Nowosibirsk (russisch Новосибирск, bis 1926 Nowonikolajewsk) ist die größte Stadt Sibiriens und die drittgrößte Stadt Russlands. Nowosibirsk liegt in der Oblast Nowosibirsk am Ob und an der Transsibirischen Eisenbahn. Die Stadt hat 1.434.100 Einwohner (Stand: 2004), und wurde 1893 an einer Brücke über den Ob gegründet. Die geographischen Koordinaten sind: 55,04° Nord, 82,93° Ost.
In der Umgebung von Nowosibirsk gibt es heute sechs Brücken über den gewaltigen Strom des Ob, der hier teilweise fast 1 km breit ist und von Süden nach Norden fließt.
Nowosibirsk wurde als Eisenbahnersiedlung Gussewka 1893 gegründet und hieß bis 1903 Nowonikolajewski. Nach einer Namensänderung auf Wunsch der Bevölkerung wurde es umbenannt und hieß bis 1925 Nowonikolajewsk (nach dem Namen des letzten Zaren Russlands).
Verkehr
Nowosibirsk besitzt einen internationalen Flughafen, einen Binnenhafen, einen Busbahnhof und ist Zwischenstopp für die Transsibirische Eisenbahn. Die Metro Nowosibirsk, eröffnet 1985, besteht aus 2 Linien; außerdem gibt es ein Straßenbahnnetz und ein stadteigenes Trolleybus-System. Die Verkehrsanbindung von Nowosibirsk ist für sibirische Verhältnisse hervorragend.
Verwaltung
Nowosibirsk ist in 10 Distrikte aufgeteilt:
- Leninski (Ленинский, linke Ob-Seite)
- Kirowski (Кировский, linke Ob-Seite)
- Sajelzowski (Заельцовский, rechte Ob-Seite)
- Schelesnodoroschny (Железнодорожный, rechte Ob-Seite)
- Dserschinski (Дзержинский, rechte Ob-Seite)
- Zentralny (Центральный, rechte Ob-Seite)
- Oktjabrski (Октябрьский, rechte Ob-Seite)
- Kalininski (Калининский, rechte Ob-Seite)
- Perwomaiski (Первомайский, rechte Ob-Seite)
- Sowetski (Советский, rechte Ob-Seite)
In der Nähe befindet sich die Akademikerstadt Akademgorodok.
Wirtschaft in Nowosibirsk
Nowosibirsk ist eines der wichtigsten Industrie- und Wissenschaftszentren Russlands. In Nowosibirsk konnten sich über die Geschichte folgende Industrien etablieren:
Verteidigungsindustrie, Flugzeugbau, Maschinenbau (Werk „Sibelektrotjaschmasch“), Landmaschinenbau (Werk „Sibselmasch“), Metallindustrie (Schwarz- und Buntmetallurgie), Elektrotechnik und Elektronik, chemische und pharmazeutische Industrie, Leicht- und Lebensmittelindustrie, Baumaterialien.
Die Versorgung von Nowosibirsk mit Strom geschieht hauptsächlich durch die Wasserkraftwerke der Umgebung, insbesondere das Wasserkraftwerk des Ob-Stausees. Natürlich befinden sich auch andere Stromversorger, z.B. Kohlekraftwerke, um Nowosibirsk. Die Stromversorgung stellte schon zu Sowjetzeiten ein großes Problem der Millionenstadt dar und ist heute immer wieder ein Problem. Ebenso stellen die Stromversorger Nowosibirsks einen großen umweltbelastenden Faktor dar.
Bildung
In Nowosibirsk bestehen zum heutigen Zeitpunkt 13 Hochschulen, wovon 11 Hochschulen in der Wissenschaftsstadt Akademgorodok angesiedelt sind, während in Nowosibirsk selbst nur zwei Hochschulen bestehen. Deshalb befindet sich auch eine der zwei Universitäten Nowosibirsks in der Stadt selbst, während die andere in Akademgorodok zu finden ist. In Nowosibirsk ist ebenfalls das große Konservatorium situiert, und hier besteht der Sitz der Sibirischen Sektion der Akademie der Wissenschaften Russlands.
In der Stadt vorhandene weiterführende Bildungseinrichtungen
- Fakultät der Staatlichen Handelsuniversität Moskau
- Filiale der Staatlichen Universität Tomsk
- Filiale des Instituts für Unternehmertum und Recht Moskau
- Filiale des Ökonomisch-Juristischen Instituts Tomsk
- Institut für Soziale Reabilitierung der Staatlichen Technischen Universität Nowosibirsk
- Neue Sibirische Universität
- Geisteswissenschaftliches Institut Nowosibirsk
- Institut für Ökonomie und Management Nowosibirsk
- Klassisches Institut Nowosibirsk
- Militärinstitut Nowosibirsk
- Staatliche Agraruniversität Nowosibirsk
- Staatliche Akademie für Architektur und Kunst Nowosibirsk
- Staatliche Akademie für Ökonomie und Verwaltung Nowosibirsk
- Staatliche Akademie für Wasserstraßenverkehr Nowosibirsk
- Staatliche Medizinakademie Nowosibirsk
- Staatliche Pädagogische Universität Nowosibirsk
- Staatliche Technische Universität Nowosibirsk
- Staatliche Universität Nowosibirsk
- Staatliche Universität für Architektur und Bauwesen Nowosibirsk
- Staatliches M.-I.-Glinka-Konservatorium Nowosibirsk
- Technologisches Institut Nowosibirsk der Staatlichen Akademie für Leichtindustrie Moskau
- Technologisches Institut Nowosibirsk der Staatlichen Universität Moskau für Design und Technologien
- Russisch-deutsche Universität
- Sibirische Akademie für Staatsdienst
- Sibirische Staatliche Akademie für Telekommunikation und Informatik
- Sibirische Staatliche Geodäsieakademie
- Sibirische Staatliche Universität für Verkehrsverbindung
- Sibirische Unabhängige Universität
- Sibirische Universität der Verbraucherkooperative
- Sibirisches Institut für Finanz- und Bankwesen
Kultur
Das kulturelle Leben Nowosibirsks findet hauptsächlich in den 6 Theatern statt, unter denen das wohl bekannteste das Akademische Opern- und Ballett-Theater ist. Weiterhin gibt es in Nowosibirsk ein Heimatmuseum sowie ein relativ neues Museum der Geschichte und Kultur der Völker Sibiriens. Das geologische und zoologisches Museum Nowosibirsks genießt Weltruhm.
Nowosibirsk ist das Kulturelle Zentrum Sibiriens und ein wichtiger Stadort von Theater und Musik in Russland. Die 8 professionellen Theater in Nowosibirsk rekrutieren ihre Mitglieder von der berühmten „Glinka“, dem Staatskonservatorium, von der Ballettschule und der Theaterschule in Nowosibirsk und dem Musikkolleg. International berühmt ist auch das „Academic Orchestra of Symphony Music of Novosibirsk State Philharmony“, geleitet von Professor Arnold Katz, der 1994 zum „Mann des Jahres“ ernannt wurde und 1998 den Staatspreis Russlands erhielt, unter 13 anderen Musiktruppen an der „Novosibirsk State Philharmony“,gegründet am 1. Januar 1937. Eine weitere Besonderheit von Nowosibirsk ist die Geigenschule, die internationale Größen wie Anton Barachowski, Wadim Repin und Igor Konowalow hervorbrachte.
Die Kunstgalerie in Nowosibirsk hat ebenfalls Weltruhm. Hier sind neben 6000 anderen Bildern und Kunstwerken die Bilder von Nicholas Roerich, einem berühmten russischen Maler, ausgestellt.
Sehenswürdigkeiten
Zu den großen Sehenswürdigkeiten Nowosibirsks zählt der zu Anfang des Jahrhunderts gebaute Bahnhof im Zentrum der Stadt, einer der größten seiner Art in Russland, vor dem auch der Busbahnhof zu finden ist. Die acht professionellen Theater, von denen sechs die bereits erwähnten Theater sind, sowie die große Oper und das Balletthaus stellen ebenfalls einen großen Teil der Sehenswürdigkeiten von Nowosibirsk dar.
Geschichte
Die Geschichte von Nowosibirsk steht in engem historischem Zusammenhang mit der Erschließung Westsibiriens und dem Bau der Transsibirischen Eisenbahn.
Alexander III. begann im späten 19. Jahrhundert mit dem Bau der Transsibirischen Eisenbahn (1890–1900), um eine interne Verkehrsverbindung zum Anschluss der sibirischen Region mit ihrem Reichtum an Bodenschätzen an Moskau und Westrussland zu gewährleisten. Die Verbindung sollte an der alten Stadt Kolywan den Fluss Ob überqueren, jedoch wurden die Pläne geändert, so dass die Brücke bei dem kleinen Dorf Kriwoschokowo errichtet wurde. Da hierzu sehr viele Eisenbahnarbeiter notwendig waren, entstand schnell die Siedlung Nowonikolajewsk direkt in der Nähe der Brücke. Der Name steht in Beziehung zu Zar Nikolaus II.. Das offizielle Gründungsdatum ist die Grundsteinlegung der Brücke mit einem Gottesdienst am 20. Mai 1893. Im Frühjahr 1897 wurde die Brücke für den Verkehr geöffnet, der Bahnhof mit Infrastruktur bestand schon. Da die umliegenden Siedlungen diese Möglichkeit schnell für den Transport ihrer Güter über größere Entfernungen nutzten, fiel die neue Siedlung nicht wüst, sondern erweiterte sich zusehends und wuchs zu einer großen Stadt. Nowonikolajewsk hatte zu diesem Zeitpunkt bereits 7.800 Einwohner. Im Dezember 1903 bekam Nowonikolajewsk den offiziellen Status als Stadt. Inklusive der Bevölkerung der Umgebung hatte die Stadt jetzt schon 22.000 Einwohner. 1906 wurde die erste sibirische Bank in Nowonikolajewsk gegründet. 1915 waren es schon 5 Banken. Schnell wurde die Stadt das Finanz- und Handelszentrum der Region. 1907 bekam sie alle Rechte auf Selbstverwaltung zugesprochen. Die Einwohnerzahl betrug inzwischen 47.000. Kurz vor der Oktoberrevolution hatte die Stadt bereits 80.000 Einwohner und war die größte Industriestadt, die nicht allein im Agrarsektor industriell entwickelt war, mit mehr als 40 Schulen, Kinos, einer Hochschule, einer Schiffswerft und mehr als 8 Kirchen. 1917 übernahmen Arbeiter und Soldaten die Stadt. Nowonikolajewsk wurde ein wichtiger strategischer Punkt für die Armee Koltschaks (500.000 Soldaten) in den Bürgerkriegsunruhen, wurde jedoch 1919 von der Roten Armee erobert. Die Brücke wurde zerstört, und die Stadt litt unter den Folgen des Bürgerkrieges. Cholera, Typhus und andere Epidemien kosteten Tausenden das Leben. Nowonikolajewsk war in der für die UdSSR schwierigen Anfangszeit eine der wenigen Städte, in denen es an nichts fehlte. 1921 wurden unter Lenin Verwaltungseinrichtungen von Omsk nach Nowonikolajewsk verlagert, und die Stadt wurde die Hauptstadt der Region. 1926 wurde die Stadt auf Wunsch der Einwohner in Nowosibirsk (frei übersetzt „Neues Sibirien“) umbenannt, wie sie auch heute noch heißt. Unter Stalin veränderte sich die Stadt und wurde hauptsächlich zu einem Industriezentrum. Als Handelszentrum verlor sie an Bedeutung. Viele der neuen Industriezweige hatten ihren Schwerpunkt im Agrarsektor. Während der Hungerperiode 1932–33 kamen mehr als 170.000 Flüchtlinge nach Nowosibirsk und ließen sich in Slums am Rande der Stadt nieder, die heute große Stadtteile sind. Zwischen 1940–42 wurden mehr als 50 industrielle Fertigungsanlagen von Westrussland nach Nowosibirsk verlagert, und die Stadt wurde ein Rüstungszentrum der Roten Armee. Mehr als 140.000 Flüchtlinge hielten sich zeitweilig in der Stadt auf. Zwischen 1915 und 1945 entstanden mehr als 26 Militärkrankenhäuser in Nowosibirsk. Nowosibirsk wurde zum Hauptverkehrsknotenpunkt Sibiriens als Verbindung zwischen West und Ost. 1943 wurde die sibirische Abteilung der Akademie der Wissenschaften in Nowosibirsk eröffnet. Ab diesem Zeitpunkt ist Nowosibirsk auch die wichtigste Bildungsstätte Sibiriens. 1954 wurde die Straßenbahn gebaut, Nowosibirsk hatte 287.000 Einwohner. 1955 wurde die Hauptbrücke über den Ob, die „Kommunalni-Brücke“, gebaut.
Mitte der 50er Jahre wurde der Ob-Stausee (1070 km² Fläche, 8,8 Mrd. m³ Stauinhalt) zum Zweck der Stromgewinnung (ca. 400 kWh) gebaut. Dies hatte weitere, neben der starken Industrialisierung, Umweltprobleme zur Folge. Erosion, aufgrund vernichteter (überfluteter) Wälder, Überflutungen und Hochwasser traten auf. An den Ufern des Ob-Stausees wurde 1957 Akademgorodok, die Stadt der Wissenschaft, errichtet (ca. 30 km südlich von Nowosibirsk) und wurde Zentrum der sibirischen Abteilung der Akademie der Wissenschaften. Dort entstanden innerhalb kürzester Zeit 14 Forschungseinrichtungen und Universitäten, quasi eine neue Stadt. Anfang der 60er Jahre erreichte Nowosibirsk eine Größe von mehr als eine Millionen Einwohnern. 1979 wurde mit dem Bau der Metro begonnen, eröffnet wurde die erste Linie 1985.
Weblinks
- http://alenos.piranho.de/regionen/novosibirsk.htm – detaillierte Infos über Novosibirsk und die Region
- http://nsk.ru/
- http://www.vn.ru/
- http://www.ngs.ru/
- http://www.novosib.ru/