COPICS (Communications Oriented Information and Control System), war eine 1972 von IBM veröffentlichte Sammlung von Konzepten für integrierte Datenverarbeitungssysteme in der Fertigung. COPICS umfaßte 12 Kapitel in 8 Bänden. Band I enthielt eine Übersicht für das Management, Systemvoraussetzungen, Erläuterungen und Stichwörter, Band II bis VII beschrieben die Anwendungen und Band VIII die zugrundezulegende Datenbank. COPICS wurde bewußt nicht als fertig einzusetzendes System konzipiert, deshalb gab es zunächst auch keine realisierte COPICS-Software. Das Systemkonzept sollte lediglich Führungskräften von Unternehmen zeigen, wie sie die für sie passende Anwendungssoftware gestalten können.
Übersicht
COPICS ist ein Konzept für das Management, nicht für Softwareentwickler. Es ist für die [[Produktion] - nicht für Vertrieb, Personalwesen oder Buchhaltung - und es ist kommunikationsorientiert, im Jahre 1972 durchaus eine Neuheit. Wie die Überschriften der Anwendungsgebiete weiter unten zeigen ist durchgehende eine Unterscheidung von Planung und Steuerung mit besonderer Betonung der Verbesserung der Steuerungsmöglichkeiten durch schnellere und bessere Erkennung von Abweichungen im Fertigungsprozess vorgesehen. Hilfsmittel hierfür sind vom DV-System erkennbare Standards, die durch Berechnung oder Messung zu überprüfen sind und Aktionen, die bei Abweichungen zu treffen sind.
Für Aktionen gibt es Aktionsdateien, über die das System Nachrichten übermitteln kann. Aktionsdateien können als Satz von Aktionsregeln betrachtet werden, die im voraus festlegen, was bei Feststellung bestimmter Abweichungen vom Plan des Fertigungsprozesses getan werden muß, das heißt wer informiert werden muß. Die {{Hinweis]]e in der Aktionsdatei sind nach Priorität geordnet, verantwortliche Mitarbeiter werden benachrichtigt, der Empfang der Nachrichten muß von ihnen bestätigt werden und durch Auswahl bestimmter Schlüssel kann festegelegt werden wer je nach Leitungsebene wieviel Informationen erhalten soll.
Weitere Besonderheiten - immer im Kontext der damaligen Zeit - sind direkte Computerüberwachung von Maschinen, Hochregallagern u.ä., Onlineverarbeitung über Datenstationen und Bildschirmgeräte mit sofortiger Verarbeitung im Dialog, will heißen - sofern erforderlich - sofortige Aktualisierung aller von einem Vorgang betroffenen Datensätz und sogenannte "Net Change"-Verarbeitung. Zur damaligen Zeit war die Verarbeitung von Änderungen im Wochen- oder Monatsrhythmus üblich. Das hätte aber den Fortschritt der Dialogsofortverarbeitung konterkariert. Für die Fälle, bei denen eine sofortige Verarbeitung technisch oder wirtschaftlich nicht möglich war, gab es natürlich weitherhin Stapel- (oder Batch-) Verarbeitung.
Anwendungsgebiete
Verwaltung der Konstruktions- und Produktionsdaten
Verwaltung der Konstruktions- und Produktionsdaten (Engineering and Production Data Control). Hierzu gehören die Teilestammdaten, Stücklisten, Technische Zeichnungen, technische Änderungen, Erzeugnishistorie, Arbeitspläne, [[[Arbeitsplatz|Arbeitsplätze]] mit ihrern Kapazitäten und Werkzeuge.
Kundenauftragsverwaltung
Die Kundenauftragsverwaltung (Customer Order Servicing) ist Schnittstelle zwischen Vertriebssystem und Fertigung und reicht von Auftragseingang des Kundenauftrags bis zum Versand. Im einzelnen werden abgehandelt: Auftragsprüfung- und annahme der Kundenaufträge, Auftragssteuerung mit Auftragsfortschrittskontrolle, Ausrüstungskontrolle, Festlegung der Auftragspriorität und Lieferterminanpassung, Auftragseingabe bei Erzeugnisvarianten, Bearbeitung von Kundenanfragen und der Versand.
Bedarfsvorhersage
Das Kapitel Bedarfsvorhersage beschreibt die Technik der Vorhersage (Forecasting) des Bedarfs für Enderzeugnisse, unter anderem Datenaufbereitung und Bereinigung der Daten von Extremwerten, die - zum Teil bildschirmunterstützte - Entwicklung und Auswahl eines Vorhersagemodells, Berücksichtigung der Lebensdauer eines Produktes und anderer Korrekturwerte. Es werden alle gängigen stochastischen Bedarfsermittlungsmethoden wie Gleitender Mittelwert, Gewichteter gleitender Mittelwert, Lineare Regressionsanalyse, Nicht lineare Regressionsanalyse, exponentielle Glättung 1. Ordnung, exponentielle Glättung 2. Ordnung behandelt.
Produktionsplanung für Enderzeugnisse
Die Produktionsplanung für Enderzeugnisse (Master Production Schedule Planning) entwickelt auf Basis der Bedarfsvorhersage, erwarteter Trends und Marktentwicklungen alternative Produktionpläne für die Fertigungskapazitäten und verabschiedet einen Produktionsplan als Grundlage für detailliertere Pläne. Unter einem Produktionsplan versteht man den Bedarf für Enderzeugnisse nach Termin und Menge. Der Produktionsplans ist einerseite Ausgangspunkt für die kurzfristige Materialbedarfs- und Kapazitätsplanung, andererseits die Abschätzung der langfristigen Kapazitätsanforderungen an Raum, Maschinen, Arbeitskräften, Planungsleistung und Kapital. Die Aufgaben der Produktionsplamung sind also:
- Abschätzung der langfristigen Beanspruchung von Arbeitskräften, Anlagen und Kapital zur Sicherstellung der Realisierbarkeit des produktionsplans.
- Planung der Kapazitätsbelastung in technischen Abteilungen und Produktion zur Sicherstellung der Realisierbarkeit des produktionsplans.
- Bereitstellung der Informationen damit die Unternehmensleitung im Rahmen der geplanten Kapazitäten den besten Produktionsplan für Enderzeugnisse aufstellen kann.
- Die Fortschreibung des Produktionsplans bei Änderungen, z.B. der Vorhersagen, der Marktanforderungen oder als Reaktion auf Überlastsituationen.
- Bereitstellung von Simulationsmöglichkeiten, mit denen Auswirkungen von Planalternativen und Kapazitätsänderungen durchgespielt werden können (!).
(Dieses Kapitel des 1972 (!) veröffentlichten Dokuments ist besonders aufschlußreich im Zusammenhang mit 10 und 20 Jahre später geführten Diskussionen rund um MRP, ERP, APS und wie sie alle heißen über die "Schwächen" der alten Systeme.)
Materialplanung und -steuerung
Die Materialplanung und -steuerung (Inventory Management) bestimmt auf der Grundlage des Produktionsplans Mengen und Termine für zu bestellende oder zu fertigende Teile.
Fertigungs- und Kapazitätsplanung
Die Fertigungs- und Kapazitätsplanung (Manufactoring Activity Planning) dient der Ermittlung des Bedarfs an Fertigungskapazitäten und dem terminierten Kapazitätsabgleich unter Berücksichtigung verfügbarer Kapazitäten.
Auftragsfreigabe
Die Auftragsfreigabe (Order Release) überführt bis dahin nur geplante Aufträge in Aufträge an den Einkauf zur Beschaffung oder Aufträge an die Fertigung.
Werkstattüberwachung und -steuerung
Die Werkstattüberwachung und -steuerung (Plant Monitoring and Control) überwacht den Arbeitsfortschritt der Fertigungsaufträge und sorgt für die rechtzeitige Bereitstellung von Werkzeuen, Prüf- und Transportmitteln für den Transport zwischen den Werkstätten.
Wartungsplanung und-steuerung
Die Planung und Abwicklung vorbeugender Wartungsaufträge ist Aufgabe der Wartungsplanung und-steuerung (Plant Maintenance).
Einkaufs- und Wareneingangssteuerung
Einkaufs- und Wareneingangssteuerung (Purchasing and Receiving) heißt Einholung von Angeboten durch den Einkauf, Erstellen und überwachen von Einkaufsaufträgen (Einkaufsbestellungen), Wareneingang, Eingangskontrolle (Qualitätsprüfung) und Einlagerung.
Lagerverwaltung und -steuerung
Zur Lagerverwaltung und -steuerung (Stores Control) gehört Einlagerung und Auslagerung und die Überwachung der Läger und Lagerplätze.
Kostenplanung und -steuerung
Kostenplanung und -steuerung (Cost Planning and Control) meint hier die Bereitstellung von Informationen der Produktion für Kostenplanung und -abrechnung.
Literatur
- COPICS Communication Oriented Production Information and Control System, IBM 1972