige Tür verkleinert. Die halb so dicke Abmauerung ist chorseitig wandbündig und hinterlässt kapellenseitig eine spitzbogige Nische mit der Sakristeitür, wie sie heute noch erhalten ist. Die Trennwand wurde 1985 entfernt und die ursprüngliche Größe der Katharinakapelle wieder hergestellt. Zwischen den ehemaligen beiden großen Öffnungen zum Chor ragt noch der Strebepfeiler der ehemaligen Choraußenwand empor und verschwindet im Gewölbe.
Ein wenig aus der Mitte gerutscht ist die Anordnung des rundbogigen Fensters in der Ostwand der Grabkapelle, mit stark nach innen aufgeweiteten Gewänden. Unterhalb des Fensters hat einmal ein unmittelbar an die Wand angeschlossener Altar gestanden, dessen Kontur sich deutlich abzeichnet und in der Putzmalerei ausgespart ist. Auf der gegenüberstehenden Westwand befindet sich eine spitzbogige Wandnische, das Überbleibsel eines spitzbogigen Fensters, das vor dem Anbau der kleineren Kapelle Bestand hatte. Nicht weit daneben ist in der südlichen Außenwand ein deutlich kleineres Fenster mit einem Stichbogen ausgespart. Die Katharinenkapelle und seine Malerei waren jedenfalls einmal kräftig belichtet. Nicht ganz in der Mitte der Südwand gibt es einen kleinen Anbau, über dessen Bedeutung die Quellen keine Auskunft geben. Man könnte sich vorstellen, dass dort eine Toilette installiert war, zur Zeit der Nutzung einer Kapelle3nhälfte als Sakristei.
Zur Ikonographie der Fresken der Katharinakapelle siehe separaten Artikelabschnitt.
Die zweite Kapelle im Anschluss an die Katharinakapelle ist gut halb so groß wie diese. Sie wird vom Schiff durch eine große spitzbogige Öffnung erschlossen, etwa so groß wie die in der Nachbarkapelle. Sie wird von einem kleinen schlanke und rundbogigen Fester in der Südwand belichtet, dass von außen gesehen deutlich höher angeordnet ist, als das kleine Fenster nebenan. Über die Entstehungszeit der Kapelle geben die Quellen keine Auskunft. Als sie später zur Sakristei wurde, hat man sie mit einer zweiflügeligen Tür verschlossen. Sie ist seitdem für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Da das ehemalige dritte Fenster in der Südwand des Schiffs oberhalb der großen Tür nicht vermauert wurde, deutet darauf hin, dass die heutige Sakristei keine Steineinwölbung besitzt.
Putzmalereien der Kirche
Die Fresken der Kirche von Antigny und ihrer Grabkapelle Sainte-Catherine, schließen sich an den Reigen der Malereien im "Tal der Fresken" an, und zwar an die von Saint Savin, Boismorand, Jouhet und Notre-Dame de Montmorillon. Bei einer Dependance der Kirche Saint-Savin, mit ihren weithin berühmten etwa 200 Jahre älteren Putzmalereien, liegt es nahe, dass auch diese mit ebensolchen Fresken ausgestattet worden ist.
Fresken im Schiff
Die heute erhaltenen restaurierten Überreste zeugen von einer ehemals vollständigen Ausmalung, bis hinauf zu den Scheiteln der Giebelwände des Schiffs, wie es Sondierungen nachgewiesen haben. . Auf den Wänden des Schiffs, bis etwa in halber Wandhöhe , sind sämtliche ehemaligen Malereien zerstört. An einigen Stellen bedeckten vor der Restaurierung nicht weniger als 6 verschiedene Schichten die rohen Wanduntergründe, und aus verschiedenen Epochen stammten, wie romanisches Dekor, Bestattungsliste (Litre funéraire), Abbeizmiittel, verschiedene Tünchen und andere. Die Putzschicht enthält Träger aus Pflanzenfasern und wurde mit kleinen Kellen aufgetragen, was sie nirgendwo eben werden ließ. Es durfte bei Freskomalerei immer nur so viel Putz aufgetragen werden, wie er dann in noch frischem Zustand bemalt werden konnte. Die Schicht der Malerei weist eine schlichte Farbpalette weniger Töne auf, von Weiß über gelben bis roten Ocker. Spuren von rotem Ocker finden sich als Vorbereitung in allen bemalten Flächen. Kompositionen von blühenden Rispen bereichern die Szenen und passen hervorragend zu den Figuren.
Fresken der Nordwand
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Schiff, Fresken, Nordwand, Überblick
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Schiff, Nordwand, Fresken A+B+C
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Schiff, Nordwand, Fresken D+E
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Schiff, Nordwand, Fresken F3+F4
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Schiff, Nordwand, Fresken G
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Schiff, Nordwand, Fresken G
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Schiff, Nordwand, Fresken F1
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Schiff, Nordwand, Fresken F4
Die Szenen der Malereien auf der Nordwand konnten gelesen werden, wie Abschnitte des bei ihrer Entstehung üblichen lateinischen Credo (Glaubensbekenntnis). Von Spanien kam das Credo als Teil der Liturgie ins Frankenreich, wo es im 8. Jahrhundert Verbreitung fand.Papst Leo III. erlaubte offiziell den Gesang des Credos in der Messe nach einer Anfrage durch Karl den Großen im Jahr 810.
Im Mittelalter konnten fast alle der Gläubigen, die den Messfeiern beiwohnten, nichts von der dabei üblichen lateinischen Sprache verstehen oder gar entsprechende Texte lesen und somit auch nicht dem Verlauf der Messe folgen. Hingegen konnten die Bilder den Vortrag des Priesters anschaulich erläutern, in dem er bei den passenden Textstellen durch einfache Gesten darauf hinwies.
Erläuterung der Darstellungen: (Die Buchstaben beziehen sich auf die Skizze zu den Fresken der Nordwand)
*A:„... er hat gelitten und wurde begraben...“ (Im frz. Text heißt es: „Er ist tot und wurde begraben“)
Die erste Szene, nahe dem Hauptportal und dem damaligen großen Friedhof, ist dem geschehen zwischen Kreuzabnahme, der Bestattung und dem leeren Grab gewidmet. Der Leib Christi wurde vom Kreuz genommen und mit Spezereien (Aromaten) gesalbt – die drei Töpfe unter der Szene – und ins Grab gelegt. In der Folge sieht man das leere Grab, das geraffte Leichentuch, die schlafenden Soldaten, den Engel und die heiligen drei Frauen, die zeigen sollen, dass sie der Sieg Christi über den Tod zum Grabe führte.
*B:„...abgestiegen in das Reich des Todes...“ (Im frz. Text heißt es: „Er ging in die Hölle“)
Nach seinem Tod ging Christus nach der Überlieferung in die Hölle, um die Verstorbenen zu retten, mit der erlösenden Menschwerdung. Die Szene zeigt anbei die beiden Nackten – Adam und Eva – die den Rachen eines Monsters mit großen rosafarbenen Kiefern verlassen.
„Die Höllen“ oder „die Unterwelt“ (hebr. „Scheol“) aus dem Alten Testament, ist der Aufenthalt der Verstorbenen, nicht zu verwechseln mit „der Hölle“ (im Singular), die immer den Aufenthaltsort der Verdammten meint
*C: „...ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift...“ (Im frz. Text heißt es „Am dritten Tag von den Toten auferstanden“)
Laut Johannes (20,14-18) ist Maria Magdalena im Garten, nahe der Kreuzigungsstätte, die erste Zeugin, welcher der auferstandene Christus erscheint. In anderen Evangelien sind es mehrere Frauen.
*D: „...und aufgefahren in den Himmel...“ (Im frz. Text heißt es „Aufstieg in den Himmel“)
Die Apostel heben die Augen auf zu Christus, der in einer Wolke entschwebt, und man nur noch das Ende seines Gewandes sieht. Ihnen wurde angekündigt, dass sie die Kraft des heiligen Geistes empfangen und Zeuge Christi werden, bis an die Grenzen der Erde. (Apostegeschichte 1, 8-9)
*E: „...wir glauben an den heiligen Geist...“ (im. Frz. Text heißt es „Ich glaube an den heiligen Geist“)
Zu Pfingsten senkte sich der [[Heiliger Geist]|heilige Geist]] auf die christliche Gemeinde herab und bewirkte die Zungenrede, die bei Außenstehenden teils Schrecken, teils Spott hervorrief (Apg.2,1-13). Der heilige Geist wird häufig, wie auch hier, als schwebende Taube dargestellt.
*F: „..die Gemeinschaft der Heiligen...“ (taucht im heutigen deutschen Credo nicht mehr auf)
Die Heiligen, die nach der Botschaft der Evangelien lebten, waren/sind für die Gläubigen Vorbilder und Beschützer.
*F1: Der heilige Georg
Er sitzt hier auf einem Schimmel und kämpft gegen den Drachen. Nach der Legende war er römischer Offizier in einer Stadt, die von dem Ungeheuer terrorisiert wurde, das Menschen und Tiere verschlang.
Der heilige Georg wurde vermutlich im 3. Jahrhundert geboren in Kappadokien / Byzanz und ist gestorben am 23. April um 303, in Lydda / Palästina oder in Nikomedia) und war ein Märtyrer, der zu Beginn der Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian (284-305) gestorben sein soll.Im Lauf des dritten Kreuzzugs stelle Richart Löwenherz seine Armee unter den Schutz des Heiligen. Er wurde der Nationalheilige Englands.
*F2: Der heilige Martin
Nach einer Legende teilte er als römischer Offizier mit dem Schwert seinen Mantel und gab eine Hälfte davon einem Armen. Diese Szene ist die bekannteste Darstellung des heiligen Martins.
Martin von Tours wurde geboren um 316/317 in ''Sabaria'', römische Provinz ''Pannonien'', heute ''Szombathely'', Ungarn und ist gestorben am 8. November 397 in Candes bei ''Tours'' in Frankreich. Er war der dritte Bischof von Tours. Er ist einer der bekanntesten Heiligen der katholischen Kirche und gründete in ''Ligugé'', in der Nähe von Poitiers, eines der erste Klöster des Abendlandes.
*F3: Ludwig IX.
Ludwig IX. von Frankreich, genannt Ludwig der Heilige in Frankreich Saint Louis wurde geboren am 25. April 1214 in Poissy, vermutlich auf der Burg Poissyund ist gestorben am 25. August1270 in Karthago). Er war von 1226 bis 1270 König von Frankreich und stammte aus der Dynastie der Kapetinger. Der heilige Ludwig zählt zu den bedeutenden europäischen Monarchen des Mittelalters.
*F4: Der heilige Christopherus
Christopherus (griech. christos, pherein =„Christusträger”) ist ein Heiliger des Christentums über dessen Geschichte keine näheren Angaben oder Daten gibt. Er wird häufig als Hüne mit Stab dargestellt, der das Jesuskind auf den Schultern über einen Fluss trägt.
Nach der beliebten Legende war er ein riesiger Mensch und hieß Offerus, der am Ufer eines Flusses und vom Hinübertragen von Personen und Lasten lebte. Eines Tages nahm er ein Kind auf die Schulter, um es über den Fluss zu tragen. Zunächst war das Kind sehr leicht, aber je tiefer Offerus in die Furt stieg, desto schwerer schien es zu werden. In der Mitte des Stromes keuchte Offerus schließlich: „Kind, du bist so schwer, als hätte ich die Last der ganzen Weltzu tragen!“ Das Kind antwortete: „Wie du sagst, so ist es, denn ich bin Jesus, der Heiland. Und wie du weißt, trägt der Heiland die Last der ganzen Welt.” Am anderen Ufer angelangt, setzte Offerus das Kind ab, worauf das Kind zu ihm sagte: „Du hast den Christ getragen, von jetzt an darfst du Christofferus heißen.”
Bereits seit dem 13. Jahrhundert war es beliebt kleine Abbildungen des St.-Christopherus mit sich zu tragen, das den Träger vor plötzlichem Tod schützen sollte.
*G: Nicht identifizierte Personen
Neben der linken Person erkennt man eine Leiter, die rechte scheint ein sitzender König zu sein.
*H: Reste des romanischen Dekors
Fresken der Chorwand
*Erzengel Michael
Auf dem Strebepfeiler links des Triumphbogens ist die Seelenwägung durch den Erzengel Michael dargestellt. Die Waage besteht aus einem langen Stab dessen Ende ein Kreuz aufweist, an dem in der Mitte ein Querstab drehbar befestigt ist. Die Waagschalen sind verblasst. Unter den Füßen des Engels liegt rücklings eine Person auf dem Boden.
Fresken der Südwand
Seitlich und unter einem der Fenster befinden sich noch einige intakte Fresken.
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Schiff, Fresken Südwand, Abendmahl
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Schiff, Fresken Südwand, Fußwaschung + Gefangennahme Jesu
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Schiff, Fresken Südwand, Kreuzigung
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Schiff, Fresken Südwand, Maria Königin + Tod eines Bischofs
Die Abendmahlszene befindet sich rechts des Fensters zum Narthex. Die Gestik der Hände deuten auf rege Diskussionen der zehn dargestellten Apostel hin, die beiden anderen sind wahrscheinlich auf dem anschließenden Fenstergewände dargestellt. Fast alle sitzen aufrecht hinter der langen Tafel. Einer scheint in den Armen Jesu zu ruhen, der mit seiner Linken dessenHinterkopf berührt. Es ist wahrscheilich sein Lieblingsjünger Johannes. Eine weitere Person ist vor dem Tisch auf die Knie gefallen und beugt sich weit hinab. Der dunkle Gegenstand vor ihm könnte einen großen Weinkrug darstellen. Vielleicht handelt es sich aber um den Verräter Judas (ohne Nimbus), der die Schüssel serviert, aus der sie gemeinsam essen werden. Außer einigen Geschirrteilen kann man auf dem Tisch keine weiteren Einzelheiten erkennen. Die Köpfe der aufrechten Personen sind mit Nimben hinterlegt, mal helle, mal dunklere. Der Nimbus Christi ist mit Strahlen gefüllt.
Bei Matthäus (26, 20-23) heißt es:“Am Abend dieses Tages saß Jesus mit den zwölf Jüngern beim Essen. Während sie aßen, sagte er: »Einer von euch wird mich verraten!« Erschrocken fragte jeder: »Meinst du etwa mich?« Jesus antwortete: »Der mit mir das Brot in die Schüssel eingetaucht hat, der ist es. „
*Fußwaschung und Gefangennahme Jesu
Diese beiden Szenen schließen an die rechte Gewändekante des Fensters an. Die erste sehr kurze stellt die Fußwaschung dar. Der vor einem sitzenden weißhaarigen Petrus knieende und gebeugte dunkel gekleidete Christus wäscht mit einem Tuch in einer Schüssel dessen Füße. Bei Johannes (13, 1-17) heißt es: “Nun kam er zu Simon Petrus. Der sagte zu ihm: „Herr, du wäschst mir die Füsse?“ Jesus entgegnete ihm: „Was ich tue, begreifst du jetzt nicht, nachher aber wirst du es verstehen.“ Petrus sagte zu ihm: „In Ewigkeit sollst du mir nicht die Füsse waschen!“ Jesus antwortete: „Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir.“
In der zweiten Szene steht Jesus in einer Gruppe seiner Jünger und wird von Judas umarmt und geküsst. Rechts daneben steht der weißhaarige Petrus und ergreift mit seiner Linken den ausgestrecken Arm Jesu. Mit seiner erhobenen Rechten hat er sein Schwert zum Schlag ergriffen und wird gleich das Ohr des Malchus abschlagen, einem Diener des Hohepriesters, der rechts hinter ihm steht.
Bei Matthäus (26,48-49) heißt es: „Judas hatte mit ihnen vereinbart: »Der Mann, den ich küssen werde, der ist es. Ihn müßt ihr festnehmen!« Judas ging auf Jesus zu und sagte: »Sei gegrüßt, Meister!« Dann küßte er ihn.“
Und weiter bei Johannes (18,10-11) : „Da nun Simon Petrus ein Schwert hatte, zog er es und schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm das rechte Ohr ab; der Name des Knechtes aber war Malchus. Da sprach Jesus zu Petrus: Stecke dein Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir der Vater gegeben hat?“
Ergänzt von Lukas (22.51): „Und er rührte sein Ohr an und heilte ihn.“
*Himmelskönigin Maria
Die kleine Szene rechts unterhalb des Fensters soll vermutlich die thronende Muttergottes im Himmel darstellen. Sie wird von prunkvollen Gebäudeteilen umrahmt, die den Himmel symbolisieren. In ihrer Rechten hält sie einen kleinen Gegenstand aufrecht. Das Fresko ist stark beschädigt so dass kaum Einzelheiten erkannt werden können.
'*Trauer um den Tod eines Bischofs
Unmittelban an die vorhergegendes Szene schließt die nächste Szene an, in der vermutlich die Trauer um den Tod eines Bischofs dargestellt werdeen soll. Dieser trägt eine Mitra und liegt ausgestreckt auf einer Bahre und ist in ein Leichentuch gewickelt. Ihm am nächsten stehen drei Würdenträger mit derselben Kopfbedeckung und in kostbare Gewänder gekleidet. Der mittlere hält in seiner Rechten ein lateinisches Kreuz. Zwischen ihnen stehen zwei ihm nahestehenden Persönlichkeiten. Hinter diesen steht eine größere Gruppe von Trauernden, an ihren Tonsuren als Mönche zu identifizieren.
*Kreuzigung
Links unter dem Fenster wird eins Kreuzigungsszene gezeigt, auf der der Gekreuzigte offensichtlich eine Krone trägt. Er wird von den Resten zweier Personen flankiert, vermutich von Johannes und von der Gottesmutter Maria.
Links davon, durch eine Pflanzenrispe getrennt, seht ein König, zu erkennen an der Krone und dem Zepter in seinerLinken.
*“Graffitti“
Auf der Südwand findet man noch etliche Freskenreste, so auch Inschriftenfragmente späterer Ergänzungen. Vereinzelt gibt es Markierungen von Kreuzwegstationen
Fresken der Grabkapelle Saint-Catherine
Fresken über und auf der Ostwand
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Kapelle, Fresken über Ostwand, Majestät Christi + Evangelistensymbole
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Kapelle, Fresken über Ostwand, Majestät Christi]
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Kapelle, Fresken über Ostwand, Evangelistensymbole Engel + Stier
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Kapelle, Fresken über Ostwand, Evangelistensymbole Löwe + Adler
*Die Majestät Christi
Auf dem Gewölbeabschnitt über der Ostwand und über dem ehemaligen Altar wird die Majestät Christi in der Mandorla präsentiert. Die ovale Form der Mandorla war nur für Christus oder für die Gottesmutter reserviert. Sie wird umgeben von den vier Evangelistensymbolen: eine menschliche Gestalt mit Flügeln für Matthäus, einen Adler für Johannes, ein Löwe für Markus und einen Stier für Lukas.
Auf der Ostwand selbst gibt es zwischen der Unterkante der Fensterbank und der Oberkante des ehemaligen Altars einen kleinmaßstäblichen Fries mit sechs Personen: Christus am Kreuz, zwischen Maria und Johannes, einer der übrigen ist ein Bischof.
Fresken auf und über der Südwand
Auf der Südwand und dem anschließenden Gewölbe befindet sich ganz oben unter dem Gewölbescheitel ein Freskenzyklus der Kindheit Jesu, in der Mitte und ganz unten ein Zyklus der Passion Christi. An den mittleren schließen sich vor dem Abendmahl die Darstellung des heiligen Sebastian mit einem gespannten Bogen und der Waffen derer von Moussy an.
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Kapelle, Fresken Südwand, Verkündigung Mariens
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Kapelle, Fresken Südwand, Geburt Jesu
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Kapelle, Fresken Südwand, Verkündigung an die Hirten
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Kapelle, Fresken Südwand, Anbetung der Könige
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Kapelle, Fresken Südwand, Tötung der unschuldigen Kinder
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Kapelle, Fresken Südwand, Abendmahl
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Kapelle, Fresken Südwand, Gefangennahme Jesu
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Kapelle, Fresken Südwand, Verhör u. Geißelung + Jesus vor Pilatus
*Die Verkündigung
Der Erzengel Gabriel verkündet der knienden Jungfrau, sie werde einen Sohn gebären, dem sie den Namen Jesu geben soll. (Lukas 1, 26-38)
*Die Geburt
Die Szene (Lukas 2, 1-7) zeigt ein offenes Stallgebäude (Dach, hölzerne Stützen) mit einer Futterkrippe, in dem das Kind unbedeckt und von einem Strahlenkranz umgeben liegt. Über eine Holzstrebe sind die Windeln aufgehängt. Auf beiden Seiten sitzen Maria und Josef mit zum Gebet gefalteten Händen.
Mittig hinter der Krippe stehen ein Ochse und ein Esel, die das Kind erwärmen. Diese Zugabe stammt nicht aus den Evangelien, sondern geht auf alte Überlieferungen und Traditionen zurück, etwa auf einen Vers des Propheten ''Jesaja''.
*Verkündigung der frohen Botschaft an die Hirten
Der Engel der Herrn erscheint in einer Wolke und hält mit ausgebreiteten Armen ein Spruchband. Er kündet den Hirten die Geburt Christi an, Ein Hirte fällt auf die Knie, die anderen beiden musizieren mit einer Art Dudelsack (im frz. Text Musette) und einer Schalmei.
*Die Sterndeuter huldigen dem Kind
Die Sterndeuter, auch Weise oder Könige genannt, (im frz. Text ''Magier'') opfern dem Kind, das auf dem Schoß seiner Mutter sitzt, „Gold, Weihrauch und Myrrhe“ in kostbaren Gefäßen. Der älteste, mit weißen Haaren und in fusslangem Gewand, kniet vor dem Kind und hält eine Schale in der Hand. Der zweite, in kurzem Gewand, weist mit der Rechten zum Stern, der sie hierher geführt hat. Er trägt langen schwarzes Haar, das mit einer ausladenden Haube - vielleich auch Krone – bedeckt ist. Mit seiner Linken hält er einen großes Gefäß in Form einer Flasche. Der Dritte, in knielangem Gewand, ist schwarzhäutig und trägt in der Linken einen großen Kelch. Sein Kopf wird bedeckt von einer goldenen Krone. Links hinter Maria schaut das Gesicht Josefs über ihre Schulter. Der Kopf des Kindes ist nicht mit einem Nimbus hinterlegt.
*Tötung der unschuldigen Kinder von Betlehem
Auf der linken Seite der Szene gibt König Herodes den Befehl, die Kinder von Betlehem umzubringen. Er trägt in der Linken ein Zepter, das seltsamerweise am oberen Ende eine Lilie (frz. Fleur-de-Lys), ein Symbol des französischen Königtums, präsenhiert. Rechts daneben wird die Ermordung der Kleinkinder mit Schwertern gezeigt, teilweise in den Armen ihrer Mütter)
*Das Letzte Abendmahl
Unter der Verkündigung Mariens beginnt der Zyclus der Passion Christi mit dem Letzten Abendmahl. Hinter der gedeckten Tafel sitzen zehn Jünger, in ihrer Mitte Chistus (ab dieser Szene immer mit Kreuznimbus), der seinen Lieblingsjünger Johannes in den Armen hält und mit seiner aufgelegten Hand tröstet. Dieser Ausschnitt ähnelt der Abendmahlszene im Schiff. Am rechten Kopfende steht ein Jünger und auf der Vordeseite des Tischs sitzen an den Tischenden noch zwei Jünger, die sich zur Seite gewandt haben. Eine weitere Person vor dem Tisch deutet einen Kniefall an und scheint mit beiden Händen die Schüssel mit dem Pessachlamm zu servieren, dabei die Finger seiner Linken über den Schüsselrand greifen. Er ist der Einzige, der keinen Nimbus zeigt und damit als Judas identifiziert werden kann. Seine Gestik passt zu Matthäus 26, 21-23. Siehe Evangelientext zur Abendmahlszene im Schiff
Warum in dieser Szene die Anzahl der zwölf Jünger um zwei überschritten ist, ist nicht bekannt. Die Gestik ihrer Hände , teilweise auf dem Tisch liegend, andere zum Mund geführt, verrät, dass sie gerade speisen. Die Schale vor Christus enthält das gebratene Lamm, die Schale weiter rechts einen großen Fisch. Am linken Tischende ist der Inhalt der Schale nicht mehr zu erkennen. Die halbmondförmigen gelben Scheiben scheinen Brot darzustellen. Drei Messer liegen verteilt auf dem Tisch. Am rechten Tischende befindet sich das einzige Trinkgefäß, ein großer Becher. Unter und vor dem Tisch sind drei große Weinkrüge zu erkennen. Die dritte Person rechts von Christus deutet auf seinen Nachbarn, der vermutlich einen Schlüssel hoch hält und damit als Petrus zu identifizieren ist.
*Gefangennahme Jesu
Im Zentrum der Szene steht Jesus, der von Judas geküsst wird, das vereinbarte Signal für die Bewaffneten im rechten Hintergrund. Rechts von Jesus stehen die Apostel, von denen Petrus gerade sein Schwert in die Scheide zurücksteckt, nachdem er mit ihm dem kleinen Knecht des Hohepriesters, der vor Jesus steht, das Ohr abgeschlagen hat. Die Evangelientexte entsprechen denen zur gleichen Szene im Schiff.
*Verhöhnung und Geißelung Christi
Dieses Thema erstreckt sich über zwei Szenen:
- Christus sitzt mit gebundenen Händen und verbundenen Augen und wird von drei Peinigern geschlagen, bespuckt, verspottet und verhöhnt.
- Ohne Oberbekleidung wird er an einen Pflock gebunden, mit Stöcken schmerzhaft geschlagen und erträgt davon blutende Wunden am ganzen Körper.
Bei Matthäus (26, 67-68) heißt es : „Und sie spuckten Jesus ins Gesicht, schlugen ihn mit Fäusten und verhöhnten ihn: »Na, du Messias! Du bist doch ein Prophet! Sag uns, wer hat dich geschlagen?«“
*Jesus vor Pilatus
Die Szene ersteckt sich noch ein kurzes Stück hinüber auf die Westwand. Sie zeigt das Verhör vor Pilatus, der sich abschließend die Hände in Unschuld wäscht.
Bei Matthäus (27,24) heißt es : „Als Pilatus sah, daß er so nichts erreichte und daß der Tumult nur immer größer wurde, ließ er eine Schüssel mit Wasser bringen. Für alle sichtbar wusch er sich die Hände und sagte: »Ich bin für das Blut dieses Unschuldigen nicht verantwortlich. Die Verantwortung dafür tragt ihr!«“
Dieser Zyklus der Passion Christi wird auf der Nordwand fortgesetzt, und endet wieder hier in der unteren Zeile mit der:
*Grablegung Jesu
Bei dieser letzten Szene der Passion handelt es sich um die unmittelbare Grablegung am Tage seines Todes. Joseph von Arimathäa hatte bei Pilatus erwirkt, dass er ihn begraben dürfe. Er liegt unbekleidet auf dem Leichentuch in das er eingewickelt werden sollte. Er sollte aber noch nach dem Sabbat einbalsamiert werden, wie es jüdische Tradition verlangte. Gut zu erkennen ist die Einstichwunde in seiner rechten Seite.
Bei Lukas (23,53-55) heißt es : „Er nahm Jesus vom Kreuz, wickelte den Toten in ein großes Leinentuch und brachte ihn in ein neu angelegtes Felsengrab. Das alles geschah am späten Freitagnachmittag, unmittelbar vor Beginn des Sabbats. Mit Joseph gingen auch die Frauen, die Jesus aus Galiläa gefolgt waren. Sie sahen zu, wie man den Toten in das Grab legte.“
Fresken auf und über der Nordwand
In der unteren Zeile wird der Passionzyklus mit drei weiteren Szenen fortgesetzt, aber von der großen Darstellung des Jüngsten Gerichts unterbrochen.
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Kapelle, Fresken Nordwand, Jesus mit Dornenkrone + Kreuztragung
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Kapelle, Fresken Nordwand, Kreuztragung
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Kapelle, Fresken Nordwand, Kreuzigung
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Kapelle, Fresken Nordwand, Das Jüngste Gericht (Hauptszene)
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Kapelle, Fresken Nordwand, Die Gräber öffnen sich (Ausschnitt)
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Kapelle, Fresken Nordwand, Petrus empfängt die Auferstandenen
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Kapelle, Fresken Nordwand, Strebepfeiler, Hölle
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Kapelle, Fresken Nordwand, Strebepfeiler, Hölle
*Jesus mit der Dornenkrone
Diese schmale Szene zeigt Jesus im roten Mantel mit einer Dornenkrone, die von den Peinigern mit Stöcken tiefer gedrückt wird.
Bei Matthäus (26, 27-30) heißt es : „Die Soldaten brachten Jesus in ihre Unterkunft und riefen die ganze Mannschaft zusammen. Dann nahmen sie ihm seine Kleider weg und zogen ihm einen roten Mantel an. Aus Dornenzweigen flochten sie eine Krone und drückten sie ihm auf den Kopf. Sie gaben ihm einen Stock in die rechte Hand, knieten vor ihm nieder und riefen höhnisch: »Es lebe der König der Juden!« Alle spuckten ihn an und schlugen ihm mit dem Stock auf den Kopf.“
*Kreuztragung
Die große Szene über dem spitzbogigen Durchlass zeigt einen Ausschnitt der Kreuztragung. Halbrechts trägt der Gepeinige das schwere Kreuz auf seiner rechten Schulter. Den unteren Stamm des Kreuzes unterstützt Simon von Kyrene. Neben ihm sieht man zwei mit Lanze und Keule Bewaffnete.
Bei Matthäus(27, 32) heißt es: „Als sie aber hinauszogen, fanden sie einen Mann von Kyrene namens Simon; den zwangen sie, ihm das Kreuz zu tragen.“
Der Gruppe folgen zwei kleine leicht bekleidete Männer, die von zwei mit Lanze, Streitaxt und Schlagstock Bewaffneten getrieben werden.
Matthäus (27,438) schreibt später: „Alsdann werden zwei Räuber mit ihm gekreuzigt, einer zur Rechten und einer zur Linken.“
Ihnen folgen vier trauernde Frauen, deren Köpfe mit Nimben hinterlegt sind.
Oberhalb des Geschehens sieht man fünf weiße rechteckige Felder, von denen die beiden rechten stark verblasste lateinische Inschriften enthalten, die wahrscheinlich auch die anderen füllten. Der Zyklus wird unterbrochen von einer großen Szene des Jüngsten Gerichts. Es folgt danach:
*Jesus am Kreuz
Dieses Fresko ist stark beschädigt und man kann kaum Einzelheiten erkennen. Im Zentrum das alles überragende Kreuz an dem Christus mit weit ausgebreiteten Armen und ohne Dornenkrone hängt. Sein Blick erscheit nach alter Tradition ruhig und fast horizontal gerichtet und nicht schmerzverzerrt geneigt, wie in vielen Werken des späteren Mittelalters.
Linkerhand steht eine Gruppe von Frauen (mit Nimben) in ihren Mitte wahrscheinlich die Gottesmutter. Unterhalb des Kreuzes befinden sich, teils bewegt, vier Personen, einer von ihnen ist Johannes (mit Nimbus). Hinter dem Kreuz Christi sieht man links ein kleineres Kreuz, des einen Räubers. Das des zweiten ist nicht mehr zu erkennen.
Bei Mathäus (27, 55-56) heißt es: „Es waren aber daselbst viele Weiber, die von ferne zusahen, welche Jesu von Galiläa nachgefolgt waren und ihm gedient hatten; unter welchen Maria Magdalene war und Maria, Jakobus' und Joses' Mutter, und die Mutter der Söhne des Zebedäus“.
*Der auferstandene Christus leitet das Jüngste Gericht
Diese Szene ist die umfangreichste, reicht vom Scheitel des Wanddurchlasses bis hinauf zum Gewölbescheitel und schließt Teile des Strebepfeilers ein. Die Hauptszene wird horizontal etwa hälftig unterteilt. Die untere stellt die Niederungen der Erde dar, in der am Jüngsten Tag die Gräber aufbrechen und die Toten auferstehen. Dargestellt ist konkret ein Friedhof auf dem die Friedhofskapelle nicht fehlt.
Darüber befindet sich das Himmelreich, in dessen Mitte der auferstandene Weltenrichter in einerm fast kreisrunden Mandorla thront und seine Wunden zeigt. Rechts, in Höhe seines Kopfes befindet sich ein fast waagerechtes Schwert, das die Macht des Richters symbolisiert. Auf seiner Rechten steht die Gottesmutter, auf seiner Linken der Apostel Johannes. Die Gruppe wird im Hintergrund durch Auferstandene und Heilige erweitert. Ober- und unterhalb der Johannes blasen Engel auf Schalmeien. Unter der Gruppe knien die Auferstanden und erwarten ihr Urteil.
Links von Maria ist der Erzengel Michael postiert, der die Seelenwägung (Psychostasie) vornimmt. Mit seiner Linken hält er die Waage hoch, in deren Schalen die Seelen der Auferstandenen gewogen werden. Mit seiner Rechten umfasst er ein Kreuz, das Bestandteil der Waage ist. Weiter links empfängt Petrus die Auserwählten und hält in seiner Rechten den Himmelsschüssel,
Auf dem Strebepfeiler darunter lodern die Flammen der Hölle, in deren Zentrum der Satan auf einem Hocker breitbeinig residiert, dessen Füße krallenbewehrt sind, in der die ihn umgebenden unbekleideten Verdammten ausharren müssen. Am oberen Rand erkennt man ein galgenartiges Gestell, an dem sich zwei Personen überkopf festhalten, eine dritte ist mit dem Kopf abwärts aufgehängt. Auf der rechten Pfeilerseite lodern ebenfalls die Flammen, um einen großen Kessel auf einem Gestell, in den etliche Verdammte eingezwängt sind, einer von ihnen ist an seiner Tonsur als Mönch zu erkennen. Darüber ergreift ein weiterer Teufel eine Person, die er in den Rachen eines Dämon stoßen will.
Die Fresken der Nordwand schließen ab mit der:
*Legende von den drei Lebenden und den drei Toten
Diese aus dem Orient stammende Legende(im frz.Text Dict) erzählt von drei mit Hunden und Falken auf die Jagd reitenden Königinnen, im Wald stoßen sie auf ein Kreuz und drei Särge mit halbverwesten Leichen, deren Skeltte von Würmern wimmeln. Diese geben sich als ihre Väter zu erkennen und mahnen die Lebenden mit den Worten „quod fuimus estis-quod sumus eritis“, „was wir waren, seid ihr- was wir sind, werdet ihr sein“ (heiliger Caesarius von Arles , dem Volk von Sermon), dieser Ausspruch lässt sich durch viele Jahrhunderte zurückverfolgen.
Sie werdeb auch erwähnt , in indischen Quellen aus dem 6. Jahrhundert, in arabischen Texten aus vorislamischer Zeit und einem Trauergedicht von Alkuin, dem Lehrer Karls des Großen. Diese Legende ist für die Geschichte des Totentanzes von großer Bedeutung, weil darin zum ersten Mal sprechende Totesgestalten vorkommen. Dieses Gleichnis taucht in der Literatur des 13. Jahrhunderts auf, und kommt in Frankreich in rund dreißig Wandmalereien um 1420 vor. Es wird manchmal, wie in Antigny, mit dem Jüngsten Gericht und den Foltern der Hölle verknüpft. Die Überlieferung erreicht im 14. und 15. Jahrhundert ihren Höhepunkt.
Totenlaterne
Auf dem Platz vor der Kirche, auf einer ehemals viel größeren Nekropole, befindet sich eine Totenlaterne aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Das Monument steht, wie üblich, auf einer dreistufigen Plattform. Die ausgehöhlte Stele hat einen quadratischen Grundriss, einen kleinen Altar mit einer Stufe, eine Seitentür zum Einführen der Lampe, um sie mit einem Seil innen hochzuziehen, und vier Öffnungen an der Spitze, um das Licht durchzulassen. Die obere Spitze ist von einem steinernen Kreuz bekrönt.
Das „ewige Licht“ sollte den Seelen der Verstorbenen am Tage des Jüngsten Gerichts den Weg weisen. Beispiele dieser im Poitou weit verbreiteten Friedhofs- Monumente finden sich nicht weit von hier in Angles-sur-l'Anglin, Château-Larcher, Cellefrouin und Fenioux.
Quellen
- Thorsten Droste: DuMont Kunst Reiseführer, Poitou, Westfrankreich zwischen Poitiers und Angoulême – die Atlantikküste von der Loire bis zur Gironde, DuMont Buchverlag, Köln, 1. Auflage 1999, ISBN 3-7701-4456-2
- 6 Infoblätter DIN - A4: „ L’égilse Notre-Dame d’Antigny“, 1. présentation (2 Blatt), 2.les peintures du mur nord (2 Blatt), 3. les peintures murales de la chapelle Sainte-Catherine (2 Blatt), PARVIS – 1998, rue de la Trinité 10, 86034 Poitiers CEDEX, frz. Texte, in der Kirche aushängend.
Weblinks
- u.a. Bild von den drei Lebenden und drei Toten (franz.)
- Site du gué de Sciaux ( weitere Infos zu bassins à cupule unter Sommaire / franz.)